Telrad am Stadthimmel

  • Hallo zusammen,


    ich beobachte vom Stadthimmel aus (Gernzmagnitude oft nur 4mag). Ich würde mir gerne einen Telrad zulegen, der dann aber an seine Grenzen stoßen dürfte, wenn im Feld, das ich absuchen möchte, keine Sterne mehr zu sehen sind. Ich habe gelesen, dass der Telrad die Leuchtkreise ins Unendliche projeziert. Dann müsste es eigentlich möglich sein mit einem möglichst weitwinkligem Ferglas (zB. 7x35mm, also AP 5mm) durch den Telrad zu schauen und ein weiterhin scharfes Bild mit den Sternen zu sehen, die man für die Teilkreise braucht.


    Hat das schonmal jemand ausprobiert? Bräuchte man dann für den Telrad eine Erhöhung? Mein Hauptinstrument ist ein schneller 8-Zöller auf einer parallaktischen Montierung. Ich bin ausschließlich visuell unterwegs.


    CS
    Martin

  • Meine Meinung: Dann bist Du besser bedient direkt einen 6*30 optischen Sucher zu verwenden. Sämtliche Vorteile eines Leuchtpunktfinders gehen dir nämlich verloren, selbst wenn es funktionieren sollte....


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Hi Martin,


    ich stimme Horst zu, beim 4mag Himmel - ein 6x30 Sucher. Beim 5mag Himmel hätte ich geschwankt, aber bei 4mag und schlechter, ist es eine klare Sache.


    CS,
    Walter

  • Hallo Walter, hallo Horst,


    danke für die schnellen Antworten. Mit "oft nur 4mag" wollte ich die Alltags-(nacht-)situation beschreiben. Wenn die Nachbarn alle schlafen gegangen sind und in guten Nächten geht es schon bei gutem Seeing auch etwas über 5mag hinaus. Ich habe schon diverse Sucher ausprobiert und bin damit wg. der Überkopfeinsicht und/oder der seitenverkehrten Einsicht nicht gut zurecht gekommen. Mit der Intuitivität bei einem Leuchtpunktsucher, den ich an einem 80x400 Richfielder mit etwas über 4° Gesichtsfeld gut nutzen kann, komme ich sehr viel besser zurecht.


    Mit geht es vor allem auch darum, ob jemand bestätigen kann, dass die Teilkreise auch bei Anpeilen durch ein Fernglas noch scharf bleiben. Der Leuchtpunktsucher wird dann nämlich aufgebläht und unscharf.


    CS
    Martin

  • Martin,
    ein gutes Weitwinkelokular könnte den Telrad auch ergänzen. Unter Stadthimmelbedingungen wird man eh nicht auf Extrem-Deepsky gehen können, sondern sich mehr auf so Standard-Objekte beschränken.


    Falls du schon einen Feldstecher hast ... befestige den doch so am 8-Zöller, dass er als Sucher parallel zum Telrad funktioniert. Ein erster Versuch wäre ein Spanngurt und ein Kissen/Schaumstoffpolsterstück. Müsste soweit am "Heck" des 8er befestigt werden, dass du von hinten reinschauen kannst. Oder so seitlich abgespreizt, dass du seitlich gucken kannst, ohne dich zu verrenken. Da geht es auch um die Frage, ob die Monti mit der Gewichtsverteilung klarkommt.

  • Hallo Martin,


    Beim Telrad orientierst Du dich nicht nur anhand von Sternen, die nahe an den Peilkreisen stehen, sondern auch über größere Winkeldistanzen am Himmel. Beispielsweise finde ich M81/M82 mit Hilfe der hinteren Kastensterne vom Großen Wagen.


    Ein 6x30 Sucher kann hilfreich sein. Das 180° verdrehte Bild ist nicht wirklich schlimm. Sternkarten kann man auch 180° drehen, dann passt es wieder.


    Eine Alternative wären elektronische Teilkreise (Pushto) mit Smartphone-App. Sowas bekommt man mittlerweile für die gängigen Chinadobsons auch zum Nachrüsten.


    Gruß,
    Martin

  • Ich beobachte mit einem 10'' Dobson unter Stadtrandhimmel im Kölner Westen.


