M57 Ringnebel mit 76/700, Kampf mit der Gradienten-Entfernung

  • Hallo zusammen,


    Der Ringnebel in der Leier ist für 76/700 nicht ganz so prickelnd und erinnert eher an die Pale Blue Dot Aufnahme, die Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometer von der Erde gemacht hat, bevor sie das Sonnensystem verlassen hat. Aber man kann ja auch einmal nicht ganz so gelungene Aufnahmen zeigen, außerdem vergrößert sich zumindest die (meines Wissens) einzige Sammlung von Deepsky Aufnahmen mit dem Tchibo Torpedo um ein weiteres Bild.


    Jedes Bild hat seine besondere Herausforderung in diesem Fall war es das Entfernen der Gradienten, da M57 so klein ist, dass es beim Gradienten entfernen als Stern erkannt wird (meine Theorie) und das Programm viele Farben entfernt und wenig mehr als ein überbelichteter weißer Fleck bleibt, dafür geht das Bild dann schon fast als offener Sternhaufen durch.


    Gerne hätte ich das Ergebniss nach Gradientenbearbeitung zur Weiterbearbeitung benutzt, aber bei M57 war farblich nicht mehr viel zu machen. Deswegen habe ich mich darauf beschränkt das Bild mit den entfernten Gradienten als Ebenen Maske im Hintergrund zu benutzen, wobei M57 selbst komplett schwarz eingefärbt wurdet und dann mit Farben->Werte sowie Belichtung die Sterne des Originalbilds gemäß der Gradienten Ebenenmaske zum Leuchten zu bringen.


    Aufnahmedatum: 16.06.2022 00:35:00


    Teleskop: Bresser Venus 76/700

    Kamera: Zwo Asi 120 MC


    Frames: 783

    Belichtungszeit: 6 sec

    Gain: 285

    Farbraum: RAW16


    Bearbeitung: Fitswork, Siril, Gimp


    Deshalb gilt, wer Gradienten findet, darf sie behalten. Wie immer sind Kritik und Anregungen willkommen.


    cs


    Peter

  • Hallo Peter,


    ich finde, auch Aufnahmen bei denen das Objekt nicht formatfüllend ist, durchaus reizvoll. Man sieht, wie der Ringnebel einsam im Raum schwebt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Fokus so richtig getroffen wurde. Was dein Problem mit dem Gradienten anbelangt - mit welchem Programm hast du denn versucht diesen zu entfernen.?


    Hast du es schon mal mit GraXpert versucht. Ich habe dieses ohne Schnickschnack über das Jpeg-Bild laufen lassen (was natürlich nicht ideal ist) und es konnte den Gradienten sehr gut entfernen. Ich hab mir erlaubt, das Ergebnis anzufügen. Ich finde das GraXpert insgesamt einen guten Job macht und kann es nur empfehlen.



    Viele Grüße

    Joachim

  • Hallo Peter


    bevor du dich mit Gradienten beschäftigst, solltes du dich um die Schärfe und /oder Nachführung

    bei der Aufnahme kümmern.

    Der Zentralstern in M57 scheint mir doppelt?

    Ansonsten nicht so stark vergrößern; dann mag ja das Bild recht passabel sein.

    700m Brennweite erfordert auch ein geringes Seeing.


    Weiterhin viel Erfolg.


    VG +CS

    Dieter

  • Danke für eure Rückmeldungen, die mir sehr wertvoll sind um meine Kenntnisse in die richtige Richtung zu entwickeln.

    ich finde, auch Aufnahmen bei denen das Objekt nicht formatfüllend ist, durchaus reizvoll.

    Hallo Joachim, Finde ich eigentlich auch, deswegen mag ich auch die Aufnahme von Voyager 1, die als "the pale blue dot bekannt ist"

    Hast du es schon mal mit GraXpert versucht.

    Danke für deine Nachbearbeitung. Ich benutzte sowohl GraXpert als auch Siril. GraXpert soll ja eigentlich nur der extrahierte Programmteil aus Siril sein.

