Eine staubige Gegend - vdB 13 und vdB 16 im Sternbild Widder

  • Guten Abend liebe Leute,

    ich möchte euch heute eine interessante, sehr staubige Gegend im Sternbild Widder vorstellen, die mich durch die Kombination von herrlich strukturierten, wirbelnden Staubmassen in Dunkelnebeln und hellen Reflektionsnebeln fasziniert hat.

    Der Ausschnitt zeigt die blauen Reflexionsnebel vdB 13 und vdB 16 sowie mit B202, B203, B204, B206, LBN 740, LBN 746, LDN 1448, LDN 1451, LDN 1452 und LDN 1455 eine Reihe von Objekten aus den Katalogen von Lynd und Barnard.

    Die Aufnahme entstand mit der ASI2600mm-pro und dem TS Photoline 130/910 mm und 0,79 x Reducer auf meinem Balkon

    Mit diesem Bild habe ich mir einiges an Arbeit gemacht. Am Ende war es am schwierigsten zu entscheiden, wie hell ich wohl die Dunkelnebel ziehen soll und wieviel Farbe ich den Sternen gebe. Denn die Aufnahme wirkt sowohl in einer sehr dunklen Variante als auch mit hell erleuchteten Staubstrukturen. Irgendwie ist es wohl der Mittelweg, der am Ende herausgekommen ist. Hoffentlich gefällt das Bild, Anregungen und Kritik sind wie immer erwünscht.



    Es lohnt sich auf alle Fälle, mal in die Vollauflösung hineinzusehen. Die findet man hier https://astrob.in/full/7b8neb/C/





    Viele Grüße
    Peter

    Daten:
    Teleskop TS-Optics PHOTOLINE 130mm f/7 ×
    Aufnahmekamera ZWO ASI2600MM Pro
    Montierung Sky-Watcher EQ8-R ×
    Filter Astronomik Deep-Sky Blue · Astronomik Deep-Sky Green · Astronomik Deep-Sky Red · Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block
    Zubehör Lacerta MFOC Motorfocus · Pegasus Astro Falcon Rotator · TS-Optics TSRed379 ×
    Software Adobe Photoshop · Aries Productions Astro Pixel Processor (APP) · Stefan Berg Nighttime Imaging 'N' Astronomy (N.I.N.A. / NINA)
    Aufnahme Details:
    Datum: 29. September 2022
    Frames:
    Astronomik Deep-Sky Blue: 78×60″(1h 18′)
    Astronomik Deep-Sky Green: 77×60″(1h 17′)
    Astronomik Deep-Sky Red: 83×60″(1h 23′)
    Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block: 167×120″(5h 34′)
    Aufnahmedauer: 9h 32′
    Durchschnittliches Mondalter: 3.65 Tage
    Durchschnittliche Mondphase: 14.37%
    Bortle Skala: 4.50
    RA Zentrum: 03h26m40s.6
    DEC Zentrum: +30°20′34″
    Pixel Skala: 1,050 Bogensekunden / Pixel
    Ausrichtung: 319,312 Grad
    Feldradius: 1,057 Grad
    Auflösung: 6030x4020
    Standorte: Mein Balkon in Ascheberg, NRW, Deutschland

  • Wie immer - Wahnsinn! Unglaublich, was Du da wieder gezaubert hast - mir bleibt die Spucke (mal wieder) weg!


    CS, Jochen

  • So einen Balkon hätte ich auch gerne :S :thumbup:


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Gut gelungen. In unserer Galaxie gibt es nur wenige wirklich ganze "dunkle" Wolken. Gerade die tiefen Belichtungen zeigen, das sie das Licht der Sterne reflektieren. Der Mittelweg ist hier genau richtig, eine zunehmene Verdunklung läßt auch die dicken Knoten dieser Wolken erahnen und gibt einen räumlichen Effekt. Erstaunlich das schon mit knapp 10 Stunden soviel drauf gekommen ist.

  • Servus Peter,


    ich kann mich da nur anschließen: einfach nur wow!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Gut gelungen. In unserer Galaxie gibt es nur wenige wirklich ganze "dunkle" Wolken. Gerade die tiefen Belichtungen zeigen, das sie das Licht der Sterne reflektieren. Der Mittelweg ist hier genau richtig, eine zunehmene Verdunklung läßt auch die dicken Knoten dieser Wolken erahnen und gibt einen räumlichen Effekt. Erstaunlich das schon mit knapp 10 Stunden soviel drauf gekommen ist.

    Ich war selber überrascht, was sich da aus dem dunklen Gewölk ziehen ließ. Neumond matters :new_moon_face: ^^

  • Hallo, Peter,


    wieder eine klasse Aufnahme von Dir!

