Flugzeuge beobachten Newton Reflektor

  • Hallo allerseits. Ich würde mir in nächster Zeit sehr gerne ein Teleskop anschaffen. Dabei liegt der Fokus selbstverständlich bei der nächtlichen Observation des Sternenhimmels. Mir als Laie schienen Teleskope welche mit dem System Newton Reflektor arbeiten am interessantesten. (Ein mögliches Modell wäre das Omegon advanced 150/750.) Da ich aber zudem auch grosser Flugzeug-Enthusiast bin frage ich mich, ob damit auch eine Beobachtung von Flugzeugen am Tag (ca. 2500m über Grund, Landeanflug) möglich und sinvoll wäre? (Sind die dann scharf oder wie muss man sich das vorstellen)? Tut es einem Reflektorteleskop überhaupt gut wenn es am Tag betrieben wird?

    Besten Dank!





  • Hallo romulus remus,


    grundsätzlich wird das schon funktionieren, allerdings besser mit einer Dobson-Montierung, die Du frei nachführen kannst.


    Dem Teleskop macht der Tagesbetrieb sicher nichts aus,

    ABER: Du müsstest höllisch aufpassen, dass Du in Deiner Flugzeugbegeisterung Dein Teleskop nicht versehentlich gegen die Sonne hältst.

    Dann hast Du bleibende Augenschäden. Daher rate ich Dir von Deiner Idee grundsätzlich ab, es sei denn Du kannst sicherstellen,

    dass Du immer mit der Sonne im Rücken beobachtest.


    Ich kann Deine Flugzeugbegeisterung ein Stück weit nachvollziehen:

    19km von meinem Fenster aus ist ein Stück Landeschneise vom STR bei Betriebsrichtung West zu sehen.

    Bei gutem Wetter teste ich da gerne mal die Möglichkeiten meiner Teleobjektive, z.B. des Sigma Zooms bei 600mm Brennweite.

    Schon erstaunlich, welche Details da manchmal sichtbar werden...

    Und dank https://www.flightradar24.com weiss man immer, wann sich das Spechteln lohnt.


    Wenn Du nicht zwingend auf Flugzeuge abonniert bist: Hier im Forum gibt es ein paar Kollegen, die mit ihren Teleskopen Jagd auf die ISS machen.

    Einfach mal die Forumssuche nutzen.


    CS Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

  • Niedrigste Vergrößerung, ultra weites Gesichtsfeld geht (ginge) bei uns. Etwas mehr Entfernung, dann ginge es besser. Fliegen hier wenige 100m entfernt drüber. Nachführen geht nur hakelig, weil die doch noch schnell sind.


    Mußt allerdings befürchten, daß Du mit niedriger Vergrößerung und groooßer Austrittspupille tags den Schatten des Fangspiegel im Okular tanzen siehst.


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Bruderpaar,


    Da ich aber zudem auch grosser Flugzeug-Enthusiast bin frage ich mich, ob damit auch eine Beobachtung von Flugzeugen am Tag (ca. 2500m über Grund, Landeanflug) möglich und sinvoll wäre? (Sind die dann scharf oder wie muss man sich das vorstellen)?

    ...wie groß ist dein Zeitfenster in dem du den Flieger sehen kannst?

    ....2, 3, 5min? oder gar nur 90 sek.?

  • Hallo Bruderpaar,


    ...wie groß ist dein Zeitfenster in dem du den Flieger sehen kannst?

    ....2, 3, 5min? oder gar nur 90 sek.?

    Meist sehe ich die Flugzeuge von Norden her ca. 30s kommen, ehe sie dann direkt oben drüber fliegen. Über dem Beobachtungspunkt drehen sie richtung Westen und fliegen ca. 2‘ in diese Richtung, dann drehen sie erneut richtung Nordwest und fliegen da noch etwa 45s ehe sie dann hinter einem Wald versinken.


    Vielen Dank allen für die schnelle und detaillierte Rückmeldung! Das ist ja ein riesen Luxus.


    Bezüglich der Sonne ist es zum Glück so, dass sich das Zeitfenster in welchem dieser Approach ausgeführt ist ca. Morgens um 6-7 und Abends von 6-10 so ist. So werde ich nur am Abend auf die Sonne aufpassen müssen…


    Lg & schönen Abend

  • Hallo Romolus,


    ich finde einen Newton nicht optimal für Tagesbeobachtungen. Zum einen ist das Bild im Okular seitenverkehrt und auf dem Kopf und je nach Position des OKulars auch noch etwas seitlich verdreht. Dann schaust Du oben seitlich rein, was zum Nachführen nicht wirklich praktisch ist. Das ist aber Übungssache. Am gravierendsten finde ich aber, dass ein Newton "tagblind" ist. Konstruktionsbedingt kann man in einen Newton keine Streulichtblenden einbauen. Dadurch fällt jede Menge Licht von vorne seitlich mit in die Optik, was für ein flaues, kontrastarmes BIld sorgt.


