Seit ich mir hier im Nachbarforum vor ein paar Wochen eine gebrauchte motorisierte EQ3-2 geholt habe, versuche ich die wenigen klaren Nächte zu nutzen, mich in die Astrofotografie einzuarbeiten. Ich möchte euch einen ersten kurzen Erfahrungsbericht vorstellen. Vielleicht wird ja auch eine kleine Reihe daraus, in dem ich meine Fortschritte (sollte es sie geben) und Rückschläge (deren bin ich mir bereits sicher) dokumentiere.
<b>Wie alles anfing ...</b>
Letzten Sommer habe ich vom Fotostativ aus mit der EOS 1100D und einem alten manuellen Pentax-K-Objektiv (50mm f/1,7) auf die Andromedagalaxie gezielt und 40 Lights mit jeweils 3,2 Sekunden geknipst. Zusammen mit 10 Darks ergab sich tatsächlich ein Bild, das an eine Galaxie erinnert. Krass, was mit minimalster Ausrüstung möglich ist! Damit war ich jedenfalls angefixt.
Hier das Bild auf Dropbox:
https://www.dropbox.com/s/jm3b…c2/andromeda-m31.jpg?dl=0
Und hier ein heftig in PS bearbeiteter Ausschnitt:
https://www.dropbox.com/s/pbfk…dromeda-m31-crop.jpg?dl=0
<b>Die nächsten Schritte</b>
Da GLS meine nötigen Zubehörteile erst einmal quer durch Österreich und Deutschland schickte und dann verschlampte, musste ich den nächsten Schritt statt mit der EOS am TravelScope 70/400 mit einem alten Zoom aus manuellen Tagen machen. Das Teil hatte ich eigentlich von meiner Experimentierwut ausgeschlossen, weil halt Zoom und so. Aber nun kam es doch zum Einsatz.
Aus Angst vor zu viel Unschärfe hab ich das Zoom auf f/8 abgeblendet - wo es mich doch ziemlich überrascht hat. Okay, die helleren Sterne sind recht blau, aber insgesamt ist der Bildeindruck viel besser als erwartet.
Hier wieder das leicht beschnittene Bild:
https://www.dropbox.com/s/8stpozun4ezp9zk/m81-m82.jpg?dl=0
Und hier ein Ausschnitt davon:
Die wesentlichen Bilddaten:
Sigma Zoom UC 70-210mm 1:4.0-5.6 at 210mm f/8
20x 20 Sekunden
ISO1600
20 Darks
Ich hab's auch mit Flats probiert, aber die haben das Bild deutlich verschlechtert, da hab ich wohl etwas falsch gemacht.
Gestackt und bearbeitet sind die Bilder mit Siril, wo mir Franks (astrophotocologne) Youtube-Tutorial extrem geholfen hat. Danke dafür!
Eingenordet habe ich grob durch den leeren Polsucherschacht, die Kamera nach Gefühl dorthin ausgerichtet, wo M81 stehen sollte und mein Zielwasser einmal kurz mit dem Plate Solver von astronomy.net überprüft. Die Aufnahmen habe ich über ein altes Macbook Air und das EOS-Utility durchgeführt. Dank Screensharing kann ich von drinnen übers iPad auf den Rechner zugreifen und konnte so den -10 Grad draußen entgehen. Dummerweise muss ich aber immer nach 10 Aufnahmen neu auf "Aufnahme" klicken. Und noch dummerweisiger verlangte dann die Familie nach mir, so dass ich eine gute Stunde lang abgelenkt war und mir währenddessen M81 aus dem Bild lief. :-/
Hier das stark beschnittene Bild, auf dem nur noch M82 zu finden ist:
Bilddaten: Wie oben, nur mit 80x 20 Sekunden
<b>Ein Rückschlag</b>
Gestern dann war's endlich wieder klar. Leider war der Mond zugegen, doch ich wollte mich davon nicht abhalten lassen. Ich war insgesamt besser vorbereitet, die nötigen Schritte waren mir klarer. Nachdem ich bislang mit f/8 fotografiert hatte, wollte ich nun mal komplett offen (also mit f/5.6) knipsen. Leider konnte ich trotz einer viel längeren Gesamtbelichtungszeit keinerlei Verbesserung erreichen. Im Gegenteil, das Bild ist unschärfer und mit über einer Stunde Belichtung flauer als das eine Woche zuvor mit nur ca. 6 Minuten belichtete Bild. Die Mischung aus Mondlicht und offener Blende ist wohl nicht besonders erfolgversprechend. Vielleicht hatte ich auch nur den Fokus nicht so gut getroffen, oder es ist alles zusammen.
<b>Meine bisherigen Erkenntnisse</b>
1. Viel wichtiger als jede Ausrüstungsfrage ist es, sich über die einzelnen Schritte beim Aufnehmen klar zu werden. Korrekt einnorden, Bilder aufnehmen ohne zigmal irgendwo klicken zu müssen, mit Hilfe eine Plate Solvers überprüfen, ob das gewünschte Objekt auch erwischt wurde, Darks nicht vergessen usw.
2. Es reichen schon recht kurze Gesamtbelichtungszeiten aus, um Futter für die ersten Schritte in der Nachbearbeitung zu bekommen.
3. Dokumentieren ist wichtig. Ich schreibe mir jetzt alles möglichst gut auf, mit welcher Einstellung ich fotografiert habe und - vor allem - was ich bei der Nachbearbeitung getan habe. Ich mach das noch viel zu wenig, aber es hilft, wenn man es macht.
4. Es ist ein langer Weg. Du gehst einen Schritt vorwärts, dann wieder zwei zurück und anschließend ist der Himmel wochenlang dicht und du kannst deine Fehler nicht korrigieren. Da ist Geduld gefragt.
Tipps, Anregungen und (fast) jede Art von Kritik nehm ich gerne an.
Clear skies!
Stefan