    Was mich mal interessieren würde: Bei Deinen Dunkel- bzw. Hell-Nebeln: benutzt Du hier auch eine Gradientenentfernung in APP und erkennt das Modul dann, was sind Gradienten und was sind Nebel?


    viele Grüße und einen schönen Abend

    Andreas

  • Hi Andreas und danke :) !


    Deine Frage bzgl. der Gradienten ist nicht pauschal zu beantworten. Ich arbeite ja sehr lange mit getrennten Kanälen und getrenntem Luminanz- Farb- und Sternebenen. Ich hole deshalb mal weiter aus, unter Gefahr, dass ich ins Schwafeln komme ;) .


    Wenn ich ordentliche Kalibrierungsdaten habe, gibt es mit L, HA, OIII und SII nur wenige Probleme. Wenn genügend freier Hintergrund vorhanden ist, benutze ich mit sehr gutem Erfolg APP. Sehr wenig freier Hintergrund kann genügen, wenn er passend im Bild verteilt ist. In 90 % der Fälle ist genügend Background vorhanden. In Bildern mit großen, flächigen Nebeln ist das manchmal nicht der Fall. APP erkennt natürlich nicht, was Hintergrund ist und was ein Nebel. Auf helle Nebel kann man in keinem Fall Kontrollpunkte setzen. In Bildern mit vielen Dunkelnebeln nehme ich aber schon mal die dunkelsten Stellen der Nebel statt des Hintergrundes, wenn es eng wird. Das funktioniert oft überraschend gut. Im übrigen mache ich die Gradientenentfernung in APP immer bei voller Streckung (30% BG). Was da noch schön dunkel ist, reicht für einen Kontrollpunkt, da muss man nicht zu genau hinschauen. Im Übrigen geht Trial & Error auch mit APP auch ganz gut und man kann ein paar Minuten herumspielen, meist passt es dann.


    In hellen großflächigen Nebeln sind Gradienten nicht so präsent bzw. augenscheinlich und das Fehlen von Hintergrund bringt in den oben genannten "Schwarzweißkanälen" daher meist wenig Probleme. Manchmal spare ich es mir sogar ganz. Vorhandene lineare Gradienten und leichte Vignettierungen bekämpfe ich da manchmal erst im gesteckten Bild in Camera Raw. Dort benutze ich radiale und lineare Verlaufsmasken, die man dort ganz feinfühlig einsetzen kann (natürlich alles ohne Sterne im Bild).


    Problematischer sind Farbgradienten, die beim Zusammenfügen/Abmischen der R,G, und B Kanäle für die Farbdarstellung sichtbar werden. Ich mache meist 2 RGB Dateien. Eine ist eine gering gestreckte Version, aus der ich nur die Sterne bzw. Sternfarben nutze (z. B. bei HOO). Da spare ich mir manchmal sogar die Gradientenentfernung und kalibriere nur die Sternfarben. Bis auf die Sterne fliegt ja später eh alles raus.


    Die zweite RGB Datei, die meist mehr gestreckt ist, benutze ich ohne Sterne allein für die flächigen Farben. Dort sind Farbgradienten denn auch nervig. Ich versuche deshalb schon durch die Aufnahmeplanung zu vermeiden, dass ich RGB bei Mondlicht aufnehme. Und ich vermeide, wenn es geht auch, RGB unter niedriger Höhe aufzunehmen. Da ich die Details aus der Luminanz hole, nehme ich lieber weniger RGB auf und dafür unter besseren Bedingungen. Denn auch dünne Farbdaten sind mit wenig oder ohne Gradienten viel besser nutzbar als dichtere Daten mit Gradienten. Das vorhandene Rauschen kann man nach Herzenslust platt machen und die Farbsättigung dann hochziehen. Auf die Details und Schärfe muss man ja nicht achten. Als 4. Farbkanal kann man dann ggf. Ha mit R und bei Bedarf ein wenig mit B verheiraten. In diesem Fall benötigt man natürlich auch eine entsprechende Luminanzkombination von L und Ha.


    Wenn dann alles passt, mische ich aus dem Luminanzbild, dem Farbbild ohne Sterne und dem Bild mit ausschließlich Sternen das Endergebnis zusammen.


    Jetzt, wo ich das alles lese, sehe ich, dass ich in Bezug auf den Kern deiner Frage wohl über's Ziel hinaus geschossen bin :/ . Ich lasse es aber so stehen und deine Frage ist darin ja auch hoffentlich beantwortet ;) .


    Viele Grüße und auch dir einen schönen Abend!


    Peter

  • Hallo, Peter,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Natürlich Alles mehr als beantwortet. Wahrscheinlich hilft diese Antwort aber auch manchem anderen Kollegen hier weiter.

