Hallo Kolleginnen und Kollegen,
ich hoffe, Ihr habt die Sommernächte genauso geniessen können wie ich. Es hat schon etwas für sich, wenn man Nachts um 2Uhr im T-Shirt am Teleskop stehen kann.
Ich habe die letzten Nächte mal wieder gut nutzen können, z.B. konnte ich meine Messier-Sammlung um einige Objekte ergänzen.
Meine Erlebnisse habe ich wie immer verschriftlicht - hier also Teil VIII meines Astro-Tagebuches:
(und wer möchte - hier die anderen Kapitel: Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV, Teil V, Teil VI und Teil VII)
04.07.2022
Auf Anregung des Kollegen schimmi66 /Klaus habe ich heute die NGC7331 Galaxie auf's Korn genommen. Ab 0 Uhr verschwanden die Wolken und ich konnte 1,18 Stunden Belichtung sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 03./04.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 392x20s = 2,18 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Die größeren Galaxien im Bild habe ich mit Annotationen versehen:
Stellina hat ein weiteres Etappenziel zur Komplettierung meiner Messier-Sammlung aufgenommen - den M11 Wildentenhaufen im Sternbild Schild:
Aufnahmedaten:
Datum: 04.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 298x10 Sekunden = 50 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
05.07.2022
Stelle ich mir den Wecker oder lasse ich es sein? Eine dicke Wolkenfront kommt von der Nordsee, die Chancen stehen fifty-fifty.
Um 23 Uhr habe ich dann auf das Wolkenradar geschaut und es einfach mal gewagt.
Das C11 konnte immerhin 57 Minuten Licht am "Nördlichen Lagunennebel" NGC7538 einfangen:
Aufnahmedaten:
Datum: 05.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 170x20s = 57 Minuten RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats
Stellina hat zu meiner Sammlung von Messier-Objekten beigetragen. Zuerst der M10-Kugelsternhaufen. Auf den habe ich - wie auf alle Objekte des südlichen Himmels - nur einen kurzen Sichtslot.
Wenn der M10 in diesen Slot eintritt, ist es noch nicht richtig dunkel - das verkürzt den Blick auf das Objekt nochmals.
In zwei Nächten konnte ich lediglich 211x10s = 35 Minuten Licht sammeln, also ca. 17 Minuten pro Nacht. Das Resultat ist etwas "dünn", aber es ist immerhin ein weiteres Messier-Objekt!
Aufnahmedaten:
Datum: 03.07 und 04.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 211x10 Sekunden = 35 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Danach war der M17 Schwanennebel an der Reihe. Hier konnte ich 149x10s = 25 Minuten Licht sammeln. Für die kurze Zeit fand ich das Ergebnis schon ganz ansprechend:
Aufnahmedaten:
Datum: 05.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 149x10 Sekunden = 25 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Der Nebel wird ja auch "Omega-Nebel" genannt - für mich erscheint der "Schwan" aber äußerst plausibel:
Gegen 01:15Uhr zogen dann die Wolken herein und das Radar warnte vor einem Regengebiet - da habe ich lieber schnell abgebaut, sicher ist sicher!
11.07.2022
Der klare Himmel kam wie immer überraschend - aber eingeklemmt zwischen zwei Wolkenbändern hatte ich die ganze Nacht freien Blick auf den Sternenhimmel.
Das C11 hatte ich auf den Sh2-106 "Celestial Snow Angel" angesetzt. Ich konnte 407x20s = 2,26 Stunden Licht einfangen. Das ist nicht viel für dieses Objekt, evt. werde ich das demnächst mit Schmalband ergänzen.
Aufnahmedaten:
Datum: 11.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 407x20s = 2,26 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats
Stellina konnte nebenbei immerhin 3 Messier-Objekte "einsammeln".
Angefangen habe ich mit dem M14 Kugelsternhaufen. Das war ein bisschen schwierig, denn als der in meinen engen Sichtslot Richtung Süden eintrat, war es quasi noch hell.
Dementsprechend schlecht ist das Ergbenis geworden - das Objekt braucht deutlich mehr Licht.
