Katalog/Liste Aufbau: Deep Sky Ziele für H-Beta Filter

  • Hallo Roland,


    besten Dank für die Superzeichnung vom Pelikannebel!


    Zu dem Sh-284 GN in Sagitta,

    es müsste der Sh2-84 seien, östlich vom Delta Sagittae. (Der 284 Sharpless is im Monoceros Arc, sichtbar durch H-Beta.)

    Beobachtet habe ich diesen Sh2-84 mit meinem 6" F/5 Achro, Okular Carl Zeiss 23x/30x B WW (f=16,7mm):

    OIII 12nm Astronomik heller, H-Beta 12nm Astronomik lichtschwächer diffuser Bogen, durch UHC Astronomik nicht sichtbar,

    9. September, 2015, Erlanger Oberland


    Der Sh2-84 is vermutlich, wenn auch nicht mit Sicherheit bestätigt, ein Wolf-Rayet Nebel (WR 128).

    Die meisten Wolf-Rayet Nebel haben neben einer hellen OIII Emission auch eine sichtbare H-Beta Emission.

    In zumindest einigen Fällen sind die OIII und die HII Regionen zueinander versetzt, was diese Nebel auch visuell sehr interessant macht.


    Klaren Nachthimmel,

    Jiri

  • Servus Jiri!

    Danke für´s mitlesen und für Deine Aufmerksamkeit. Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, ...nur den Strich an falscher Stelle gesetzt. Natürlich hast Du recht und ich habe es umgehend berichtigt!

    Ich bin erstaunt, dass Du ihn mit 6"f/5 gesehen hast , ... Respekt! :thumbup:


    Es war meine Erstsichtung des Nebels und ich hatte doch Mühe ihn zu sehen, mit UHC sah ich ihn gerade noch so, nach dem ich ihn mit OIII lokalisieren konnte, mit Hß-Filter war er dann weg, unsichtbar.

    Das ist sehr interessant, sollte es an der verwendenten Filtermarke liegen oder was steckt dahinter ? Sollte er doch mit Hß sichtbar sein?

    Ich hatte mir obengenannte Beobachtung sofort danach notiert, bei Gelegenheit werde ich das nochmals prüfen!


    Es wäre interessant weitere Beobachtungen zu diesem Objekt zu sammeln ;) :!:

    Danke Jiri und gute Nacht!


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Roland,


    und besten Dank für Deine Kommentare!.

    Seit einiger Zeit hat sich meine Aufmerksamkeit auf die galaktischen Nebel ausgerichtet, und ich war gerade einmal in Sagitta, Vulpecula, und im süd-westichen Cygnus. Aber diesmal mit den Ferngläsern.


    Viele ausgedehnten Objekte benötigen niedrige Vergrößerungen und hiermit eigentlich auch aus technischen Gründen kleinere Öffnungen. In einem großen Dob werden diese Objekte zu viel vergrößert, und "verdünnt" bis zur Unsichtbarkeit.


    H-Beta Filter

    Meine sind die uralten Astronomik Profi.

    Jetzt habe ich von Gerd Neumann einen H-Beta Filterstack mit der Halbwertsbreite von 10nm oder etwas weniger als Sonderanfertigung erhalten. Es sieht so aus, dass die neuen Astronomik H-Beta Filter die magische Obergränze der Transmission von 97% erreichen,



    Klaren Nachthimmel,

    Jiri

  • Servus Jiri!

    Das mit dem "verdünnen" leuchtet ein, bewusst war mir das nicht. Mit kleinen Öffnungen kann ich noch nicht dienen, aber es liegt schon was im Keller für´s Widefield ;) !

    Bis dahin bleibt mir nur der 16"er. Interessant sind Nebel schon, dazu den Himmel hätten wir dafür hier im Allgäu.

    Langweilig wird es mir trotz nicht.


    Stell doch mal was zu diesen Nebeln hier ein, das interessiert vermutlich nicht nur mich!


    Danke für die Info´s, gerne mehr davon ;) :) !


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Roland,


    und vielen Dank für Deine Rückmeldung.

    Deine Pläne für Widefield würden mich freilich sehr interessieren. Mel Bartels hat dafür ein schnelles Dob-Teleskop gebaut, und setzte auf der/die/das höchste étendue, also grande étendue.