    All diese Nachteile hättest Du bei einem Refraktor nicht. Du sitzt hinter dem Teleskop, mit einem Amiciprisma als Umlenkoptik vor dem Okular ist das Bild seitenrichtig und aufrecht und Streulichtblenden im Tubus sorgen für ein deutlich kotrastreichers BIld. Die Nachteile des Newtons am Tag kommen bei der astronomischen Beobachtung nicht zum tragen. Im Weltraum gibt es kein oben und unten und es ist dunkel, wodurch es kein Streulichtproblem gibt.

    Ein Dobson (Newton auf einer Kastenmontierung vom Dobson-Typ) ist ein tolles Teleskop zum Einstieg und wenn der Schwerpunkt bei der Astronomie liegen soll meine klare Empfehlung. Damit Flugzeuge beobachten ist definitiv einen Versuch wert und geht auch prinzipiell. Aber es wird eventuell nich so gut funktionieren, wie Du Dir vielleicht erhoffst.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Für die Beobachtung irdischer Objekte sind astronomische Teleskope meist nicht so geeinet. Bei Refraktornen steht das Bild normalerweilse auf dem Kopf, beim Newton Spiegel kommt eine 90 Grad Ablenkung dazu, Für die Beobachtung von Flugzeugen scheint mir dies ungünstig.


    beste Grüße


    Thomas


    p.s. sorry, das hat sich mit Marcus Antwort überschnitten

  • Am gravierendsten finde ich aber, dass ein Newton "tagblind" ist. Konstruktionsbedingt kann man in einen Newton keine Streulichtblenden einbauen.

    Hallo Markus, dem kann ich nicht zustimmen. Sehr wohl kann ein Newton Streulichtblenden haben. Bei den normalen Volltubus- Newtons wirkt der Tubus und der Okularsauzug als Blende, der Tubus darf nur nicht zu kurz sein. Ich habe schon oft auch am Tage mit verschiedenen Newtons beobachtet. Mit richtig dimensionierten Streulichtblenden machen sie kontrastreiche Bilder. Unvergessen die legendäre Tagsichtung des Kometen Mc. Naught eine Handbreit neben der Sonne mit dem 4" Newton Finder oben links im Bild. Oder als dem National Geographic Reporter die Kinnlade runterfiel, weil selbst mein total offen gebauter 6" Reisedobson weit mehr Details am Kalabusch Affen zeigte als sein High End Leica Spektiv.


    Das Bild ist im Newton um 180° gedreht, also auf dem Kopf, aber nicht spiegelverkehrt. Das ist genau wie im Refraktor oder Cassegrain ohne Zentispiegel. Der Zenitspiegel macht spiegelverkehrte Bilder.


    Ein Newton ist jedoch durch den 90° Einblick recht umständlich bei der Beobachtung von sich schnell bewegenden Objekten, erst recht wenn er auf einer parallaktischen Montierung steht. Das geht mit einem Dobson etwas besser.


    Romulus Remus, warum möchtest du eine klapprige parallaktische Montierung?

  • Hi,


    ich habe die gleiche Situation und versuche sie natürlich einzufangen.


    Die in 2km Höhe, schaffe ich kaum mit einem Fernglas auf Stativ vernünftig einzufangen, wenn sie weiter davon geflogen sind dann langsam schon.

    Mit meinem Refraktor jedoch erst vernünftig wenn sie schon mehr als 10km weggeflogen sind (oder auf mich zukommen und noch >10km weg sind.

    Aber direkt drüber, wenn ich den Piloten* fast schon erkennen könnte, bei 200x? und fast senkrecht über mir - völlig unmöglich.

    Mit Newton sollte es noch schlimmer sein, obwohl... 0x2 ist auch =0.


    Was geht sind die Flugzeuge in Reisehöhe, wenn sie Kondensstreifen ziehen. Dann richtet man das Teleskop grob auf den Streifen im Sucher,

    wechselt dann zum Okular, und spurtet dem Flugzeug nach. Das geht mit dem Teleskop.


    Für den beschriebenen Fall eignet sich ein frei gehaltenes Fernglas viel besser, wenns geht 10x oder 12x. Oder ein Spektiv um die 25x.


    LLAP!


    * 2000m / 200x = 10m scheinbarer Abstand!

  • Schau mal hier vorbei. Der Typ macht seine Aufnahmen mit einem etwas größeren Dobson.
    High Level Spotters | Riedlingsdorf | Facebook

    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo !

    Fliegende Flugzeuge habe ich noch nicht probiert, aber die ISS klappt gut.

    Theoretisch wäre das auch die Vorgehensweise bei Flugzeugen : Dobsonmontierung, Kamera auf Dauerfeuer (oder Video, falls hohe Videoauflösung möglich), mit dem Sucher Flieger anpeilen und mitziehen.

    Fokusieren ist sicher schwieriger als bei der ISS (klappt wunderbar am Mond), da musst Du sicher einiges ausprobieren.

    Viele Erfolg + cs

    Wolfgang

  • Vielen herzlichen Dank für die vielen Tips und Ratschläge.

    […]

    Ein Newton ist jedoch durch den 90° Einblick recht umständlich bei der Beobachtung von sich schnell bewegenden Objekten, erst recht wenn er auf einer parallaktischen Montierung steht. Das geht mit einem Dobson etwas besser.


