Alurohr zu großem Ring biegen

  • Hallo,


    Wer kann mir Auskunft geben?

    Sicher für einige hier interessant, obwohl das Projekt ausnahmsweise mal keine Astronomie zum Ziel hat:


    Für den Bau eines Parabolspiegel-Solarkochers benötige ich einen Ring aus Alurohr mit d=1400mm, also L=4398mm.

    Die Spiegelsegmente habe ich. Zur Aussteifung brauche ich einen Aussenring. Als kleines Schmankerl habe ich mir überlegt, die Schwenkachse nicht wie üblich waagerecht, sondern auf den Polarstern auszurichten, so dass die (händische) Nachführung einfacher wird. Vielleicht baue ich noch eine simple (saisonale) Höhenverstellung ein.


    Zurück zum Ring aus Alurohr: Rohr 20mm, ca. 1,5 - 2mm Wandstärke. Legierung unbekannt, Standardkram, ich habe darin Stromkabel verlegt.

    Rohrbiegegerät habe ich nicht und möchte ich nicht extra anschaffen. Sand und Wärme? und zwei Hartholzklötze mit passender Sicke?


    Über Hilfe bin ich dankbar, und vielleicht dient mir das als Vorläufer für ein zukünftiges Radioteleskop.


    CS,

    Henning

  • Hallo Henning,


    meinen 16x1 Monoring aus Rundrohr für den Dobson hab ich damals mit einem selbstgebauten Biegegerät aus Inlineskaterrollen gebogen, das ging sehr schön. Ohne Sandfüllung, ein paar mal abwechselnd durchziehen und nachstellen, fertig. Hier der Link:



    Viele Grüße, Holger

  • Hallo Henning,


    ich habe schon viele Ringe gebogen. Alle für Dobson-Hüte und Alu-Höhenräder im Bereich 12-24" Teleskopgröße.

    Materialien von 10x10 bis 20x25 in 1 oder 2mm Stärke. Zu Anfang habe ich das mit und später ohne Sandfüllungen gemacht.


    Du kannst bei deinem Durchmesser und Material noch schön von Hand biegen.

    Eine Schablone solltest du dir aber mindestens machen.


    Einmal den Radius etwas enger als dein gewünschter Radius aussägen bzw. fräsen, da sich das Material immer etwas zurückbiegt.

    Dann auf beide Seiten das Ganze nochmal etwas größer oder Reststücken nehmen, damit du eine Führung beim Biegen hast.

    So geht das z.B. für Höhenräder ganz gut. Das geht dann im Schraubstock oder mit einer Zwinge an die Werkbank gemacht sehr gut.


    Wenn du es komfortabler haben möchtest, ist Holgers Ansatz schön. Sowas habe ich mir mal für den großen Schraubstock gebaut,

    wo ich das Teil bei Bedarf gegen die Backen getauscht habe. Hintere Backe 2 Rollen und vordere eine.

    Dann kann man schön mit dem Schraubstock enger drehen. Auf die vordere Rolle habe ich mir ein Flacheisen mit Griff als Kurbel geschraubt.


    Das wichtigste ist aber...langsam und in kleinen Schritten biegen, egal mit welcher Vorrichtung.

    Lieber ein paar Durchgänge mehr. Sonst wird das Ergebnis optisch nicht zufriedenstellend.

    Bei Vierkantrohr ist da nochmal viel empfindlicher, da die radialen Seiten sonst Dellen bekommen.


    Gruß, Marcel

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  • Hallo Holger und Marcel,


    Danke für die Tipps.

    Den einfachsten Weg gehend werde ich also ein Kreissegment mit R</=700mm in ca. 20mm Dicke aussägen und Führungs"wände" anbringen.


    Rollen habe ich keine, aber Holgers Gerät kommt mir intuitiv sehr kraftsparend vor. es ähnelt vom Prinzip meinem Rohrschneider.


    Also dann probiere ich das mal und werde berichten.


    CS,

    Henning

  • Den einfachsten Weg gehend werde ich also ein Kreissegment mit R</=700mm in ca. 20mm Dicke aussägen und Führungs"wände" anbringen.

    Denk aber dran den wirklich etwas kleiner zu machen. Nicht nur ein paar mm. Mit=700 oder nur 1-2 cm kleiner bekommst du bei Alu keine 700 gebogen, weil das immer etwas zurückbiegt.

    Aber da kannst du dich rantasten, weil kleiner schneiden geht immer.


    Gruß, Marcel

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  • Hallo Henning,


    das mit dem kraftsparend bei der Rollenbiegemaschine ist so eine Sache, das hängt stark davon ab, wieviel Du zustellst. Wenn's zu viel ist, bekommt man das Rohr von Hand nicht mehr durchgezogen... aber immerhin kann man es sich raussuchen.