    Ich spiele hin und wieder auch mit einer Vorstellung von grande étendue, aber zu hause habe ich keine Möglichkeit etwas zusammen zu bauen.


    Meine Agenda

    ist die Beobachtung von galaktischen Nebeln, wie Beverly Lynds LBN, Sharpless, Cederblad, van den Bergh, Mandel-Wilson, MBM (1985), Simeis, ...

    und dazu gehören auch die vergessenen [Gaze-Shajn, 1955] historischen Nebel.


    Frank Slotosch hat die Region des [GS55] 69 in Auriga photographiert,

    Unbekannter Nebel ?????????
    Hallo Tom Das hast du schön erklärt und stimme dir voll zu. So sehe ich das auch. Ich habe gestern einmal sh2-233 fotografiert und bin mal gespannt was da zum…
    forum.astronomie.de

    und kurz danach kam die Identifizierung, dass es tatsächlich ein übersehener [Gaze-Shajn, 1955] ist.

    In der Zeit danach, habe ich diesen [GS55] 69 visuell beobachtet, und dazu später noch den [GS55] 75 erkannt - ein Filament östlich der Auriga Zirruswolken.


    Ich rechne mit meiner Teilnahme am DSM 2022 Meeting, und gerne würde ich dort einige Objekte vorstellen,

    Jiri

  • Hallo,


    PK 64+5.1 (Campbells Wasserstoffstern)

    Planetarischer Nebel im Sternbild Schwan.


    8"/f4 Newton, parallaktisch montiert.

    Vergrößerung: 170x.

    Filter: [OIII] und H-β


    Meine Notizen zu dieser Beobachtung:


    Mit Hilfe einer Megastar ® Karte habe ich den Pn zweifelsfrei identifiziert.

    Ohne Filter unterscheidet sich der Nebel nicht von den umgebenden Sternen. Mit dem [OIII] Filter bleibt der Nebel sternförmig und wird zusammen mit den Sternen in der Umgebung abgeschwächt. Mit dem H-β Filter ist der Pn heller als die Sterne in der Umgebung und auch nicht mehr sternförmig, sondern leicht flächig. Die flächige Form fällt im Vergleich zu den Sternen sofort auf. Der Nebel ist ausreichend hell und einfach zu sehen.

    Strukturen kann ich keine erkennen, er ist ein sehr kleines nebliges Bällchen.



    Viele Grüße

    Gerd

  • >>Gerd: Danke für Deine sorgfältige Beobachtung von Campbells Wasserstoffstern. Er wird oft in Listen von H-Beta-Objekten aufgeführt, aber ich habe mich nie dazu aufgerafft, da ich mich mehr auf die flächengrossen Nebel konzentriere. Durch Deine Beobachtung habe ich eine gute Vorstellung davon, was mich mit 7 Zoll erwarten könnte, das motiviert!


    Übrigens habe ich gerade im BAfK nachgeschaut, was wir dazu schreiben, und fand den Kerl zunächst nicht. Er ist unter He 2-438 dort gelistet.

    Ich finde es spannend, dass dies ein Wolf-Rayet-Objekt ist. Normalerweise strahlen die WR-Objekte in OIII. Campbell's Hydrogen Star ist jedoch ein Vertreter der WC Untergattung (C = Carbon).


    >>Jiri: Ich hoffe sehr, dass es mit Deinem Vortrag am DSM klappt. Bin sehr gespannt darauf. Dein gestackter Filter ist ja interessant! Wirst Du eine Gelegenheit haben, ihn mit dem Baader 8,5nm H-Beta zu vergleichen?


    Gruss, Christopher

  • Hallo Christopher,


    der Astronomik H-Beta Filterstack wird mit dem Baader H-Beta 8,5nm und mit dem Astronomik H-Beta 12nm verglichen.

    Ich bin auch gespannt, weil die alten H-Beta Profiline gestackt haben sich sehr gut bewehrt.


