Hallo Forum,
ich habe mich ja schon im "was-habe-ich-heute-ausgepackt-Thread" geoutet - ich habe mir eine Stellina angeschafft.
Zu meinen Beweggründen habe ich ja auch schon alles geschrieben.
Da das Stellinchen ja nun ausgepackt ist habe ich mal einen eigenen Thread für den Test des Astro-Roboters eröffnet.
Ich werde hier in loser Folge von meinen Erlebnissen mit Stellina berichten.
Zunächst mal: was ist Stellina und was kann das?
Stellina ist ein "smartes Teleskop" - ein Apochromatischer Refraktor (80/400 - F5) auf einer azimutalen Montierung.
Stellina hat Autofokus, einen automatischen Bildfeld-Rotator, eine Kamera mit Sony IMX178 Chip, einen Light-Pollution-Filter, einen eingebaute Heizung gegen Tau-Beschlag, WLAN, eine Powerbank für 5h Betrieb
und einen eingebauten Computer der Steuerung, Platesolving, Live-Stacking, usw. übernimmt.
Man bekommt also einen kleinen, kompakten APO mit allem notwendigen Gerödel in einem wasserdichten Gehäuse (IP53), ein Regensensor fährt das Teleskop bei Regen automatisch ein.
Der ganze Apparat wiegt 12,5kg und lässt sich auch z.B. in einem Rucksack verstauen.
In das WLAN können sich 10 Benutzer einloggen - einer ist dann der "Administrator" und die anderen 9 können das Live-Stacking verfolgen - klasse!
Eventuell finde ich bei Gelegenheit eine Möglichkeit, das ins Netz zu streamen so wie dieser junge Mann das tut.
Heute abend war es bis ca. 21:30Uhr tatsächlich klar. Da ich erst gegen 18:30Uhr von der Arbeit nach Hause gekommen bin, war ich natürlich
heiss darauf, diesen seltenen Moment für ein "First Light" zu nutzen.
Der Aufbau ging super schnell: Stellina ins Stativ clipsen, einigermassen gerade ausrichten (eine Libelle ist am Gerät) und fertig.
Da das Teleskop azimutal montiert ist, ist ein Einnorden nicht nötig. Einfach irgendwo hinstellen, einschalten, loslegen.
Für die Stromversorgung ist eine Powerbank mitgeliefert, die wie gesagt für 5 Stunden Betrieb reichen soll. Ich hatte diese noch nicht vollständig geladen, also habe ich das Teleskop an ein Handynetzteil (USB-C, 3A) angeschlossen.
Auf dem Handy muß die APP "Singularity" installiert werden. Sobald man Stellina einschaltet, spannt das Teleskop ein eigenes WLAN auf. Die APP fordert dann auf, sich damit zu verbinden.
Sobald das Teleskop mit der App verbunden ist, startet man die Initialisierung. Inklusive Autofokus (!) hat das bei mir ca. 5 Minuten gedauert.
Danach kann man Stellina sofort auf ein Wunschziel ausrichten. Der Stellina-Katalog umfasst momentan noch magere 200 Objekte, man kann aber auch Objektkoordinaten manuell hinzufügen.
Das Gerät braucht dann noch 1-2 Minuten für das Platesolving um sich dann exakt auf das Wunschobjekt zu zentrieren.
Standdardmässig speichert Stellina ein jpg, wenn man möchte, kann man auch ein tif exportieren oder sich die fits-Dateien auf einen eingesteckten USB-Stick speichern lassen:
Und ja, es lassen sich mit Stellina durchaus auch darks erstellen, jedoch wegen der automatischen Bildfeldrotation keine Flats:
Mit den fits habe ich es so verstanden, dass man beim Einstecken eines USB-Sticks gefragt werden soll, in welchen Format die Daten darauf gespeichert werden sollen.
Irgendwie kam die Frage bei meinem heutigen "Schnelltest" aber nicht und bis auf die Autofokus-Kalibrierungs-Bilder war leider nichts auf dem Stick drauf.
Naja, war ja nur ein Schnelltest, die Wolkenlücke war kurz.
Ich habe mich eigentlich an nur zwei Objekten versucht. Das erste hat mich verblüfft: es war der M27 Hantelnebel.
So sieht der als jpg (mit halber Auflösung, ich hatte nicht geschnallt, dass man die Erhöhen kann) nach gerade mal 5 Minuten aus:
Das fand ich schonmal richtig Klasse. Und dann bin ich mutig geworden und habe an einer "Langzeitbelichtung" des Pelikan versucht.
Es ist schon spannend zu sehen, wie das Livestacking den Nebel alle 10 Sekunden deutlicher hervorgehoben hat. Nach 1:40h sah der
Nebel auf dem Handy-Bildschirm richtig klasse aus. Man konnte hineinzoomen und mit jeder weiteren Belichtung wurde das Rauschen weniger.
Leider habe ich versäumt, den Nebel als jpg zu speichern. Ich habe ihn dummerweise gleich als tif exportiert - und das hat leider gar nicht funktioniert.
Im Gegensatz zum Handybild sieht der Export aus, als hätte er "walking noise". Keine Ahnung, was das schiefgelaufen ist, ich hätte mal ein jpg abspeichern sollen:
Da das jpg super war, glaube ich, dass es nur am Export gelegen hat. Naja - ich übe ja noch - das nächste mal mache ich fits mit Darks.
Im Gegensatz zu meinem anderen Equipment eignet sich Stellina jedenfalls gut für "die kurze Wolkenlücke zwischendurch".
Mein Plan (ich hatte es ja schon geschrieben):
- während mein anderes Equipment beschäftigt ist - mal "nebenbei" in den Himmel gucken (EAA)
oder
- evt. von Objekten Belichtung sammeln und zum Stack einer Aufnahme mit dem APO addieren (Astro-Fotografie)
Mal schaun, bisher fand ich das Konzept recht überzeugend - beim Pelikan gehe ich von einem "Export-Unfall" aus.
Ich werde weiter berichten!
CS, Jochen
Edit: Und schon eine erste Erleuchtung: für fits hätte ich den "Expert Mode" aktivieren müssen.