Hallo zusammen,
Achtung, es wird lang....
Vor ein paar Tagen habe ich mei Unistellar eQuinox erhalten. Konnte nicht widerstehen, da der Fotoautomat bis Ende September zu einem relativ günstigen Preis angeboten wurde. Absolut gesehen war das aber die preisliche Obergrenze bzw. eine Stellina wäre außer Reichweite gewesen. Nach Erhalt der beiden Pakete (Teleskop + Rucksack) war dann erst mal Straf-Regen angesagt, logisch.
Gestern Abend aber CS und das 1st Light sollte kommen. Tagsüber schon mal alles aufgebaut und die APPs auf ien Androiden runtergeladen. Mein iPAD Air 1st Gen. ist mal wieder aussen vor, denn es wird auch hier min. iOS 14 verlangt. So langsam macht Apple mein iPAD unbrauchbar und verlangt nach einem Neukauf.
Alle Komponenten sind wirklich hochwertig verarbeitet und weitgehend durchdacht. Am Stativ vermisse ich etwas einen Spreizer und die Libelle ist bei aufgesatteltem Teleskop nur noch seitlich sichtbar. Schade, denn man kann so ein Alt/Azi Teleskop ja mal schnell versetzen und möchte es dann nicht abbauen, nur um die waagerechte Lage prüfen zu können.
Der Rucksack ist zwar echt teuer, aber hervorragend verarbeitet. Alle Nähte sind sauber verarbeitet und die eingearbeiteten weichen Kunststoffblöcke, welche das Teleskop in seiner Position halten sind mit Stoff ummantelt. Ein Zubehörköfferchen ist mit Klettband eingesetzt. Das Teleskop selbst sitzt mit dem Montierungsring in einem weichen Kunststoffblock am unteren Ende. So hat das Teleskop eine unverrückbare Position im Rucksack. Das Stativ wird von aussen angeschnallt, wobei die Gummifüsschen von 2 Beinen in Taschen sitzen.
An Zubehör gibt’s neben dem Netzteil mit verschiedenen Steckdosenadaptern noch 2 Ersatzschrauben sowie ein hochwertiges Etui mit Schlüsseln zur Wartung und Einstellung des Teleskops.
Schwachpunkte am Rucksack selbst sind meines Erachtens ein fehlender Haltegriff auf der Oberseite, den man man hinstellen benötigt, damit er nicht direkt umfällt und leider sind auf dem Boden auch keine Kunststofffüßchen angebracht. Somit steht der Boden immer direkt auf der Erde.
Das Gurtzeug ist ausgezeichnet verarbeitet und gepolstert. Das ganze Teleskop mit Stativ und Zubehör habe ich dann mal im Rucksack verpackt und diesen auf den Rücken geschnallt. Leider ist das ganze unglaublich schwer. Der Rucksack sitzt gut, aber man hat das Gefühl, einen Zementsack auf dem Rücken zu tragen, obwohl es nur 11kg sind.
Der Aufbau des Teleskops am Standort geht dann rasend schnell. Am Stativ nutze ich nur die 2 oberen Beine. Die unteren sind dann schon recht dünn und eine so hohe Aufstellung ist auch nicht notwendig. Denke, das ist dann eher bei Nutzung der Variante mit elektronischem Okular nötig.
Das 9kg schwere Teleskop wird dann einfach in den Ring des Stativs eingesetzt und mit 2 Griffschrauben befestigt. Ausser der waagerchten Aufstellung ist nichts zu beachten.
Jetzt das Teleskop einschalten und sofort wird ein WiFi Netz aufgespannt. Schön, dass hier nicht Bluetooth genutzt wird, denn die Reichweite langt so durch die Fenster, Mauern und Rollos bis ins Wohnzimmer. Einen Abbruch hatte ich auch über die 3h meiner ersten Experimente in keinem Fall.
