Hallo Leute,
Mittlerweile ist wettertechnisch klar, dass der 7.1. die für mich beste Gelegenheit war, die Venus bei dieser Runde nahe bei der Sonne zu beobachten. Hier ein kleiner Bericht.
Letzten Freitag öffnete sich also das einzige Wetterfenster für die Venus kurz vor der Konjunktion für uns hier im Süden von NZ, wo Sommer bedeutet: Wolken, Wind, Regen, wilde Temperaturschwankungen, noch mehr Wolken, Staub, Pollen, schlechtes Seeing - kurz: Mist. Nicht so aber am 7. Januar, als die Venus nur ein halbes Grad von ihrem geringsten scheinbaren Abstand zur Sonne am 9. Januar entfernt war. Die Elongation lag an diesem Tag bei knapp 5,5 Grad, und eine Ladung Südwind hatte den Himmel für ein paar Stunden vor der nächsten Wolkenladung leergefegt. Das musste reichen.
Ich dachte mir, dass Höhe in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein würde, und entschied mich daher für eine Mittags- Beobachtungssession auf dem Berg. Ich fuhr also zum Remarkables-Skiresort östlich von Queenstown, auf eine Höhe von etwa 1.600 m. Kein Schnee weit und breit. Über den umliegenden Hängen stiegen Thermikblasen auf, und Windböen wirbelten etwas Staub auf, aber der Himmel selbst war dunkelblau und die Transparenz super.
Ich baute den 8er Cassi auf und fand die Venus ziemlich schnell an der erwarteten Stelle. 61° Horizonthöhe, feine Sache. Bei 60-facher Vergrößerung war sofort ein unglaublich schöner, hauchdünner 270°-Bogen vor stahlblauem Hintergrund zu sehen, und das Gehirn ließ ihn wie einen Vollkreis aussehen. Das war für mich ziemlich sicher der Anblick des Jahres. Also dieses Jahres, das erst 10 Tage alt ist.
Ich hatte ein paar Kameras mitgebracht: ASIs 174, 178 und 462. Die Filter waren der Astronomik 742nm Longpass, Baader U Venus 350nm CWL und ZWO L.
Die beigefügten Bilder vermitteln vielleicht einen Eindruck von der visuellen Erscheinung sowie eine Vorstellung davon, was über das Visuelle hinaus möglich war.
Einige Anmerkungen dazu:
- Der dunkle Bereich zwischen dem westlichen Ende der sonnenzugewandten Hälfte der Sichel und ihrem dünneren Ende scheint echt zu sein (dies wurde auch von anderen um die Zeit dieser Konjunktion herum beobachtet bzw. fotografiert).
- Die Sichel erstreckt sich im IR deutlich weiter Richtung Nachtseite als im UV (letzteres war durch das Seeing am Tag etwas beeinträchtigt und musste 2x2 mal aufgenommen werden, um die Belichtungszeiten zu verkürzen (siehe unten), aber das erklärt für mich vorerst noch nicht den ganzen Unterschied.
- Die Sonnenschutzvorrichtung, die an den Tubus gefriemelt worden war, war zwar absolut notwendig, aber das Setup war dadurch eben auch ziemlich wackelig. Infolgedessen hatten die beiden Kameras mit Rolling Shutter (178 und 462) Schwierigkeiten, ein unverzerrtes Bild bei dem durchgehend leichten, aber nie wirklich fehlenden Wind zu erzeugen. Ich fand die Verarbeitung der resultierenden Daten mühsam und habe die Bilder der 462 im Grunde estmal an die Seite gelegt. Sie schienen auch nicht mehr zu zeigen als die der ASI174. Diese Kamera ging wegen des Global-Shutter Designs jedoch hervorragend.
- Wie bei jeder unteren Venuskonjunktion hatte ich mich gefragt, wie vollständig der Kreis visuell oder anderweitig zu erkennen sein würde. Diesmal war es ja ein großer Winkelabstand mit mehr als dem 10-fachen Abstand des Fast-Transits von 2020. Nun - eine sorgfältige Verarbeitung und ein beherztes Stretching der Daten scheint etwas zu zeigen, was ich als einen vollständigen Ring um den Rand der Venus zu interpretieren geneigt wäre. Dies ist das Ergebnis vieler Anläufe, bei denen ich schon früh feststellen musste, dass das Setzen von Alignment Points in AS3 an Stellen, an denen man etwas zu sehen erwartet, diesen Bereich mit Artefakten übersät, die dann durch die Histogrammstreckung sichtbar werden. Was dann noch echt ist und was nicht, ist dann kaum noch zu erkennen. Deshalb habe ich darauf geachtet, alle Ausrichtungspunkte auf die sonnenzugewandte Hälfte der Venussichel zu beschränken. Das Ergebnis ist nun ein ziemlich glatter Bereich, in dem ein schwacher Lichtbogen zu sehen ist. Man beachte, wie viel schwächer dieser Bogen ist, selbst im Vergleich zu den direkt angrenzenden "Hörnern" der Sichel.
Diese Astro-Aktion war trotz gelegentlicher kleinerer Pannen ein Riesenspaß. Mit sowas rechne ich mitten im Sommer normalerweise nicht.
CS&GS
Mirko