    LG,

    Jiri

  • Hallo miteinander,


    bei Campbells Wasserstoffstern habe ich in den Bayerischen Alpen im 10-Zöller schon ganz ohne Filter interessante Details gesehen:


    " ... war mir sofort an seiner ganz eigenen Farbe aufgefallen, die sich auch von der Farbe klassischer roter (Über-)Riesensterne wie Beteigeuze oder Aldebaran unterscheidet. Bei 235-facher Vergrößerung (4.8er Nagler) - und höher mittels Barlow-Linse - erschien das Objekt klar flächig, und ich konnte blickweise um den 10 mag hellen Zentralstern einen schmalen rötlichen Saum ausmachen; der stammt vom 11,3 mag hellen eigentlichen Nebel. Das war ganz deutlich zu erkennen - ein tolles Objekt !"


    Hier noch eine interessante Info dazu:



    Servus
    Ben

  • Servus Jiri!

    Was Mel Bartels da gebaut hat ist wohl bis dato einmalig gewesen.

    Nein, so extrem wird´s bei mir nicht. Es wird so bei knapp über 6 AP mit ca. 4,5° GSF herauskommen bei 4,5" Öffnung.

    Das Ganze auf 2" umgebaut, selber schleifen oder so mach und kann ich nicht . Es kommen also bereits vorhandene Komponenten zum Einsatz. ;)

    Zitat

    Ich rechne mit meiner Teilnahme am DSM 2022 Meeting, und gerne würde ich dort einige Objekte vorstellen,

    Jiri

    Das ist eine schöne Nachricht, es bleibt zu hoffen, dass das DSM stattfinden kann. Falls es so ist, freu ich mich schon auf Deinen Vortrag und weitere Gespräche :!:

    Von den vergessenen Nebeln von Gaze-Shain habe ich noch nie etwas gehört/ gelesen. Es sind Nebel die vorhanden sind und die keiner mehr kennt ? ...total abgefahren!



    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Rolland,


    einige der Gaze-Shajn Nebel kann man mit dem Fernglas sehen, aber sie wurden halt eben übersehen. Die anderen Gaze-Shajn Nebel haben später die Nummern von anderen Listen und Katalogen erhalten. Und zuletz, einige sind nicht auffindbar, oder die Koordinaten sind nicht korrekt.


    Wenn wir schon bei den übersehenen, vergessenen, oder sonst verschollenen Nebel sind,

    es gibt einen "vergessenen" Sharpless, das Sh2-102 Filament von 41 Cygni aus, und dieses Filament "diffundiert" dann bis in die Nähe von Pickering's Dreieck in der Cygnus Shell.

    Und falls nicht genug, dann gibt es auch einen HII Nebel nördlich der Cygnuss Shell: 20h55m +33°20', 20 arcmin lang, PA ~140°, auch einfach durch H-Beta sichtbar, aber ohne eine Katalognummer. Bestätigt mit der HII Sky Survey, dass ich keine Geister sehe.


    Liebe Grüße,

    Jiri

  • Servus Jiri!

    Gestern war ich privat in Erlangen um mein neues Liegefahrrad ( kein E-Bike :!: ) abzuholen und heute sehe ich, dass ich nur ein paar Kilometer an Deinem Wohnort vorbei gefahren bin.

    Allzu hoch kann Dein Beobachtungsplatz dort nicht sein, oder? Umso beeindruckender finde ich Deine Ergebnisse!

    Zu den Nebeln. Ein FG besitze ich nicht welches diese Nebel zeigen könnte. Mit welcher Öffnung/AP hast Du den 20 arcmin langen Nebel sichten können?

    Vielleicht wäre es mit dem zukünftigen 4,5"er möglich? :saint:


    Sind diese Nebel auch den anderen FG-Beobachtern bekannt und gesichtet worden :?:


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • PK 64+5.1

    (Campbells Wasserstoffstern)

    Planetarischer Nebel im Sternbild Schwan.


    Beobachtung mit: Newton 8" f/5

    und Filter: Astronomik H-Beta

    und Okulare: 27mm Panoptic, 12mm Nagler zum Aufsuchen und Filter Blinken, 5mm Ortho und 2x Barlow fürr Höchstvergrößerung


    Beobachtungsort: Landhimmel

    Himmelsqualität: ca. 6,0 mag; gute Transparenz

    Sonstiges: beobachtet im Oktober, nach Zenit Passage


    Beobachtung:

    Aufmerksame Suche mit Hilfe von Aufsuchkarte. Zunächt mit dem Panoptic. Die charakteristische Sternengruppe gefunden, aber es ist eher eine schwächlicher Sternkette.