    Ich habe mehrere Monate vor dem Kauf meines 10'' Dobsons auch mit den ganzen Themen zur Frage: Welcher Sucher und wie benutzen gerungen und mir den Kopf zerbrochen. Ich habe Tests zu Telrad und seinen Konkurrenten gelesen usw....


    Dann ist mir gebraucht ausgerechnet ein Orion XT10i zugelaufen mit den elektronischen Teilkreisen und push-to. Vorher hatte ich allerhand Kritisches dazu gelesen.


    Kurzum meine Erfahrungen in 15 Beobachtungsnächten mit dem push-to: Den Sucher (ein schöner großer 9x50 Sucher mit 90-Grad-Einblick) benutze ich nur noch genau 2x: Nämlich zum Suchen der beiden Referenzsterne für die Kalibrierung. Dann nicht mehr...
    Ich finde binnen Sekunden die Objekte auf: M37, M38, M35, NGC 1502, NGC 2392, M81 und M82 .... das ganze Programm binnen 15 Minuten. Der Deep-Sky-Reiseatlas liegt unbenutzt auf dem Tisch rum. Das ist schon ziemlich perfekt. In den Datenbanken sind auch Doppelsterne, Planeten (denk mal an Uranus und Neptun) und anderes mehr.
    Statt "star-hopping" übe ich jetzt Kometen-Ephemeriden als nutzer-hinzugefügte Objekte einzubinden und schwupp.... habe ich Komet PanSTARRS im Okular.
    Das ganze ohne Power-Tank und Netzstrom, nur mit einer 9V-Blockbatterie, die sehr lange hält-


    Ich mache Astronomie seit 1984 - und diese Lösung mit den digitalen Teilkreisen und einem Controller oder Handy-App oder auch per Notebook und "Stellarium" ist für mich schon wirklich beeindruckend und vor allem genau.


    Ich bin so davon überzeugt, dass mein nächster Dobson 14'' oder 16'' ganz sicher kein go-to wird mit Motoren sondern wieder ein psuh-to. Da ich visuell beobachte und auch keine Gruppen nacheinander an's Okular lasse benötige ich keine Nachführung. Die fehlt dem push-to natürlich.


    Das ist meine ganz persönliche Erfahrung ... und ich habe wegen Shutdown nun die letzten 4 Wochen fast jede Nacht hinter dem Dobson gesessen.


    Guido
    WOMBAT

  • Hallo zusammen,


    also erstmal vielen Dank für die weiteren Anregungen. Die push-to Lösung kommt für mich im Moment eher nicht in Betracht, weil ich eine parallaktische Montierung (mit go to) habe. Die Idee mit dem aufmontierten Fernglas probiere ich bei Gelegenheit mal aus. Da gibt´s doch sicher im Forum schon einen anderen Thread!?


    Im Moment geht es mir vor allem um das Telrad und die Fragen:


    - Bleiben die Teilkreise scharf, wenn ich sie mit dem Fernglas anpeile?
    - Kommt man überhaupt mit einem kleinen Fernglas hinter den Telrad (mit oder ohne Erhöhung)?
    - Hat das jemand schon mal am Stadthimmel ausprobiert?


    Ansonsten kommt heute eine super Nacht. Meine große Bitte an alle, die einen Telrad haben: ran ans Gerät, ausprobieren, kurz beschreiben, ob meine Idee funktioniert.


    CS
    Martin

  • Meiner Meinung nach ist der Vorteil eines Leuchtpunktsuchers der, den Himmel im Sucher genauso zu sehen wie ohne, am besten noch beidäugig einmal mit und einmal ohne die Teilkreise. Wenn ich das ganze mit einem Fernglas vergrößere nehm ich doch a Das beidäugige, b das 1:1 große und c ä die Größenverhältnisse der Kreise. Alles vorausgesetzt der Aufbau klappt überhaupt wie Du Dir das vorstellst...


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Der Sinn des Telrad ist ja das man den Himmel so sieht wie er ist. Und das ist ja auch der größte Vorteil, zumindest für mich. Wenn ich deine Optik zu Verfügung hätte, und in der Stadt leben würde ,würde ich auf jeden Fall raus aufs Feld fahren. Da haste du am meisten von und wirst mit tollen Beobachtungsmomenten belohnt.

