Das Kern Swiss Tele 15x57

  • Das Kern Swiss Tele 15x57



    Guten Tag


    Die Firma Kern Aarau hat in den Jahren 1988-90 für die interne Ausbildung von Jugendlichen eine Spektiv-Serie angefertigt, die in ihrer Art einmalig ist: Es handelt sich um ein Gregory-Maksutov System mit umgestülpter Meniskus Frontlinse, und aufgedampftem hohlen Fangspiegel. Die Idee stammt von A. Bouwers und die Durchrechnung machte Walter Zürcher.






    Man hat 2 Vorteile: Aufrichtiges Bild ohne Prismen und bessere Verblendung am Fangspiegel, weil der Strahlengang im Unterschied zum Cassegrain vor dem Fangspiegel konvergent ist. Die wichtigsten Nachteile sind die Bildfeldwölbung und die ausseraxialen Fehler.

    Von einem Astro-Kumpel konnte ich ein Gerät mit nach Hause nehmen anlässlich der letztjährlichen Gurnigel-Starparty: Man kommt mit einem Teleskop und geht mit zweien.

    Die Firma hat das Beste daraus gemacht: Es wiegt nur 395g und passt mit allem drum und dran in einen Tele-Lederköcher. Die Verblendung ist hervorragend. Langes gerilltes Blendrohr am HS und FS. Ein Blick durch das Okularende zeigt das eindrücklich. Pechschwarz auch am Tageshimmel. Das Okular hat ein kleines Bildfeld und wurde so gewählt, dass die Petzval-Summe sich aufhebt.(Mitteilung von Wiedemann). Leider fehlt jegliche Gravur am Fernrohr. Alle Daten sind unbekannt. Vermutlich ist es ein Mittenzwey-Oki. Die Reflexe schliessen Planflächen aus, also ein Huygens ist es nicht. Fokussiert wird am Aussenring des Meniskus. Der geht allerdings recht zäh. Die Vögel sind meistens schon weg bevor sie im Fokus sind.






    Am Himmel wird man beglückt durch eine kontrastreiche Abbildung , vergleichbar mit dem 60mmTak. Die Bildschärfe ist über das ganze Bildfeld homogen. Die Definition ist aber nicht exakt beurteilbar bei schwacher Vergrösserung. Das Spektiv will noch nicht ins Museum noch in den Estrich oder gar in die Mülltonne. Die Beschichtungen zeigen noch keine Mängel. Mit einem handlichen Stativ versehen, schwabbelt es mir zu stark, also hab ich etwas ersonnen, um der unschlagbaren Handlichkeit noch eins draufzugeben. Entstanden ist ein Baum-Stativ oder böse ausgedrückt ist es nun ein Affen-Teleskop:






    Schön mit Teflon bewegbar




    Mit 600g Gesamtgewicht kann es überall dabei sein, hat bestens Platz im Velorucksack. Bei der Festlegung des Abstandes der 4 Halteschrauben habe ich gar Wegweiser- und Verbotstafelstangendurchmesser mitberücksichtigt. Wenns pressiert oder man sich nicht viel erhofft kann man den Stativkopf auch nur an den Baum drücken. Um den Hals geworfen hat man eine Sicherungsleine. Erste Erfahrungen damit sind positiv.



    Schönen Sonntag

    Emil

  • Hallo Emil,


    ein sehr cooles Teleskop, das ich so auch noch nicht gesehen habe. Aber Dein Stativ gefällt mir fast noch besser. Tolle Idee. :thumbup:


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus

    Ja, wenn man etwas selber macht, das funktioniert, stellt es das Gekaufte in den Schatten. Hab ein 100mm Tak erfolgreich und simpel verdobst: Beobachte damit nur wegen der Montierung :P

  • Hallo Marcus, Emil,

    Aber Dein Stativ gefällt mir fast noch besser. Tolle Idee. :thumbup:

    und vor allem ist es deutlich baumschonender und vielseitiger als die altbekannte Baumschraube.


    Schön, den Mak als Gregory-Teleskop mal umgesetzt zu sehen, das Design mag ich schon lange. Würde ich auch sofort nehmen :)


    Viel Spaß damit und viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Emil.


    Danke für das vorstellen dieser Rarität!

    In einem alten BW Optic Katalog, der mir leider wegen der Unachtsamkeit eines Leihnehmers nicht mehr zur Verfügung steht, war ein russisches Spektiv mit ähnlichem Aufbau angeführt. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte es eine Öffnung von 70mm. Die Vergrößerung war eher hoch, aber ich kann mich an den Wert beim besten Willen nicht mehr erinnern.

    Es ist einer der Vorteile einer Gregory-Optik, dass das Bildfeld konvex zum Himmel ist und somit der Feldwölbung gewöhnlicher Okulare entspricht. Wenn Okular und "Teleskop" aufeinander abgestimmt werden können, bekommt man die Feldwölbung und damit einen wichtigen Faktor für die Randunschärfe aufgehoben.


    Viele Grüße,

    Guntram

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