Hallo,
Nach einigen Wehen beim Polieren und Parabolisieren war es schlußendlich dann doch geschafft: Mein zweiter Selbstschliff, ein 12-Zöller mit sportlichen f/3,75, ist fertig. [^]
Aus dem ehemals von Stathis perfekt vorgefrästen Rohling (die benötigten 5mm Pfeiltiefe wären anderst wohl nur mit einem 50kg-Sack Karbo60 zu erzeugen gewesen [:o)]) ist nun ein Spiegel geworden.
Der Rohling damals:
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Und nun der Spiegel im Kreise seiner Poliertools:
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Durch das Vorfräsen war der Grobschliff in weniger als 4 Stunden erledigt, der Feinschliff dauerte dann insgesamt ca. 15 Stunden, es wurden gefahren: K180, K320, Microgrit 15µm, 9µm, 5µm.
Die Politur dauerte dann gegenüber meinem 8-er relativ lange, was wohl an der geringfügig größeren Fläche liegt.[:D] Aber nach ca. 12 Stunden Politur (Ceri, weiß) mit einem FullSize-Tool war der Spiegel "durch".
Die Parabolisierung erwies sich wie befürchtet als relativ harte Nuß, f/3,75 sind eben keine f/5 oder f/7, zumal noch bei 12 Zoll. Der verwendete Foucault-Tester ist Marke Eigenbau und relativ rustikal, genügte aber den benötigten Genauigkeiten. Dank eines XY-Kreuztisches aus einem Mikroskop (billigst bei eBay ersteigert) waren Meßgenauigkeiten von 0,1mm sicher erreichbar. Ein Effekt zeigte sich aber als sehr kritisch, nämlich der horizontale Abstand zwischen Punktlichtquelle (Alufolie mit Nadelstich) und Messerklinge: Dieser muß bei jeder Messung auf ca. 5mm gleich sein, sonst "mißt man Fahrkarten". Das scheint ein Tribut an die f/3,75 zu sein, bei meinem ersten Spiegel mit 8 Zoll f/5 war dieser Abstand immer recht unkritisch gewesen.
Beim Parabolisieren zeigte sich auch, das dies bei diesen Größen und Werten nur mit Subdiameter-Tools möglich ist. Ein Versuch, mit den berühmten "W-Strichen" und dem Fullsizetool zu arbeiten, schlug fehl, die nötige Tiefe ist so nicht zu erreichen. Daher wurden insgesamt 5 Poliertools angefertigt und mit diesen bei ToT die entsprechenden Zonen bearbeitet. Diese Vorgehensweise bringt einem allerdings schnell Zonen ein, die man dann durch Zufallsstriche soweit als möglich wieder beseitigen muß.
Was kam nun raus ?
Mein Ziel war nicht der "99% Strehl plus X"-Spiegel, sondern ganz simpel: Sichere Beugungsgrenze, also P/V Wellenfront Lambda/4, RMS Surface <20nm, Strehl >80%. Alles Weitere ist für mich "Nice to have", aber nicht notwendig.
Die letzte Messung mit FigureXP ergab dieses Bild:
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Man sieht deutlich ein zentrales Loch sowie einige Zonen. Das zentrale Loch wird allerdings wegen des 90mm-FS niemals Sternenlicht sehen, weshalb es defacto egal ist, wie die Mitte aussieht und ob dieses Loch da ist oder nicht. Nimmt man das Loch aus der Messung raus, entsteht ein Wellenfront-P/V von weniger als Lambda/4. Surface-RMS und Strehl sind auch mit Loch bereits ausreichend für die Beugungsbegrenztheit.
Eine Messung bei W. Grybowski bestätigte die sicher erreichte Beugungsgrenze sowie auch das zentrale Loch. Außerdem ist die Kante etwas abgesunken, diese wird aber sowieso abgedeckt werden, da die auf den Spiegel ragenden Halteklammern sonst Artefakte erzeugen (zusätzliche Spikes). Diese Artefakte verschlechtern die Meßgenauigkeit bei Kleinplaneten-Messungen, und dies wird der hauptsächliche Einsatzzweck des Spiegels werden.
Hier noch ein aus dem Krümmungsmittelpunkt gewonnenes Interferogramm:
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Deutlich sind die Zonen, das zentrale Loch sowie die abgesunkene Kante sichtbar. Im späteren Einsatz werden diese Fehlstellen allerdings alle abgedeckt sein. [:)]
Beim Labor-Sterntest (450x-fache Vergrößerung) zeigten sich wohlgeformte Beugungsscheibchen, Spuren von Asti waren nicht sichtbar. Das ständige Drehen während des Schleifens und Polierens hatte sich bezahlt gemacht, ebenso wohl die Anti-Rutsch-Matte als Unterlage.
Inzwischen ist das gute Stück wohlverpackt auf dem Weg zu Befort, wo es eine 94%-AL-Verspiegelung erhalten wird. Die Verpackung ist der Beziehung zu diesem Stück Glas angemessen gewesen [;)]:
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Als nächstes wird jetzt der Rest vom Teleskop gebaut (Gittertubus) und im Herbst müßte es dann für ein First Light bzw. die ersten Kleinplaneten-Messungen reichen.
Gruß,
Frank.