<b>Was ist ein Medial?</b>
Ein Medial ist ein Mittelding zwischen Refraktor und Spiegelteleskop. Es gibt davon viele Varianten. Allen gemeinsam ist eine Einfach- Linse als Objektiv. Deren Bildfehler können auf verschiedene Weise kompensiert werden. Ich beschränke mich hier auf das von L. Schupmann im Jahre 1899 ausgearbeitete Kompensationssystem mit Hilfe eines Hohlspiegels + Linse.
Hier nun eine Lösung für das Kompensationssystem nach Schupmann:
Man kann diese beiden Elemente Hohlspiegel + Linse nach Art eines Mangin- Spiegels zusammenfassen.
Bild 1
Die Silberschicht außen wird dabei optisch nicht genutzt und kann daher mit einer robusten Schutzschicht belegt werden.
<b>und so funktioniert das Prinzip:</b>
Bild 2
Die einfache Linse als Objektiv sammelt das Licht von „unendlich“ weit entfernten Lichtpunkten und vereinigt es farblich „sortiert“ in den Brennpunkten z. B. Fb für blau und Fr für rot. Genau das ist bekanntlich höchst unerwünscht. Der Korrektor sorgt aber dafür, dass alle Farben in einem Brennpunkt Fges vereinigt werden. Das macht er genau dann, wenn man ihm die richtig berechneten Radien seiner Meniskusflächen verpasst. Das ist aber ein Kapitel für sich auf das ich noch zurückkommen werde. Wenn man den Abstand Linse und Korrektor zum mittleren Brennpunkt (annähernd Mitte zwischen Fb und Fr) gleich groß wählt, dann muss man nicht lange nach der richtigen Glassortekombination für die Linse und den Korrektor suchen, weil dann exaktgenau die gleiche Glassorte für beide die bestmögliche ist! Dabei ist es auch nebensächlich welche, wenn sie denn hinreichend gute „Objektivscheibenqualität“ hat.
Wie die Skizze schon andeutet, muss man den Korrektor etwas kippen damit Fges der Beobachtung zugänglich wird. Aber so wie das oben skizziert ist sieht jeder Praktiker sofort, dass das ganze recht sperrig ausfallen würde. Dem kann man aber erheblich abhelfen.
<b>Mein Auslegungsbeispiel</b>
a)<b> Vorlage</b>
Die Anregung hab ich in folgendem Buch von Allan Mackintosh gefunden:
“Advanced Telescope Making Techniques”
Vol 1.
Dort beschreibt a. E. Olsen genau sein Schupmann´sches Medial unter dem Titel
“A Schupmann for Amateurs“.
Es handelt sich um ein 6” f/15. Das ist sicher noch kein Kompakt- Refraktor aber von den Abmessungen her noch beherrschbar.
Nun kann man sich an hand der obigen Prinzipskizze vielleicht vorstellen, worauf bei der Optik alles zu achten ist. Einfach so kopieren hätte nur Aussicht auf Erfolg, wen man auch die gleichen Materialien und Glasrohlinge hätte. Dabei verwendet Olsen auch noch für beide Teile etwas unterschiedliche Glassorten weil er nicht exaktgenau gleiche gefunden hatte.
Nun besann ich mich auf meine Liebe zur Trigonometrie. Irgendwann hab ich auch schon mal sozusagen „zu Fuß“ den Strahlenhang durch einzelne Linsen berechnet. Kurz und gut, ich hab mir ein Excel- Progrämmchen gestrickt und dieses mit den Daten von Olsens Auslegung gefüttert. Nach einigen Fehlerkorrekturen des Programms bekam ich tatsächlich heraus, dass die Schnittweiten für rot und blau genau in einem Punkt erfolgte. Wohlbemerkt, ich rede hier nur von der Farbfehlerkorrektur. Wenn also die Auslegung von Olsen richtig war, dann auch mein Programm. Mit selbigem hab ich dann so lange gespielt, bis auch mit den mir zur Verfügung stehenden Rohlingen das gewünschte Resultat herauskam. Dabei hatte ich die stille Hoffung , dass Bildfehler wie Asti und Koma durch geschickte Schrägstellung der opt. Glieder ebenfalls kompensiert werden könnten.
