Planetenrunde 04.08.2022

  • Hallo Planetenfreunde,

    nach meinem Mecker an der Farbe von Oskar´s Bild und der Arbeit mit den Saturn-Oppositionsbilder mußte ich nochmal über die Saturnbilder vom 04.08.2022 drüber:



    Saturn 04.08.2022 MESZ 01:59

    RGB (B nicht derotiert) 1,4x zur Aufnahmegröße vergrößert zur besseren Verarbeitung

    Bild besteht aus 2 Blau-, 2 Grün- und 3 Rotfilmen a 90 sec.

    Verwendungsrate 50% für Blau und 60% für Grün- und Rotkanäle für möglichst geringe Schärfung


    Die besten Blaukanäle hab ich in der Uhrzeit verschoben, da ich sonst ein Farbverschiebungsproblem hätte. Details waren im Blaukanal nicht zu sehen; von dem her scheint mir das Vorgehen vertretbar.

    Mit dem C-Ring bin ich nicht zufrieden. Das hat Oskar schöner hingebracht. Hab zig Varianten erzeugt. Letztendlich bin ich bei einem sehr frühen Versuch geblieben. Auf meinen Bildschirmen sieht das Bild ganz brauchbar aus. Im RGB ist die Farbe am stimmiger als bei den L(R) und L(RG) Varianten. An Details hab ich nichts verloren. Das Bild hält die Vergrößerung aus. Artefacte treten bei Vergrößerung stark hervor. Deshalb ist eine Vergrößerung für mich auch ein Qualitätsmerkmal. Oben hab ich Bild wieder verkleinert eingefügt.


    LG

    Robert

  • Über den Mars mußte ich in Folge auch nochmal drüber und hab mehr Farbe reingenommen. Geht minimal zu Lasten der Details, zeigt dafür mehr Wolken.



    Mars 04.08.2022 MESZ 5:30

    RB-RB Bild


    Die Details im optimierten Blaukanal sind nicht so schlecht....



    Mars 04.08.2022 MESZ 5:34

    B-Bild


    LG

    Robert

  • Moin Robert,


    wie immer - ganz großes Kino !


    CS, Jochen

  • Hallo Jochen,

    ganz zufrieden bin ich noch nicht. So richtig warm gelaufen auch noch nicht. Hab mir das Buch Planetary Astronomy gekauft. Die französischen Kollegen haben sich da viel Mühe gegeben, ihr Wissen aufzubereiten. Da kann ich meinen Mars so nicht stehen lassen. Das nächste Mal muss da auch unbedingt wieder ein Grünkanal dazu. Inspiriert vom Buch hab ich den diesen Mars noch mal durch pipp, autostakkert3, giotto und winjupos laufen lassen. Mit winjupos hab ich das Farbbild gemacht. Das geht tatsächlich ziemlich gut und besser als in fitswork. Ergbenis ist in jedem Fall besser als das bisher gezeigte:



    Mars 04.08.2022 MESZ 5:30

    LR(50%)-RB- Bild

    ca. 120.000 Bilder gestackt


    Zukünftig werde ich wieder RGB Märse zeigen, um auch Staubwolken im Grünkanal zu erfassen. Bei den 17" Durchmesser, die wir heuer erreichen, sind die Oberflächendetails nicht der absolute Schwerpunkt. In dem Bild habe ich mich auf Wolken und Oberflächendetails konzentriert. Konnte noch einige Details rauskitzeln, die in härteter Schärfung deutlicher zu sehen sind. Rauschen und Artefacte hab ich so allerdings noch gut im Griff. Schärfung ist tatsächlich sehr dezent dank guter Stackung und winjupos. Farblich ist das ganze eventuell einen Ticken zu grün. Das ist am Anfang der Mars Saison immer so ein Problem, wenn man Farbe vorlegen darf.


    Mein neuer Laptop ist nun auch da, so dass ich so wohl in der Aufnahmegeschwindigkeit als auch in der Bearbeitung noch Mal zulegen kann.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    bei den diesjährigen Marsbildern praktisch aller, die hier welche posten, fällt mir auf, dass parallel zum steil beleuchteten Marsrand einen ziemlich penetranter Artefaktring auftritt. Dass der vom Schärfen kommt, ist natürlich klar. Und dass er so auffällt, dürfte am derzeit noch geringen Winkeldurchmesser des Planeten liegen. Jupiter und Saturn zeigen diesen „Zwiebelring“ auch, aber dort stört er weniger, weil er besser von den parallel zum Äquator angeordneten Wolkenstrukturen zu unterscheiden ist. Bei Mars gaukelt er jedoch Albedomerkmale vor, die gar nicht da sind, und das ist einigermaßen störend. – Warum schreibe ich das? Nur, um es mal ins Bewusstsein zu bringen. Die Planeten-EBV hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, und vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie man diese Schärfungs-Nebenwirkung besser unterdrücken könnte.


