Tipps zur Bestimmung von Seeing und fst beim visuellen Beobachten

  • Liebe Freunde der visuellen Beobachtung,


    ich möchte imstande sein, die Durchsicht und das atmosphärische Seeing an meinem Standort in jeder Beobachtungsnacht zu bestimmen, damit ich Vergleiche ziehen kann.


    Anhand welcher Sterne bestimmt Ihr die visuelle Grenzgröße? Ich habe gelesen, man "darf" dazu sowohl eine Brille tragen (wie ich es tue, um die Sterne mit bloßem Auge scharf zu sehen) als auch das indirekte Sehen anwenden. Sehe ich also z. B. den Kastenstern $\eta $ Ursae Minoris (m = +4m95) indirekt, werde ich sicher keine schwächeren Sterne am Himmel wahrnehmen und kann die vis. Grenzgröße sicher zu fst = 5 mag bestimmen. Welche zirkumpolaren Sterne nehmt Ihr, um fst bis hinunter zu 7m0 zu bestimmen?


    Möchte ich außerdem das atmosphärische Seeing angeben, bieten sich mir u. a. zwei Skalen an. Die Pickering Skala (1 bis 10): Pickering Skala und die davon etwas abgewandelte Skala (0 bis 6) von Kafalis & Pilz.


    Was mich zu allererst verwirrt, ist, dass die Pickering Skala den fokussierten Stern nimmt, um in dessen Bild anhand der Speckles das Seeing zu bestimmen. Die Skala von Stathis und Uwe setzen den leicht unscharf gestellten Stern voraus, also die Beurteilung seines extrafokalen Beugungsbildes bei gegebener kleiner AP, das ich vom Sterntest oder von der Justage am Stern her kenne.


    Habe ich richtig verstanden, dass man das Seeing tatsächlich anhand beider Bilder (Stern im Fokus und unscharfes Beugungsbild) völlig unabhängig voneinander bestimmen kann?


    Wenn ja, wie kann ich einen Pickering-Wert angeben, wenn ich gänzlich unerfahren darin bin und nicht weiß, wie Sterne im Fokus bei höheren Vergrößerungen aussehen können? Für mich sehen sie immer gleich aus, nämlich ein Knäuel aus Spaghettis (= Speckles), das wabert. Ich kann da beim besten Willen nicht in 10 Stufen unterscheiden. Vor allem habe ich bis jetzt noch nie ganze Beugungsringe um das Airy-Scheibchen des fokussierten Stern gesehen, was Pickering 7 bis 10 entspräche. Sicher kommt das daher, dass ich zu wenige Nächte hatte und keine solche gute Nacht erleben durfte, oder kommt das eher daher, dass ich einen nachweislich nicht beugungsbegrenzten Hauptspiegel habe und er mir das Erkennen viell. perfekter Nächte anhand des Abbildes einfach nicht erlaubt?


    Einfacher wird es bei der Skala von Stathis und Uwe. Da ich eine abgesunkene Kante im HS habe, sehe ich extrafokal keine Beugungsringe im leicht unscharf gestellten Stern. Daher werde ich das eher am intrafokal unscharf gestellten Stern tun, um eine Einschätzung zu gewinnen. Hierzu die Frage: Stathis und Uwe sprechen beim leicht unscharf gestellten Stern von Zappeln und Wabern, welches Begriffe sind, die sehr subjektiv sind. Was bedueten sie im Detail? Außerdem: Sehe ich die Beugungsringe im intrafokal unscharf gestellten Stern, sehe ich sie eher nicht zappelig im Sinne von Hin- und Herspringen, sondern den Rand des Scheibchens mehr oder weniger ununterbrochen durchgehend und ruhig, aber die Schlieren in der Scheibe sind enorm, so dass die inneren Ringe unterbrochen werden. Ich vergleiche das immer mit Amöben unter dem Mikroskop: Die "Schlieren" bewegen sich völlig ungeordnet in alle möglichen Richtungen durch das Bild. Sind es also eher die Ringe an sich, deren Unruhe ich beobachten muss, um einen Seeing-Wert nach Kafalis und Pilz abschätzen zu können?


    Ich fühle mich etwas unwohl beim Schreiben des letzten Absatzes, da er ja auch nur absolut subjektiv ist und ich nicht weiß, wie ich das besser beschreiben soll. Ein Foto kann ich ja nicht machen. Vielleicht findet sich ja jemand doch in diesen Beschreibungen wieder und weiß, was ich meine :)


    Vielen Dank für die interessanten Antworten, wie Ihr das so in der Praxis macht, wenn Ihr zeichnet und das Seeing dazu angeben wollt.


    Viele Grüße und CS

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

    3 Mal editiert, zuletzt von mkmueller ()

  • Hallo Micha,

    nix für ungut,aber ich habe den Eindruck,dass Du Dich etwas zu sehr in der Theorie verlierst, in der Vergangenheit schon ...


    Meine Empfehlung wäre,einfach mehr raus unter den Himmel und Spaß haben am vielgestaltigen Weltall statt der vielgestaltigen Messung und Bestimmung diverser Parameter :)


    In diesem Sinne: Clear Skies!


    Norman

  • Hallo,

    Anhand welcher Sterne bestimmt Ihr die visuelle Grenzgröße?

