Leonardo da Vinicis Spiegelexperimente

  • Im Urlaub hat man Zeit zum lesen! Hier eine vielleicht historisch interessante Astro-Fundestelle: Sie betrifft eine Notiz <u>Leonardo da Vincis</u> (1452-1519) in einem seiner Arbeitshefte, in denen er bekanntlich alles mögliche festhielt, u.a. seine berühmten Skizzen zum Fallschirm und zum "Hubschrauber", zu anderen Flugapparaten, zu Kriegsgeräten, Schleusen, Wasserstrudeln und vieles mehr. Um 1515 in Rom befasste er sich mit der Herstellung und Wirkungsweise von Spiegeln und war bemüht, einen größeren Hohlspiegel zu schleifen. Zu diesem Zweck ließ er zwei Spezialisten aus Deutschland kommen, die allerdings als Assistenten nichts taugten, da sie mehr dem eigenen leiblichen Wohl zugetan waren und den Meister aus Vinci auszuspionieren trachteten (so zumindest seine eigene Vermutung). Dennoch findet sich folgende überraschende Notiz in diesem speziellen Heft:


    <center>„<font color="red">Um die Natur der Planeten zu sehen, öffne das Dach und führe das Bild eines einzelnen Planeten auf die Basis (eines Hohlspiegels). Dann zeigt das Bild des von der Basis reflektierten Planeten die Oberfläche des Planeten viel größer.</font id="red">“
    (Leonardo da Vinci ca.1515, Arbeitsheft „Codex Arundel“, 279v, London British Museum. Publiziert in vier Bänden, Rom 1923-30).</center>
    Den Hinweis fand ist in der Leonardo-Biografie von Serge Bramly, Paris 1988; dt. Hamburg 1993, S. 445 bzw. Anmerkung Kap.10/75, S. 562.)


    Im Grunde beschreibt Leonardo hier das Prinzip des Newton-Teleskops, das dieser um 1670 - also rund 150 Jahre später! - entwickelte und baute, allerdings ohne von Leonardos Idee zu wissen. Dessen eigene Versuche mit Spiegeln sind nicht erhalten, wahrscheinlich ist er auch aufgrund seiner deutschen Taugenichtse damit nicht weit gekommen. Mit den zu beobachtenden "Planeten" meinte er im übrigen wahrscheinlich auch den Mond, der damals noch zu den Planeten gezählt wurde und der ihm warhscheinlich als Beobachtungsobjekt gedient hatte, da er so deutlich von "Oberfläche" spricht.
    Weiß jemand Näheres zu diesen Versuchen Leonardo da Vincis?
    cs Matthias

  • Hallo AlphaOri,


    von den Spiegelexperimenten des Leonardo habe ich erst eben von dir erfahren, doch etwas fällt mir zu den deutschen Spiegelschleifern ein. Hohlspiegel von bis zu 10 cm wurden in ausgehendem Mittelalter/früher Neuzeit in unseren Breiten in größerer Zahl gefertigt. Der Zweck dieser Hohlspiegel wird uns heute amüsieren: Sie wurden (typisch für die Zeit kurz vor der Reformation!!!) an Pilger verkauft. Wenn der Priester einen Segen spendete oder die Monstranz mit dem Leib Christi hochhob, hielten Pilger ihre Hohlspiegel in die Höhe, um "mehr Segen" zu sammeln oder auf sich bündeln zu können. Der Verkauf solcher Spiegel war letztlich (wie der Ablasshandel!) fürs damalige Deutschland typische "Abzocke" am Gläubigen und um Abzocker scheint es sich ja bei den Assistenten des Leonardo durchaus gehandelt zu haben.


    Klare Nächte


    Hubertus

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