    Beide liefern ähnliche Ergebnisse. Bisher habe ich eigentlich immer das Stacking Ergebnis als Fits Bild zum Gradienten entfernen benutzt. Habe mich jetzt

    auch nochmal an meinem Original PNG versucht und ein besseres Ergebnis erhalten. Allerdings kommen nicht so viele Sterne zum Vorschein, wie in meinem oben

    gezeigten Bild das auf der Basis der FITS Datei bearbeitet wurde.


    bevor du dich mit Gradienten beschäftigst, solltes du dich um die Schärfe und /oder Nachführung

    Hallo Dieter, Hätte ich das nur einmal gemacht, hätte ich mir viel Zeit für die Bearbeitung erspart. Die Aufnahme ist von Juni 2022, mittlerweile habe ich dazu

    gelernt und benutze zur Fokusierung nicht mehr die “Auto” Ansicht von Sharpcap, sondern eine größere Ansicht (ab 50%) die eine Beurteilung des Fokus

    einfacher macht, in Kombination mit der ebenfalls implementierten Bahtinov Maske.

    ich denke auch, der Fokus ist nicht richtig getroffen.

    Hallo Mira, Da bin ich ganz deiner Meinung, sieht eigentlich ein Blinder mit dem Krückstock, nur ich nicht, da war ich wieder etwas zu huddelig und nachlässig, ich gelobe Besserung. Eigentlich hätte ich das sehen müssen, aber auf der Version mit den entfernten Gradienten fällt das nicht ganz so auf wie auf dem Bild des reinen Stacking Ergebniss. Wobei mir aufgefallen ist, das nach dem Entfernen der Gradienten auch die Sterne ein wenig “aufgebläht”, also größer werden. Mittlerweile brauche ich ungefähr 10 bis 20 Minuten, bevor ich mit der Fokusierung zufrieden bin und mit der Aufnahme beginne.


    “im Zentrum von M57 gibt es zwei hellere Sterne”

    m Zentrum von M57 gibt es zwei hellere Sterne

    Wenn ich mir das Bild in Stellarium anschaue, gibt es sogar vier Sterne innerhalb des Ringnebels.


    Übrigens, was deinen Hinweis auf Fitswork in meinem letzten Beitrag angeht, verwende ich Fitswork bereits zum Stacken, da ich hier im Vergleich zum

    Livestack, Sirilstack und DeepSkyStacker die meiner Meinung nach besseren Ergebnisse erreiche. Zur Zeit experimentier ich gerade mit ASTAP.



    Meine Erfahrungen aus diesem Beitrag.

    - fokusiere sorgfältiger, lieber 10 Minuten mehr darauf verwenden, als 2 Stunden in der Kälte stehen um unbrauchbares Bildmaterial zu produzieren.

    - prüfe vor der weiteren Bearbeitung ob das Bildbearbeitung auch erfolgversprechend ist bevor du Zeit verschwendest

    - Lösche solche Session am besten auf der Festplatte, du wirst sonst immer wieder erfolglos versuchen zu einem guten Ergebnis zu kommen.


    Ich habe jetzt noch Bildmaterial vom 20.06.2022 gefunden, allerdings mit zwei Sessions. Der Fokus scheint dort besser getroffen.


    cs


    Peter

  • Servus Peter,


    ich bin zwar relativ spät dran, was zu schreiben (Mann, was ist hier für eine Dynamik...), ich hätte aber auch primär den suboptimalen Fokus angemerkt.


    Auf der anderen Seite: visuell hast du keine Chance, den Zentralstern, geschweige denn, den noch etwas schäwcheren Feldstern im Nebel zu erkennen. Du hast diese schwachen Sterne aber trotz suboptimalem Fokus mit deinem "kleinen Besteck" nachweisen und fotografieren können. Was macht da ein Bisserl ein Gradient oder ein letztes Farbrauschen schon aus?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Servus Christoph,

    Was macht da ein Bisserl ein Gradient oder ein letztes Farbrauschen schon aus?

    Da bin ich (neudeutsch) ganz bei dir, ich betreibe hier ja keinen Wettbewerb nach dem Muster, höher, schneller, weiter, sondern freue mich auf jede passable Aufnahme, die mir das Tchibo vom Nachthimmel pflückt. Trotzdem, finde ich, gebietet es die Höflichkeit gegenüber den Mitforisten nicht jedes (du bist Bayer und verstehst das) gschlamberte Ergebnis zu präsentieren und ein wenig Sorgfalt walten zu lassen, gleiches gilt übrigens auch für das Verfassen von Kommentaren und diese nochmal zu lesen bevor man posted.

