8" f/8 Jones-Herschel-Schiefspiegler - auf dem Weg zum ultimativen Planetenbino

Hallo zusammen,

ich möchte hier kurz mein aktuelles Lieblingsteleskop vorstellen für alle, die Freude an Fotos von Selbstbauten haben. Ich hoffe, die Bilder sprechen für sich! Die gleichen Aluträger 80x40x3 befinden sich übrigens auch unter der Terrasse - tragen aber auch gern den 8"-Spiegel und den 1,60 m entfernten Okularauszug. Die Hauptspiegelhalterung ist etwas massiv ausgefallen, dafür kann ich den Spiegel separat lagern und die Justage stimmt bei der nächsten Benutzung trotzdem noch.

Die Frage nach dem Sinn des Ganzen ist beim Hobby eigentlich überflüssig (Hauptsache es macht Spaß!), trotzdem ein paar Worte zur Motivation - warum baut man sowas?

1. Weil mir 4" Öffnung fürs Gartenspechtelplanetengerät doch zu wenig waren auf Dauer - immer wenn die Bedingungen gut sind, geht dem Vierzöller das Licht aus mangels Reserven bei der Vergrößerung
2. Weil 8" obstruktionsfrei schon eine Ansage sind und sich hier mit ein paar hundert Euro Einsatz das Äquivalent zu einem 8"-Apo bauen lässt
3. Weil der Jones-Schiefspiegler sich aus Kaufteilen zusammenstöpseln lässt und damit überhaupt eine realistische Chance auf Realisierung innerhalb begrenzter Zeit hat
4. Weil die AYOmaster als solide Basis vom 10"-Bino sowieso vorhanden war
5. Einfach weil es geht und so herrlich minimalistisch ist :)

Das Beobachten damit ist eine Freude, perfekt ist natürlich nix, angefangen bei Reflexionen vom blanken Aluträger über das Beobachterseeing bis hin zum notwendigen Tritt zum Draufsteigen, wenn es mal über 60° Höhe raufgeht. Aber das lässt sich alles noch ändern... fertig ist eh nie, siehe unten

Herzliche Grüße

Holger

Zitat von FRANK21

blöd ist aber das du noch lebst

Das hat mir jetzt auch noch keiner gesagt bisher...

Hallo Stefan,

Zitat von stefanruprecht

Jetzt das gleiche nochmal auf der anderen Seite der AYO, vier kleine elliptische Umlenkspiegel dazu und fertig wäre ein unschlagbares Planetenbino!

... wenn Du schon so kommst, kann ich das natürlich nicht unkommentiert stehen lassen. Wie heißt's bei den Fernsehköchen - ich hab da mal was vorbereitet

Ich glaub, die Justage wird ganz lustig.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo Andreas,

Danke! - Der Trick für die Prismenschiene ist ein M6-Gewindeschneider

Da Stefan schon so gut vorgelegt hat, hier noch ein Bild, was es mal werden könnte - ausdrücklich ohne geplantes Fertigstellungsdatum...

Herzliche Grüße, Holger

Hallo Alex,

Da kenn ich mittlerweile einige, die die Optik für den Jones rumliegen haben... falls Dich das tröstet

Beobachterseeing - so knapp am Ohr vorbei wie hier beim Herschel hat man sonst ja nicht. Das ist aber auch nur ein Verdacht, im weit extrafokalen Bild hab ich keine aufsteigenden Schlieren gesehen, zumindest mit dicker Jacke und Mütze nicht. Die Hand druntergehalten sieht man dagegen deutlich. Mit zusätzlichem Faltspiegel denke ich jedenfalls auch, dass es ok ist.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo zusammen,

nachdem ich mich selbst so schön unter Druck gesetzt habe mit der Vorstellung meiner Pläne hier (danke, Stefan - das wollte ich eigentlich vermeiden ) hier der aktuelle Fortschritt. Der 3D-Drucker war fleißig und hat zwei 3°-Keile für unter die Prismenschienen produziert - so geht's auch ohne CNC-Fräse. Hab dabei gelernt, wie man konstruieren muss, damit es einem nicht alles verzieht beim Drucken...