    CS, Jörg

  • Hallo Robert,

    mir gefällt Dein letzter Mars sehr gut. Auf jeden Fall sehe ich die letzte Version als beste Version von Mars.


    Hallo Jörg,

    der Zwiebelring ist mir bis jetzt nicht bewusst aufgefallen, vermutlich da ich diese Effekte auch von meinen Aufnahmen kenne. Du meinst den helleren Rand der eher rechts oben zu sehen ist. Hmm, Mars wird genau von dieser Richtung beleuchtet und es könnte auch sein, dass ein leichtes Leuchten der Atmosphäre zusammen mit der Auflösungsgrenze des Teleskops diesen Effekt hervorruft. So habe ich es für mich interpretiert.

    Wie weit da die Schärfung noch mit hinneinspielt, weiß ich nicht. Ich weiß, dass ich das bei früheren Aufnahmen auch manchmal mehr und manchmal weniger gehabt habe und ich immer versucht habe, den Zwiebelring so gut wie möglich zu unterdrücken und eher dezent geschärft habe. Hier eine Alte Aufname mit 4", die ich bei ähnlicher Phase 2020 aufgenommen habe und denselben Effekt sehe. Auch in der Nähe der Opposition habe ich bei meinen besten 6" Mars Bildern 2020 etwas den Effekt (siehe hier) und deutlich nach der Opposition bei hochfrequentem eher schlechtem Seeing und Staubsturm (hier), bei dem der Rand durch das Seeing leider eher divus aber auch heller ist. Bei Jupiter und Saturn hatte ich den Effekt meines Wissens so nicht (oder sehr selten und deutlich weniger auffällig). Ich vermute, dass diese Effekte teilweise auch visuell vorhanden wären und vielleicht durch die Bearbeitung sich etwas verstärken zumal ich oft im Übervergrößerungsbereich bei meinen Bildern bin.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Roland,

    Du meinst den helleren Rand der eher rechts oben zu sehen ist.

    nein, es geht mir um die Abdunklung, die sich an diese helle Zone anschließt. Sie verläuft ebenfalls parallel zum hell beleuchteten Marsrand und fällt um so mehr auf, je heller das real darunter liegende Albedogebiet ist. Durch diesen Effekt „entsteht“ auf der Nordhalbkugel (unten) diese schmale, randparallele, dunkle Zunge, die da nicht hingehört. Mir fallen solche Sachen auf, weil ich Mars seit 1970 viel visuell beobachtet und früher häufig gezeichnet habe, so dass ich die Formationen weitgehend aus dem Kopf erkenne.


    Diese störenden Artefakte kenne ich auch von meinen Videoaufnahmen. Es scheint, dass sie um so stärker sind, je unruhiger die Luft war. Die Bearbeitung von Marsbildern scheint mir ohnehin das schwierigste Kapitel der Planeten-EBV zu sein.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,

    da möchte nun meinen "Senf" auch dazu geben.

    Diese Ringe haben ihre Ursache ist der Beugung der Teleskopoptik. Je kontrastreicher die Struktur, umso stärker die Ringe, bzw. nur der erste Beugungsring stört wirklich. Je schlechter das Seeing, um so mehr Licht wird in die Ringe gebrochen, auch das kann man wunderbar beobachten, selbst an einem einzigen Abend. Mars ist kritisch, Jupiter nicht so sehr, da er eine Randabdunklung zeigt. Seine Monde aber wiederum sehr. Saturn ist auch kritisch bei den Ringen, hier kommen gelegentlich ein paar dazu :)

    Gerne wird die Erscheinung als Schärfungsartefakt bezeichnet, das trifft es aber nicht ganz. Es ist da, auch, wenn wir es nicht sofort sehen, nur wird es durchs Schärfen dann kontrastreicher und sichtbar. Es gibt dazu ein Paper von Martin Lewis.