    Passt aber mit Phi-Cyg noch ins Feld. Mit dem 12mm Nagler nach dem der weg klar war, von Phi Gamma noch mal zur Zielregion abgefahren, jetzt kommt die Dreier Gruppe

    viel deutlicher. Mit h-Beta schwächen sich zwei ab, Campbells star bleibt hell (stellar). Die Sterne (ohne Filter) sind zu schwach um im 8" Farbe zu erkennen. Auch beim Cambells

    Star kam mir nix "komisch gelb" vor.


    Erst mit Hochvergrößerung, 220x (9mm Ortho mit 2x Barlow) bläst sich das Kerlchen gegenüber seinem Nachbar (der mittlere der Drei) etwas auf. Mit 400x (5mm Ortho an 2x barlow) ist es eine winzige farblose schummrige Kügelchen. Ich würde sagen, so 1-2 Uranus Größen. Bei Hochvergrößerung habe ich kein Filter benutzt, der Himmel war auch so pechschwarz im Okular. Beim 5mm Ortho x2 sind es ja nur 0,5mm AP.


    Schlussfolgerung: Mag sein, daß es ein h-Beta Objekt ist, aber der Filter bringt eigentlich nix, zumindest mit 8" Teleskop.


    CS,

    Walter

  • Der September war derart reich an guten Nächten, dass ich erst jetzt dazu komme, meine Beobachtungsnotizen ins Reine zu schreiben. Eine davon entstand in der zweiten Hälfte der Nacht vom 3. auf 4. September 2021. Ich bin ein alter Mann und folgte dem Ruf der Natur um vier um morgens (manche von Euch wissen, was ich meine). Ein kurzer Blick zur Tür hinaus zeigte, dass die Luft ruhig geworden war und die Himmelsqualität FST 5m4 erreicht hatte - das Beste, was ich an meinem Wohnort erhoffen kann. Der Perseus war um diese Nachtzeit schon recht hoch am Himmel geklettert, so musste ich nicht lange überlegen, was ich anschauen wollte noch womit: den Kaliforniennebel NGC 1499 mit dem 10x70 Fernglas mit drei verschiedenen H-Beta Filtertypen paarweise auf den Okularen.


    Die Beobachtungen im Einzelnen:

    Ungefiltert: Kein Nebel zu sehen. Eingedenk der wunderbaren Sichtungen, die mit H-Beta Filter an diesem Nebel möglich sind, überrascht mich die Unsichtbarkeit im ungefilterten Bild stets.

    Astronomik H-Beta 12nm: Ein breites Nebelband ist eindeutig auszumachen, konkav zu Xi Per gekrümmt. Ca. 1,5° lang und 0,7° dick. Es ist schwer mit Sicherheit auszumachen wo das Band im Westen endet. Die langen Flanken nach Nordosten und Südwesten dagegen klar.

    Baader H-Beta 8,5nm CCD: Ein auffälliger, gekrümmter Nebel. Im Vergleich zu H-Beta 12nm ist mit H-Beta 8,5nm der Kontrast zum Himmelshintergrund besser und der Nebel gewinnt an Länge, nun ca. 2° erreichend. Eine auffällige Ausbuchtung in der Mitte der nordöstlichen Flanke sieht aus wie eine sehr flache, lange Rückenflosse eines Fisches.

    Baader H-Beta 5,5nm CMOS: Dramatisch bester Anblick. Der Nebel steht scharf abgegrenzt von der dunklen Umgebung, besonders nach Nordosten. Die Ränder sind noch deutlicher als mit H-Beta 8,5nm. Der Kontrastgewinn geht nicht auf Kosten von Details oder Ausdehnung des Nebels. Ganz im Gegenteil: nach Osten wird erkennbar, dass der Nebel sich über ca. 2° weiter zieht, somit eine Gesamtlänge von 4° hat! Dieser Fortsatz des Nebels ist sehr zart, die Krümmung des hellsten Teils (bei Xi Per) fortführend, sich zuerst nach Osten und dann nach Süden krümmend, beinahe bis zum Stern HD 26311 reichend.