    Wie gut das (mit der Stichsäge ausgeschnittene?) Kreissegment bei Rundrohr funktioniert, weiß ich nicht. Da kann es gut sein, dass es Dir das Rohr auf der Innenseite der Biegung etwas plattdrückt. Aber das merkst Du dann. Notfalls zwei schräg geschnittene Kreissegmente gegeneinanderstellen, damit sie ein "V" bilden. Oder zwei Kreissegmente mit Lücke, oder mal mit der Oberfräse ran - kommt drauf an, was Du an Maschinen hast.


    Viele Grüße


    Holger

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  • Marcel,


    ich taste mich ran.


    Holger, und aber auch Marcel, oder Andere,


    Das Gebot der Stunde (oder auch Lebensmotto) heisst: Einfachheit.

    Deshalb: Ich habe etwas von "weichmachen" gelesen, also ausglühen oder zumindest erwärmen, und, was ich interessant fand, vor dem Biegen abkühlen lassen. Das muss was metallurgisches sein, wovon ich keine Ahnung habe.

    Soll ich denn das Rohr mit Quarzsand füllen, um dem Plätten entgegenzuwirken?


    CS,

    Henning

  • Soll ich denn das Rohr mit Quarzsand füllen, um dem Plätten entgegenzuwirken?

    Das wurde auch schon diskutiert. Ich habe beides gemacht und zum Schluss nur noch ohne Sand.

    Der Unterschied war zu minimal und wenn man langsam und vorsichtig macht, braucht man den nicht.


    Warm machen ist sinnvoll aber nicht ausglühen, was bei Alu eh schwierig ist, da du ihm die Temperatur nicht ansehen kannst, wie bei Eisen.

    Zumindest nicht im niedrigen und mittleren Bereich.


    Gruß, Marcel

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  • Henning,


    Wenn Einfachkeit das Gebot ist: ich kann Dir auch einfach meine Biegemaschiene in ein Paket packen und schicken. Wird nur alle paar Jahre mal benötigt...


    Viele Grüße, Holger

  • Kommt auf die Alulegierung an, ob man es vorab warm macht. Es reicht aber bei Alu dann, wenn man es unmittelbar nach dem Erkalten (1h) biegt. Härten und weichglühen funktionieren bei Alu anders ... Aushärtung geschieht bei den passenden Legierungen von allein über eine gewisse Zeit von ein paar Tagen.

    Ist außerdem nur kritisch, wenn man wirklich enge Biegeradien hat.

  • Hallo Kalle,


    ah, interessant, dass das von selbst wieder aushärtet. Also wird moderates Erhitzen nicht schaden und vielleicht etwas helfen. Der Radius ist ja ebenso moderat.

    Prima, dann Holgers Apparat und etwas Wärme. Der Plan steht.

    Danke, Leute, ich hab mich da vorher wirklich nicht rangetraut.


    CS,

    Henning

  • So etwas hab ich auch mal zusammengebrutzelt.

    Funktioniert ganz passabel. Als ich versucht habe, 2 Profile gleichzeitig zu biegen, wurde es anstrengend.


  • dass das von selbst wieder aushärtet

    Google mal nach den Alu-Legierungen. Das genaue Verhalten ist von Legierung zu Legierung unterschiedlich.

    Einen Einstieg liefert

    http://www.aluinfo.de/files/_media/dokumente/Downloads/Technische%20Daten/Merkblaetter/W2_Aluminium-Knetwerkstoffe.pdf

    und

    http://www.aluinfo.de/files/_media/dokumente/Downloads/Technische%20Daten/Merkblaetter/B1_Biegen_von_Aluminium-Halbzeug_in_der_handwerklichen_Praxis.pdf


    Die reden da von unterschiedlichsten Verfestigungszuständen und Legierungseigenschaften. Weichglühen nennt man Lösungsglühen, die Aushärtung bestimmter Legierungen Kaltaushärtung. Die beiden Schritte helfen insbesondere, wenn aufgrund einer Kaltumformung schon eine Verfestigung stattgefunden hat, die man wieder rausnehmen möchte. Manchmal will man das ja gar nicht, weil es das Material schwächt.

    Das wird allerdings erst relevant, wenn man enge Biegeradien anstrebt. Ein anderen Problem beim Biegen von Vierkantrohren sind die Einbuchtungen. Die Innen- und Außenfläche buchten sich dann beide ins Rohr rein. Die Einbuchtung der Innenseite, weil so die Stauchung verringert wird. Die Einbuchtung der Außenseite, weil sie so wenige gestreckt wird.