    Refraktoren zeigen den Effekt weniger, weil weniger Beugung da ist (kein FS), große Optiken zeigen den Ring kleiner, also näher an der Kante. Man kann sogar den unterschiedlichen Abstand zwischen Rotfilter und Grünfilter ausmachen. Der Ring zeigt sich nur, wenn das Teleskop an der Auflösungsgrenze arbeitet, so gesehen ist das sogar ein Qualitätsmerkmal.

    Beim klassischen Schärfen wird versucht gerade den Schärfungsradius, der den Ring betonen würde, auszuklammern. Ich habe eine andere Schärfungsmethode entwickelt, und zwar selektiere ich nach Kontrast. Kontrastreiche Details werden weniger stark geschärft, kontrastarme mehr.

    Die Selektion erfolgt über den Sobel-Operator, eine einfache mathematische Funktion. Ich habe dazu ein PDF verfasst, wenn es interessiert, dann kann ich das irgendwie verlinken.

    Gruß,

    ralf

  • Noch etwas zu der Farbe,


    wenn ich alle Farben mittele, dann kommt oben Grau heraus. Das ist auch für unsere Augen am angenehmsten, sozusagen die ganze Farbdynamik ausgereizt. Mars ist aber der "rote Planet". Die fast schon philosophische Frage ist nun: soll/darf ich den Weißabgleich "Erde" machen, oder soll ich den Farbabgleich "Mars" machen. Wenn ich auf dem Mars stehen würde, dann würden meine Augen ja auch einen Farbabgleich machen. Die NASA macht bei den Roverbildern oft ein 50/50 Weißabgleich, so in etwa halte ich es auch bei meinen Märsen. Die Frage, was "richtig" ist, kann definitiv nicht geklärt werden, aber man kann eine Position einnehmen, denke ich.

    Gruß

    ralf

  • Hallo Ralf,

    danke für die Erklärung auch wenn ich noch nicht alles verstanden habe. Gut, beim Refraktor ist im Idealfall weniger Energie im ersten Beugungsring. Dann sollte der Effekt weniger stark ausgeprägt sein. Soweit kann ich mir das vorstellen. Beim schlechten Seeing verteilt sich die Energie, da die Energie nicht immer im Beugungsscheiblein ist. (bzw. das Beugungsscheiblein verändert ständig die Position und seine Form) Dann verschmieren die harten Kanten und der Effekt ist weniger stark beobachtbar, oder?

    Es wird also nicht Beugungsbegrenzt aufgelöst.

    Ich benutze zum Stacken autostackert und zum Schärfen Registax 6 und dort nur die oberen 2 Waveletregler und zwar möglichst dezent, so dass die Kontraste sich nicht übermäßig verstärken, aber dennoch feine Details erkennbar werden. Möglicherweise geht es in die Richtung, die Du auch benutzt?

    Sehr feine Details mit vermutlich weniger Kontrast werden stärker geschärft als wie die gröberen Elemente mit hohem Kontrast. Mein Ziel ist dabei, dass der Kontrast möglichst ähnlich zum visuellen Kontrast bei gutem Seeing bleibt. Das geht zumindest bei meinen Aufnahmen mit kleiner Öffnung mit wenig Obstruktion noch relativ gut.

    Deine Variante scheint aber auch mit großen Öffnungen zu funktionieren. Welches Programm nimmst Du zum Schärfen des gestackten Bildes her?

    Servus,

    Roland

  • Hallo Ralf,


    der Text von Lewis ist genau das, was ich gesucht habe. Sehr zu empfehlen für alle, die sich mit dem Thema tiefer beschäftigen wollen. Nochmal ausdrücklich Danke. Du hast mir zu einer Sternstunde verholfen, denn so einen Erkenntniszuwachs bekommt man nicht alle Tage.


    CS, Jörg

  • Hallo Roland,

    ich selber nutze zum Schärfen nur die unscharfen Masken von Photoshop. Aber im Grunde ist das derselbe Effekt wie bei den Wavelets. Ich mache das nur nicht gleichzeitig, sondern ggf. hintereinander.

    Genau, bei schlechterem Seeing geht mehr Energie in den ersten Beugungsring. Bei noch schlechterem Seeing wird dieser nicht mehr aufgelöst und das Bild ist weicher, unschärfer, und der Ring ist weg.

    Ich verlinke das PDF gleich, das braucht immer etwas Zeit.

    Ziel meiner dortigen Bearbeitung ist es, aktiv kontrastreiche Bereiche von einer Schärfung auszunehmen.

