Mars 2022-11-11 / 15 und 16 mit 10 Zoll

  • Moin Oskar,


    wirklich gut. Ähnliches habe ich heute vor. Gestern war der Himmel hier so klar, das es auf der Netzhaut brannte, heute graue Schleier seit Mittag. Aber gester ging es halt nicht.

    Teleskop kühlt seit 15:00 vor, vielleicht wird es ja noch. Danke für das Marsbild!


    Gruß aus Kiel

    Helmut

    Manchmal erwische ich mich, wie ich mit mir selbst rede. . . . . . . dann lachen wir beide.

  • Hallo zusammen,


    als ich gegen 02:45 (MEZ) den Blick auf dem Himmel richtete, schienen mir die Sterne nicht mehr gar so zu funkeln wie am Abend. Also warm angezogen und raus. Den Mars auf den Chip zu bekommen hat ziemlich gefuchst und er dauerete bis zu meiner ersten Aufnahme. Sah teilweise am Monitor ganz gut aus, die Ernüchterung kam dann bei den ersten Analysen in Autostakkert. Gerade mal 10 % Verwendungsrate schienen sinnvoll. Nach vielen Versuchen habe ich dann 13 der besseren Bilder mit Giotto geschärft, derotiert und weitebearbeitet. Die Kosmetik für das Randartefakt war diesmal mühsam. Mit gutem Material scheint alles ganz einfach und mit mäßigem Material muss ich aufpassen, das es kein Gemurkse wird. Bei Mars suche ich noch meine Handschrift.


    Jedenfalls ist die Polhaube wieder gut herausgekommen, das sieht sehr beeindruckend aus.




    Edit: Angaben zu ZM und Alittude korrigiert.


    Viele Grüße


    Oskar

  • oskar

    Hat den Titel des Themas von „Mars 2022-11-11 mit 10 Zoll“ zu „Mars 2022-11-11 und 2022-11-15 mit 10 Zoll“ geändert.
  • Hallo Oskar,

    ich hab es am 14./15, und 15./16. auch probiert. Da hat dann die Wolkendecke leider gegen 21:00 zugemacht. Momentan könnte man tatsächlich von ca. 21:00 MEZ bis weit am Morgen Mars aufnehmen, wenn das Wetter mal mitspielt.


    Ausarbeitungen sind schön geworden! Rand hast Du perfekt im Griff!


    LG

    Robert

  • Hallo Ralf und Robert,


    erst einmal danke für Eure lieben Rückmeldungen.


    Heute erst mal eine kleine Geschichte:


    Der Planet und das Brot


    Eigentlich wollte ich spät am Abend nur einen Sauerteig vor die Haustüre stellen, damit er sich in der Kühle nicht so schnell entwickelt. Ich hatte mich in den Tagen vertan und ihn einen Tag zu früh angesetzt. Beim unvermeidlichen Blick an den nächtlichen Himmel war ich überrascht. Es hatte den ganzen Tag geregnet, doch nun waren Sterne über mir. Beim Blick über das Hausdach sah ich Jupiter und Mars. Was nun? Es hatte gefühlt 110 Prozent Luftfeuchtigkeit und die Planeten hatten nicht ganz die übliche Strahlkraft. Bleibt der Himmel offen oder kommt Nebel? Rentiert es sich, das Teleskop aufzubauen? Ist es vielleicht die letzte Gelegenheit, die Große Syrte auf den Bildsensor zu bannen? Also warm angezogen und nichts wie hinaus in die Nacht. Die Ausrüstung stand griffbereit und das Teleskop ohnehin in der Garage, da hatte es in etwa die gleiche Temperatur wie im Freien. Es war schnell alles aufgebaut und ich hatte auch den Mars bald auf dem Bildsensor. Etwas nervig war die Fummelei am ADC, doch dann konnten die Aufnahmen losgehen. Ja, die Transparenz war nicht so gut, ich musste den Gain erhöhen, um wie üblich mit 2 Millisekunden Belichtungszeit aufnehmen zu können. Es war eine eigenartige Stimmung. Von den Haselnusssträuchern auf dem nachbarlichen Grundstück hinter mir tropfte ständig die Feuchtigkeit von den Blättern, es hörte sich an wie Regen. Und es herrschte eine gedämpfte Stille. Auf dem Bildschirm zeigte sich Mars immer wieder kontrastreich und mit scharfem Rand, dazwischen auch wieder total verwaschen. Je höher der Planet kam, desto stabiler wurden die guten Momente. Nach gut einer Stunde und 26 Filmen mit je 120 Sekunden Dauer habe ich die Session beendet, es fehlte zunehmend an Licht. Als eine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung richtete, reflektierten feinste Wassertröpfchen das Licht im Strahl der Stirnlampe und die Straßenlaterne, die aus der angrenzenden Siedlung in unseren Garten leuchtet, hatte ein helle Aureole. Über Nacht stackte der Rechner die Filme mit verschiedenen Verwendungsraten. Wie erhofft, konnte ich diesmal die Bilder mit 33 Prozent, die besten drei sogar mit 50 % Verwendungsrate verarbeiten. Eine harte Nuss war das Randartefakt, es hat viel Bildkosmetik erfordert. Das sieht man dem Bild wahrscheinlich auch an. Hier ist nun mein unverhofftes Bild mit der Großen Syrte.




