Hallo in die Runde!
Mir fehlen mittlerweile die Worte, wie ich den Bericht beginnen soll.
Der erste Versuch begann mit: „SpaceNight an...sphärische Klänge, die für mich perfekte Abrundung einer erlebnisreichen Nacht, mich begleitend, während ich hier diesen Bericht tippe."
Mir hats doch echt zwei mal die getippte Datei zerschossen...trotz separatem Vortippen/Speichern auf SD-Karte...
Der nun dritte Versuch fällt zu eurem Glück viel kürzer aus, denn weder ist mein Geist noch kräftens genug, nochmal 6 A4-Seiten zu tippen, noch gehe ich davon aus, dass die Technik mir lange genug gewogen bleibt...
Dennoch liebe Leute, lasse ich jetzt hier nicht locker und möchte euch wenigstens in abgekürzter Form an meiner letzten Nacht teilhaben lassen. Fällt mal etwas anders aus, vielleicht weniger prosaisch als sonst und gewiss mit mehr Tippfehlern
Kurzum: Von Dienstag auf Mittwoch gings auf 1500 m mit dem 12“ Dobson. Bis 1.30 Uhr sollte es dunkel bleiben, dann käme der Mond.
Der Dobson steht längst im goldenen Restlicht bereit und hebt vor Vorfreude schon ab...
Es gab viele interessante Begegnungen mit späten Skitourengehern, die sich sehr interessiert und begeistert zeigten, einem zeigte ich kurz vor 17.45 Uhr gar die Jupitermonde, Jupiter selbst offenbarte zum Glück keine Details, sonst wäre der Skifahrer wohl zeitlich ernsthaft in Schwierigkeiten gekommen - die Pisten dürfen am 18 Uhr nicht mehr befahren werden - Lebensgefahr durch Pistenraupen!
Das Bild war zwar nicht zum Hochladen geplant, hab dennoch den Kollegen da drauf um Erlaubnis gefragt...er ist eh nicht zu erkennen.
Hey Timm, wer hat jetzt den federleichten Dobson?
Ich hab nix am obigen Bild bearbeitet... Beobachtungskumpel Alex meinte zu mir „Doch zu leicht gebaut!“ ... Ich hab mich weggeschmissen.
Das Zeitfenster für Deespky schrumpfte letztlich ein, denn ab 19 Uhr war es nicht Zeit für die Dunkelheit, sondern die Pistenraupen, welche alles illuminierten, zuzüglich Pistenbeleuchtung. 3 Stunden lang etwa vertrieb ich mir die Zeit, was allerdings nicht schwer war. Der Kampf mit Bewegungsmeldern, Wind und nie dagewesenen Eiskristallattacken vom Dach in Gesicht, Nacken und Teleskop forderten meine Findigkeit heraus, wo wie und wie lange welcher Art in welchem Winkel postieren. Die Kopflampe vom letzten Skifahrer hatte die vielen durch die Luft fliegenden Kristalle schon angezeigt.
Zum Glück hatte ich das 10x22 Fernglas dabei und konnte den Himmel aus allen erdenklichen Lagen und Positionen nutzen, etwa einfach zur Grenzgrößenbestimmung oder viel besser: helle schöne Haufen gucken und Flugzeuge dran vorbeifliegen beobachten, etwa bei M 41. Traumhafter Anblick, viel besser als im vorstädtischen Bereich mit 12x42! Ein brillantes Nebelchen mit hervorblitzenden Sternchen. Auch die Fuhrmannhaufen und das Gebiet um den Oriongürtel mit M 42 ließen mich wieder aufs Neue staunen, dasss so ein Glas wirklich dermaßenen Astrospaß liefern kann. So entdeckte ich auch problemlos das aktuelle OdM damit, NGC 2539, als reizvolles mysteriöses Wölkchen an einem hellen Stern. Im Dobson verlor sich die Faszination wegen der Auflösung.
Was sollte denn vor den Spiegel kommen?
Als der Himmel schlagartig besser war, weil die Pistenbeleuchtung aus
war gegen 21 Uhr, peilte ich sofort ein lang ersehntes Ziel an, was
ich mir mal in wikisky hergefischt habe: PGC 13918 im Perseus, eine Galaxie, die für mich ausschaut wie die ISS... Nach 30-45 min meinte
ich, da könnte was sein, aber viel zu unsicher. Schade. Hätte mir
die 15mag 15m6-Galaxie (SIMBAD) einfacher vorgestellt. Allerdings war der Himmel
nicht alpin, eher „nur“ so mittlerer Landhimmel von der Quali
her.
Also lieber erstmal einen Satz schöner Objekte anpeilen. Mit dem 17mm sollten es ein paar tolle Kombis werden. M 81 und 82: M 81 zeigte sofort seinen weitläufigen Spiralarm, ein markanter Haken, auch die andere Seite der Galaxie offenbarte einen Ansatz eines weiteren Arms. M 97 und M 108 passten gerade noch ins gemeinsame Sehfeld, die Eule zeigte ansatzweise ihre Augen. M 51 hat mich nicht so begeistert dies mal, Tribut an vergangene Supernächte, da kann ein mittlerer Himmel nur verlieren. So vielleicht mal was neues altes Bekanntes: M 106. Lange nicht besucht. Ich rutschte zunächst an einer anderen Galaxie entlang, das konnte unmöglich M 106 sein... dennoch hübsch, an einem 9mag Stern anliegend und von länglicher silbrig schimmernder Gestalt, umgeben von einigen anderen hellen Sternen – so präsentiert sich die als NGC 4217 identifizierte 11m1 helle Galaxie. Ein knapper Sehfeldschwenk weiter : boah. Ich musste lachen. DAS war mal ein Kontrast – eine fette Bommel schob sich ins Gesichtsfeld. DAS war M 106. Sofort zeigten sich zwei markante Armansätze. Ich meinte, eine längliche Dunkelstruktur zu sehen recht dicht am Rand des Zentrums.