    Mir war klar, dass wenn ich mich an eine Skizze setzen würde ich wohl nachher kaum wieder einschlafen könnte. So kroch ich zurück ins Bett ohne weitere Dokumentation, nach einer der schönsten Viertelstunden unter dem Nachthimmel die ich je erleben durfte (länger dauerte die ganze Sache nicht). An Stelle einer Skizze verweise ich hier auf ein Foto welches gut die Größe des Nebels zeigt, so wie ich ihn mit dem 5.5nm Filterpaar am 10x70 Fernglas sah: AdW-Foto Kaliforniennebel


    Der Nebel war tatsächlich in dieser Ausdehnung zu sehen - natürlich nicht mit solchem Kontrast oder so detailreich, aber in dieser Größe. HD 26311 ist der heller Stern (visuell 5m7) nahe dem unteren Rand des Fotos.

    Das Foto vermittelt auch einen guten Eindruck der von mir beschriebenen "Rückenflosse" an der nördlichen Flanke des Nebels gegenüber von Xi Per.


    Es mag überraschend erscheinen, dass der Interstellarum Deep Sky Atlas - der recht zuverlässig bei OIII-lastigen Nebeln ist - nur den hellsten Teil des Kaliforniennebels nahe Xi Per zeigt obwohl in Wirklichkeit selbst unter 5mag-Himmel die volle 4°-Ausdehnung visuell mit kleinem Gerät zugänglich ist (meine erste Sichtung davon war Dezember 2019, unter FST 5m4, mit den "klassischen" Astronomik H-Beta 12nm Filtern am 8x56 Fernglas). Ich will jedoch keineswegs die Autoren des IsDSA dafür kritisieren. Sie mussten sich auf die verfügbaren Datenbanken verlassen, und haben einen wunderbaren Atlas produziert. Es ist vielmehr zu konstatieren, dass die Datenbanken schwach sind bei den H-Beta-Objekten.


    CS, Christopher


    PS: Das H-Beta 5.5nm CMOS Filterpaar war zum Zeitpunkt der Beobachtung eine Prototyp-Leihgabe der Firma Baader Planetarium und damals noch nicht auf dem Markt. Ich danke den Herren Baader für ihr Bewusstsein der potenziellen visuellen Leistungsfähigkeit von fotografisch ausgelegeten Schmalbandfiltern, und für ihre Bereitschaft zur Leihgabe, womit es mir möglich wurde, diese Leistungsfähigkeit zu erkunden.

  • In meinem vorigen Post #39 berichte ich von einer schönen Beobachtung des Kaliforniennebels NGC 1499 im September unter FST 5m4. Seitdem frage ich mich, was wohl der schlechtester Himmel ist der den Nebel noch visuell preisgibt. Vor drei Tagen hatte ich unfreiwillig eine Gelegenheit dazu, diese Grenze ein wenig auszuloten.


    Ich hatte gerade am 14x80 Fernglas die neuen 5,5nm H-Beta Filter (von Baader; seit November 2021 auf dem Markt) angebracht und auf beiden Seiten des Glases den Fokus sauber eingestellt, was nicht ganz trivial ist bei dem ungewohnt dunklen Bild. Das kleine Sterndreieck direkt nordwestlich von Alkione in den Plejaden erwies als sehr nützlich dafür. Dann sah ich, dass der Himmel langsam am Zuschmieren war. Schnell rüber zum Kaliforniennebel bevor es vorbei ist!


    Mit blossem Auge war Xi Per nur noch schwer indirekt zu halten. Jener Stern (der nebenbei die Anregungsquelle des Nebels ist) hat eine visuelle Helligkeit von 4m0, FST war somit zum Zeitpunkt der Beobachtung 4m0. Dennoch war der Nebel sofort in der ganzen Ausdehnung des hellsten Teils bei Xi Per zu sehen (ca. 1,7x0.6° gross), so wie im Interstellarum Deep Sky Atlas kartiert. Zart aber durchaus auffällig. Ich konnte sogar erkennen, dass die nordöstliche Flanke heller als der restliche Nebel war.


    Ich finde es absolut faszinierend, sich zu vergegenwärtigen, dass der Kaliforniennebel derart hell ist, dass er sogar ein 4m0-Himmel überstrahlt und dies visuell wahrnehmbar ist. Ich hatte es nicht erwartet, doch engste H-Beta-Filterung enthüllt es.


