Ein sonniges Hallo in die Runde
Während mein Mann gestern mit seiner Kamera auf die Alb gedüst ist (seine Ergebnisse siehe hier: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=253609), bin ich bei den schlafenden Kiddies daheim geblieben und habe mich ab 22.30 Uhr in den (halleluja) dunklen Garten gesetzt, mit dem neuen Borg, dem endlich zu einem Schnapperpreis ergatterten isDSA (Field Edition) und einem ganz tollen Novum, nämlich einem Diktiergerät. Das war ein supergeniales Geschenk eines lieben Sternfreundes und ich kann sagen: Ich sammle sooo viel mehr Details zu meinen Beobachtungen als vorher, wo ich mir händisch Notizen gemacht und dazu jedes Mal Rotlicht gebraucht habe. Das war mir oft zu mühsam und ich habe nur das Nötigste beinahe unlesbar aufs Papier gekritzelt und mir das meiste gemerkt. Ohne Licht zu brauchen nun einfach zu plappern, ist ziemlich genial! Und sich am nächsten Tag das freudige Gequieke nochmal anzuhören, ist auch witzig [:p]
Ich hatte neulich (wie im BAfK-Versand-Thread auf Seite 6 zu lesen) einen richtig tollen Vorbereitungsabend und die Wunschliste für gestern Abend war ganz schön lang [8D] Ich erzähle euch von meinen Highlights:
1) Mein dritter PN nach M57 und M27, juhuuu: NGC 6210, der Turtle Nebula im Hercules. Ich konnte bei Aufsuchvergrößerung (21x) exakt dem Bild wie im isDSA folgen und sah an der Zielstelle zwei helle Sterne und etwas Drittes, das ganz leicht matter als ein Stern war. Bei 136x ohne Filter sah ich den PN fast wie einen Stern, er war kaum zu unterscheiden und nur ein klein wenig schwammiger. Zum Vergleich habe ich mir den PN noch mit dem OIII-Filter angesehen, doch dann wurde das Bild so dunkel (wie immer leider) und noch dazu verlor der Nebel dann die ganz, ganz leicht blaugrünliche Farbe, die er mir ohne Filter gezeigt hat. Dass ich überhaupt Farbe gesehen habe, hat mich schon etwas gewundert, wo sie meines Wissens erst ab 8'' sichtbar wird. Umso schöner war das Erlebnis
2) Zeta Herculis, ein DS mit 2m9|5m4 und 1,36'' Abstand. So, Borg, dann zeig' mal, was du drauf hast: 136x und los geht es. WIRKLICH, das sind zwei getrennte Punkte, haaaaarscharf, aber getrennt! Noch nie haben Trennungen so viel Freude gemacht wie bei Doppelsternen [:D][:D] Nach etwa 10 Sekunden war der Spaß aber vorbei, dann ließ sich das reizvolle Doppel nicht mehr scharfstellen und auch nicht mehr trennen. Zum Zeichnen hat es daher leider nicht gereicht.
3) Auf den nächsten Kandidat freue ich mich, seitdem ich ihn im BAfK entdeckt habe: Ruby Ring im Hercules. Noch dazu mag ich das Wort "Ruby" so gerne, weil es mich an einen funkelnden Rubin denken lässt. Das MUSS ich sehen, ist klar, ne. Auf geht es, wieder Aufsuchvergrößerung und verwundert festgestellt, dass der helle Stern aus dem isDSA, an dem der Ring beginnen soll, viel näher an Xi Herculis ist als gedacht. Dann auf 136x vergrößert und ja, was soll ich sagen: Um den hellen Stern schlängelt sich fast wie ein Schneckenhaus ein kreisförmiger Ring aus recht schwachen Sternen, und nach einer Seite ist der Ring geöffnet. Ich bin begeistert und habe sofort Stift und Papier gezückt:
Ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe, einen riesigen Schritt vorangegangen zu sein, seitdem ich diesen supergenialen Borg-Refraktor habe (er hat auch einen echt emotionalen Wert, der zu der so wunderbaren Abbildungsleistung hinzukommt. Ich bin bisher jedes Mal ganz entzückt, wenn ich ihn aufbaue). Zusammen mit dem isDSA und dem BAfK fühle ich mich auf einmal "gewachsen". Ich meine damit, dass ich über den Status hinauskomme, hauptsächlich Hauptsterne eines Sternbildes und die bekanntesten DS und OS anzusehen. Jetzt kommen solche Geschichten wie Struve-DS dazu, die bisher so respekteinflößend, weil unbekannt, waren, und Sternmuster wie Markov 1, der Kitesurfer oder eben der Ruby Ring. Es ist toll und gibt dem Hobby einen neuen Schwung
4) der MARS: grell, orange, immer heller werdend, je höher er steigt. Endlich ein toller Abendstern für mich. Also halte ich den Refraktor drauf, erst bei 136x und dann reize ich es aus und gehe auf 200x. Ich bin von dem 3,2mm-HR-Planetary-Okular, das ich (wieder) ausgeliehen bekommen habe, dahingehend total angetan, dass darin ein gigantisch großes Bild von Planeten entsteht. Einfach riesig im Vergleich zu dem 4,7er (mit eben auch 82° Gf.). Jedenfalls hatte dieser spannende Planet in beiden Okularen einen ganz weißen und beinahe grellen oberen Bereich und nach unten hin wurde er richtig dunkelorange - habe ich etwa die Polkappe gesehen?
5) Mein x-tes Highlight am Abend nach zwei Stunden höchster Konzentration kommt jetzt noch. Ich hätte von der Lust her noch zwei Stunden länger draußen sitzen können, der Himmel war bombastisch heute. Klar, ruhige Luft, kein Wölkchen weit und breit, kein Mond, keine Störlichter. Aber irgendwann bin ich auch platt und dann suche ich mir noch ein bekanntes Objekt für den krönenden Abschluss aus. Das sollte heute Abend der Eulenhaufen in der Kassiopeia sein. Ein letztes Mal Aufsuchvergrößerung und direkt draufgehalten. Leute, ich habe den Haufen ja schon mehrmals gesehen und jedes Mal unfassbar schön gefunden. Aber heute, mit 21x und 3,84° Sehfeld (ich habe ja ein neues Aufsuchokular, das Kokusai 30 mm, das am f/6.4 sogar nur ganz geringe Randunschärfe aufweist) war das ein Anblick zum "Drin-Versinken".
Die Eule mit ihren strahlenden Augen fliegt mit weit ausgebreiteten Flügeln quer durch diesen unfassbaren Sternenreichtum, wer weiß, wohin, oder was sie denkt. Vermutlich gar nichts: Sie fliegt einfach ihres Weges und ist da.
Es war atemberaubend. Also packe ich zusammen und gehe beseelt schlummern. Das war ein wundervoller Abend!
Viele Grüße
Sarah
Edit: So, nun sind die Stimmungsfotos von Patrik, die zur gleichen Zeit an einem anderen Ort entstanden sind, auch fertig:
Da steht er, mein Männe, und spielt mit dem Feuer ...äh, Licht
Das hier mag ich auch sehr gerne, denn es zeigt, meine ich, meinen Lieblings-Wildentenhaufen M 11.