Eine Bilderrecherche zeigte, die Galaxie geht noch viel weiter, was mich überraschte. Tatsächlich, bei Schwenken ging die Galaxie noch etwas weiter.
M 3, einen meiner Lieblingskugelhaufen visierte ich noch an. Was für ein Prachtstück. Dafür kauft man sich Teleskope. Das sage ich immer wieder gerne, wenn ich solche hellen Kugelhaufen sehe. Einfach traumhaft, zauberhaft.
Ich wagte noch einen hahnebüchenen Versuch, die schwache Spindel IC 4277 bei M 51 zu erhaschen, konnte aber nur mit Ach und Krach das schwache 15m4-Sternchen ausmachen, in dessen Nähe es liegt.
Wagemutig auch deshalb, weil der Mond bereits hinter den Bergen lauerte. Sehr bald tauchte ein goldroter Punkt hinter der Bergkette auf, die schnell flächig wurde und emporstieg. Die Hand ging sofort zum Fernglas, welches die ganze Zeit um den Hals hing schon. Was für ein Schauspiel.
Besonders toll: bald zeigte sich eine ganz schmale silbrige Wolke, die genau über dem Mond zu schweben schien. Das war vielleicht ein zauberhafter Anblick. Leider ganz schwer zu fotografieren. Bald wurde die Wolke auch immer breiter und verlor ihren Reiz, wurde zu einer gewöhnlichen Wolke.
Zwischendurch gönnte ich mir den einen oder anderen zähen Marsriegel, den ich lieber abriss statt abbiss. Tee der Sorte „Sternleuchten“ sorgte für wohlige Wärme. Es folgte eine ausgesorchene Knipsphase, die bis ca. 4 Uhr andauerte. Auch weigerte ich mich, trotz Mond die Deespkyphase schon enden zu lassen. So suchte ich trotz Mond noch NGC 2371/2 auf, den tollen bipolaren PN in den Zwillingen, dessen Zentralstern normalerweise immer geht bei mir mit 12“, bei dem Mond jetzt hingegen fiel der 15mag Stern recht schwer, war aber machbar. Trotz Mond ein tolles Objekt!
Relative Dunkelheit, im Gegensatz zu dem ersten Bild mit Sternenhimmel, wo die Raupen unterwegs waren...
Die Wolke unter dem Mond war vorher über dem Mond, extrem schmal und silbrig, fast wie eine leuchtende Nachtwolke - Wahnsinns-Anblick im Fernglas!
Links geht die Venus auf...
Ein bisl Schnee...
Hier am Höhenweg hats ganz schön gepfiffen...
Sogar M 13 hab ich noch ganz bewusst aufgesucht trotz Mond, auch hier, hat das seinen Reiz. Die Sternchen waren irgendwie gar kleiner feiner, so wirkte es auf mich, Es wirkte wie eine kontrastarme aber sehr gute Zeichnung bei diesem Mondlicht.
Mond... den nahm ich auch mal mit. Kein sooo gutes Seeing aber brauchbar. Mit der Sony musste ich aufs Okular drücken und alles ziemlich windig halten. Mit Handy gehts einfacher, da gehts berührungslos, aber leider mit schlechterer Auflösung.
„Blitz!“
Wow – mein Blick ging schnell noch oben. Ich sah gerade noch den Rest eines Boliden erlöschen...06.01 Uhr... Eine reeelle Chance, dass da eine Webcam was erwischt hat! Nach etwas Suchen...tatsächlich! Hab mich beim Fund gefreut wie ein Schneekönig :-))
Das war mal ein Schlusspunkt der Nacht...!
Oder? Beim Mond sah ich auf einmal 2 Sternchen am Rand. Wo kommen die denn her? Bedeckung zu Ende? Konnte nicht sein nach etwas überlegung. Skysafari: Die Bedeckung KOMMT jetzt! In wenigen Minuten... der eine Stern hat 2 mag! Schon mim 10x22 unweit des Mondrandes sehr gut zu sehen.
Bald schob sich der große dicke Mond langsam, majestätisch Richtung der Sterne – knipste erst den kleinen, 10 Minuten später den 2mag hellen Stern aus. Was für ein Zeugnis der Himmelsmechanik – ich war fast schon ergriffen. Meine schönste Sternbedeckung bisher.
Es war schon kurz vor 7 Uhr und der ersten Skitourengeher kamen wieder.
Ah... da war ja noch die Venus! Die Nacht schien nicht enden zu wollen. Es zeigte sich eine immer noch sehr schmale Sichel, vor hellblauem Himmel, garniert von den Spikes der Fangspiegelstreben. Zauberhaft. Ich habs heute mit diesem Wort anscheinend, aber das trifft es einfach.
Einer der Skisportler ließ sich ca. 50 m entfernt von mir in der Morgensonne nieder und wurschtelte etwas herum. Irgendwann bemerkte ich ein grünblaues Sitzkissen zwischen meinen Sachen. Markanterweise in den gleichen Farben der Kleidung vom Skikollegen. Ich winkte mit dem Kissen herüber. Nach einer kurzen Starre wandt er sich blitzartig herum und schaute in die Ecke, wo wohl noch ein Sitzkissen gelegen haben musste.... er erkannte: das hatte ich jetzt wohl tatsächlich in der Hand.. Tja, Sitzkissen haben am Berg ein Eigenleben! Kaum stehst auf, macht es einen Abflug...
Apropos...
Einen schönen Sonntag + CS!
Norman