    Früher habe ich immer mal wieder die Grenzgröße Sterne über die Polsektion bestimmt. Im Karkoschka war dazu eine Karte der Sterne um dem Himmelspol abgedruckt in der die Helligkeiten der Sterne eingetragen waren.

    Auf der Seite der VdS Fachgruppe Deep-Sky gibt es Grenzgrößenkarten im PDF Format zum herunterladen und zum ausdrucken. Es wird dabei ein Zip-Archiv herunter geladen und entpackt. Die Grenzgrößenkarten sind etwas versteckt im Projekt "Deep-Sky-Liste (DSL)" zu finden. Auf dieser Seite unter "Downloads" → Grenzgrößenkarten.


    Mit der Bestimmung der Luftunruhe habe ich mich auch noch nicht näher befasst, obwohl das schon mal interessant wäre.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Michael,


    in meinen Anfangsjahren habe ich die Grenzgröße auch oft selbst bestimmt anhand der von Gerd erwähnten Polregion. Das war mir dann aber irgendwann zu mühselig und zu langwierig. Und es ist ein individueller Wert, der von Beobachter zu Beobachter stark abweichen kann.

    Heute halte ich mein SQM-L in Richtung Polregion (weil da die Milchstraße nicht hinkommt ;) ). Das geht schnell und ist zuverlässiger ... und ich messe mehrfach in einer Nacht, weil sich die Bedingungen nicht selten ändern. Das kann man schön sehen bei Gerds Aufzeichnungen zu seinen Beobachtungsnächten auf seiner Homepage.


    Was die Durchsicht und das Seeing betrifft, da helfen im Vorfeld Meteoblue (Seeing) und ein vorab Blick an den Abend-/Dämmerungshimmel oder die mit dem Daumen abgedeckte Sonne (Transparenz). Der Rest ergibt sich während des Beobachtens.

    Also mit den Worten von Norman, einfach druff halten ^^. Beim Höhervergrößern von Sternen wird dann seeingtechnisch schnell deutlich, was geht in der Nacht und was nicht geht (Auskühlzeit der Optik berücksichtigt).


    Beste Grüße


    Rene

  • Hallo Micha,


    da gibt es doch dieses Meßgerät Sky Quality Meter für die Himmelshintergrundhelligkeit.

    Da gibt es einen Zusammenhang die Grenzgröße über eine Tabelle ermitteln.

    Seeing scheint schwierig zu sein, weil von der Objekthöhe und lokalen Umständen abhängig.

    Schau dir das Flimmern auf der Pickering Skala an: http://www.amateurastronomie.com/anfang/seeing/index.htm

    und vergleiche.


    CS Dieter

  • Servus Micha,


    die Seeing-Skala von Stathis und Uwe finde ich ehrlich gesagt ziemlich selbsterklärend. Ich selber, muss ich zugeben, kümmere mich gar nicht so sehr um's Seeing. Ich erkenne ja auch während des Beobachtens, ob ich eine hohe Vergrößerung gewinnbringend einsetzen kann. Ebenso erkenne ich, wenn ich nachträglich am Stern das Teleskop justiere, ohnehin, wie sauber das Beugungsmuster zu erkennen ist. Man muss auch ggfls. warten, bis das Tubusseeing weg / schwächer ist und im Verlauf der Nacht kann sich das Seeing ohnehin auch ständig ändern. Ich mache mir daher eher keinen Kopf ums Seeing, sondern notiere mir nur dann, wenn es wirklich schlecht ist, dass es schlecht ist ;-).


    Was die Grenzgröße angeht, wurde ja bereits einiges geschrieben. Ich habe kein Sky Quality Meter, auch wenn es sicher hilfreich wäre. Irgendwann steht es sicher auf meiner Wunschliste. Die fst-Angabe wiederum ist völlig subjektiv. Wenn ich einen Stern von 6m4 noch sehe, kann sein, dass ein Mitbeobachter diesen Stern gar nicht erkennt und selber z. B. bei 6m0 die Grenze zieht, während ein Dritter, der bessere Augen als ich hat, vielleicht bis 6m8 kommt. Ich notiere mir die fst immer, aber nur für den Abgleich mit meinen Angaben in anderen Nächten.


    Die Karten von der VdS wurden ja bereits erwähnt. Genau genommen sollte man fst in Zenit bestimmen, da die Transparenz dort am besten ist. Man kann sich auch auf Ursa minor beschränken, aber vielleicht jat der eine im Norden noch Reste einer Lichtglocke, im Süden dagegen nicht... Man muss die fst-Angabe daher auch selber mit Vorsicht genießen. Mit der VdS-Karte der Jungfrau wird man eine geringere Grenzgröße als bei Ursa minor erreichen. Man sollte die fst-Angabe daher auch relativ zum Horinzontabstand angeben / notieren. Insofern: Probleme der Vergleichbarkeit. Ich mache mir daher auch hier keinen Kopf und nehme das Ergebnis nicht zu ernst, sondern als groben Anhaltspunkt.