  • Hallo Martin,
    ich finde die Idee echt gut, und habe das mal ausprobiert (am Dob) ...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">- Bleiben die Teilkreise scharf, wenn ich sie mit dem Fernglas anpeile?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja. Zumindest ausreichend. Da gibt es aber sicher Serienstreuung hinsichtlich der LED/Zielkreis-Positionierung. Bei der Vergrößerung dürften die Zielkreis-Linien gerne dünner sein.


    Ergänzt: Einen Eindruck gibt ein Foto-Versuch, freihand durch den lose hinter dem Telrad liegenden alten 6x30 Sucher vom TAL1




    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">- Kommt man überhaupt mit einem kleinen Fernglas hinter den Telrad (mit oder ohne Erhöhung)?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    - Hat das jemand schon mal am Stadthimmel ausprobiert?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jetzt ja.


    Mit Fernglas funktionert es für mich nicht. Hauptsächlich weil ich die Position hinter dem Telrad nicht halten kann.
    Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass der Telrad als "Brille" vor einem fest montierten Sucher einen sehr guten Job machen kann.


    Beim beidäugigen gebrauch des Suchers (habe ich bei dem Fadenkreuz-Sucher zur groben Positionierung immer so gemacht) spielt es in meinen Augen keine Rolle, ob die Zielkreise hierbei in der richtigen Größe erscheinen. Bezogen auf das Sucherbild passt es ja.


    CS
    Harold

  • Harold, Martin
    das Telrad wird aufgrund seiner optischen Eigenschaften vor jedem Teleskop funktionieren. Die Zielkreise werden ja ins Unendliche projiziert. Die Öffnung sollte nur kleiner sein, als die Telradscheibe. Wobei es vermutlich unter Kontrastverlust der leuchtenden Ringe sogar vor einem großen Dobson funktionieren könnte, solange das Telrad nicht vom Fangspiegel dann abgedeckt wird. Da dann seitlich davor halten.


    Aber das funktioniert mehr schlecht als recht; wie wenn man mit einem Teleskop durch eine Fensterscheibe hindurch beobachtet.


    Im übrigen frage ich mich, wozu ich Telradkreise im Gesichtsfeld eines Suchers/Fernglases oder Teleskop brauche. Spätestens wenn ich die richtige Himmelsregion im Sucher habe, brauche ich ja den Telrad gerade nicht mehr.


    Je nach Gesichtsfeld des Suchers/Fernglases erscheinen 0,5°, 2° und 4° Telradkreise unterschiedlich groß. Beim Feldstecher muss man sich das Gesichtsfeld GF (in Grad) selbst ausrechnen, da dort das Sehfeld S in x Meter auf 1000 m angegeben wird: GF = ~ S / 17,5 (Näherungslösung für Scheitelwinkel im gleichschenkligen Dreieck mit Höhe 1000 und Grundseite S)

  • Hallo Kalle,


    die Idee zielt konkret auf schlechte Bedingungen.


    Ich gebe dir natürlich vollkommen recht: WENN ich die richtige Himmelsregion im Gesichtsfeld habe, und mir dessen auch sicher bin, hilft mir das Konstrukt sicher nichts mehr. Bei mir ist das maximale Gesichtsfeld mit ca 1,3° nicht mehr wirklich groß. Die Anzahl der Sterne, an denen ich mich (freiäugig) zur Positionierung orientieren kann, ist bei mag5 und (meist) schlechter schon ziemlich übersichtlich. Ich tue mir unter diesen Bedingungen schon recht schwer mit der Positionierung. Suchen durch sehr langsame Schwenks mit dem Teleskop sind imho auch nur sehr kleinräumig hilfreich, da mich lichtschwache Objekte unter schlechten Bedingungen nun auch nicht gerade anspringen. "Scannen" größerer Areale funktioniert für mich jedenfalls nicht. Hier stelle ich mir nun, noch ohne praktische Erkenntnisse, vor, dass mit Hilfsoptik in der Zielregion mehr Sterne zur Orientierung zur Verfügung stehen und ich so das Objekt zielsicherer in das Gesichtsfeld des Telekopes bringen kann.


    Ich finde den Ansatz jedenfalls interessant genug, um das weiter zu verfolgen und auszutesten, ob es mir hilft. Der Aufwand dafür ist ja sehr überschauber. Im schlechtesten Fall ist nichts gewonnen.