b) <b>verfügbare Gläser</b>
Zunächst wollte ich Borofloat- Rohlinge verwenden, einfach weil die bei mir einige sauber rund geschnittene in 120 mm D. herumlagen und diese genügend transparent erschienen. Alois und Raphael machten mich aber darauf aufmerksam, dass man bei diesen Gläsern mit ziemlich viel Schieren rechnen musste. Das fand ich dann leider auch bestätigt, nachdem ich einen der Rohlinge beidseitig plan geschliffen, anpoliert und in den Foucault- Strahlengang vor einem sphärischen Spiegel gestellt hatte. Das hört sich ziemlich aufwändig an, kostete aber nur ca. 3 Stunden Arbeitszeit. Immerhin hab ich mir diese sehr preisgünstigen Rohlinge nicht umsonst angeschafft, denn als Werkzeug sollten sie allemal gut genug sein. Letztendlich griff ich in meine „Schatzkammer“. Dort lagen nämlich noch einige schön rund und planparallel vorbereitete Quarzglasrohlinge, einer 114 mm D. der andere 118 mm D. messend. Damit ließe sich ein System mit 110 mm freier Öffnung realisieren. Als Öffnungsverhältnis plante ich f/16, also rund 1800 mm Brennweite (soll gut sein für Planeten). Mit dieser Basis und mit o. a. Programmausrüstung ging ich ans Werk. Danach entstand die folgende
c) <b>Maßskizze der Optik: </b>
Bild 3
Die Funktion des hier eingeführten Spiegels dürfte leicht verständlich sei. Damit halbiert man praktisch die Baulänge im Verhältnis zur obigen Prinzipskizze. Das hab ich natürlich schon so bei Olsen gefunden. Auch das Verhältnis der Radien der Linse R2 zu R1 ist bei ihm abgeguckt. Danach soll die Linse bezüglich Koma optimiert sein. Die Abstände S3 und S4 hab ich im Verhältnis 110/150 herunter skaliert. Bei Olsen findet man S1 = S2 = R3 = 90“. Vorweggenommen kann ich auf Grund der praktische Erprobung sagen, dass diese Maße nicht auf promille genau gleich sein müssen. So konnte ich erfreulicherweise den vor einiger Zeit ausgebohrten Kern des bereits verspiegelten "Quarzmonsters" als Spiegel einsetzen. Wahrscheinlich hab ich damit das erste Voll- Quarzglas- Schupmann, gebaut von einem Amateur. Oder kennt noch jemand wen, der das schon gemacht hat? Wie auch immer, so hab ich wenigstens meine Sammlerstücke zum praktischen Einsatz gebracht. Die veränderbaren Maße S1 und S2 sind der derzeitige Endzustand.
Noch mal kurz zurück zur Berechnung meines Korrektors. Die hab ich natürlich erst nach Fertigstellung und genauen Brennweitenmessung der Linse (Ergebnis: f = 1955 mm +-2 mm) durchgezogen. Die ursprünglich geplanten 1800 mm Brennweite hab ich wegen eines Irrtums bei der mittleren Brechzahl für Quarzglas nicht erreicht. Die liegt bei n=1,46. Ich hatte irrtümlich n = 1,5 angenommen. Für den Fortgang des Experiments hat aber die etwas längere Brennweite keine nennenswerte Bedeutung Die Berechnung des Korrektors basiert also auf 1955 mm Brennweite der Linse und n=1,46 für Linse und Korrektor.
<b>Herstellung der Optik</b>
a) <b>Linse</b>
Als Werkzeug wurde ein 120 mm Borofloat- Rohling verwendet. Vor Beginn der Schleifarbeit wurden nacheinander Werkzeug und Rohling ins weiche Dreibackenfutter der Drehbank eingespannt und bei langsamer Maschinendrehzahl mittels Minidrill und Diamant- Trennscheibe sauber angefast. Der dabei frei gesetzte Staub konnte mit einer Staubsaugerdüse in unmittelbarer Nähe der Schleifstelle sehr gut abgesaugt werden. Dieser Arbeitsgang musste mit Fortschritt des Schleifprozesses von Radius 1 am Linsenrohling noch zweimal wiederholt werden.