    Wie ich vorgehe? Nun, ich weiß ja ungefähr, wo die Grenze dessen liegt, was ich sehen kann (bei mir daheim). Das ist bei mir meist irgendwo zwischen 5m7 und 6m5 grob gesagt. Daher suche ich mir in den Sternbildern, die jahreszeitlich passen, ein paar Sterne aus, die in diesem Bereich liegen. Ich beobachte ohnehin gerne mit bloßem Auge. Ich starte nach Dunkelanpassung meist bei der Milchstraße (wie stark strukturiert, bis zum Horizont sichtbar oder nicht?). Der Eindruck reicht oft schon. Dann schaue ich (aktuell) z. B. nach M 13 – leicht erkennbar? "Check".


    Dann auf zu Ursa minor – kann ich lamda UMi sehen? Der hat 6m4. Geht manchmal indirekt, manchmal nicht... Dann rüber zum Dreieck: kann ich M 33 sehen? Wenn ich lamda UMi sehen kann, dann probiere ich das... wenn nicht, dann habe ich im Dreieck auch Referenzsterne zwischen 5m5 und 7m0, die ich suchen kann. Sprich: ich habe ein paar wenige Sternblider, bei denen ich ein paar Referenzsterne kenne bzw. mir notiert habe und schaue, ob ich die sehen kann.


    Dann gehe ich auch gerne zum Horizont. Fomalhaut geht je problemlos, abewr kann ich den Rest des südlichen Fisches sehen? (Sterne rund um 4m und schwächer)... wie sieht es mit Fornax aus? Falls das alles geht, dann schaue ich, ob ich Alhdanab (gamma Pavonis) im Pfau sehen kann. Der hat 3m0, ist aber nur knapp über dem Horizont. Wenn der Horizont klar ist, dann sehe ich ihn...


    So mache ich mir einen Gesamteindruck vom Himmel. Das geht auch zwischendurch und recht schnell, denn ich hab ja im Kopf, was ich prüfe. Also zenitnah, Polarisregion, ausgewählte Objekte wie M 13 oder M 33, ausgewählte Sterne z. B. im Dreieck und ich prüfe, was ich in Horizontnähe noch sehen kann. Dazu eh doe Milchstraße und ich weiß, ob die Transparenz sehr gut, gut, mäßig oder eher schlecht ist. Und ich erkenne sehr schnell, wenn sie sich ändert. Man kann dann auch über das Flackern der Sterne an sich ein Gefühl für das Seeing bekommen (auch abhängig von der Horizontnähe).


    Beispiel: die Nacht vom 4.9. auf den 5.9. – ich habe da fotografiert (NGC 6814 und M 29). Es war luiftfeucht, aber dennoch erstaunlich transparent in Zenitnähe. Aber eben nur dort. In Richtung Horizont war es mäßig, gamma Pavonis gar nicht zu sehen. Da brauche ich nicht lange, um zu sehen, dass ich mich auf hoch am Himmel stehende Objekte beschränken sollte. Und das reicht mir eben: Beurteilung mit ein paar wenigen Referenzsternen und dem allgemeinen Eindruck. Und das macht mir dann auch richtig Spaß. Es ist erstaunlich, was manchmal alles mit bloßem Auge geht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Um es Mal etwas zusammenzufassen:

    Seeing von 1-5 zu beurteilen reicht völlig.

    Ich für meinen Teil habe erst 2 Mal in 11 Jahren ein Seeing von 1 gehabt und erst 3-5 Mal ein Seeing von 5.


    D.h.,meistens hat man es mit 2-4 zu tun, also 3 Stufen sogar nur. Allermeistens mit Stufe 3.

    Und wie die aussehen,lernt man am besten durch Praxis.


    Grenzgrößenangaben das gleiche. Man sieht mit etwas Erfahrung recht schnell , ohne jede Messung,mit welcher Himmelsgüte man es zu tun hat. Am einfachsten und schnellsten finde ich da eine verbale Variante. Und die heißt dann bei mir entweder mäßig guter Landhimmel, guter Landhimmel,sehr guter Landhimmel. Und wo bleibt der schlechte Landhimmel? Der bleibt draussen und ich drinnen ;)


    Gleiche Unterteilung für die Alpen.

    Mit ggf. noch Luftfeuchteangaben und Bewölkung hat man alles was man braucht,ich zumindest. Alles andere ist meiner Meinung nach unnötig bis scheingenau,weil in die letztliche Wahrnehmung mehr eingeht als nur der Himmel, wo die Unterschiede/Nuancen nie genau an einer bestimmten Ursache festgemacht werden können.


    CS,

    Norman

  • Hallo Micha,


    visuelle Grenzgrößenbestimmungen sind zeitlich aufwendig und auch nicht objektiv, weil Dinge wie persönliche Konstitution, Ausgeruhtheit und aktuelle Dunkelanpassung eine wesentliche Rolle spielen. Außerdem kennt man mit der Zeit die Bestimmungskarten und das verleitet schon mal dazu, etwas zu sehen, was vielleicht doch nicht zu sehen ist. Wesentlich besser ist ein SQM, das Nacht für Nacht verlässliche Werte liefert. Bei der L-Version immer in vier Lagen messen (um die Achse des Sensors jeweils um 90° drehen) und dann mitteln. Zunächst ein, zwei unberücksichtigte Messungen machen, weil das Gerät am Anfang etwas zu viel anzeigt.


