Betonung der helleren Sterne in Aufnahmen von Sternbildern ("Akira-Fujii-Effekt"): Wie kann man das umsetzen?

  • Hallo,


    vielleicht kennt ihr das Problem: Ihr habt ein Sternbild aufgenommen, das Bild ist technisch OK, aber überhaupt nicht ansprechend, weil man das Sternbild vor lauter Sternen nicht erkennt. Mein Beispiel zeigt Cassiopeia. Wie könnte man am besten Halos um die helleren Sterne erzeugen, damit das Sternbild deutlich erkennbar wird? Am besten sollten diese Halos auch noch die Ggeiche Farbe aufweisen wie die "Zentralstrerne". Das Ganze ist wohl auch als "Akira-Fujii-Effekt" bekannt.


    Habt ihr dafür eine Lösung per Software? Vielen Dank im Voraus für jeden Tipp!

    Grüße

    Karl




  • Servus Karl,


    ich sehe auf deinem Foto das W sehr schön und würde nichts verändern. ;)


    Aber das war ja nicht die Frage. Ich würde in Photshop eine neue Ebene erstellen und dort jeweils mit dem Werkzeug Stift einen (dann kreisrunden) Fleck über den jeweiligen Stern setzen. randschärfe auf 0% einstellen und vorher die Sternfarbe (hier wohl immer weiß) aus dem Bild per Pipette ziehen. Die Größe des Hofs kannst du ja über die Breite des Stiftwerkzeugs definieren. Am Ende die Deckkraft der Ebene runterfahren, bis der Hof / die Höfe passend ist / sind.


    Geht schnell. Es gibt vielleicht bessere Lösungen, aber eigentlich sollte das gut und einfach funktionieren.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Wie könnte man am besten Halos um die helleren Sterne erzeugen, damit das Sternbild deutlich erkennbar wird? Am besten sollten diese Halos auch noch die Ggeiche Farbe aufweisen wie die "Zentralstrerne".

    Hallo Karl,


    das ist eine interessante Frage. Grundvoraussetzung ist erst einmal, dass bei den hellen Sternen keiner der drei Farbkanäle in die Sättigung gelaufen sein darf. Denn dann wäre die Sternfarbe nicht mehr bestimmbar.


    Gruß

    Michael

  • Ich mache das gleich bei der Aufnahme mit Cokin P820 Weichzeichner Filter.

    Beispiele (Aufnahmedetails hier:

    Observatorium Kuppel Richtung Zentrum der Milchstraße im Skorpion und Schützen, mit Jupiter und Saturn

    Winter Milchstraße im Perseus, Fuhrmann, Plejaden, Hyaden, Orion


    Da der Cokin Filter vor allem bei Weitwinkel und erst recht bei Fisheye schlechte Randeffekte erzeugt, macht das ein Freund im Selbstbau mit einer Glas Halbkugel vor dem Objektiv, die er mit Klarlack ansprüht. Mit Sprühentfernung und Schichtdicke kann man den Effekt steuern.


    Klar, erst kaufen wir teure Objektive, die möglichst scharf abbilden sollen und dann machen wir's extra wieder unscharf :see_no_evil_monkey:


    Die nachträglichen Software Manipulationen hatten mir nie gefallen. Jetzt habe ich trotzdem mal nach Christophs Anleitung mit Gimp, die hellsten 8 Sterne in deinem Bild mit der jeweiligen Sternfarbe dicker weich übergemalt. Das sieht bei mir so aus:


    Ich hoffe, das ist o.k. für dich, wenn ich in deinem Bild herumbastle? Ist es das, was dir vorschwebt? Ich persönlich finde das recht nett: Cassiopeia schön hervorgehoben und trotzdem Hi/H und all die anderen Sternhaufen scharf, schön eigebettet im Milchstraßengetümmel mit Dunkelwolken.

  • ...für Teleobjektive wurden ja schon Lösungen genannt.

    Das funktioniert aber auch mit Teleskopen, indem man z.B. einen Cokin P830 in eine 2" Fassung steckt.

    z.B. bei den Plejaden sieht das gruselig aus, da der P830 der stärkste Weichzeichner ist:



    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Karl,


    die Filter-Lösungen wurden ja schon erwähnt, und sicher wäre es schön, wenn sich ein ähnlicher Effekt im Nachhinein erzielen ließe. Gelungen finde ich die Abbildungen in dem Atlas für Sternbilder von Slawik, auch mit Filtern aufgenommen. Der schöne Effekt stellt sich dadurch ein, dass das von einer Art Weichzeichner erzeugte Halo ausreichend hell ist, dass der Film es registieren kann, denn einige sehr helle Sterne sind um Größenordnungen heller als die Dunklen. Bei digitalen Bilddateinen ist der Helligkeitsunterschied zwischen hellen und lichtschwachen Sternen stark reduziert, weil die Pixel im Zentrum des hellen Sterns gesättigt sind. Bevor man wie vorgeschlagen einen Weichzeichner anwendet um Halos zu erzeugen, müsste man im Grunde die Dynamik korrigieren, die hellen Sterne, die bereits überbelichteten Pixel heller machen. Ich weiß nicht ob es ein Programm gibt, das dies auf einfache Weise erledigt, vermutlich muss man auch auf 16 bit gehen.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo, vielen Dank für eure Antworten!