    Selbst wenn die Reise mit Tchibo demnächst zu Ende geht, werde ich es immer wieder einmal in den Nachthimmel richten.


    cs


    Peter

  • Hallo Peter,


    wie fokussierst du denn? Ich kann nur für mich sprechen, aber ich nutze immer eine Bahtinov Maske, gehe zu einem hellen Stern, und lasse mir dann durch Sharpcap anzeigen (diese Schärfe-Hilfs-Tools, geht glaube ich auch bei anderen Programmen), wie mittig der mittlere Strahl, der am Stern ja durch die Bahtinovmaske entsteht, wirklich ist. So fokussiere ich bei allen meinen Aufnahmen bisher und diese Methode hat mich noch nicht im Stich gelassen. Natürlich kannst du auch andere Hilfsmittel nehmen. Sharpcap kann dir auch anzeigen, wann die Sterne beim fokussieren am kleinsten (also am schärfsten) sind. Da habe ich selbst aber trotzdem immer mal Probleme bei, daher lieber die Maske.


    Viele Grüße

    Mira

  • wie fokussierst du denn? Ich kann nur für mich sprechen, aber ich nutze immer eine Bahtinov Maske

    Hallo Mira, wie oben erwähnt, benutze ich auch die Bahtinov Maske unter dem Menüpunkt Tools.

    gehe zu einem hellen Stern

    Ich gehe aber nicht extra zu einem hellen Stern, sondern benutze die Sterne des aktuellen Ausschnitts zur Analyse. Welchen Stern Sharpcap dann zur Analyse verwendet, entscheidet das Programm ja selber, oder gibt es die Möglichkeit einen Stern innerhalb des aktuellen Ausschnitts individuell auszuwählen. Für eine endgültige Beurteilung verwende ich dann nicht die "AUTO" Einstellung von Sharpcap, da diese für eine Beurteilung zu klein ist, sondern wähle irgend etwas im Bereich um 50%. In dieser Ansicht, sieht man dann sehr schön wie die Sterne aussehen, ob sie eierförmig sind oder Donuts zeigen u. a.

    Sharpcap kann dir auch anzeigen, wann die Sterne beim fokussieren am kleinsten (also am schärfsten) sind.

    Diesen Funktion kenne ich nicht und kann sie in der Menüauswahl unter Tools auch nicht finden, kannst du mir sagen wo sich diese versteckt.



    lg


    Peter

  • Hallo Peter,

    benutze ich auch die Bahtinov Maske unter dem Menüpunkt Tools.

    Stimmt, habe ich irgendwie übersehen.. Ist jetzt eine blöde Frage, aber du hast auch darauf geachtet, dass die Werte möglichst nah an 0 sind? Umso näher, desto mehr in der Mitte ist der mittlere Strahl der Bahtinovmaske ja. Durch das Seeing verändert sich der Wert natürlich immer ein wenig. Natürlich auch an dem Graph sichtbar.

    Ich gehe aber nicht extra zu einem hellen Stern, sondern benutze die Sterne des aktuellen Ausschnitts zur Analyse

    Mit der benannten Bahtinov Methode würde ich einen hellen nehmen damit die "Strahlen" möglichst lang sind und Sharpcap das besser erkennt (so meine Theorie). Und dann auch nur diesen einen hellen Stern im Vorschaufenster markieren (siehe unten).

    Diesen Funktion kenne ich nicht und kann sie in der Menüauswahl unter Tools auch nicht finden, kannst du mir sagen wo sich diese versteckt.

    FWHM Measurement. Umso kleiner die Werte, desto kleiner der Stern und desto schärfer.


    Du kannst bei beiden Methoden das Fenster, genauer gesagt der Bereich wo Sharpcap dieses Hilfe-Tool drauf anwendet, mit der Maus verschieben und auch verkleinern. Zum verkleinern musst du eine Ecke des Vorschaufensters mit der Maus kleiner ziehen und dann kannst du es auf einen beliebigen Stern ziehen.


    Hoffe das hilft etwas.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,


    danke für deine vielen hilfreichen Tipps, jetzt werde ich wohl auf meinen eigenen Beinen stehen müssen und deine Anregungen in der nächsten Beobachtungsnacht umsetzten, ich melde mich dann zurück.


    bis dahin viele Grüsse


    Peter

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