    Seeing zuverlässig zu erfassen, ist eine sehr schwierige Sache – selbst dann, wenn man es schon sehr lange macht (bei mir 55 Jahre). Das liegt daran, dass die Luftunruhe ein dreidimensionales Phänomen ist. Neben der Auslenkung des Lichtstrahls spielt nämlich auch eine Rolle, wie mächtig die gestörte Luftschicht ist, manchmal sind es auch mehrere. Ich habe mir angewöhnt, neben der Bewegung (1 - 5) auch noch die Detailerkennbarkeit verbal einzuschätzen (von stark eingeschränkt bis überdurchschnittlich gut). Es gibt Situationen, in denen man trotz scheinbar unbewegter Bilder kaum Detail erkennt, meist weil in beobachternahen (und damit teleskopisch außerhalb des Fokus‘ liegenden) Luftschichten massive Störungen auftreten. Aber es hat auch Nächte, in denen die Details lebhaft bewegt und trotzdem gut zu erkennen sind. Da sind dann meist sehr weit entfernte und nicht allzu mächtige Störungsschichten am Werk. Hinzu kommen noch die Einflüsse des Beobachtungsplatzes und seiner Umgebung, die des Instruments und sogar des Verhaltens des Beobachters: lokales Seeing. Ich behaupte mal, das Seeing ist nie gleich, es ist so einmalig wie ein menschlicher Fingerabdruck.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten, insbesondere an Christoph, dessen Ausführungen ja deutlich gemacht haben, wie Ihr den Himmel mit ein paar prüfenden Blicken einschätzt. Dazu muss man natürlich Erfahrung haben. Einige der Sterne, die Christoph in unterschiedlichen Deklinationen auf Wahrnehmbarkeit prüft, geben einem natülich Aufschluss darüber, wie die Grenzgrößen sich über den Himmel verteilen. Interessant! Aber ok, heute misst man doch eher mit dem SQM.


    Zum Seeing: Ich würde trotzdem doch gerne mal -und sei es nur zu Lernzwecken- vom Sternabbild im Teleskop auf das Seeing schließen können.

    Schau dir das Flimmern auf der Pickering Skala an: http://www.amateurastronomie.com/anfang/seeing/index.htm

    und vergleiche.

    Genau das wäre eine Antwort auf meine Frage, aber ich weiß, dass ich hier keine Chance habe, ein passendes gif dem beobachteten Bild bei ca. 230x bis 450x Vergrößerung zuzuordnen. Man beachte nur mal die gifs bei Pickering 1 bis 5 - die sehen doch (fast) alle gleich aus :|


    Von Uwe (Glahn) habe ich gelernt, dass er immer schnell das Seeing mit Hilfe der Speckles am fokussierten Sternbild einschätzt. Ich weiß, das macht er mit seiner Erfahrung. Aber das muss doch zu lernen sein!


    Und die Kafalis-Pilz Skala orientiert sich an das leicht unscharf gestellte Sternabbild. Ist schon ein enormer Unterschied zu dem, wie es Uwe macht.


    Nunja, natürlich muss ich mehr raus aufs Feld. Bisher bin ich auch immer raus, wenn sich die Chance ergeben hat, seit Juni zwar nur 3 Mal. Kommt aber daher, dass ich halt die meiste Zeit aus geschäftlichen Gründen nicht im Ländle verweile...


    Daher, Norman, ich tu doch mein Bestes!

    Meine Empfehlung wäre,einfach mehr raus unter den Himmel und Spaß haben am vielgestaltigen Weltall statt der vielgestaltigen Messung und Bestimmung diverser Parameter :)

    Beste Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Micha,

    ich möchte noch ein paar kleine Ergänzungen hinzufügen.

    Die Pickering-Skala ist gut, gilt für 5 Zöller, und ich habe es nie über die 4 gebracht.

    Bei den Planetenfotografen wird oft angegeben: Seeing 7 bis 8 von 10 (o.ä.). Ich weiß nicht, wo die das her haben ;)

    Wenn du versuchst das Seeing visuell einzuschätzen, dann achte nicht nur auf das "Flackern", sondern auch auf die Frequenz des Flackerns. Ist diese gering, kann das Seeing durchaus gut sein.

    Die Seeing-Vorhersage von Meteoblue ist unbrauchbar, das Modell erfasst nicht die unteren Luftschichten, die sind aber i.d.R, entscheidend.

    Und noch etwas, gutes Seeing bedeutet auch, dass du tiefer sehen kannst. Fotografisch sind das bis zu 1,5 mag. Ich denke, dass sich dieser Effekt auch visuell irgendwie niederschlägt.

    Zur Beurteilung: Schau dir einen Stern in höchster (sinnvoller) Vergrößerung an, und suche nach dem Airyscheibchen. I.d.R. siehst du nur Speckles, aber wenn es ruhig ist, dann siehst du blickweise das kleine Scheibchen. Wenn das der Fall ist (bei einer moderat großen Öffnung), dann kannst du den Tag im Kalender markieren.

    Ich habe Beispielfilme gemacht, muss sie aber noch herrichten, damit sie hier gezeigt werden können. Kommt dann später.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,


    danke für Deinen Beitrag.

    Die Pickering-Skala ist gut, gilt für 5 Zöller, und ich habe es nie über die 4 gebracht.