Geschliffen wurde auf einem motorbetriebenen Drehteller der sich mit ca. 1/min drehte. Ziel ist natürlich die richtige konvexe Pfeilhöhe der beiden Linsenflächen. Deshalb war hier überwiegend Werkzeug oben angesagt.
Begonnen wurde mit der Fläche Radius R2. Hier beträgt die Pfeilhöhe nur 0,16 mm am Werkzeug mit effektiv 118 mm Durchmesser. Daraus resultiert der Radius R2 =10878 mm. Man konnte also mit Karbo 320 beginnen. Nach ca. 1 h war obige Pfeilhöhe fast erreicht. Der genaue Wert wurde im Zuge des Feinschliff mit den Körnungen Microgrid 15my, 9my und zuletzt mit Karbo K1200 angepasst. Zur Messung diente die Messvorrichtung gemäß folgendem Foto:
Bild 4
Die Messuhr mit 1/100 mm Teilung ist in einer Buchse mittig einem eloxiertem Vierkant- Alurohr fixiert. Man kann Messwerte deutlich kleiner als 1/100 mm noch schätzen. Gemessen wurde der Einfachheit halber die Tiefe des Werkzeuges. Man kann davon ausgehen, dass die Passgenauigkeit zwischen Werkzeug und Werkstück beim Feinschliff etwa bei 1/1000 mm liegt. Die Messgenauigkeit beträgt bei Mittelung mehrerer Wiederholungen annähernd 1/100 mm. Natürlich wäre die Messung mit einem guten Sphärometer noch sicherer und komfortabler, aber das müsste ich erst mal beschaffen.
Zur Herstellung der Radius R1 wurde ein anderes gleichartiges Borofloat- Tool verwendet. Begonnen wurde mit K 80 bis zu ca. 85% der notwendigen Pfeiltiefe von 1,80 mm. Bei Anwendung kreisförmiger Striche und kräftigem Überhang schafft man damit gut 1 mm Vertiefung je Stunde. Es lohnt also nicht hier „Baggerhilfen“ in Anspruch zu nehmen, wie z. B. in Form von Flex- betriebenen diamantbesetzten Schleifscheiben.
Der Feinschliff erfolgte mit den Abstufungen K180, Microgrid 15my, 9 my und zuletzt K1200, effektive Schleifdauer ca. 40 Minuten je Stufe, Chargenwechsel nach längstens 2 Minuten. Die Feinanpassung an die soll- Pfeilhöhe im Bereich von 1/100 mm funktioniert auch noch relativ schnell mit Microgrid 9my. Bei Übermaß muss man mit Werkstück oben schleifen. Das entspricht MOT = Mirror on Top beim Spiegelschleifen. Die Wirkung wird natürlich auch hier durch Überhang wesentlich verstärkt. Kurz gesagt, wer schon mal einen Spiegel geschliffen hat wird auch mit dem Linsenschliff gut zurecht kommen. Zur Vermeidung des Keilfehlers halte ich aber die Verwendung eines motorbetriebenen Drehtellers und häufigen Wechsel der Position des Werkstückes für sehr empfehlenswert. Der Rohling sollte schon vor dem Schliff bis auf ca. 1/100 mm planparallel sein.
Dazu wurden die beiden Tools mit einer ca. 3 mm dicken Pechhaut der Härte 28° überzogen, mit einigen geraden, annähernd senkrecht zu einander verlaufenden Kanälen graviert und mit HPC – Suspension poliert. Neuzugabe von Suspension erfolgte nach ca. ½ Stunde. Zwischendurch wurde nur darauf geachtet, dass genügend Flüssigkeitsbewegung in den Kanälen sichtbar ist. Das eigentliche Poliermittel sei Wasser hat mir mal ein Feinoptiker erklärt. Das ist zwar etwas untertrieben, soll aber verdeutlichen, dass dicke HPC- Pampe keinen Vorteil bringt.