    CS
    Harold

  • Hallo Harold,


    wow, dass sieht ja gestochen scharf aus, jedenfalls viel besser, als ich erwartet hatte. Vielen Dank auch für die Aufmunterung.


    Meine Idee ist, die Vorteile der intuitiven Bedienung mit einer Verbesserung der sichtbaren Grenzgröße zu verbinden. Mit einem Teleskop durch den Telrad zu blicken, hatte ich nicht angedacht. Da würde ich Kalles Skepsis teilen.


    Gut fand ich den Hinweis, das Fernglas möglichst weit hinten zu positionieren, da man dann über die Optik hinweg blickt. Genau das Prinzip macht für mich auch die Kombination Refraktor (mit Amici) + Leuchtpunktsucher so intuitiv. Das sollte dann so ähnlich auch bei einem Maksutov funktionieren. Probleme habe ich noch, mir die Blickfelder beim parallaktisch montierten Newton vorzustellen. Einerseits müsste ich mich dann ja praktisch auf den Boden setzen, um an einer parallaktischen Montierung hinter das Teleskop zu kommen. Andererseits haben meine Ferngläser 10°, bzw. 11° Gesichtsfeld. Da müsste ich das Fernglas ca. 10 cm hoch positioniern, um nichts vom Gesichtsfeld zu verschenken (Höhe über dem Teleskop = Länge des Teleskops * tan(0,5* Gesichtsfeld [Grad])).


    Auf alle Fälle fand ich das Bild sehr ermutigend und werde mir wohl in absehbarer Zeit ein Telrad zulegen.


    (==&gt;)hanswerner: klar, die Kobination Telrad und Sucher geht auch, nur komme ich mit Suchern nicht gut zurecht. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Goettinger7</i>
    <br />Ich habe schon diverse Sucher ausprobiert und bin damit wg. der Überkopfeinsicht und/oder der seitenverkehrten Einsicht nicht gut zurecht gekommen. Mit der Intuitivität bei einem Leuchtpunktsucher, den ich an einem 80x400 Richfielder mit etwas über 4° Gesichtsfeld gut nutzen kann, komme ich sehr viel besser zurecht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hallo zusammen,


    so, der Telrad ist unterwegs. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, wo ich ihn am Newton befestige. Das ist nicht so schwierig. Ich habe ja aber auch noch den besagten Richfielder. Im Moment ist es ein 80/400 Startravel, den ich irgendwann gegen einen 102/500 oder den 102/460 von Bresser austauschen möchte. Die haben ja alle drei einen recht kurzen Tubus. Hat jemand Erfahrung oder einen Tipp, wo und wie ich den Telrad am kurzbauenden Refraktor am besten anbringen kann?


    CS Martin

  • Hallo Martin,


    aus langjähriger Erfahrung damit kann ich Dir sagen, dass das gut funktioniert. Ich habe einen 20" Dobson F5, also recht hoch. Der Telrad ist am Hut montiert, das Fernglas baumelt um meinen Hals.
    Ich stehe also unter/hinter dem Telrad. Insoweit recht komfortabel. Bei einem kleineren Teleskop würde man sich aber schon irgendwie verkrümmen müssen und da wäre wohl eine passende Halterung/Sucher mit Winkel bestimmt angenehmer.


    &gt; Blick in die Sternkarte (Grenzgröße ca. 9mag)
    &gt; Telrad auf die Position richten.
    &gt; Genauerer Blick auf die Sternkarte
    &gt; Mit dem Fernglas durch den Telrad schauen und Teleskop entsprechend nachschwenken. - Fertig.


    Es funktioniert mit jedem beliebigen Fernglas. Ich habe ein 10x60. Das Fernglas darf also größer sein, als das Telradscheibchen, und man hat ja ohnehin zwei Augen hier zum schauen.


    Interessant ist die Sache auch deshalb, da man mit dem Fernglas die Region abscannen kann. Die Kreise wandern dann an den Rand des Gesichtsfelds, freilich ohne dass das Teleskop dabei bewegt wird. (Falls man sich doch mal grob verhauen hat, hat man ein sehr großes Feld)


    Viel Erfolg
    Gerhard

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