    Wo steht denn das, dass Pickering für 5-Zöller ist und warum gilt das nicht auch für größere Öffnungen? Das bedeutet auch, dass Du ja mindestens zwischen 1 und 5 schon gut unterscheiden kannst. Wie um Himmels Willen machst Du das?

    Wenn du versuchst das Seeing visuell einzuschätzen, dann achte nicht nur auf das "Flackern", sondern auch auf die Frequenz des Flackerns. Ist diese gering, kann das Seeing durchaus gut sein.

    Du meinst mit bloßem Auge? Das leuchtet dann natürlich ein.

    Die Seeing-Vorhersage von Meteoblue ist unbrauchbar,

    Ja, das habe ich schon öfters gelesen - dann kann man sich leider auf Meteoblue nicht verlassen, was die Bogensekunden-Angabe unter "Seeing" angeht.

    Zur Beurteilung: Schau dir einen Stern in höchster (sinnvoller) Vergrößerung an, und suche nach dem Airyscheibchen. I.d.R. siehst du nur Speckles, aber wenn es ruhig ist, dann siehst du blickweise das kleine Scheibchen. Wenn das der Fall ist (bei einer moderat großen Öffnung), dann kannst du den Tag im Kalender markieren.

    Danke, das ist schon mal eine sehr granulare Handlungsempfehlung. Nur - wenn ich mir mit 230x einen Stern im Fokus anschaue, dann habe ich immer nur einen Haufen von Speckles gesehen, niemals auch nur blickweise das Airyscheibchen. Würde ich überhaupt bei perfekten Bedingungen in meinem Fall (18" f/4,5) das Airyscheibchen identifizieren können? Wäre das nicht einfach zu klein und würde in den -auch bei perfekten Bedingungen- immer vorhandenen Speckles einfach untergehen?

    Ich habe Beispielfilme gemacht, muss sie aber noch herrichten, damit sie hier gezeigt werden können. Kommt dann später.

    Das würde mich interessieren. Danke!


    Viele Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Captn,


    danke!

    Ich habe das immer geschätzt. Messungen sind nicht wirklich standardisiert und so auch kaum nachvollziehbar. Nachfolgend aus meiner damaligen Beobachtungsanleitung für Jupiter.

    Dass das subjektiv ist, ist klar. Ich habe leider noch nie das Seeing mit jemandem direkt am Teleskop diskutiert, also während man durchgeschaut hat.

    Deine Tabelle ist natürlich auch sehr subjektiv, z.B. wie kann ich mir in Deiner Tabelle Deine Beschreibung der "Schlieren / Wallungen" bei Luftruhegrad 2 vorstellen? Wie siehst Du die?


    Viele Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Micha,

    je kleiner die Öffnung, umso besser siehst du die Beugungsringe. Beim Refraktor noch mal sauberer. Die 5 Zoll Öffnung von Herrn Pickering müsstest du also noch mal hochrechnen. Da bleiben bei unseren Verhältnissen im Grunde nur die ersten 3 Stufen übrig.

    Damit du das etwas abschätzen kannst, hier 2 Beispiele:


    Mieses Seeing beim 16er. An dem Tag habe ich nichts gemacht, Planeten filmen macht an einem solchen Abend keinen Sinn. So, oder so ähnlich sieht es an 3 von 4 Tagen aus. Der Stern ist übrigens so gut es ging fokussiert. Bei schlechtem Seeing findet man den Fokus einfach nicht, weil es gar keinen gibt.




    Und dann gibt es diese besseren Tage. Oft in der 2. Nachthälfte. Perfekte Temperaturanpassung, perfekte Justage und kein aufgewärmtes Hausdach im Weg, dann sieht das so aus:



    Das ist schon gut, aber nicht sehr gut. Das Airy-Scheibchen ist zu ca. 50 % sichtbar, und da sich dann ein Großteil des Lichtes darin sammelt, ist es sogar überbelichtet. Die Speckles werden zu Ringsegmenten. Beide Beispiele sind bei gleicher Brennweite entstanden. Hier ist es deutlich einfacher, einen Fokus zu finden.

    Ein Beispiel bei sehr gutem Seeing am 16er habe ich z.Z. noch nicht.


    Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,

    Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    das hilft mir extrem weiter! Leider konnte ich keine 2 Dankes-Pokale vergeben ... daher jetzt nochmal ein dickes Dankeschön!


    Hmm, welche Vergrößerung hattest Du bei beiden Bildern denn eingestellt?


    In meinen Erinnerungen bei 230x hat sich eigentlich immer eine Abbildung des fokussierten Sterns von der Qualität zwischen Deinen beiden Bildern eingebrannt. So schlimm wie im ersten Bild hatte ich wohl noch nie einen Fall, aber so gut wie im zweiten wohl auch nicht.


    Das Airyscheibchen im zweiten Bild, das man dort zu ca. 50% der Zeit sieht, ist also tatsächlich die kleine weiße Kreisscheibe, die immer mal wieder aufblitzt?


