Hilfe zur Kaufentscheidung mit Motorfokuseinheit

  • Grüß euch miteinander!


    Wie der Titel schon sagt, möchte ich mir meinen ersten Motorfokus für den Esprit 100 zulegen.

    Aber um nicht die Katze im Sack zu kaufen, möchte ich hier mal die erfahrenen Astrofotografen um Rat und Erfahrungen bitten.


    Was sind meine Anforderungen?

    Ich möchte ihn gerne Mobil wie zuhause, mit und ohne NINA, verwenden können.

    Er soll mindestens 3kg (QHY268m plus Filterrad) im Zenit halten können.

    Softwaremässig können doch eh alle Filteroffsets einstellen, denk ich.


    Im Netz findet man nicht viel Reviews, jedoch hier einen wo ich auch nicht ganz schlau draus werde:

    Sesto Sesnso vs ZWO EAF Review - Equipment (No astrophotography) - Cloudy Nights
    Sesto Sesnso vs ZWO EAF Review - posted in Equipment (No astrophotography): I had a question of which motor focus was more suitable for me and tested them…
    www.cloudynights.com


    Nach dem ich mir diese Motorfokusierer angesehn hab, bin ich auch noch auf die grossen 3Zoll Mikrofokussierer aufmerksam geworden.

    Zb PLL Esattooder Pegasus Astro Prodigy.

    Was mir zusätzlich Kopfzerbrechen macht, ist dass man von einem ruckeln liest oder von nicht halten können der Kamera gegen die Schwerkraft.

    In wie weit ist das wahr?


    Nun zu meiner eigentlichen Frage: Was brauch ich wirklich und hält auch das was es verspricht?

    Wie sind da eure Erfahrungen und was verwendet ihr?


    CS Niko

  • Wenn es dir hilft, verwende ich nichts davon...


    Ich habe im Einsatz:

    Am TS Monorail Okularauszug den TS-Optics Motorfokus, entweder mit der mitgelieferten Handsteuerung oder mit dem Astro-Gadget Focus Dream (den TS-Motor, baugleich mit Synta/Skywatcher, hatte ich noch übrig, sonst gibt es auch ein Komplettset mit Motor von Astro Gadget). Wird direkt und fest an die Antriebsachse vom Okularauszug gebaut und ersetzt eines der Handräder; ich musste noch eine flexible Kupplungswelle besorgen und die Halterung selbst drucken. Stromversorgung wahlweise über USB oder über Batterie - in der FocusDream-Box ist ein Jumper, den man umsetzen muss. Mit Batterie/Netzteil läuft er schneller als mit Stromversorgung über USB, da ist einfach mehr Power dahinter :)


    Keine Möglichkeit für Temperaturkompensation; mag für Deep-Sky wichtig sein.


    Am SteelTrack den Baader SteelDrive (jeweils altes Modell); da habe ich zwei Befestigungsschrauben durch Rändelschrauben ersetzt, um den Motorfokus abbauen zu können, wenn ich visuell unterwegs bin (und um das Teleskop in seinen Transportkoffer zu bekommen). Der Baader ist nur über einen Zahnriemen mit dem Fokusrad verbunden, da ist die Demontage leicht. Das war mir wichtig, weil ein Motorfokus fotografisch toll ist und visuell nervig. Den Temperatursensor des Baader habe ich noch nicht ausprobiert - zurzeit fotografiere ich primär die Sonne.


    Beide Lösungen werden problemlos über einen Windows-PC via ASCOM oder die eigene Software gesteuert und haben auch noch eigene Handcontroller.


    Und am RASA 8 vom Verein läuft der Celestron Fokusmotor, der dir aber nichts bringt, weil er nur an Schmidt-Cassegrains passt. Der Vollständigkeit halber: Funktioniert ebenfalls einwandfrei per ASCOM oder eigener Software; es gibt aber keinen eigenen Handcontroller, dafür kann er über den Handcontroller von Celestron-Montierungen gesteuert werden.


    Mein Eindruck ist soweit, dass der Motor keine Probleme hat, solange der Okularauszug die Last hält. Er muss ja nicht viel arbeiten, du merkst ja selbst, wie schwer/leichtgängig der Okularauszug läuft. Um ZWO mache ich mittlerweile einen Bogen, die gehen mir zu sehr Richtung abgeschottetes System.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Nico,


    eigene Erfahrungen habe ich nur mit dem Focus Lynx am TEC 180, und die sind durchweg positiv. Keine Drift mit schwerer Kamera und schwerem Gutekunst-ADC plus Extender davor. Die Fokussiergenauigkeit verbessert sich wirklich spürbar. Wenn das Seeing einigermaßen gut ist, findet man wirklich den Punkt des perfekten Fokus, und der ist – selbst bei einem f/17-System – dem Empfinden nach ein einzelner Mikroschritt. Ein wesentlicher Grund dafür, dass das so genau geht, ist die völlige Erschütterungsfreiheit beim Fokussieren, wodurch man das Monitorbild (oder das Bild im Okular) immer perfekt beurteilen kann.