    Ich werde mal versuchen, Christophs Tipp mit der Ebene umzusetzen. Das dürfte ja auch in GIMP gehen. Aber eigentlich ist es schon richtig, wahrscheinlich ist es besser, doch die Lösung bei der Hardware zu suchen, sprich einen Weichzeichner zu verwenden. Dann hat man vermutlich keine Probleme mit gesättigten Pixeln, fehlender Farbe usw. Das Cokin 820 scheint ja nicht mehr erhältlich zu sein, schade eigentlich. Ich werde es auf der Hardwareseite mal mit einem billigen Filter probieren, eventuell mit einer Überlagerung aus gefilterten und ungefilterten Aufnahmen.


    Viele Grüße

    Karl


    Ich hoffe, das ist o.k. für dich, wenn ich in deinem Bild herumbastle?

    Ja, natürlich ist das OK.

  • Hallo Karl und alle anderen,


    ganz anderer Ansatz:

    Wie macht das eigentlich ein Plate-Solving-Algorithmus, dass er sich auf die helleren Sterne "konzentriert"?

    Vielleicht könnte man sich da die Bearbeitungsschritte abschauen und als Makro, Batch o.ä. in ein Grafikprogramm einbauen.


    Nur so 'ne Idee

    Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

  • Ich nochmal,

    also, helle Sterne unterscheiden sich von schwächeren nur dadurch, dass sie mehr Licht aussenden, sie bleiben punktförmig. Auf Fotos unterscheiden sich helle und schwächere Sterne aber in ihrem Durchmesser. Dieser ist natürlich nicht real und eine Folge von Streuung und Beugung. Gestreut und gebeugt wird aber nur ein sehr kleiner Teil des Lichtes, also stark unterproportional zur Gesamtlichtmenge. Was Karl jetzt braucht, ist eine überproportionale Streuung im Verhältnis zum "Durchmesser" des abgebildeten Sterns.

    Das kann man in Photoshop tatsächlich ganz gut hinbekommen, wenn man die Fläche des ausgebrannten hellen Sterns zugrunde legt. Dazu sollte man ein Bild zunächst linear strecken und dann die zuvor selektierten ausgebrannten Flächen weichzeichnen bzw. streuen.

    Gruß

    ralf

  • Hallo Thomas,

    ´linear strecken´ bedeutet, dass die Gradationskurve, beim Rohstack angewendet, gerade bleibt. In der Folge brennen die hellen Sterne aus und werden "fett". (normalerweise versucht man das ja zu verhindern, dazu wird die Kurve in den Lichtern flacher gelegt)

    Jetzt sind die hellen Sterne ausgebrannt und in der Mitte 100 % weiß.

    In PS kann man nun unter Farbauswahl mit der Pipette eine "Farbe" auswählen. Wir nehmen hier ´alles, was weiß ist´. Es wird eine Auswahl angezeigt. Damit die kleinen Sterne nicht mit ausgewählt werden kann man die Auswahl um z.B. 2 Pixel verkleinern, oder "abrunden".

    Ausgewählt sind jetzt nur noch die hellen Sterne. Diese kann man weichzeichnen und auf ein vernünftig gestrecktes Bild übertragen. Dort haben dann die hellen Sterne einen Halo.

    Gruß

    ralf

  • Hallo Ralf,


    vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen, Was bedeutet der erste Teil konkret in der Sprache von Photoshop, was ist ein Rohstack? Wird der bei Photoshop in dem Modul Camera Raw durchgeführt?


    beste Grüße


    Thomas

  • was ist ein Rohstack?

    Das ist eigentlich die Grundlage jeglicher Astrofotografie. Du nimmst viele Bilder, überlagerst sie und teilst durch die Anzahl der Bilder. Dadurch verbesserst du das Signal zu Rausch Verhältnis. Dieses kannst du nun nutzen, um dein Bild zu strecken, also "heller" zu machen, damit man mehr sieht als im Einzelbild.

    Es gibt genügend Anleitungen und Erklärungen dazu.

    VG ralf

  • Hallo Ralf,


    vielen Dank, du bist ein Astrofotografie-Experte, ich ziemlich unbedarft, habe zu analogen Zeiten den Himmel fotografiert, übelagere nicht viele Bilder. Heute mache ich gelegentlich ein Bild von dem Ort wo ich beobachte, eher wie ein Erinnerungs- oder Urlaubsfoto. Mich interessiert wie Karl die Eingangsfrage, ob es per Software z.B. in Photoshop möglich ist helle Stern zu betonen, jetzt nach deinen Tips wäre der nächste Schritt etwas auszuprobieren.


    beste Grüße


    Thomas

  • Es gibt ein Plugin für Photoshop mit dem Namen "Starspikes Pro 4". Damit kann man künstliche Sternenspikes und auch eine Art Blur-Effekt um Sterne erzeugen. Hier mal ein Beispiel sowie ein Video, die die Funktion der Software erklärt.