    Und ja, ich erkenne hier in den Speckles drum herum ab und zu ringförmige Strukturen, die wohl den ersten Beugungsring um das Airyscheibchen bilden, in das sich -wenn ich mich recht an die Definition entsinne- mindestens 80% des Lichts sammeln muss, wenn die Optik beugungsbegrenzt ist und mindesten Strehl = 0,8 besitzt, korrekt? Dann wären bei mir mit 0,6 Strehl das Airyscheibchen, wenn ich es denn je sehen würde, dunkler und der erste Beugungsring (wenn ich ihn den je sehen würde) entsprechend heller.


    Welche Seeing-Werte (der öffnungsunabhängigen Kafalis-Pilz Skala von 0 bis 6) würdest Du beiden Abbildungen geben?

    je kleiner die Öffnung, umso besser siehst du die Beugungsringe

    Das muss ich, glaube ich, nochmal richtig verstehen. Warum ist das so? Du sagst ja, bei großen Öffnungen würde jede Stufe der Pickering Skala ein schlechteres Abbild ergeben, als die gifs bei 5" zeigen?


    Nach wiederholtem Lesen der Kafalis-Pilz Skala im Link oben verstehe ich nun auch, warum diese (und vor allem WIE diese) öffnungsunabhängig wird: einfach durch das Unscharfstellen des Sterns (Abbildung ist bei allen Öffnungen gleich)! Das beantwortet also meine Frage dazu oben. Wenn ich dazu gifs auch noch sehen würde ...


    Super, das hat mich ein ganzes Stück weiter gebracht!


    Herzlichen Gruß

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Micha,


    Schlieren, wenn der Jupiter aussieht als läuft Wasser drüber und Wallungen, wenn er "tanzt". Gilt bis Öffnungen von etwa 10". Ab 12" wird er nur noch scharf/unscharf. Bei Superseeing 1 steht er regelrecht, bei 2 überwiegend, aber eben immer wieder mal eine Störung. An Sternen mache ich diese Bewertung nicht fest, da bräuchte es eher Beispiele wie von Ralf. Meine Einschätzung dient nur Planetenbeobachtern, damit sie das aus ihren eigenen Erfahrungen vergleichen und nachvollziehen können.


    Gruß

    André

  • Hallo,


    Meine Einschätzungen zum Seeing an Mond und den Planeten beschreibe ich in jeder Beobachtung. Das sind aber rein subjektive Einschätzungen. ich beschreibe in meinem Aufzeichnungen wie die Luftunruhe im Okular zu sehen ist. Ob es ein langsames Pulsieren, ein schnelles Flirren oder auch ein annähernd ruhiges Bild im Okular zu sehen ist.

    Ich finde die Tabelle von André aus dem Beitrag #11 ganz gut. Ich werde damit mal das Seeing und den Himmel bewerten.


    Am Himmel orientiere ich mich im Sommer an der Milchstraße und beschreibe in meinem Aufzeichnungen wie diese zu sehen ist. Als nur ein mattes und gerade noch sichtbares Band am aufgehellten und diesigen Himmel oder mit deutlichen Strukturen bis zum Horizont sichtbar bei guten Himmel. Ansonsten orientiere ich mit am Himmelshintergrund, ob dieser grau und aufgehellt erscheint oder sehr dunkel.


    Die FST Methode finde ich gar ich mal so schlecht. ich denke das trainiert auch das Sehen, wenn man gezielt nach schwachen Sternen Ausschau hält. Diese Methode würde auch zu einer Routine werden, wenn es mehr Möglichkeiten zum Beobachten gäbe.

    Mit den vielen Unterbrechungen im Jahr durch die Wetterlage, bei mir in Mittelfranken kann ich mittlerweile damit rechnen das ich ab Oktober bis in das Frühjahr hinein einen dauergrauen Himmel habe, mit nur wenigen guten Nächten an denen ich beobachten kann, verkommt natürlich die Routine der FST Methode. Ich habe diese Methode aus Bequemlichkeit aufgegeben, eventuell führe ich sie parallel zum SQM-L wieder ein.


    Ich finde die Grenzgrößenbestimmung schon interessant und nach meinem Erfahrungen nach sind diese auch nicht zeitaufwändig. Wenn diese zur Routine geworden sind, dann ist in kurzer Zeit der schwächste Stern bestimmt. Sicher bleiben diese Bestimmungen subjektiv, es ist aber eine gute Methode seine eigenen Beobachtungen und die Bedingungen an denen sie entstanden sind zu bewerten und zu vergleichen.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Micha,

    sorry, ich habe deine Fragen noch nicht beantwortet.

    Den Begriff Vergrößerung gibt es beim Fotografieren nicht. Wenn du so willst, dann entspricht der Abbildungsmaßstab in etwa der Maximalvergrößerung.

    Das Airyscheibchen ist genau das, diese kleine helle Scheibe in der Mitte. Sie ist kleiner, und damit schwieriger zu sehen, je größer das Teleskop ist. Da sie aber auch die Auflösungsgrenze anzeigt, kommt ein kleineres Teleskop schneller an deine Grenzen, da sie dann ja größer abgebildet wird.

    Wenn ich das richtig im Kopf habe, muss bei beugungsbegrenzter Optik 80 % des Lichtes ins Airyscheibchen incl. des 1. Beugungsrings gebündelt sein.

    Die Kafalis-Pilz-Skala kannte ich noch nicht. Ich würde sagen 1 oder 2 (schlechter geht immer) und 4.