    Gruß,

    ralf

  • Hallo Kollegen,

    da hat sich nun viel getan und ich hinke etwas hinterher mit Antworten.


    Ich finde es sehr gut, wenn hier eine richtig sinnvolle Diskussion startet - meinerseits also keinerlei Protest, wenn die Themen etwas spazieren gehen.


    Ich versuche, mal systemathisch durch einige Themen durchzugehen und meine Meinung dazu abzugeben:

    1) Beugungsringe - um die kommmt man nicht herum. Symmetrische Beugungsringe sind für mich nur Nachweis, das Optik und seeing gut sind; bei größerer Optik sind die immer kleiner als bei kleinerer Optik - deshalb bringt gerade bei Mars eine größere Optik (fast) immer einen Vorteil, jedenfalls für Randabbildung

    2) Schärfungsartefacte an harten Kanten sind unvermeidlich, wenn man schärft. Das ist ein Nebeneffekt jeder Schärfung. Mars hat harte Kante am Rand.

    3) was ist zu sehen? Einmal Mars mit seiner Oberfläche und dann Bewölkung am Mars. Wolken und Dunst ist in dem Bild in jedem Fall mit drauf

    4) Farbe: immer etwas kompliziert. Ich mache gerne Weißabgleich auf die Polkappe, aber die ist definitiv nicht immer weiss. Also muss man da irgendeinen Kompromiss machen. Wolken sind in vielen Aufnahmen gerne bläulich, was mit synthetischem Grünkanal verstärkt wird. Das erscheint mir auch nicht als realistisch.

    5) lokale Glättung oder Schärfung: sowas bietet sich für attraktive Bilder an; man muss halt aufpassen, dass man Gesamtbild nicht zu stark verfälsch oder die Verfälschung akzeptieren: Beispiel: Durchmesser Planetenscheibe verändern durch selektive Randbearbeitung; Sinnvollerweise sollte man bei starken Manipulationen am Bild auch ein Bild mit weniger Tuning zeigen, meine ich.


    Was war nun zu sehen? In winjupos wird diese Grafik angezeigt (Süden oben):



    An der Nordseite ist da schon dunkle Struktur. Diese ist auch in Ralf´s superhochaufgelösten Bildern vom Vortag zu sehen. Aber ganz klar ensteht hinter der scharfen hellen Kante durch die Schärfung ein dunkles umlaufendes Artefact auf der Planetenscheibe und das dominiert hier. Da hilft nur eines: wenig schärfen.


    Also hier mal die völlig ungeschärften besten R- und B- Kanäle aus zwei guten, nahe zusammen liegenden Filmen:



    Mars R -Kanal 04.08.2022 UT 03:31 70% der Bilder gestackt (28.000 Bilder) Histogramm 59%



    Mars B -Kanal 04.08.2022 UT 03:33 25% der Bilder gestackt (5750 Bilder), ungeschärft, Histogramm orginal 37%, gestreckt auf ca. 90%


    Im Blaukanal hatte ich bereits ziemliche Überstrahlung, da der Himmel ja schon hellblau war. Am Histogramm ist nichts weggeschnitten oder verbogen. Nur die Gesamthelligkeit wurde linear auf ca. 90% gestreckt. Bilder sind 2x vergrößert gegenüber Originalaufnahme. Ich zeige sowas ungeschärftes gerne und hab dafür bisher noch nie :thumbup: geerntet. Ich mag es trotzdem 8o .


    Daraus ein RB mit synthetischem Grünkanal gemacht:



    Mars RB -Bild 04.08.2022 UT 03:32 aus den obigen Bildern in winjupos addiert zum Farbbild (alles ungeschärft, nichts verändert)


    Man sieht in jedem Fall eine Wolkendecke über dem Nordpol. Ich würde auch den sehr hellen rechten Rand als Dunst bezeichnen. Mir gefällt sowas :love: , Reaktion vieler Mitleser ist :sleeping: .