    Grüße aus der Vorstadt, Christopher


    Nachtrag 25.11.2021: Gestern nacht konnte ich diese Beobachtung mit 22x125 Fernglas und 5,5nm H-Beta Filter bei FST 4m0 wiederholen. Das war wieder ein schöner Anblick, den ich den ganzen folgenden Tag im Kopfe trug.

    Hierbei wurde deutlich, dass das Gesichtsfeld von gut 3° das Minimum ist um den hellsten Teil des Kaliforniennebels einzurahmen - so wie er in Atlanten mit knapp 2° kartiert wird.

    Wie im vorigen Post ausgeführt, ist der Nebel eigentlich 4 bis 5° gross, wofür 5 bis 6° Gesichtsfeld und, nach meiner Erfahrung, FST 5m4 oder besser benötigt wird. Unter Stadthimmel bin ich aber völlig zufrieden mit dem 2° grossen "Atlasanblick".


    Nun habe ich mir als kleines Projekt die Aufgabe gestellt heraus zu bekommen, was der schlechteste Himmel ist dem ich den klassischen Teil des Kaliforniennebels (also den knapp 2° grossen "Atlasanblick") mit 5,5nm H-Beta abringen kann. Die obigen Beobachtungen bei FST 4m0 waren nicht bloss erahnt, sondern gesehen, schön war das. Werde in 0m2-Schritten vorgehen: Xi Per hat 4m0, Omi Per 3m8. Wenn Xi nicht zu sehen ist, bin ich in 3mX-Territorium. Wenn Omi nicht zu sehen ist, habe ich 3m8 geknackt. Gelingt das, werde ich mir ein 3m6-Referenzstern aussuchen, und so fort. Bin ich bescheuert?

  • Hallo Roland,


    von Erlangen aus (Erlanger Uni Gelände) sind wir 17km mit dem Fahrrad entfernt, das Haus wo wir wohnen liegt (eigentlich steht) auf 400m, der Lillinghof Flugplatz für die Star Parties, 550m.


    Die besten Skies vom Garten aus gesehen, zeigen mit unbeholfenen Augen die M33 Galaxie, den Lambda Ori Nebel, den Kaliforniennebel wenn ich mit gestreckten Arm und Finger den hellen Xi Persei abdecke, und viel mehr. Leider kommen diese Nächte nicht häufig vor.


    Meistens benutze ich den 15x85 China-Kracher (BA8 Fernglas), weil die Okulare haben werseits auf den Augenlinsen die 1,25" Gewinde.


    Bei meinem 6" F/5 Achro sitzen die Filter aud fem Filterrad.


    Wenn Du das nächste mal ein Fahrrad aus Erlangen holst, dann melde Dich und komm einfach vorbei,

    Jiri

  • Servus Jiri!

    Erstaunlich finde ich trotzdem, dass Du in solcher Wohnlage, also kein Hochgebirge oder so, flächigen schwachen Nebeln soviel Detail entlockst. Es ist ja dort nicht gerade dünn besiedelt, die Gegend. :thumbdown:

    Ich wohne auf 600m Höhe/Tiefe?, aber der Beo-Platz liegt auf ca. 1000m und in unbewohntem Gebiet.


    Es wird bei diesem einen Liegerad bleiben, sorry. Das Rad war viel teurer als mein 16" Dobson. Ich habe mit der Entscheidung etwa 3 Jahre gerungen, da hier im Allgäu ein Liegerad nicht wirklich die 1.Wahl ist, wegen den vielen Steigungen. Aber es fährt sich super. Danke, aber wer weiss ob ich mal wieder in die Nähe komme. ;)

    Hoffentlich dann am DSM?!


    Grüße Roland :) :)

  • Hallo Rolland,


    noch vor einigen Jahren machten wir jedes Jahr einen Winterurlaub in Cervinia , später in der Schweiz, und Herbst oder Frühling in den Dolomiten. Und immer meine Ferngläser un das Leica APO 82mm Spektiv mit dabei. Den Unterschied, den kenne ich, freilich.


    Ich habe immer noch eine Hoffnung, dass es mit dem DSM 2022 klappt. Man sollte den Termin vielleicht doch etwas später wählen.


    Liebe Grüße,

    Jiri

  • Ich finde es absolut faszinierend, sich zu vergegenwärtigen, dass der Kaliforniennebel derart hell ist, dass er sogar ein 4m0-Himmel überstrahlt und dies visuell wahrnehmbar ist. Ich hatte es nicht erwartet, doch engste H-Beta-Filterung enthüllt es.