    Wenn man die Bilder oben stackt, dann kann man übrigens sehr schön die Beugungsringe sehen. Das hier ist ein Beispiel von einem C11



    Links original, bei bestem Seeing (11 Zoll) , rechts gestreckt, da sieht man auch die Ringe höherer Ordnung.

    Ein so gutes Bild habe ich bei 16er noch nicht hinbekommen.

    Gruß

    ralf

  • Hallo,

    Im Sommer sind die Umgebungs-/Feld-Sterne von M57 für einen ersten Test ganz hilfreich:

    Ich habe den Eindruck, in diesem Thread geht es darum, den schwächsten, mit den freien Augen sichtbaren Stern zu bestimmen und damit die Qualität und die Dunkelheit vom Himmel zu bestimmen. Jetzt ist die Visuelle Bestimmung der schwächsten mit den freien Augen sichtbaren Sternen schon nicht unbedingt vergleichbar, denn jeder Beobachter sieht unterschiedlich schwache Sterne. Mit einem Teleskop wird das noch unvergleichbarer.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Gerd,

    Naja,im Prinzip geht es hier um die Bestimmung der GG für einen selbst zum Vergleich verschiedener Nächte. Da ist die GG mit dem eigenen Teleskop ja durchaus eine Kenngröße, wenn man etwa das gleiche Sternbild / die gleichen Sterne zu gleicher Jahreszeit hernimmt und immer mit gleichem Gerät und gleicher Vergrößerung guckt. Ob der Wert bei jemand anderem anders ausfällt ist dann ja egal,es geht ja nur um den Betrag der Änderung im Vergleich zu anderen Nächten.


    CS

    Norman

  • Ja, danke Nauta, mir geht es tatsächlich nur um die Grenzgrößenbestimmung mit bloßem Auge, wie sie die visuellen Beobachter gerne in ihren Zeichnungen notieren. Wenn Du die Grenzgrößenbestimmung mit Deinem Teleskop durchführst, gilt sie auch nur für Dein Teleskop. Von vielen hier ist mir schon die persönliche Vorgehensweise zur Bestimmung der visuellen fst beschrieben worden, was mir auch als Antwort auf die Ausgangsfrage ausreicht. Herzlichen Dank an all diejenigen.


    Zum Thema visuelle fst vielleicht noch zu den Planetenbeobachtern hier, die die visuelle fst am Planeten Jupiter vornehmen: kann man Eure Methoden am Planeten auch bedenkenlos auf die Deep-Sky Beobachtung übertragen, also ausgehend von fst am Planeten, oder sollte man dafür dann doch lieber die Grenzgröße an den Sternen bestimmen? Ich beobachte halt vorwiegend Deep-Sky.


    Nun nochmal zur Seeing-Bestimmung:


    Hallo André,

    Schlieren, wenn der Jupiter aussieht als läuft Wasser drüber und Wallungen, wenn er "tanzt". Gilt bis Öffnungen von etwa 10". Ab 12" wird er nur noch scharf/unscharf. Bei Superseeing 1 steht er regelrecht, bei 2 überwiegend, aber eben immer wieder mal eine Störung.

    danke, verstanden. Der Jupiter, den Gerd Huissel und ich gemeinsam am 03.08.2022 (ca. 3 Uhr morgens) in diesem Thread erwähnt haben, müsste nach Deiner Tabelle bei Seeing (Luftruhegrad) 1 oder 2 gelegen haben. Dieser Jupiter war für mich klar, ruhig und Schlieren hatte ich nicht gesehen, leider habe ich aber darauf auch nicht geachtet. Das Abbild durch Gerds Nachgrabb war grandios. Den Jupiteranblick werde ich sicher noch einmal anhand Deiner Tabelle in Zukunft testen wollen.


    Hallo Ralf,

    Die Kafalis-Pilz-Skala kannte ich noch nicht. Ich würde sagen 1 oder 2 (schlechter geht immer) und 4.

    Ich denke, da habe ich uns aus Versehen auf's Glatteis geführt, denn die Kafalis-Pilz Skala ist gültig für den leicht unscharf gestellten Stern und nicht am fokussierten Stern, wie Du ihn gefilmt hast. Eigentlich hätte meine Frage den Vergleich Deiner Aufnahmen mit der Pickering Skala zum Inhalt haben müssen, aber das kann ich ja auch selbst tun: Dein erstes gif stufe ich als schlechter als Pickering 1 und Dein zweites gif als Pickering 3 ein - komischerweise gar nicht mal viel besser?!?


    Wie stufst Du Deine Videos auf Pickering-Basis ein?


    Kann man überhaupt die Seeing-Bestimmung per fotografischer Aufnahmen mit der visuellen Seeing-Bestimmung vergleichen?

    Beste Grüße

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

  • Hallo Micha,

    das alles ist ja Pi mal Daumen. Selbst scheinbar objektive Werte fürs Seeing, FWHM oder DDM oder was es da so gibt, beinhalten subjektive Elemente. Deshalb ist es auch nicht wirklich gut möglich, das visuelle Seeing mit dem im Film zu vergleichen. 1 zu 1 schon mal gar nicht.

    Wie gesagt, meine Filme mit dem 16er müssen für das Seeing eines 5ers (Pickering) hochgerechnet werden. Auch das geht vermutlich nur subjektiv. Es fehlt uns in der Tat an einer sinnvollen Seeing-Klassifizierung in der Amateurastronomie.