Die scheußliche Farbe ist die für Versuchsteile (die Nachfrage meiner Kinder danach hält sich doch in Grenzen), ich hoffe sehr, dass ich da nochmal ran muss

Ich drücke mich erst mal weiter vor der Ausdetaillierung der oberen Hälfte, indem ich an der Spiegelzelle weitermache... wird aber nicht ewig so weitergehen können. Plan ist, erst mal die zweite Hälfte des Binos auf- und dann die erste Hälfte umzubauen, so dass immer ein Jones einsatzbereit ist.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo Thomas,

Zitat von TGM

3D- Druck eröffnet offensichtlich viele neue Möglichkeiten, und wie bei allem ist zu Beginn nicht ganz klar wie viel Lehrgeld man zahlen muss,

danke für die einleitenden Worte zum Thema Lehrgeld - ich hab gestern und heute eine erste Umlenkeinheit konstruiert und gedruckt, die den Okularauszug und den ersten Faltspiegel aufnimmt:

Mit Aluwinkeln wäre das nicht so hübsch und bei meiner Ausrüstung vor allem nicht so passgenau geworden, angefangen beim nötigen Loch für den Okularauszug mit 1,5 Zoll, dazu drei Bohrungen auf einem Kreis mit 1,75 Zoll... So hab ich zum ersten Mal Muttern mit eingedruckt, das funktioniert prima - aber nur wenn man die Aussparungen noch ein Zehntel größer macht...

Außerdem lohnt es sich, die Teile, die dranpassen sollen, vollständig zu modellieren, das spart Nacharbeit mit dem Stechbeitel :

Und die Schichthaftung war auch schon mal besser. Und den Spiegel hab ich zwar eingefädelt bekommen, aber jetzt will er nicht mehr raus...

Aber egal, es tut erst mal und ich kann weiterbauen. Dann wird sich auch zeigen, ob die Schwerkrafthalterung des Spiegels gut genug funktioniert oder ich noch ein paar Magnete spendieren muss. Fortsetzung folgt...

Herzliche Grüße, Holger

Hallo zusammen,

-> Thomas, im Vergleich zu Alu ist der Kunststoff recht labbrig, auch weil man beim Drucken gern leichtgewichtet, um Zeit zu sparen... im Volumen habe ich nur 15% Füllgrad. Wirklich tragende Teile würde ich nur mit entsprechend großem Querschnitt drucken. Der Winkel, der beim Mono-Jones oben den Okularauszug trägt, ist schon grenzwertig mit dicken Okularen. Deshalb hier auch die etwas voluminösere Konstruktion. Wiegt immerhin 68,7 g - also deutlich weniger als die typische Reduzierung von 2" auf 1.25" aus Alu Ich muss aber gestehen, dass ich da gnadenlos experimentell rangehe und mir über E-Module, Wandstärken, Querschnitte keine unnötigen Gedanken mache - notfalls wird einfach nochmal gedruckt. Das ist ein schöner Luxus.

(Nachtrag: das E-Modul von PLA habe ich mit 2850 MPa angegeben gefunden - also Größenordnungen (Plural!) unter Alu)

-> Andreas, das Teil hier war mir schon komplex genug, ich werde das einfach alles wieder auf eine Platte setzen wie bei Mono-Jones auch und wie im CAD angedeutet. Ein großes 3D-Druckteil macht da vor allem Arbeit bei der Konstruktion, ohne dass es was bringt - die nötigen Justagefreiheitsgrade für die Justage lassen sich auf der Platte auch schön realisieren und die notwendige Genauigkeit für die Nicht-Freiheitsgrade gibt sie sowieso her. Wobei ich schon versuchen werde, die Platte zu teilen, damit das Bino in zwei handlichen Teilen transportiert werden kann. Von der Erfahrung mit dem 10"-Bino und dem Mono-Jones denke ich, dass ich ohne zusätzliche Verstrebung auskommen werde. Als Druckmaterial bin ich bei PLA hängengeblieben - irgendwann ist es mal Zeit für PETG, das ist eigentlich die bessere Wahl. Mir ist bisher nachts draußen aber noch kein Teil geschmolzen