    Jetzt dieses zarte Ergebnis nachträglich geschärft:



    Mars RB -Bild 04.08.2022 UT 03:32 aus den obigen Bildern (diesmal in giotto mit Mexhat hart geschärft - sieht in fitswork decon ähnlich aus)



    Mars RB -Bild 04.08.2022 UT 03:32 aus den obigen Bildern (in giotto mit Mexhat hart geschärft - Histogramm gestreckt, um alle Fehler aufzudecken)


    Man sieht so einiges an Fehlern, insbesondere die hell/dunkel Effekte am Rand - sowohl innerhalb der Planetenscheibe (wie Jörg zu Recht kritisiert) als auch außerhalb. Die Effekte außerhalb der Planetenscheiben kann man ziemlich einfach ausschneiden. Die Effekte nach innen könnten man mit einer lokalen Glättung reduzieren. Das wird auch von den französchischen Kollegen vorgeschlagen (debluring). Alternativ könnte man auch den Rand weniger hart schärfen, so wie das Ralf vorschlägt. Wenn man mehrerer solcher Bilder addiert und aufhübscht, sieht das sicher am Rand besser aus.


    Ralf, soll ich dir das Rohbild senden für einen Versuch mit lokaler Schärfung? Ich hab ja leider kein PS. Oder gibt es da eine kostenfreie Version, die das kann?


    Wenn man nun mehr Bilder stackt, steigt der Kontrast und das Rauschen nimmt ab. Wenn man hochqualitative Bilder hat, muss man auch die Schärfung nicht wesentlich verändern. Normalerweise schärfe ich die Bilder vor der Addition, da ich üblicherweise Rot anders als Blau schärfe. Das ist hier nicht passiert.


    Hier nochmal mein bisheriges Endresultat durch Addition erheblich mehr Bilder:



    Mars L(R50%)-RB -Bild 04.08.2022 UT 03:30

    Ja, ganz klar - der Rand ist nicht hasenrein! Die Detailauflösung auf der Planetenscheibe ist dafür erstaunlich hoch. Jetzt sollte mal zumindest klarer sein, wass Randartefact ist und was nicht.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,

    Photoshop CS2 kann man sich überall herunterladen (ich sage jetzt bewusst nicht kostenlos, da im Kleingedruckten da etwas steht)

    Du kannst mir aber auch gerne ein fertiges, aber ungeschärftes Bild senden und vielleicht auch ein fertig geschärftes. Es interessiert mich selber, was da noch geht, und ob das auch deinen Ansprüchen genügt.

    Viele Grüße

    ralf

  • Grüß Dich Ralf,

    mir gefallen Deine Marsbilder sehr gut. Ich wäre mehrer wie zufrieden, wenn ich solche Bilder jetzt machen könnte :)

    Natürlich bin ich auch neugierig, was der Ralf aus Deinen Bildern zaubern kann. Ich denke, dass Du nahe am Maximum für Bilddetails und Ästhetik bist, was mit Deiner sehr guten Aufnahme möglich ist. Ein kleines bisserl von den beschriebenen Effekten kann man oben in den Nähe des Südpols leicht sehen, aber sehr dezent und überhaupt nicht störend. Mir wäre es überhaupt nicht aufgefallen, wenn der Jörg es nicht geschrieben hätte, aber ich werde es in Zukunft auch bei meinen Aufnahmen beachten und bin gespannt, was die Bearbeitung von Ralf bringt. Bei großen Öffnungen ist die Bearbeitung der Bilder schwieriger wie bei 4" oder 6" wo man schon froh ist, dass man überhaupt was sieht. Auf jeden Fall versuche ich von Euch etwas zu lernen. Die heurigen Aufnahmen von Dir, Ralf und Oskar ... sind wirklich bärig und ich freue mich schon auf weitere Bilder egal ob es Mars, Uranus, Jupiter, Neptun ... ist. :)

    Weiter so und einen klaren Himmel mit gutem Seeing.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Robert,


    danke für Deine sehr detaillierte Analyse. Die Ursachen werden immer klarer. Eine gute Voraussetzung, um was dagegen zu machen.


    Hallo in die Runde,


    noch ein Hinweis aus der visuellen Ecke: Die Farbwahrnehmung bei Mars ist – deutlicher als bei anderen Planeten – vom Seeing abhängig. Bei wirklich ruhiger Luft ist die Differenzierung viel größer. Da sind die dunklen Albedogebiete z. T. richtig ziegelrot, stellenweise mit einem Stich ins Violette, es gibt kleine blaugraue Strukturen, ocker- bis pastellfarbene hellere Flächen, bläulichweiße Wolken und eine reinweiße Polkappe. Ist diese aber von Wolken, einer sog. Polhaube, überlagert, kann die Polfarbe deutlich abweichen.