    Wenn ich es versuchen würde, dann würde ich von Pickering nur die ersten 5 Stufen nutzen. Ein Seeing, wie bei 6 habe ich mit ( 11") noch nie erreicht. Mit 16" vermutlich erst recht nicht, bzw. das würde dann die Stufe 5 sein, die unerreichbar bleibt. Nach unten hin wird die Scala auch zunehmend unrealistisch. Es kommen weitere Störungen dazu, und ganz wichtig dabei auch das 2- und 3-dimensionale wandern der Schärfe. Es gibt auch weitere Schwächen der P-Skala.

    Im Grunde musst du es so machen, wie bei der Grenzgröße. Dein Gerät, deiner Erfahrungen, immer das gleiche Equipment und dann kannst du sagen: heute ist aber gut. (in Verhältnis zu gestern). Ich würde dir 3 + 2 Stufen vorschlagen. Gut, mittel, schlecht. Und dann gibt es ganz besondere Tage, z.B. So schlecht wie heute war es selten, ich mache gar nichts, oder außergewöhnlich gut, ich bekomme Herzklopfen und muss das tolle Seeing unbedingt voll ausnutzen.

    Grüße von

    ralf

  • Hallo Ralf,

    Wenn ich es versuchen würde, dann würde ich von Pickering nur die ersten 5 Stufen nutzen. Ein Seeing, wie bei 6 habe ich mit ( 11") noch nie erreicht. Mit 16" vermutlich erst recht nicht, bzw. das würde dann die Stufe 5 sein, die unerreichbar bleibt.

    Damit muss ich mich zufrieden geben. Es ist nun mal subjektiv und ich kann nur innerhalb meiner Beobachtungen vergleichen und nicht quer mit anderen Beobachtern. Das ist mir jetzt bewusst geworden - ist eigentlich aber auch logisch.


    Was ich gelernt habe: Dass man die Pickering Skala bei großen Öffnungen eher nie bis zu ganz hohen (guten) Werten nutzen kann - außer viell. auf dem Mond ;) mit meinem 18er, Spiegelqualität hin oder her, werde ich nach dem, was Du sagst, nicht mehr als Pickering 4 notieren können, auch wenn perfekte Bedingungen herrschen. Ich finde das für mich eine wichtige Erkenntnis!

    Deshalb ist es auch nicht wirklich gut möglich, das visuelle Seeing mit dem im Film zu vergleichen. 1 zu 1 schon mal gar nicht.

    Vielleicht kannst Du noch sagen, worin die Unterschiede zwischen visuellem Beobachten eines fokussierten Sterns und Deinen Aufnahmen liegen. Ich denke auch, dass ich Deine gifs nicht zu 100% wiedererkenne, wenn ich sie mit meinen visuellen Eindrücken aus dem Gedächtnis vergleiche. Da habe ich eher ein Spaghettiknäuel in Erinnerung und nicht ein Aufblitzen vieler Punkte, die sich zum gezeigten fotografischen Bild zusammensetzen. Aber das ist ziemlich subjektiv und gar nicht mit Deinen visuellen Eindrücken zu vergleichen. Womöglich kannst Du gar nicht darauf antworten.


    Auf jeden Fall herzlichen Dank, ich versuche mir eine Skala anzueignen, die ich nutze, wenn ich spechteln gehe.


    Danke Dir für die interessanten Erklärungen - haben mich echt weiter gebracht.


    VG

    Micha

    Starsplitter II 18" f/4,45 Gitterrohr Dobson mit Hauptspiegel aus dem Jahr 1993-94 von Galaxy Optics und 3,5"-Fangspiegel aus dem Jahr 2021-22 von Antares Optics. Okulare: 31 mm Nagler, 24 mm ES, 17 mm Ethos, 13 mm Ethos, 9 mm ES, 6 mm Ethos, 4,7 mm Ethos; 2" Powermate 2x; Astronomik 2"-Filter visuell: [OIII], UHC, H$\beta $.

    3 Mal editiert, zuletzt von mkmueller ()

  • Hallo Micha,

    ich mache wenig visuell, deshalb fehlt mir da etwas Erfahrung.

    Ich kann aber ein paar Punkte zusammenstellen.

    Zunächst einmal bewegt sich das ganze Sternchen auch in der Fläche hin und her. Dann laufen da gelegentlich Wellen drüber usw. also der Reigen an Störungen ist visuell nochmal größer. Dann ist es aber auch so, dass unsere Augen, bzw. unser Gehirn sinnvolle Muster oder Strukturen sucht. Und wenn wir wirklich HIN-gucken, selektiert unser Gehirn auch noch mal nach dem, was wir erwarten. Visuell sind wir auch nicht auf die mäßige Dynamik der Kamera und des Bildschirms angewiesen. Das Sternchen ist deshalb nicht überbelichtet, dafür fällt uns dann am Rand weniger das Gezappel auf. Überhaupt erfassen wir immer nur einen Teil des Bildes. Wenn wir uns aufs Airy-Scheibchen konzentrieren, dann verschwindet der Rest und umgekehrt. So in etwa meinte ich das.

    Gruß

    ralf

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