    Ich frage auch deshalb, weil ich vorhabe, in Zukunft öfter auch mal diese Gebiete der LDN, LBN, Barnards aufzusuchen, trotz meines sehr hellen Himmels. Ich habe ja f/3 und erreiche vielleicht mit entsprechend längeren Gesamtbelichtungszeiten etwas. Schaun mer mal.


    viele Grüße und häufig cs

    Andreas

  • Guten Morgen hobbyknipser Andreas,


    APP hat die ganze Nacht an der Erweiterung dieser Aufnahme von vdB 13/16 zu einem 2-Panel-Mosaik mit dem Nachbargebiet um NGC 1333 gerechnet (nur der L-Kanal!). Das Ergebnis ist sehr vielversprechend. Gerade habe ich eine schnelle Gradientenentfernung ausprobiert. In Bezug auf deine Frage dachte ich mir, ich zeige das mal, weil man sieht, dass die Gradientenentfernung mit APP auch in Aufnahmen, die kaum oder gar keinen freien Hintergrund haben, gut und schnell/einfach funktioniert. Die Aufnahme profitiert sehr davon, auch wenn die Kontrollpunkte nicht 100% "nebelfrei" sind. Zusätzlich zum "vorher/nachher" hänge ich noch das Gradientenmodell an. Man sieht, dass das Modell den Gradienten wahrscheinlich nicht vollkommen korrekt abbildet (abbilden kann). Jedoch ist die Wirkung der Korrektur auf das Bild meines Erachtens sehr gut. Hoffe, man erkennt das in der kleinen Auflösung:




    Viele Grüße

    Peter

  • Ich nochmal ;). Ich will die Frage von hobbyknipser Andreas , ob ich bei Bildern mit viel Dunkelnebel die Kontrollpunkte für die Gradientenentfernung in die Nebel setze, ja nicht überstrapazieren. Eigentlich gehört es ja vllt. in einen eigenen Thread, aber die Frage kam ja hier und gestern Nacht ergab sich ein gutes Beispiel.


    Ich hatte Andreas geantwortet, meistens gebe es genügend Hintergrund für die Kontrollpunkte und im Notfall würde ich auch schon mal auf Dunkelnebel referenzieren. In der gestrigen ersten Nachthälfte habe ich im Schwan auf den Dunkelnebel B 344 und seine Umgebung gezielt. Die RGB Daten, die ich dort aufgenommen habe, untersetzen das oben gesagte ganz gut. Ich wollte eigentlich nur Ha und OIII schießen, weil schon 88% Mond leuchteten. Das Objekt steht aber für meinen Standort schon ziemlich weit im Westen und ich bekam Sorge, ob ich in diesem Jahr noch RGB für die Sterne aufnehmen könne. Deswegen habe ich trotz sehr hellem Mondlicht 3 x 15 Minuten R/G/B mit Einzelbelichtungen von 30 s aufgenommen.


    Ich möchte die ein paar Ergebnisse zeigen, weil ich es bemerkenswert finde, was bei so kurzer Belichtungszeit unter solch schlechten Bedingungen mit einer modernen Kamera und guter Nachbearbeitungssoftware möglich ist.


    Das ist der unbearbeitet, stark gestreckte Originalstack (Screenshot aus APP). Man sieht einiges an grünlichen und hellen Gradienten.



    Es gibt keine freie Stelle im Bildausschnitt. Er ist voller H-alpha Gewölk und Dunkelnebel. Deshalb wurde für die Gradientenentfernung ausschließlich auf Dunkelnebel referenziert. Das Ergebnis sieht schon mit ein paar wenigen Kontrollpunkten sehr gut aus, finde ich:



    Hier das zugehörige Gradientenmodell:



    Das konnte ich aus den 3 x 15 Min RGB bei fast vollem Mond in PS herausholen:



    Die rotblau getönten Hintergrundbereiche sind OIII-Gebiete. Mit der Farbkalibrierung habe ich mir für dieses Beispiel nicht viel Zeit genommen.


    Hier ein Ausschnitt auf B 344:




    Ich hoffe, die Erkenntnis, dass man mit APP zur Not bei Gradienten auch ganz gut auf Dunkelnebel referenzieren kann, ist den einen oder anderen Nutzer von Interesse.


    Ich jedenfalls freue mich jetzt auf die Bearbeitung der Schmalbanddaten von B 344!


    Beste Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,


    einfach wieder mal sagenhaft :thumbup: :thumbup: :thumbup: . Vielen Dank fürs Zeigen.


    Liebe Grüße

    Sabine

    Meine Ausrüstung
    Montierung: ioptron CEM40, Skywatcher Star Adventurer Pro

    Kamera: Altair Hypercam 26C, Canon EOS700Da

    Teleskop: TS Photoline 80 mm f6 (380/480 mm)

    Objektive: Canon 200 mm, Samyang 135 mm, Sigma 18-35 mm, Canon 60 mm

    Guiding: MGEN3

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