Zu Beginn war es gerade so dunkel, dass ich Polaris sehen konnte an meinem Beobachtungsort am Rande einer Großstadt. Das Bild auf dem Tablett war sehr verrauscht. Das Schwenken des Teleskops läßt sich sehr gut über den joystickartigen Button der APP durchführen. Es gibt einen Schnell- und einen Langsammodus, aber die Auslenkung des Buttons bestimmt auch noch die Geschwindigkeit. Leider ist der Lärmpegel recht hoch, vergleichbar mit der SW AllView-Monti und sogar noch etwas unangenehmer als mit der EQ6R. Läßt man sie langsamer laufen, wird’s leiser. Innerhalb der Wohnung habe ich dann aber nichts mehr gehört (Nachbarschaftstest…).
Dann kamen die ersten Sterne auf. Die Sternabbildung war unbrauchbar und das Bild sehr verrauscht. Mithilfe des großen Handrads am Ende des Teleskops läßt sich der Fokus einstellen. Das geht sogra mit Handschuhen. Ohne Bahtinovmaske ist das aber schwer zu beurteilen. Da gibt’s einen recht weiten Bereich, wo die Feststellung des besten Fokus kaum möglich ist. Dann mal weit aus dem Fokus herausgedreht und es zeigt sich, dass die Kollimation total daneben ist. Wie man das Teleskop kollimiert, wird in der ansonst recht spärlichen Anleitung gezeigt.
Man sucht sich einen hellen Stern und dreht diesen sowie aus dem Fokus, dass die breite Spinne und Obstruktion der vorne sitzenden Kamera deutlcih sichtbar ist. Die verzogene Position der Mitte (Kameraobstruktion) zeigt nun an, wohin man das Bild mithilfe der Joysticktaste bewegen muß. In meinem Fall mußte ich das Objekt nach unten links an den Bildrand bringen. Nun mithilfe eines Vielzahnschlüssels an den beiden Horizontal- und Vertikalschrauben solange verstellen, bis das Bild wieder in der Mitte ist. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis die Obstruktion mittig ist.
An den Schrauben konnte ich recht kräftig drehen, ganz anders als bei Kollimation meine SW 200PDS/1000, wo ein Ticken schon Welten sein kann.
Insgesamt würde ich sagen, dass das recht anfängergerecht gelöst ist. Allerdings kann man keine perfekte Einstellung erreichen. Dazu ist die Abbildung der Obstruktion zu grob. Nun gut, für die erste Nacht reicht es aus. Ich will ja endlich meine Bildchen bekommen.
Nun wieder scharf stellen und die Feineinstellung mit der beigelegten Bahtinovmaske vornehmen. Die ist im Deckel mithilfe eines Bajonettverschlusses integriert. Leider ist die Abbildung recht grob. So nadelfein wie an meinem SW-Netwton und meiner Eigenbau(Druck)maske geht das nicht. Da werde ich mir mal was selbst designen mit feineren Schlitzen.
Jetzt endlich soll es losgehen. Ich schwenke in einen beliebigen Bereich Richtung Norden und sehe einen haufen Sterne. Dann mal die Taste zur Einrichtung (Plate Solving) gedrückt. Schon nach wenigen Sekunden kommt eine Erfolgsmeldung. Wow, das hätte ich so schnell nicht erwartet.
Also mal den Katalog abgesucht nach Objekten und es sollte M82 sein, weil ich auf den ersten Blick nicht M81 finden konnte. Eigentlich ein recht kleines Objekt, egal. Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und sehe die Sternspuren auf dem Tablett bei der Bewegung der Monti. Und dann traue ich kaum meinen Augen. Schon wenige Sekunden, nachdem die Monti sich ausgerichtet hatte, sah ich mittig deutlich die Zigarre M82 und das noch leicht farbliche Andeutungen. Das ganze Bild war stark verrauscht, aber es waren auch gerade mal 500ms belichtet worden.