    Was ich noch nicht geschafft habe, ist das Trainieren des Systems mit dem Thermosensor. Für die DS-Fotografie ist es natürlich ein immenser Vorteil, wenn man den Fokus nicht andauernd kontrollieren und dadurch ohne Unterbrechungen belichten kann.


    Ob der PLL-Motorfokus ähnlich gut ist, kann ich Dir nicht sagen. Ich habe bisher nur Rohrschellen, Schienen und Klemmen von denen, und die sind auf sehr hohem Qualitätsniveau.


    CS, Jörg

  • Ich kann Dir nur meine Erfahrungen schildern hinsichtlich ZWO EAF 5V Version und 2 einfachen Arduino-basierten DIY Antrieben.


    Ich hatte zunächt die beiden Arduino-Antriebe mit sehr billigen Getriebemotoren (Spielzeugmotoren) gebaut.

    Diese haben 1:64 Untersetzungen und arbeiten auf 1:10 Untersetzungen der Fokusser am Newton als auch an einem SVBony 80/560mm Fokusser.

    Das machen sie leistungsmäßig völlig problemlos.

    Allerdings haben sie ein unpräzises Getriebe und starkes Backlash. Macht mir nichts, denn sie sind auf jeden Fall wesentlich präziser als die Nutzung einer Bahtinov-Maske.

    Hinzu kommt natürlich der Komfort-Gewinn.


    Zum Bau eines dritten Fokusserantriebs hatte ich dann gerade mal keine Lust und mir noch vor der Preiserhöhung einen EAF 5V Antrieb geholt für meinen TS EDPH II 60/247mm APO.

    Dieser hat ein eingebautes Getriebe und wirkt auf die 1:1 Seite des Fokusserantriebs. Er hat ein nicht merkbares, aber vorhandenen Backlash, welches aber über ein SW-Tool ermittelt und der Kompensationswert in die genutzte Astro-SW eingetragen wird. Das der Backlash nicht konstant ist, mag wahr sein, ist aber aus meiner SIcht meckern auf sehr hohem Niveau.

    Ich sehe hier den Vergleich zur Bahtinov-Maske.


    Beide Antriebe haben das Problem, dass sie aufgrund der Treiber nach 65000 "Ticks" (Pulskommandos) nicht weiterdrehen.

    Hat man also einen Auszug, den man ganz einfahren möchte und liegt der Fokus dann oberhalb von 65000 Impulsen, so kommt man da gar nicht in denselbigen.

    Ich habe aber meine Fokusser so eingestellt, dass ich sie zunächst ungefähr auf den Fokus einstelle. Dann habe ich sie ca. 1-2 cm ausgefahren und dort den Wert "0" als Start eingestellt.

    Dann reichen die 65000 Impulse, um den Foksusser über den Fokuspunkt hineinzubewegen, so dass sich auch alle möglichen Fokusänderungen, z.B. durch Einfügen von Filtern erfassen lassen.


    Ich betreibe alle Antriebe unter Linux. Beim ZWO EAF hatte ich das Problem, dass in Verbindung mit der Kamera (veTEC533 bzw. 571 + Koma-Korrektor/Flattener/Reducer), Guiding-Cam (ASI120) sowie GPS Receiver und Monti, der Gesamtstrom für den Antrieb nicht ausreichte und mußte hier über einen aktiven HUB gehen. Das sollte aber bei Anschluß an einen PC Port kein Problem sein.

    Ich sehe nicht, dass der ZWO Fokusser ein Problem hinsichtlich Abschottung ist. Der wird von ASCOM und INDI sowie nativ unterstützt.


    Fazit für mich:

    keine Probleme mit der mechanischen Last an keinem der Teleskope oder Auszüge.

    Hoher Komfortgewinn und sicherlich präziser als die Beurteilung des Fokus über eine Bahtinov-Maske

    beim ZWO EAF ist er mechansich sehr ausladent


    Grüße

    Hartmut


    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Ich besitze 3 ZWO EAF.

    Bei jedem einzelnen musste ich den Backlash sehr genau einstellen, damit das was taugt.

    Warum ist das so?

    Der EAF verfügt über ein eigenes internes Getriebe. Deswegen wird er auch NICHT an der Untersetzungsseite des Auszuges, sondern auf der anderen Seite angebracht. Der Sesto Senso von PLL bspw. muss am Untersetzungsgetriebe des Auzuges angebracht werden.

    Bedeutet folgendes:

    Strom weg = freies Bewegen möglich bei dem Sesto Senso, auch ein Durchrutschen ist hier möglich.

    Das interne Getriebe des EAF sorgt dafür, dass das nicht passiert. Bis man den "mitdreht", muss schon einiges passieren.


    Nachteil des EAF ist genau dieses interne Getriebe. Das hat natürlich einen nicht zu vernachlässigenden Backlash. Dieser muss SEHR (!) genau eingestellt werden, damit an schnellen Optiken und / oder kleinen Pixeln der Fokus funktioniert. Besonders kritisch wird dies, wenn es sich bei der Optik um ein Petzval Design handelt.