    Hallo Christopher,


    das sind ja sehr interessante Beobachtungen von Dir. Das habe ich erst heute gelesen (auch den vom 30.en Oktober).

    Das zwickt mich jetzt ein wenig. Ich hatte im Sommer die Hand bei einem Gebraucht Angebot des Baader H-beta als Erster gehoben. Für nur 130 Euro.


    Dann habe ich aber im Internet nachgesehen und bei der etwas geringeren Transmission Muffe Sausen bekommen und abgesagt. Und dafür neu für 200 Euro einen Astronomik gekauft.

    Aber so wie Du es schreibst wäre die engere Filterung eigentlich besser gewesen, als eine etwas bessere Durchlässigkeit im H-Beta Fenster.


    Eine sehr nützliche Information für H-Beta Einsteiger jedenfalls - vielen Dank :-)!


    CS,

    Walter

  • IC434/B33
    Pferdekopfnebel

    Sternbild: Orion



    Beobachtung mit: Newton 8" f/5

    und Filter: Astronomik H-Beta

    und Okular: 27mm Panoptic (68° sGF; 2,1° wGF; 37x)


    Beobachtungsort: Landhimmel auf ca. 500m Höhe

    Himmelsqualität: ca. 6,0 mag im Zenit; im Zielgebiet weniger, Transparenz unklar

    Sonstiges: Ende Februar beobachtet, 2-3 Stunde(n) nach Kulmination, ca. 22:00 MEZ


    Beobachtung:

    KEIN Erfolg. Nicht der geringste Hauch eines Nebels zu erahnen. Das gleiche Ergebnis gab es Anfang Oktober, dann am Morgenhimmel. Für 8" anscheinend eine sehr harte Nuss bei Deutschem gutem Landhimmel. In den Monaten dazwischen gab es leider nie eine Gelegenheit vor lauter grauen Tagen.


    Zweifelhafte Transparenz schreibe ich, weil der Flammennebel nicht so kontrastreich rüber kam, wie im Gedächtnis verankert. Die Aufhellung beim Stern gegenüber dem Pferdekopf, NGC 2023 war klar zu erkennen, auch mit h-Beta. Aber eben nix vom IC434. Alnitak habe ich gerade so aus dem SWA typischen GF buxiert. Das war nicht so einfach, weil ich die Stelle mit B33 in der Mitte halten wollte. Aber danach hab ich es auch mit dem engen 25mm Plössl versucht, ohne Erfolg.


    CS,

    Walter

  • NGC 2237
    Rosetten Nebel

    Sternbild: Einhorn



    Beobachtung mit: Newton 8" f/5

    und Filter: Astronomik H-Beta

    und Okular: 27mm Panoptic (68° sGF; 2,1° wGF; 37x)


    Beobachtungsort: Landhimmel auf ca. 500m Höhe

    Himmelsqualität: ca. 6,0 mag;

    Sonstiges: beobachtet Ende Februar


    Beobachtung:

    Nach einem Wechsel von OIII zu H-Beta sieht man nur den hellen Sektor des Nebels, nierenförmig. Sehr deutlich, aber schwächer als im OIII. Ohne Filter konnte ich nur die "Niere" beobachten, dann schon sehr schwach gegenüber der allgemeinen Hintergrundhelligkeit. Am 38mm TSWA waren die Kontraste schwächer wie im 27mm Panoptic, wegen Hintergrundaufhellung, zu große AP. Der Anblick war sehr vergleichbar im UHC, von der Kontrastleistung her, nur beim UHC eben gegen einen helleren Hintergrund und natürlich heleren Sternen des OS NGC 2244. UHC hat ja beide Linien, daher ist der Nebel zwar heller, aber durch den ebenfalls helleren Hintergrund sticht das nicht hervor. Besondere Gewinne zum OIII an Strukturen (neue Strukturen) konnte ich mit h-Beta nicht ausmachen. Die Niere erschien halt etwas "scheckiger". Und im OIII sieht man natürlich mühelos das volle Rund, die Niere ebenfalls heller hervorstechend. Die dunklen Schläuche erreiche ich visuell nicht im OIII, im h-Beta natürlich erst recht nicht.