    Völlig klar, dass das Seeing eine verheerende Wirkung hat, wenn sich derart viele Farbnuancen auf einer gerade mal 10“ bis 24“ großen „Palette“ drängeln. Die Luftunruhe wirkt wie ein zu großer, zitternder Pinsel, der alles zu einem stumpfen Ockergelb vermischt. Seit ich mit dem TEC 180 beobachte, beurteile ich das Seeing visuell nicht nur über Bildbewegung und Details, sondern fast schneller und zuverlässiger über die Farbe.


    Zurück zur Videografie: Ich habe lange gerätselt, warum es so schwer ist, Bilder von nahe beieinander liegenden Tagen farblich gleich abzustimmen. Bis mir klar wurde: Es könnte am unterschiedlichen Seeing liegen. Farben lassen sich offensichtlich viel schwerer „entmischen“ als verschwommene Details durch Schärfung „zurückholen“. – Vielleicht ist das ja die Erklärung, warum die Marsfarbe so eine große Herausorderung beim Bilder bearbeiten ist.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,

    ich kenn das von Jupiter. Da sind ja noch mehr Farben im Spiel, wenn Seeing gut. Blaue Tönungen hab ich am Mars noch nie gesehen.


    Hier noch Mal ein Versuch, das Marsbild besser zu machen. Im Blaukanal war nicht viel zu holen. Rotkanal hab ich Ralf gesendet. Wird spannend, was da mit selektiver Schärfung geht und wie sich das auf den Rand auswirkt. Die Bildqualität hab ich aber schon besser und größer erlebt....



    Mars L(50%RB)-RB -Bild 04.08.2022 UT 03:25


    Als Rotkanal steckt da in etwa so etwas drin:



    Mars R -Bild 04.08.2022 UT 03:30

    4 Filme a jeweils 42.000 Bilder 58% Verwendung Bilder

    geschärft mit Autostakkert3 convolution

    addiert mit winjupos

    vergrößert 2x mit fitswork hi-f sinc


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    ja, der randparallele dunkle Ring ist nach wie vor drin, teilweise überlagert von echten dunklen Strukturen. Letzteres besonders auffällig im Norden. Bedenken müssen wir außerdem, dass der helle Saum unmittelbar hinter dem steil beleuchteten Marsrand die reale Situation zusätzlich verfremdet.


    Gut wäre es, wenn es ein Tool gäbe, mit dem dies alles selektiv korrigiert werden könnte. Durchmesser, Abstände und Intensität müssten einstellbar sein und der große Rest des Bildes sollte dabei unverändert bleiben. Sowas wäre für mich noch akzeptabel. Von Hand zu retuschieren dagegen nicht.


    Mal sehen, ob Ralf es mit der Sobel-Maske richten kann.


    CS, Jörg

  • Hallo Ralf,

    danke für die Entwürfe für verbesserten Rotkanal! Hab mich für Variante 4 entschieden. Die Schärfung im inneren des Bildes scheint meine originale Schärfung zu sein. Kann keine Änderung erkennen. Durch die Randoperation ist der Rotkanal etwas kleiner geworden. Mußte jedenfalls den Blaukanal etwas verkleinern. Das Randartefact ist damit weitgehend weg, soweit es aus dem Rotkanal kam. Den Blaukanal müßte man wohl genauso behandeln.


    Mit verbessertem Rotkanal sieht RB so aus:



    Mars L(50%RB)-RB -Bild 04.08.2022 UT 03:30 Randbehandlung Sobel im Rotkanal gegen Mars L(50%RB)-RB -Bild 04.08.2022 UT 03:25 ohne Randbehandlung


    Die Kante sieht mit Sobel jedenfalls deutlich besser aus. Möglicher Dunst ist immer noch da, da primär aus Blaukanal kommend. Ich finde die Variante so besser als die mit meinem Rotkanal.


    Hier die Rotkanäle im Vergleich (vergrößert 2x, Histogramm gestreckt):


     


    Rot ist dieselbe Uhrzeit und dasselbe Bildmaterial - Bilder unterscheiden sich im Histogramm, in der Bildgröße und natürlich dem Rand. Der Größenunterschied kommt ausschließlich aus dem Rand, der durch die Schärfung ohne Sobel überblendet wird bzw. gegenüber dem Ursprungsbild wächst.


    So angewendet, funktioniert das ganze Vorgehen, ohne offenkundige Fehler zu erzeugen.