-> Stefan, gegen den 2"-Okularauszug spricht vor allem, dass man den mit Kataloglinsen nicht mehr ausgeleuchtet bekommt - ich bin jetzt mit den Linsen mit 50 mm Durchmesser schon näher an die Feldebene ran als in anderen Entwürfen, und das reicht gerade so für die 1.25" ohne Vignettierung. Aber für Planeten ist das ok, und für große Austrittspupillen und Weitfeld hab ich andere Gerätschaften.

Danke euch und viele Grüße

Holger

Hallo zusammen,

Was macht der Vater am Vatertag? Er geht seinen Hobbys nach... Biertrinken gehört bei mir übrigens nicht dazu

Es geht vorwärts mit den Teilen, hier für die zweite Seite und jetzt auch gleich mit Aussparungen für die Kugellager des Okularauszugs:

Als nächstes werden dann die Sekundärspiegel auf ihre Halter aufgeklebt.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo Alex,

ich hab bei meinen Teleskopen die Evolution der Menschheit nachvollzogen - von Holz über Alu zu Kunststoff. Nur die Steinzeit hab ich ausgelassen

Als Material bin ich bei PLA hängengeblieben. Ein Sonnenteleskop würde ich damit nicht gerade drucken, aber sonst tut's. Wenn mir tatsächlich mal ein Teil wegschmilzt, ist das der Anlass, mal auf ein anderes Material wie PETG zu wechseln. Kann man ja jederzeit neu rauslassen.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo zusammen,

die Fertigungstoleranzen billiger Fangspiegel fordern ihren Tribut - während der erste problemlos zu montieren war, hat der zweite sich beim Einfädeln in die Umlenkeinheit so verkantet, dass er trotz Aufsägen des frisch gedruckten Teils (aua!) nicht mehr beschädigungsfrei rauszubekommen war. Bisschen Verlust gibt's halt immer:

Praktischerweise war in meinem Fundus ein weiterer Spiegel mit identischen Abmessungen. Also nochmal gedruckt, und die andere Seite auch nochmal mit besser zugänglichen Justierschrauben - jetzt komme ich an die Feinverstellung für horizontal und vertikal hin:

Metallbearbeitung von Hand ist echt Arbeit, wenn man gerade vom Drucken kommt. Die großen Umlenkspiegel sind jetzt jedenfalls aufgeklebt und trocknen vor sich hin. Abgesehen vom Erstaufbau (durch Hinbiegen bzw. Drehen um den Anschraubpunkt) will ich diese nach aktuellem Plan nicht für die Justage verwenden:

Soweit von der Baustelle, jetzt wird's Zeit, dass die zweite Spiegelzelle fertig wird.

Herzliche Grüße, Holger

Hallo zusammen,

Nach langer Pause geht es weiter - hier entsteht eine Bohrschablone für die Grundplatten, die Umlenkspiegel, Linsen und Okularauszüge tragen werden.

Das war die einfachste Möglichkeit, die Maße aus dem CAD genau auf Siebdruckplatte übertragen zu bekommen. Eine gedruckte Grundplatte wäre auch möglich, aber zu labbrig.

Passt auch alles, sieht gut aus soweit:

Herzliche Grüße, Holger

Hallo Martin,

das sind zwei Linsen von OptoSigma, SLB-50-220PM (plankonvex mit 220 mm Brennweite) und SLB-50-250NM (plankonkav mit -250 mm Brennweite). Damit kannst Du einen (jeden) Standard-Newtonspiegel korrigieren, wobei er nicht schneller als f/7 sein sollte. Spiegel mit 6" f/8 und 8" f/8 gibt es von der Stange zu kaufen.

Andere Designs und mehr dazu von Ed Jones persönlich: https://opticaleds.com/unusual-telescope-designs/chiefs/

Herzliche Grüße, Holger