    Der EAF ist für seine Größe schwer. Er kann mobil problemlos mit dem ASIAIR eingesetzt werden, auch mit speicherbaren Einstellungen der Backlash Parameter. Man muss es also wirklich nur ein mal machen, die Werte werden im EAF abgespeichert. Selbst wenn ich ihn also demontiere und an ein anderes Teleskop baue, ist der Backlash immer noch korrekt eingestellt.


    Also ich bin im Prinzip von dem EAF überzeugt, auch wenn die Positionierung nicht immer 100% gleich ist - das wäre bei dem Getriebe auch etwas schwer zu realisieren. Wenn der Backlash eingestellt ist, funktioniert er problemlos bis etwa -5 Grad. Danach tut er sich etwas schwer.

  • Hallo Nico,


    Ich betreibe an meinen beiden Refraktoren zwei Lacerta MFOC unter NINA, einen mit Handcontroller und einen mit dem FMC Controller. Einer ist an meinem 130/910 und einer an meinem 80/480 montiert. Die MFOC erfüllen alle meine Anforderungen an Wertigkeit, Präzision, Lastaufnahme, Zuverlässigkeit etc. bestens. Keine Probleme bis jetzt. Die Präzision beträgt an meinen Auszügen etwa ein 1 Mikron (0,001mm). Die Temperaturdriftkompensation auf Basis der Daten des mitgelieferten Sensors kann autonom über den Handcontroller laufen. Die Einstellung kann auch in NINA vorgenommen werden (Schalter). Ich nutze aber im Advanced Sequenzer die NINA Funktion "Bewege Okularauszug nach Temp" und lasse die automatischen Kompensation nach jeder Aufnahme von NINA steuern, was ganz hervorragend funktioniert.


    Die automatische Fokussierung läuft wunderbar. Meine V-Kurven in NINA erreichen bei allen Temperaturen ausnahmslos R-Werte > 0,95, meistens 0,99. Ein Autofokusdurchgang dauert etwa 2 Minuten. Ich erreiche mit dem MFOC am 130/910 regelmäßig HFR-Werte von 1,7 - 1,9 für alle Filter außer Blau, der liegt immer 10% über den anderen.


    CS Peter

  • Danke euch allen für eure Erfahrungen!


    Wenn ich eure Erfahrungen so lese, komme ich zu folgendem Fazit:

    PLL Sesto senso = gut, geht aber besser

    ZWO EAF = gut aber probleme mit Getriebe

    TS Autofoc = Gut, leider keine Temp kompensation

    Der Lynx = Gut, gibt es eine Möglichkeit zum einbinden in NINA?


    Der Lacerta Mfoc gefällt mir hier noch am besseren. Temp korrigiert, NINA fähig als auch stand alone. Kompartibel mit MGEN.


    @ Pete_xl: Welce Mfoc Version hast du?



    Hab letztens auch gesehen, dass Pegasus Astro für den Prodigy eine Handbox auch anbietet- stellt sich nur die Frage, ob der auch NINA kompartibel ist.


    Vielen Dank , jetzt kann ich mir schon einen kleinen Überblick verschaffen.

    Hoffe auf noch einige Erfahrungen anderer Fotografen.


    CS, Niko

  • Hallo,

    Gibt es hier neues? Da ich eh einen neuen Auszug brauche, wäre die komplett motorisierten PrimaLuce ESATTO oder der PegasusAstro Prodigy eigentlich recht interessant. Beide sind zwar natürlich nicht billig, aber preislich dann auch wieder nicht teurer als ein Feathertouch mit einem externen Motor. Benutzt jemand einen dieser Fokusser?

    CS, Holger

  • Grüß Euch!


    Mittlerweile hab ich es mit dem Lacerta MFOC versucht.

    Als erstes Ziel hab ich mir gesetzt, ihn mal stand alone mit der DSLR zum laufen zu bekommen.

    Die Montage war einfach, das kalibrieren vom deltaT hab ich dann auch nach 4x Anleitung lesen gecheckt. - Läuft jetzt mit der DSLR super.


    In der letzten Neumondphase hatte ich dann die möglichkeit ihn mit der QHY 268m zu testen- und er hält die Monocam super im Fokus!!!

    Trotz Nichteinbundung ins NINA des MFOC waren die Binder immer scharf und die Korrekturen fallen während der Belichtung auch nicht wirklich auf.


    Nächstes Ziel ist dann also die Einbindung ins NINA.

    Aber fürs erste reicht mir diese Motorfokus Variante, die anderen Modelle verhindern mir nur die Finanzierung eines Tak!


    CS, Niko

  • Kleines Update


    Die Einbindung in NINA verlief einfacher als ich es mir vorgestellt hab.

    Die Erstellung der V Kurve und Eingabe der Parameter mit etwas Hilfe von Franks Videos klappte gut.

    Mittlerweile konnte ich Mitte Dezember und letzte Woche sogar schon einige Bilder belichten.


    CS, Niko

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