    Ralf ,

    könntest Du da bitte dene Zwischenschritte erzählen? Die Sobel Randerkennung so einzusetzen, scheint jedenfalls hilfreich zu sein, auch für Weichschärfer wie mich.


    :thumbup: :thumbup: :thumbup::!:


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,

    hier nun also mit Zwischenschritten. Die Entscheidungen fallen bei der Bearbeitung der Maske. Machst du die sehr weich, oder etwas härter, oder soll die Fläche noch mit ausgewählt werden. Hier gibt es Varianten.



    Viele Grüße

    ralf


    PS.: ich hatte hier den Link zum PDF noch gar nicht gesetzt.

    https://astrofotografie.ralf-kreuels.de/download-pdf/Sobel-Randerkennung.pdf

  • Hallo Ralf,

    hab mir das .pdf schon an anderer Stelle geholt. Dieser Filter ist eine tolle Funktion, u.a. um den Rand zu optimieren. Grundsätzlich bin ich der Meinung, das jede Operation die Daten in irgendeiner Weise verändert und damit verfälscht. Die Entscheidung, was "Fälschung" und was "Wahr" ist, ist allerdings schwierig und subjektiv. Als wir 2018 den Überflug von Phobos und seinem Schatten über Mars darstellen wollten, waren das in den Orginalfilmen ein paar dunklere Pixel, die durch die Filme geflogen sind. Wir hatten sie gar nicht gesehen. Wenn man weiß, was da zu sehen ist, kann man durch zielgerichtete Bearbeitung das Phänomen besser herausarbeiten, verfälscht aber unter Umständen das drumherum deutlich. Ich sollte allerding das Wort "Verfälschen" durch "Verfremden" ersetzen. "Verfälschen" klingt einfach nach Besserwisserei. Ich finde es ganz gut, dass sich die französischen Kollegen in ihrem aktuellen Buch "Planetary Astronomy" (Auflage 2020) intensiv mit dem Thema "Was ist denn da eigentlich zu sehen?" beschäftigen. Der Ansatz, zu überlegen, was man da eigentlich aufnehmen will, ist sicher hilfreich für Ausführung.


    Grundsätzlich versuche ich persönlich, bei der Bildbearbeitung möglichst wenig Mittel und diese möglichst dezent einzusetzen. Torsten macht das ähnlich und ist da wohl mein Vorbild. Bei unserem Deutschland-Seeing muss man aber in jedem Fall kräftiger in die Berabeitungskiste greifen, als das auf La Palma nötig war. Die Endergebnisse sehen dann zwar ziemlich ähnlich aus, wenn man genauer hinschaut, sind die Ergebnisse dann aber doch etwas anders. Die Marsfilme aus La Palma 2018 hatten vor allen einen riesigen Mars mit 24" als Hintergrund, der im Rotkanal fast still stand. In der Bearbeitung gab das dann trotzdem einen unschönen Rand, den man bekämpfen mußte. Das geht mit der Sobel Randerkennung wohl gut weg. Die Jupiterfilme aus 2020 La Palma standen im Rotkanal auch still, Jupiter war kleiner, dafür war mein 350mmf4.6 im Einsatz. Die Jupiterfilme aus 2022 Rossfeld haben nur einen 300mmf5.3 Spiegel gesehen, trotzdem ist das Seeing einiges unruhiger, auch wenn die Verwendungsrate mit 90...95% erstaunlich gut war. In der Schärfung muss ich da heftiger rangehen als an den La Palma Ergebnissen. Der Blaukanal ist trotzdem fast auf dem Level von La Palma. Eine harte Kante bei Jupiter gab es nur auf La Palma. Die harte Kante ist in meinen Augen ein Indiz für sehr gutes Seeing und excellente Optik.


    Das Seeing vom 04.08.2022 hatte durchaus auch Höhen und Tiefen über die 3 h Aufnahmezeit siehe Animation:



    04.08.2022

    alle Rotkanäle über 3 h Aufnahmezeit

    jeweils 70% der Bilder gestakkt

    Schärfung Deconvolution in Autostakkert

    Animation mit pipp


    Den Sobel-Filter flächig einzusetzen, hab ich derzeit noch Hemmungen. Ich muss mir PS demnächst runterladen und damit spielen. Letztendlich zählen nur Ergebnisse und Vergleiche. In dem Sinne sende ich Dir einen sehr guten Jupiter-Rotkanal. ;)


    LG

    Robert

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