    Sand hilft da nur wenig, weil er sich verschieben kann. Am Besten hilft dagegen ein Innendorn, der von der noch geraden Seite genau an die Biegestelle (einer Rollenbiegemaschine) gehalten wird. Der Dorn sollte aus Teflon sein, um die Reibung gering zu halten. Stell Dir den Dorn wie so einen Kanonenstopfer vor, der von einer Seite ins Rohr geschoben wird. Beim Biegen rutscht das Rohr in der Rollenbiegemaschine dann gleichzeitig über den Dorn (der sich zur Rollenbiegemaschine nicht bewegt). Die Dornspitze muss zum Biegeradius passen. Ziemlich aufwändig allerdings.


    PS: Und nur blankes Alu biegen. Eloxierte Oberflächen zerreissen bzw. zerplatzen dabei einfach.

  • Hallo


    Die reden da von unterschiedlichsten Verfestigungszuständen und Legierungseigenschaften. Weichglühen nennt man Lösungsglühen, die Aushärtung bestimmter Legierungen Kaltaushärtung. Die beiden Schritte helfen insbesondere, wenn aufgrund einer Kaltumformung schon eine Verfestigung stattgefunden hat, die man wieder rausnehmen möchte. Manchmal will man das ja gar nicht, weil es das Material schwächt.

    Ohne Materialverfestigung durch kaltumformung ist mit einer einfachen Biegevorichtung keine gleichmßge Biegelinie

    zu bekommen .

    Bei der Biegung reduziert sich die geometrische Steifigkeit (Flächenträgheitsment) am stärsten an den Stellen der der größten

    Biegung . Dies wird dann im Idealfall durch die Materialverfestigung mehr als ausgeglichen , sodas die angrenzenden Bereiche

    ebenfalls verformt werden . Wenn nicht knickt das Profiel bei weiterer Biegung (ohne Abstützung) ein .


    Gruß Rainer

  • PS: Und nur blankes Alu biegen. Eloxierte Oberflächen zerreissen bzw. zerplatzen dabei einfach.

    Kommt auf den Biegeradius an - 16x1 gebogen auf Durchmesser 400 mm sieht auch eloxiert noch ordentlich aus.


    Henning, bei Deinem großen Radius sollte das ok. sein, denke ich.


    Viele Grüße, Holger

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  • Hallo Allerseits,


    ein Zwischenstand beim Rohrebiegen:

    Erste Resultate zeichnen sich ab.


    Einfacher als gedacht.


    Die geraden Enden bedeuten Einiges an Verschnitt.


    So grob passt das schonmal.


    Spielerei mit Teelicht, allerdings ist die Schutzfolie noch

    auf den Spiegelblechen.

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich Holgers (Cleo) Rohrbiegegerät enorm weitergebracht hat (nochmals Danke!) und nun der Bau der Montierung ansteht.

    Darauf freue ich mich schon, auch wenn es hier wohl "nur" gerade Rohre zu verbinden gilt.

    Spannend wird die Einachsenmontierung und die kardanische Aufhängung für den Topf, nach Seemannsart.


    CS,

    Henning

  • Hallo Henning,


    sieht prima aus - freut mich, dass das so gut klappt. Ich hatte ja etwas Bedenken wegen der größeren Rohrstärke, welche Wandstärke war das jetzt? Mach doch auch mal noch ein Foto vom Rohrquerschnitt, wenn Du das gerade Ende abgesägt hast, das würde mich interessieren, ob die Rohre rund bleiben.


    Viele Grüße und weiter frohes Basteln


    Holger

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  • Hallo Holger,


    Folgendes kann ich berichten:


    Das Rohr ist 20x1mm und ich habe es ein wenig heissgemacht und abkühlen lassen vor dem Biegen. Keine Ahnung, ob es dadurch etwas weicher wurde, aber ich wollte dem Gerät so wenig wie möglich abverlangen. Es hat ja dann auch gut geklappt. Allerdings hat das Rohr bei genauem Hinsehen eine ganz leichte Birnenform durch die Parallelrollen. Eine Rillenscheibe (wer kennt das Fachwort?), zumindest auf der Innenseite, wäre noch besser. Für meine Zwecke und selbst wenn ich Teleskopteile biegen würde, wäre das immernoch ausreichend, denke ich. Ich habe die Rohre mit einem Rohrschneider abge-"dreht", ein Foto würde das nicht so gut wiedergeben, weil die Schnittkanten dadurch ein wenig nach innen "gewalzt" werden. Wie gesagt, aussen ist der Rohrring top, innen hat es einen leichten "Berg". Es war ein tolles Gefühl, als das gerade Rohr nach zwei, drei Durchgängen anfing, einen Bogen zu machen. In die andere Richtung als gedacht, so blöd muss man erstmal sein. Ich weiss garnicht, wie ich darauf kam, dass es sich natürlich nicht nach oben biegt. Das Gleiche wie mit meiner Ost-West-Schwäche. Wahrscheinlich bin ich deshalb auch hier hingezogen. Naja, passt eigentlich ganz gut, im Nachhinein betrachtet.


    CS,

    Henning

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