Vorbereitung
Nachmittags baute ich die Lichtschutzplanen und den Achtzöller auf der Plattform im Garten auf und bereitete mich mittels BafK und is DSA(tlas) auf die Nacht vor.
In der Nacht vom 03. auf den 04. April 2021 gab es einen außergewöhnlich klaren Himmel mit ebenso ungewohnt wenig Luftfeuchtigkeit. Eine feine Reifschicht zeigte die Minustemperaturen an, das Sky Quality Meter sagte 21,7xm als dunkelsten Mittelwert und der Gürtel des Orion versank tatsächlich erst ganz unten am Horizont.
Einstieg
Meine Reise begann gegen 22:00 Uhr an Hubbles Veränderlichem Nebel, bei 120x im 10mm Okular schön anzusehen, mit 17mm ein wenig zu klein, aber das brauchte ich für den Christmastree-Cluster nahebei. Auf Filterexperimente stand mir heute der Sinn nicht.
Hinauf schwenkte der Dobson und der Rigelkreis wies mir den Weg zum Intergalaktischen Wanderer, NGC 2419, 120x, mehr hätte auch nichts gebracht, denke ich, denn dies ist eines der Objekte, wo das Wissen der Fakten darum interessanter erscheint, zumindest mit 8".
In meinem Kopf spielte unablässig die elektronisch verzerrte Stimme der Beastie Boys: Intergalactic. Cool.
Die Bärentatzengalaxie, NGC 2537 läutete den Tenor des Abends ein, 10mm, 120x, das Okular rostete fast fest in dieser Nacht und das war mal ein Ausgleich zum wilden Rumgewechsle mit mehr objektdurchmischten Nächten. Ich fand sie, die Galaxie, und war zufrieden, aber unbeeindruckt.
Bevor Andromeda zu tief in den Nordhimmel runterschwang, rotierte der Dobson noch kurz zu Messier 52 und der dortigen Nova, die ich zuvor mehrmals bereits mit Ferngläsern beobachten konnte. Keine neuen Erkenntnisse trotz höherer Vergrößerung.
Hauptakt
Die ganze Nacht über rief eine Unke hinten im Wald, was mich am Ende der Session tatsächlich etwas nervte. Das ist selten.
Ein Nachtvogel drehte zweimal einen Kreis über mich hinweg und machte dabei ein eigenartiges Klackgeräusch.
Dann, als ich einmal meinen Beobachtungsplatz verließ und ein paar Meter Richtung Obstbäume ging, schreckte ein nächtlicher
Räuber auf ein hastete davon in der Dunkelheit. Sein Weg war aber gut durch Laub- und Zweigknacken nachzuverfolgen.
Nun wurde es Zeit, mein Hauptbeobachtungsgebiet anzusteuern: Die Jagdhunde.
Messier 94 war mir im BafK aufgefallen und kurzentschlossen sah ich sie mir an, die Catseye-galaxy. 120x, ein heller Flausch mit starkem Kern, der Halo blieb mir indes verwehrt.
Kurz an Cor Caroli die Dunkeladaption mit Füßen getreten, aber die Orientierung wiedererlangt, und so konnte ich schnell NGC 4618 und NGC 4625 betrachten.
Dies geschah auf dem Weg zu den beiden tollen Objekten NGC 4490 und NGC 4485, die sich gegenseitig gravitativ verwurschteln. 4490 war der eigentliche Grund, hier zu sein. Wie ein verwischtes Parallelogramm stand sie da, mit knotigem Inneren, diffuse Details flackerten im indirekten Sehen auf.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich die Dynamik im Einflussbereich der Galaxien anfühlt, wer dort oben in der ersten Reihe in den Himmel schaut und
das Schauspiel betrachtet und doch nichts erkennt, denn viel zu langsam wird sich all das abspielen. "Hup.", "Hup.". Die Unke. Tee floss, Handwärmer wurden aktiviert.
Etwas südwärts schwebt die Silbernadelgalaxie, NGC 4244. Mit einem 10:1 Größenverhältnis hatte ich sie ausgewählt, um der "echten" Nadelgalaxie ein wenig Ruhm abzugewöhnen. Im BafK erstrecken sich die Enden dieser relativ homogenen Galaxie im indirekten Sehen auf der einen Seite bis fast zu einem optischen Doppelsternchen,
und am Anderen etwas unsymmetrisch in den leeren Raum. Ich schenkte dem Objekt einiges an angestrengter Aufmerksamkeit.
Es wurde Zeit für den herausragenden Star des Abends: Die Nadelgalaxie NGC 4565. Nur grob drückte ich das Gesichtsfeld mittels Rigel und dann per Suchfernrohr mit eingeschaltetem Leuchtfadenkreuz in die Region. Als erstes schwenkte ich NGC 4494 ins Okular, verweilte nur kurz, denn nun wusste ich, dass ich gleich am Ziel sein würde.
Als die Nadelgalaxie auftauchte, stand sie erhaben im Raum, und augenblicklich zeigte sie sich im direkten Sehen in all ihrer Anmut. Der kleine Stern direkt über dem hellen Zentrum, die feinen, unendlich langen Nadelenden, und, ohne daran gedacht zu haben, tauchte auch der übers Zentrum laufende Staubstreifen auf.
Der Gipfel war erreicht.
Ausklang
Messier 51 und 101 waren überaus beeindruckend, einfach zeigten sich deren Spiralarme, die Drehrichtung war sicher erkennbar. Messier 51 zeigte diesen winzigen Stern nahe dem Galaxienzentrum. Diese Eindrücke hätten einen Nacht allein krönen können.
Noch immer zeigte sich vom Mond wenig bis nichts, es musste bereits 01:30 Uhr sein. Zufrieden für heute ging ich mit Okularkiste und Kartenordner in mein Sternenzimmer und legte mich hin, so dass ich den Himmel noch durchs Glasdach betrachten konnte, bis die Gedanken mich in den Schlaf davontrugen.
CS,
Henning