Als nächstes war der offene Sternhaufen M26 an der Reihe, hier konnte ich 162x10 Sekunden = 27 Minuten Licht sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 11.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 162x10 Sekunden = 27 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Zum Schluss konnte ich noch auf den M15 im Pegasus draufhalten:
Aufnahmedaten:
Datum: 11.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 189x10 Sekunden = 31 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
12.07.2022
Wieder bin ich knapp an der Wolkenwand vorbeigeschrammt. Ich wollte nochmal ausloten, was geht am Sh2-106.
Letzte Nacht habe ich meinen vorhandenen Stack auf 721x20s RGB plus 43x60s Hα (12nm) erweitern können. Mit OIII war bei diesem Objekt nichts zu machen.
Herausgekommen sind also 4,72 Stunden Gesamtintegrationszeit:
Aufnahmedaten:
Datum: 11.07. und 12.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 721x20s = 4 Stunden RGB ohne Filter + 43x60s Hα (12nm) | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats
Stellina sollte meinen M14 von letzter Nacht verbessern.
Allerdings: Es gibt Bilder, die sollte man sein lassen. Der M14 ist scheinbar nicht "Stellina-kompatibel" - der Summenstack ist blass und der Kugelsternhaufen erscheint als wahrhafter "faint fuzzie".
Viel geholfen hat die zweite Nacht nicht. Der Sichtslot auf den M14 war kurz, das Objekt schwach, nichtmal die Sterne waren richtig rund. Ich habe bearbeitungstechnisch alles gegeben, was ich aufzubieten habe - inkl. Startools.
Trotz 530x10s = 1,47 Stunden Gesamtbelichtung ist leider keine Augenweide daraus geworden. Der +#&%$-Haufen weigert sich einfach, vernünftig abgelichtet zu werden.
Aufnahmedaten:
Datum: 11.07. und 12.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 530x10 Sekunden = 1,47 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Als der vertrackte Kugelsternhaufen (endlich) aus meinem Sichtfeld gerückt war, bin ich auf den NGC559 geschwenkt - das ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Kassiopeia:
Aufnahmedaten:
Datum: 12.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 398x10 Sekunden = 66 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Bei Eintritt der Dämmerung habe ich noch ein paar schnelle Planeten-Schnappschüsse mit dem C11 getätigt.
Zuerst eine schnelle Saturn-Aufnahme. Die Sicht auf den Saturn war leider nur kurz frei, dann war das Hausdach im Weg:
Dann habe ich mich - erstmals bewaffnet mit meinem neuen Venusfilter - an der Venus versucht.
Leider steht der Planet recht tief und die Atmosphäre liess das kleine Kügelchen im Sucher wild hin- und her wobbeln.
Der Stack ist dementsprechend auch eher schlecht - ich hoffe auf einen günstigeren Zeitpunkt:
Ja - Planeten können andere besser !
14.07.2022
Die Nacht war durchwachsen, es zogen größere Wolkenfelder durch.Mein primärer Plan war, den Kometen C/2017 K2 Panstarrs abzulichten. Der Komet befindet sich momentan in der Nähe des M10 Kugelsternhaufens. Ich habe mir die Flugbahn-Daten im Minor Planet Center heruntergeladen und in Stellarium importiert. Das Ganze war ziemlich zeitkritisch, nach Einbruch der Dunkelheit bleiben nur wenige Minuten, bis der M10 hinter unserem Hausdach abtauchte. Ich habe zur Positionierung der Montierung erstmal ein Blindsolving auf den M10 gemacht. Leider wollte die Montierung quasi sofort den Meridian-Flip durchführen. Beim "großen Schwenk" des Teleskopes hat sich dann leider das Kabel der Focuser-Fernbedienung an der Polhöhenschraube der Montierung verfangen. Danach war kein sauberes Goto mehr möglich und ich musste alles auf "Null" setzten und neu starten. Als ich dann endlich soweit war, zog ein Wolkenfeld durch und dann... kam das Hausdach...
Immerhin konnte Stellina 636x10s am M71 im Sternbild Pfeil belichten.
Der Kugelsternhaufen sieht eigentlich gar nicht aus wie ein typischer Kugelsternhaufen. Er ist mit nur 36 Lichtjahren Durchmesser vergleichsweise klein und mit 9-10 Milliarden Jahren relativ "jung".