    Romulus Remus, warum möchtest du eine klapprige parallaktische Montierung?

    Bezüglich dieser Aussage habe ich noch eine Frage: Meines Amateurwissens unterscheidet ja ein Teleskop des Typs Newton sich im Wesentlichen von einem Dobson darin, dass die gelieferte Montierung in der Preisklasse ~500.- eine Rockerbox statt eine parallaktische ist. Das heisst, ein Dobson z.B das Skywatcher 150/1200 könnte man Kaufen und für Himmelskörper und Flugzeuge zu brauchen probieren und dann später immer noch ein parallaktisches Stativ zukaufen. (Ich frage mich, ob man mit einer Rockerbox ein weiter entferntes Objekt wie den Saturn trotzdem einigermassen sehen kann oder ob das dann ruckelt wie gestört… Hat da jemand Erfahrung?)


    Lg Romulus

  • Bei mir wird das Moseltal überquert.

    Die Flugzeuge sehe ich z. T. fast vollständig von der Seite o. max. in einem etwa 10° Winkel von unten.

    Da ist das Zeitfenster, von der Entdeckung bis zum Verschwinden (je nach Anflugrichtung) ca. 90 bis 180 Sekunden.

    Mit'm Fernglas (8-u. 10-fach) ist das kein Problem...

  • Hallo Romulus,


    dir fehlen wohl noch die Begriffe. Hier eine Kategorisierung der Bauarten von Amateurteleskopen. Ein Teleskop nach Newton hat einen parabolischen Hauptspiegel und einen planen elliptisch wie eine Wurstscheibe geformten Fangspiegel, der das Licht um 90° umlenkt, damit man von der Seite reinschauen kann. So einen Newton Tubus kann man auf eine parallaktische Montierung (Achsen in R.A./DEC nach den Himmelskoordinaten), oder eine azimutale Montierung (Achsen in Az/Alt) setzen. Eine spezielle Ausführung der azimutalen Montierung ist die Dobson Montierung, nach John Dobson, der sie selbst treffend so definierte: "Held together by gravity and driven by joghurt power". Der Unterschied zwischen Newton und Dobson ist also etwa so wie der Unterschied zwischen Obst und Äpfeln :) . Das Stativ ist das Dreibein oder Säule unter der Montierung. Bei einem Dobson schrumpft es zu einer Bodenplatte, auf der sich alles bewegt.


    Ich frage mich, ob man mit einer Rockerbox ein weiter entferntes Objekt wie den Saturn trotzdem einigermassen sehen kann oder ob das dann ruckelt wie gestört… Hat da jemand Erfahrung?)

    Schau dir mal auf Bildern von Teleskoptreffen z.B. hier und hier an, welche Bauart wie weit vertreten ist. Wenn ein Dobson "ruckelt wie gestört" hat man ihn falsch gebaut (was durchaus gerade bei den Fernost Spanplattenmöbeln vorkommt). Der von dir verlinkte 150/1200 Dobson hat eine recht lange Brennweite und kann nur ein kleineres Feld zeigen, gut für Planeten, gut für kleinere und mittlere Deep Sky Objekte. Um Flugzeuge besser verfolgen zu können ist ein großes Gesichtsfeld (kleinere Vergrößerung) nützlich. Das ginge einfacher mit einem kleineren Dobson wie z.B. so einen 150/750. Noch einfacher wäre es mit einem Fernglas oder Spektiv z.B. mit 90° Einblick, damit man hoch am Himmel keine Genickstarre bekommt.


    Provokante Gegenfrage: Was ist so spannend daran, luftverpestende "eiserne Vögel" zu beobachten? :evil1:

  • Hallo Romulus,


    nach vierzig Jahren Planespotting weiß ich, dass man Flugzeuge am besten mit dem Fernglas beobachtet. Mir sind neulich zwei Flugzeuge auf FL 39 bei der Sonnenbeobachtung quer durch das Teleskop geflogen, das ging blitzschnell, keine Chance etwas genauer zu bestimmen.

    Vor ein paar Jahren gab es Spotter in Polen, die haben Flugzeuge auf diesen Höhen (über 35tsd Fuß mit Russenbüchsen fotografiert, was zwar imposant ausissah, aber keine richtig klaren Aufnahmen hergab. Die Nachführung ist da auch noch so eine Klippe, willst du es verfolgen.

    Kauf die lieber für günstiges Geld ein 15 oder 20x - Fernglas, dann bist du fein raus. Und wenn du noch ein Stativ hast, kannst du ja damit auch noch Sonne, Mond und Orionnebel anschauen.


    Ralf

  • Hallo Romulus,


    wie wäre es mit einem bildstabilisierten Fernglas? Ich habe ein Canon 15x50 IS, welches sowohl für astronomische Zwecke als auch für Beobachtungen bei Tageslicht (Wild, Vögel, Flugzeuge etc.) hervorragend geeignet ist. Vorteil: Du kannst verhältnismäßig hohe Vergrößerungen freihändig nutzen und benötigst somit kein Stativ. Hiervon gibt es auch eine Variante mit 18x, falls Dir 15x zu wenig sind ;)


    VG

    Andreas

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