M82 / 500ms Belichtung
Nun bin ich in den Enhanced-Mode gewechselt. Alle 8sek wird eine Aufnahme abgeschlossen. Das Bild wird rasch besser und nach 27min breche ich ab. Das Bild wird als PNG gespeichert. Ich lade es per Bluetooth auf meinen PC und muß sagen, dass es für die kurze Aufnahmezeit schon richtig gut ist. Das ist EAA… An dem Abend bin ich dann noch zu M81, NGC225 und M51 gewandert. Ich hatte das Gefühl, den ganzen Nordhimmel an einem Abend abgrasen zu können. Für Begleiter, Freunde, Bekannte sicher das absolute Highlight. So kann man die Sterne und Galaxien durch kein Okular betrachten, Live und in Farbe. Noch nicht ausprobiert habe ich einen Zuschauermodus. Hiermit können sich andere Personen über ihre Smartphones, Tablett einklinken und ebenso die Objekte betrachten. Da miitlerweile das DFB-Pokalspiel schon weit fortgeschritten war, ich parallel noch im Chat war und auch noch ein paar Blicke in den Live-View meiner Meteorkamera machen wollte, war es Zeit einzupacken.
Das Teleskop wurde ferngesteuert geparkt und abgeschaltet. dann das Rollo hoch, die Monti samt Stativ gepackt und ab ins Wohnzimmer. Wow, das war schnell abgebaut. Da ist echtes Grab&Go.
Noch am Abend habe ich die Zigarre etwas aufgehübscht mit Graxpert, nachdem meine Nachbarn von schräg Gegenüber gleißendes Licht in den Garten entließen. So ganz habe ich das nicht wegbekommen. Eventuell hilft hier eine Taukappe beim nächsten Mal.
Dann noch in Gimp etwas den Hintergrund geschwärzt, Sterne verkleinert und durch Topaz DeNoise gejagt. Ich erwische mich schon dabei, aus EAA Bildchen Astrofotos zaubern zu wollen…
Bearbeitet....
Im folgenden NGC225, 2min unbearbeitet in einer anderen Darstellungsart.
Leider liefert das Teleskop keine RAW-Bilder. Man kann diese auf einen Hersteller-Server hochladen und dann soll es möglich sein, sich einen Download-Link zusenden zu lassen, um an die Daten heranzukommen. Allerdings soll an den Bildern auch nicht viel mehr rauszuholen sein. Für den Upload teilt man dem Teleskop über die APP die Netzwerkadresse und Passwort mit. Dann meldet das Teleskop das Smrtphone ab und verbindet sich mit dem Heimnetzwerk. Über die fritzbox konnte ich den Upload beobachten. Die LED am Teleskop signalisiert dies durch blinken einer grünen LED. Die Anleitung verschweigt die Möglichkeit des RAW-Daten-Downloads. Mal sehen, ob das noch geht.
Noch mal abschliessend folgendes. Das Ganze ist kein Astrofotoautomat der mit den üblichen hier gezeigten Bildern konkurrieren kann. Das ganze System ist hochmobil, wirklich Grab & Go und liefert dafür Bilder, die ich so nie im Okular sehen konnte und in meiner Stadt auch niemals durch ein Okular sehen werde.
Die technische Qualität ist des Systems ist sehr gut und der Preis angemessen. Verbesserungen sehe ich an diversen Kleinigkeiten. Was mir noch gar nicht gefällt, ist die Sternabbildung, eckig und verzogen. Ich denke, da kann ich durch bessere Kollimation und besseren Fokus noch was rausholen, aber auch hier, es ist EAA…
Grüße
Hartmut
Abschliessend noch 2 Aufnahmen, unbearbeitet von M51 und M82.
Bei M51 hat das Teleskop nicht zentriert auf das Objekt. Das kann man per Soft-Joystick ändern oder ggf. neu Plate-Solven.
Bei M82 stört der helle Kern. Man hat die Möglichkeit, GAIN und Belichtungszeit zu ändern.