    Edit: Angaben zum CM berichtigt.



    PS: Das Brot ist zwischenzeitlich auch gebacken, es sieht lecker aus und ich freue mich auf das baldige Abendessen.



    Viele Grüße



    Oskar

  • oskar

    Hat den Titel des Themas von „Mars 2022-11-11 und 2022-11-15 mit 10 Zoll“ zu „Mars 2022-11-11 / 15 und 16 mit 10 Zoll“ geändert.
  • Der alte Mann und das Brot. Ach nein "Boot". Nein, Meer. Keine Sorge, ich weiß nicht, wie alt du bist :-), aber solche Geschichten lese ich immer gerne. Ich kann den tropfenden Tau regelrecht hören und kenne diese Stimmung gut. Das ist oft der Moment, in dem ich die Kabeltrommel so lege, dass da nichts reintropfen kann.


    Dein Mars zeigt sehr schöne und sehr feine Details. Am besten finde ich aber, dass man sehr schön sehen kann, wie sich die Polhaube wirklich 2 oder 3 Pixel vom Rand abhebt.

    Sehr, sehr schön.

    Gruß

    ralf

  • Hallo Oskar, hallo Ralf,


    ja, die Bilder zeigen die NPH wirklich sehr detailliert. Aber nicht nur das. Syrtis Maior scheint über die Jahre an Intensität zu verlieren. Ich erinnere mich an Oppositionen, da war es das dunkelste Albedogebiet der gesamten Marsoberfläche, visuell dunkelbraun, fast violett. Der umgekehrte Effekt zeigt sich bei Pandorae Fretum, der ursprünglich helleren Region zwischen Sinus Sabaeus/Meridiani Sinus und Mare Serpentis, die immer dunkler wird. Diese Tendenz zeichnet sich aber schon länger ab. Ich finde es spannend, dass sich der kleine Planet, derart schnell verändert – hauptsächlich nur durch Wind, der in seiner dünnen Atmosphäre mit unserer Winden nicht zu vergleichen isz.


    CS, Jörg

  • Hallo Ralph,


    Zitat

    Der alte Mann und das Brot. Ach nein "Boot". Nein, Meer. Keine Sorge, ich weiß nicht, wie alt du bist :-), aber solche Geschichten lese ich immer gerne.

    Alt genug, dass die Anspielung auf das Werk von Hemmingway seine Berechtigung hat, jung genug, um immer noch Neues auszuprobieren und zu lernen. Brot backen z. B. Es freut mich, wenn meine kleine Geschichte bei Dir etwas angerührt hat. Es war wirklich eine ganz besondere Stimmung und ich wollte sie auf diese Weise festhalten und das Erlebte teilen.


    Ich habe mich auch mit den Abständen der dunkleren Details am Rande der Großen Syrte beschäftigt und komme zum Ergebnis, dass das Auflösungsvermögen des 10-Zöllers trotz der nicht optimalen Bedinungen im Großen und Ganzen wohl genutzt ist. Vom Darstellungsmaßstab liege ich um den Faktor 3 über dem, was für die Einhaltung des Abtasttheorems erforderlich ist, bei der Aufnahme bereits gut über dem Faktor 2. Ist damit deutlich mehr leere Vergrößerung dabei, als bei meinen Jupiterbildern. Aber weil Mars so klein ist, macht es halt Sinn - wenigstens für alte Augen.


    Lange wird die Planetensaison wohl nicht mehr dauern und in der nächsten Zeit sieht es nicht so aus, als würde der Wunsch von Robert nach einer Hochdrucklage mit Beobachtungsmöglichkeit über der Inversionsschicht in Erfüllung gehen.



    Hallo Jörg,


    vielen Dank, dass Du Deine Beobachtungen über die Veränderungen auf Mars mit uns teilst. Dass dies mit unseren Mitteln möglich ist, war mir nicht bewusst.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo zusammen,


    ich lege zum 16. November noch einmal nach. Entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung waren bei der früheren Aufnahmen die besseren Filme bzw. Bilder dabei. Also nochmals ans Werk. Ich konnte die Filterwirkung bei Giotto von 450 auf 550 setzen und musste bei der weiteren Bildbearbeitung weniger nachlegen. Der Rand war wieder heftig, diesmal jedoch schneller kaschiert. Ich musste nicht erst herumprobieren. Mit farblich etwas weniger Grünanteil sieht das Bild nun so aus:




    Es ist meiner Meinung nach das stimmigere Bild und ich zeige es auch noch in Bearbeitungsgröße mit 200 % Skalierung.




    Viele Grüße


    Oskar

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