Hallo,
nachdem ich mit einem kürzlich erworbenen Teleskop Schiffbruch erlitten habe (Der Spiegel war Mist, eher sphärisch als parabolisch, siehe hier) entschloss ich mich, aus der Not eine Tugend zu machen. Ich dachte am Anfang, mit einem neuen Hauptspiegel wäre alles gut, aber dem war nicht so. Das alte Teleskop war eher ein 200mm, f3.7, und damit war der Tubus leider auch zu kurz. Also musste ein neuer Tubus her um nicht ewig viele Verlängerungshülsen vom OAZ hängen zu haben...
Und hier fing mein Ehrgeiz an. Ich wollte gerne einen CFK Tubus, den aber möglichst günstig. Also bleibt nur: Selbermachen
Aber, worauf kann man so einen Tubus wickeln, so dass es sich am Ende auch noch gut entformen lässt? Profis machen das mit exakt gedrehten Zylindern und ordentlich Kraft zum entformen. Aber beides war für mich nicht zu bekommen.
Also musste eine Lösung her, die man nach innen heraus entformen kann.
Meine Lösung stelle ich hier kurz vor:
Ich habe mit einer Oberfräse 8 runde Holzscheiben gebastelt, die dann auf einer Gewindestange aufgefädelt wurden. Damit das ganze ordentlich steif ist, sind aus einem Kanalrohr vom Baumarkt gesägte Abstandshalter mit 100mm Durchmesser zwischen den Scheiben eingefügt. Diese Abstandhalter mussten einigermassen rechtwinklig sein, damit das ganze nachher auch ein Zylinder und keine krumme Banane wird. Nach dem Verspannen des Zugankers in der Mitte (der Gewindestange) hatte ich ein eine hübsche, achträdrige Rolle.
Über diese Räder kam dann die endgültige Oberfläche in Form einer "Verglasungsfolie" von ca. 0.7mm Dicke. Die gabs im Baumarkt für etwa 10 Euro/m von der Rolle. Um etwas mehr Stabilität zu erreichen habe ich diese Folie zweimal herum gewickelt. Gesichert ist das ganze dann mit Paketband und, voilà, fertig ist die Form.
Um das Entformen zu erleichtern habe ich die Holzräder beidseitig angefast und mit "Fingerlöchern" versehen. Damit kann ich am Ende in den Zylinder greifen und die Räder drehen bzw. ordentlich dran ziehen um das Innenleben zu demontieren.
Anbei ein zwei Bilder um den Aufbau zu illustrieren.
Im nächsten Schritt habe ich das ganze noch motorisiert (damit das Harz beim Aushärten nicht auf der Unterseite zusammenlaufen kann) und mit Backpapier als Trennmedium bespannt. Backpapier von der Rolle funktioniert super, aber es braucht reichlich Paketklebeband um es einigermassen zusammenzuhalten (das Klebeband haftet nämlich auch kaum auf dem Backpapier, daher braucht es viel Fläche). Glücklicherweise klebt das Epoxidharz auch nicht sehr gut auf dem Paketklebeband, so dass sich das dann am Ende auch gut trennen lies.
Damit war alles vorbereitet. Jetzt konnte laminiert werden
Ich habe mehrere Lagen CFK Gelege und zum Abschluss eine hübsche Gewebelage verwendet. Die Wandstärke habe ich bewusst dünn gehalten (2.5mm), da ich ja einen leichten Tubus möchte und auch ein dünnwandiger Zylinder aus CFK locker alle im Normalbetrieb auftauchenden Kräfte abkann. Ist schließlich kein Flügelholm oder dergleichen.
Wie bereits erwähnt geht es bei mir eher primitiv zu, daher habe ich auch keine Vakuumpumpe oder so. Entsprechend ist die Qualität des Laminats wahrscheinlich auch nicht supergut - aber wie gesagt, ist ja kein Flügelholm...
Hier ein Bild vor Aufbringen der finalen Gewebelage. Das Arbeiten mit Abreißgewebe habe ich zum ersten mal probiert, und ich habe wohl etwas wenig Epoxi verwendet da das Abreißgewebe nicht gut durchtränkt war. Also musste ich dann doch wieder Anschleifen bevor die letzte Lage draufkam
Nach dem Aushärten und Tempern in der Styroporbox auf dem Gartentisch (was bei Minusgraden gar nicht so einfach war)...
...kam dann das Entformen und der Moment der Wahrheit... Ich löste die Schrauben auf der Gewindestange und konnte problemlos alle Holzräder und Abstandhalter rausziehen. Die Fingerlöcher waren übrigens Gold wert Das folgende Bild zeigt den Anfang:
Als letzter Akt kam dann das "nach-innen-abwickeln" der Fensterfolie und das Entfernen des Backpapiers:
An der Innenseite sieht man wie sich das Paketklebeband abgedrückt hat, ansonsten eine top Oberfläche!
Dann das ganze noch abgelängt und fertig ist der Tubus - von den noch nötigen Feinarbeiten mal abgesehen...
Wahrscheinlich bin ich nicht der erste, der so einen Aufbau zum CFK Wickeln verwendet, aber vielleicht kann ich ja doch zur Inspiration beitragen so etwas selbst zu machen. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht und den Ärger über den Fehlkauf verfliegen lassen.
Vielleicht stelle ich auch noch die weiteren Arbeiten hier rein, aber erst mal muss ich selbst weiter machen. Über Kommentare und Vorschläge freue ich mich natürlich immer - man lernt schließlich nie aus!
Schöne Grüße
Stephan