Da der Haufen recht lose ist, wurde er lange Zeit als dichter, offener Sternhaufen kategorisiert. (vgl. Wikipedia Messier 71)
Aufnahmedaten:
Datum: 14.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 636x10 Sekunden = 1,77 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
17.07.2022
Schon zwei Nächte in Folge hat sich das Wolken-Radar geirrt: ich habe aufgebaut, die Wolkenfront verschiebt sich, ich habe wieder abgebaut. Naja, das übt ja irgendwie auch...
19.07.2022
Tagsüber waren die Temperaturen hoch und die Nacht war komplett wolkenfrei.
Mit dem C11 hatte ich ein Sharpless-Objekt angepeilt - den sh2-187 im Sternbild Kassiopeia. 3,11 Stunden RGB-Kurzbelichtung sind hier zusammengekommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 19.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 559x20s = 3,11 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats | 30 BIAS
Stellina konnte für Zuwachs in meinem Messier-Bilderbuch sorgen.
Da mein Blick auf den südlichen Himmel stark eingeschränkt ist, ist es die Gesamtintegrationszeit der Bilder leider auch.
Zuerst war der offene Sternhaufen M23 im Sternbild Schütze dran:
Aufnahmedaten:
Datum: 18.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 143x10 Sekunden = 24 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Dann folgte der M25 - ebenfalls im Schützen:
Aufnahmedaten:
Datum: 19.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 93x10 Sekunden = 15 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Und zum Schluss konnte ich noch einen kurzen Blick auf das Kugelsternhäufchen M72 im Wassermann werfen:
Aufnahmedaten:
Datum: 19.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 137x10 Sekunden = 23 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Begleitet wurde die Aufnahmesession wieder einmal von wunderschönen, bunten NLCs - die Saison dafür dürfte bald vorüber sein:
20.07.2022
Sharpless sh2-155 (Cave Nebula) stand heute auf dem "Speiseplan". Das Ergebnis war leider durchwachsen. Schon die Einzelframes sahen nicht gut aus und ich habe während der Aufnahme mehrfach versucht, den Fokus zu optimieren. Ich konnte 673x20s RGB-Belichtung sammeln. Das Ergebnis hat leider nichtmal für eine vernünftige Entsternung durch Starnet oder StarXTerminator (habe beides probiert) gereicht.
Ich glaube, es hatte auch viel mit dem Seeing zu tun, denn auch die Ergebnisse von Stellina in der selben Nacht (M8 und NGC4263) waren nahezu unbrauchbar.
21.07.2022
Eine neue Nacht - ein neuer Versuch am Cave Nebula. Ich habe vor Beginn der Aufnahme eine halbe Flasche "Optical Wonder" investiert und die dicke Pollenschicht von der Schmidtplatte meines C11 gekratzt.
Das Ergebnis dieser Session sah dann auch schon viel besser aus.
Insgesamt braucht dieser Nebel vermutlich noch viel mehr "Gesamtintegrationszeit" - für den Moment habe ich 1081x20s = 6 Stunden zusammenbekommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 20.07. und 21.07.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 1081x20s = 6 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats
Stellina hat diesmal richtig "rumgezickt". Während der Erstinitialisierung hat sie sich gedreht und dabei das USB-Kabel für die Stromversorgung um die Drehachse gewickelt. Ich habe es gut gemeint, und habe eine 2m USB-Verlängerung dazwischengesteckt. Das Ganze scheint leider sehr "spannungskritisch" zu sein - mit der Verlängerung sind alle erneuten Kalibrierungen fehlgeschlagen.
Erst ohne das "Zwischenkabel" war eine Initialisierung wieder möglich - leider war der M8 da schon hinter unserem Haus verschwunden.
Ich habe Stellina dann weiter auf der NGC4263-Galaxie belichten lassen - allerdings bisher mit mäßigem Ergebnis. Die Galaxie braucht "mehr Licht" - die stelle ich dann in Teil IX vor!
Soweit mein aktueller "Astro-Abriss" - der nächste Teil folgt bestimmt.
Euch allen weiterhin viel Spaß bei unserem großartigen Hobby und weiterhin viel CS!
Viele Grüße, Jochen