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    Gruß & cs

    Andreas


    Meade LXD55 10" f/4 | GSO Dobson 8" f/6 | TS PHOTOLINE 3" f/7 Apo | Fujinon 10x70 FMT-SX2 | Fujinon 16x70 FMT-SX | AstroTrac TT320X-AG | Canon EOS 1000Da / 600Dfs / 6D

  • Vielen Dank für die Information und das Link, ich denke das ist was gewünscht wird :)


    Hier ein erster Versuch, auf die Schnelle die Vorlage,


    und hier ein Ergebnis mit StarSpikes Pro 4



    Die Möglichkeiten und Parameter sind enorm.


    und hier ein zweiter Versuch:



    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,

    Sterne im Schwanz des Skorpions heller als Antares, 2 Sterne in der Wolke dazuerfunden, aus dem Lagunennebel einen hellen Stern gemacht...

    Nein, so würde mir das nicht taugen.


    Der Nordamerikanebel mit Deneb von Andreas gefällt mir, den Orion von Karl finde ich auch gut.


    Wie gefällt euch meine handmanipuliete Cassiopeia?

  • Hallo Stathis,


    die Geschmäcker sind wie immer verschieden ;)


    Mit Starspikes kann man verschiedene Möglichkeiten extrem schnell durchprobieren , von extrem (kitschig ?) bis kaum sichtbar. Und wenn ich statt aus Bequemlichkeit statt des auf 0,7 Mpixel verkleinerten Bildes das 60 Mpixel Original verwendet hätte wäre der Lagunennebel auch erhalten geblieben.....


    Deine handgemalte Cassiopeia ist mir einen Tik zu dezent, doch mag ich sie viel lieber als die oft total übertriebenen Darstellungen.


    beste Grüße


    Thomas

  • Servus Thomas,


    wenn man die Hauptsterne der Sternbilder (wie bei dir z.B. den Skorpion) hervorheben will, dann sollte man aber, denke ich, das Sternbild zumindest erkennen können. Wenn aber 22 Scorpii und rho Ophiuchi genauso hell wie die Hauptsterne tau und sigma Scorpii sind (ich meine die Region um Antares... und wenn weitere Sterne 4. Größenklasse so hell wirken wie andere 2. Größenklasse), dann geht die Konstellation selber ja unter. Insofern verstehe ich dann den Sinn dahinter nicht.


    Aber stimmt, Geschmäcker sind verschieden. Stathis Cassiopeia finde ich für das Anliegen des Threaderstellers sehr gut gelungen. Man kann das berühmte W aus der Flut von Sternen heraus erkennen, ohne andere, nicht so wichtige Sterne mit hervorzuheben. Sonst bringt das Hervorheben ja nichts.


    Künstliche Spikes mögen die einen sehr andere hingegen gar nicht. Ich frage mich, warum man das Geld für einen guten Refraktor ausgibt, der saubere, spikefreie Sterne liefert, um dann letztere von einem Programm hineinmalen zu lassen. Aber das muss jeder selber wissen. Mein RC macht selber Spikes, die nehme ich in Kauf. Ich würde aber gar nicht auf die Idee kommen, Spikes künstlich reinzumalen. Aber wie gesagt: jeder, wie er mag ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    ich finde die Möglichkeiten des Programms interessant, ob das realistisch ist oder einem gefällt ist dann eine ganz andere Frage. Hier zwei mal die Cassiopeia, das hat ein paar Minuten gedauert mit einem Programm das ich kurz davor installiert habe.





    und hier eine zweite Version, die ist auch nicht unbedingt mein Geschmack. zeigtaber was möglich ist, und es geht recht schnell...




    beste Grüße


    Thomas

  • Servus Thomas,


    das erste Bild gefällt mir viel besser als das zweite. Beim zweiten finde ich wieder, dass zu viele Sterne hervorgehoben werden. Die farbigen Höfe um die Hauptsterne des W sind zudem asymetrisch, was meinen inneren Monk kitzelt. ;)


    Das erste Bild gefällt mir deutlich besser, bis auf eta Cassiopeiae (zwischen alpha und gamma Cas, näher an alpha Cas und etwas unterhalb der Verbindungslinie). Der ist grau?!? Der Hof schwächt hier offenbar den Stern ab und erzeugt dann einen grauen Hof, der Stern sieht aus wie ein graues Scheibchen. Wenn man bei dem Programm etwas finetunen kann und Sterne selber auswählen oder aus einer automatischen Auswahl manche wieder rausnehmen kann, ist es wirklich eine einfache, elegante Lösung.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

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