Servus beinand,
Stephen O'Meara hat einen Katalog mit 109 Hidden Treasures aufgestellt, der die attraktivsten und spannendsten Objekte enthalten soll, die weder im Messier- noch im Caldwell-Katalog enthalten sind. Der Planetarische Nebel, den ich vorstellen möchte, ist als Hidden Treasure 61 katalogisiert.
Und ja, es ist wirklich ein sehr interessantes Objekt. O'Meara hat viele Namen vergeben, diesem hier aber keinen. Nun, für mich sieht der Nebel aus wie eine Schiffsschraube. Insofern wäre das für mich der Schiffsschraubennebel. Ich habe ihn in der Nacht erst visuell beobachtet und dann noch fotografiert. Da der Mond hoch im Zwilling stand, musste ich den OIII-Filter einsetzen. Hier nun das Ergebnis:
Hier im "dezenten" Grün gehalten (OIII eben)...
Hier etwas verschlimmbessert (nachgedunkelt, Hintergrund etwas entgrünt)
Und hier invers in Schwarz-Weiß. Die Fotos wurden mal wieder von der Forensoftware runterkomprimiert, obwohl sie die 2MB-Grehze nicht überschritten hatten.
Man erkennt aber, dass die äußere, schwache Hülle fast kreisrund ist, aber ein paar dunklere Knoten enthält (z. B. auf 12 Uhr und auf 9 Uhr, ganz am Rand des Außenbereichs). Innen sieht man eine klare, tetrapolare Struktur mit zwei breiten Ausstülpungen und zwei schmaleren, längeren und apikal gebogenen Elementen (die eigentliche Schiffsschraube).
Ich hatte meinen visuellen Eindruck bereits geschildert: Die Nacht vom 12. auf den 13.3.2022 – featuring NGC 4361 im Raben
Jetzt wird mir noch klarer, warum ich die Form nvisuell icht ganz festhalten konnte. Ich habe natürlich nur den helleren, inneren Bereich gesehen. Die "Schiffsschraube" hat den länglichen Eindruck erzeugt, die beiden breiten Lappen quer dazu haben aber die Formerkennung erschwert. Mal waren sie besser zu sehen, ,al die Schiffsschraube. Deshalb war die Form beim indirekten Sehen wohl nicht so einfach festzustellen. Finde ich sehr interessant – die Morphologie erklärt den Sinneseindruck.
Der Planetarische Nebel hat immerin 2,1 Bogenminuten Durchmesser (die äußere Hülle). Insgesamt ist er 10m9 hell, was eine Flächenhelligkeit von 12m3 pro Bogenminutenquadrat bedeuten würde. Da aber der kleinere, innere Bereich die Haupthelligkeit beisteuert, ist die Flächenhelligkeit sicher größer. Der Zentralstern ist sehr auffällig und erstaunlich hell. Wikipedia gibt 20m0 an (was bei Simbad eine Abkürzung für "Nebel" ist), was also ein Abschreibfehler ist. Ich habe aber noch keine Angabe über die Helligkeit des Zentralsterns gefunden.
Der Planetarische Nebel ist wohl ca. 2500 Lichtjahre von uns entfernt, also relativ nah, was die Größe erklärt. Mit fast -19° steht er relativ weit südlich (für unsere Nordlichter), aber der Rabe ist sehr markant und daher der PN auch leicht zu finden. Gut, ich rede da leicht, denn ich habe einfach das GoTo angesetzt und da war er...
Die Bilddaten:
69 x 30 s = 34 min 30 s Gesamtbelichtung
20 darks
Teleskop: mein RC 8" 1624 mm
Montierung: iOptron CEM40G ohne Guiding
Filter: OIII (Omegon)
Datum: 13.3.2022, direkt nach Mitternacht
Ort: bei Dettenschwang auf meinem Beobachtungshügel
fst: 5m0
Mond: 70%, hoch am Himmel (in den Zwillingen)
Stacking und erste Bearbeitung mit APP, dann mit PS nachbearbeitet, schließlich mit Fitswork die Zeilen nivelliert und das Rauschen etwas reduziert, dann nochmal mit PS "veredelt" (z. B. entfärbt und invertiert)
Ich habe realtiv wenig Licht gesammelt, werde aber im Laufe des Frühjahrs mehr Zeit reinstecken und vor allem auch RGB nachholen. Die etwas mehr als halbe Stunde zeigt aber bereits, dass hier Einiges rauszuholen ist. Der PN ist dankbar groß und dabei noch hell genug, um keine großen Schwierigkeiten zu machen. OIII lohnt sich offenbar auch ohne Mondlichtstörung. Mit mehr Öffnung muss das auch visuell ein tolles Ziel sein. Also in der Tat ein Hidden Treasure.
Liebe Grüße,
Christoph