    Aber h-Beta funktioniert am Rosetten Nebel. Klar, auf Fotos ist er ja rot, also viel Wasserstoff, neben dem Sauerstoff.


    CS,

    Walter

  • Hallo Walter, freut mich, dass Du diesen Thread weiter am Leben hältst. Ich hatte gestern Nacht eine schöne Sichtung des Kaliforniennebels NGC 1499. Der Halbmond stand zwischen den Hörnern des Stiers, etwa 20° vom Nebel entfernt. Dadurch war FST in der Zielgegend auf 4m0 reduziert, denn Xi Per (visuelle Helligkeit: 4m0) war gerade so indirekt mit blossem Auge zu sehen. Die Transparenz war jedoch an sich gut. So richtete ich das 7x42 Fernglas auf die Stelle nördlich von Xi Per, mit Baader 5,5nm H-Beta Filter auf beiden Seiten des Glases.


    Ich konnte auf Anhieb den Nebel sehen: bananenförmig gebogen, konkav zu Xi Per, gute anderthalb Grad gross.


    Solche Momente mit Minimalausrüstung im Liegestuhl finde ich einfach toll. Mit einem Kopfdrehen zum Möwennebel IC 2177 tief unten an der Grenez Monoceros/Canis Major hinüber geschaut, auch dort bestenfalls FST 4m0, und ein mehr als 1° grosses, kartoffeliges Etwas mit 5,5nm H-Beta gesehen. Um die Runde voll zu machen, flink die H-Beta-Filter mit 6nm OIII getauscht: Rosettennebel leuchtet hervor, Affenkopfnebel ebenso, Letzterer nur 10° weg vom Halbmond und alles bei FST 4m0, aber OIII gehört nicht hierhin ...


    Gruss, Christopher

  • Hallo zusammen,


    23. Februar 2022, Lambda Ori Nebel sichtbar ohne Ferngläser einfach so am Nachthimmel über den Garten

    1. Sh2-254 Sh2-255 Sh2-257 Drei Wattestäbchen in Orion: 6" F/5 Achro, BBHS Zenithspiegel, Leica L Plan 8x/25 Okular, H-Beta 5,5nm: als Oval

    2. G205.5+0.5 SNR in Monoceros: 6" F/5 Achro, BBHS Zenithspiegel, Leica L Plan 8x/25 Okular, H-Beta 5,5nm: Kondensationen an Fasern, sonst mit OIII

    3. PN G206.2+00.6 (PaRasMoMi 1) planetarischer Nebel 6" F/5 Achro, BBHS Zenithspiegel, Leica L Plan 8x/25 Okular, H-Beta 5,5nm: Innenfläche und Ausdehnung NW, sonst mit OIII

    (S. auch https://www.cloudynights.com/g…g2062006-and-snr-g206923/)


    9. März 2022, zunehmender Mond 53% über den Garten, aber hinter einem Baum versteckt

    4. Sh2-268 groß (60'), am NGC 2169 Haufen in Orion hängend, Fernglas 15x85, H-Beta 5,5nm

    5. LBN 1036 groß (45'), östlich vom Seagull in Monoceros, Fernglas 15x85, H-Beta 5,5nm


    Liebe Grüße,

    Jiri

  • Hallo Christopher,


    ich habe vorhin probiert, ob ich deine Beobachtung nachvollziehen kann.

    Der Mond war zu 63% beleuchtet, die Transparenz gut und Xi Per freiäugig problemlos sichtbar (fst 4,6 mag).


    Verwendet habe ich ein 10x50 Fernglas, auf einer Seite 12nm H-Beta, auf der anderen Seite 5,5nm H-Beta.

    NGC 1499 war schwierig, mit Mühe gerade so erkennbar, eigentlich nur beim hin und her schwenken vom Fernglas.


    Schon bei einer anderen Beobachtung von dir war mir aufgefallen, dass ich von der Grenzhelligkeit her mehr als 0,5mag bessere Bedingungen brauche, um deine Sichtung von schwachen Nebeln einigermaßen nachvollziehen zu können.

    Die Erkennbarkeit von schwachen Sternen und schwachen Nebeln scheint wohl individuell ziemlich unterschiedlich zu sein.


    Gruß

    Ronny

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