<b>Prüfung der Linse</b>
Olsen hat die Werkzeuge zu sphärischen Prüfgläsern verarbeitet und dann nach der traditionellen Feinoptiker- Methode durch Anpassung geprüft. Die quantitative Auswertung könnte man heute z. B. mit FringeXP sehr gut machen. Als Besitzer von I- Metern und Planspiegel haben es da einfacher. So hab ich denn beide Flächen jeweils 1 h lang anpoliert und bei 532nm mit meinem Michelson – I- Meter in Autokollimation geprüft. Das erste Ergebnis zeigt das
Bild 5
Nach Mittelung von 3 I- Grammen mit FringeXP kommt ein Strehlwert von
0,91 heraus, ohne irgendwelche Abzüge. Wie die I- Gramme sowie der Test- Report zeigen
Bild 6
hat man hier einen deutlich hochgezogenen Rand. Bei der Politur von Linsen besteht die gleiche Gefahr wie bei Spiegeln, dass die Oberfläche im äußersten Randbereich stärker abgetragen wird. Bei einer Sammellinse wird damit der Radius im Randbereich etwas verkürzt. Das äußert sich dann im Gegensatz zu Spiegeln als hochgezogener Rand.
Immerhin kam die Linse ohne irgendwelche Korrekturen mit Strehl 0,91 daher. Die Politur wurde dann beidseitig im gleichen Stil vollendet. Das dauerte je Fläche 4,5 Stunden. Das vorläufige Endergebnis sieht im I- Gramm so aus
Bild 7
Nach Auswertung wie o. a. beträgt der Strehlwert 0,93 ohne Abzüge. Der hochgezogene Rand ist fast unverändert. Die Feinkorrektur scheint mir erst nach Fertigstellung des Gesamtsystems sinnvoll. Es kann ja passieren, dass sich die Zonenfehler der Linse zufällig von denen des Korrektors kompensiert werden.
Trotzdem hab ich noch einen Foucault- Test an der Linse vorgenommen, weil mich die in den I- Grammen erkennbare Delle in der Mitte stört. Foucault in Autokollimation ist schon echt gemein empfindlich. Was man dabei nicht findet braucht man nach meiner Erfahrung auch nicht zu suchen (ausgenommen Asti natürlich). So zeigte denn der Test dass das Glas mit einigen feinen rotationssymmetrischen Schlieren durchsetzt ist, bevorzugt genau in der Mitte.
Bei diesem Test muss man noch eine Kleinigkeit beachten: Man prüft dann ja auch die Glasmasse zwischen den beiden Flächen. Das führt dazu, dass die Dispersion des Glasen nahezu monochromatisches Licht verlangt. Farb- LEDs allein reichen dafür nicht aus. Es geht aber, wenn man diese mit einen Interferenzfilter in der Farbe der LEDs kombiniert. Ich hab z. B. eine blaue LED mit einem Filter mit 470 mm und 5 nm Halbwertsbreite für verwendet.
Quarzglas allein macht also noch nicht glücklich. Nun kennt man so etwas ähnliches ja von SCs, die trotz solcher Fehler doch noch ganz gut zeichnende Teleskope abgeben. Also kein Grund zur Panik und weiter zum nächsten Teil
b) <b>Korrektor - Der Schliff </b>
Der wurde nach der gleichen Technik wie die Linse poliert und geschliffen. Als Werkzeug wurde ein dritter Borofloat- Rohling herangezogen und beidseitig genutzt. Die bereits vorhandenen Polierwerkzeuge mussten nur durch Warmpressung an die Radien des Korrektors angepasst werden.
<b>Die Politur und Messung </b>
wurde mit dem Radius R4 begonnen und unter Foucault- Kontrolle vollendet. Man hat ja hier eine Konkav- Fläche zu bearbeiten, die idealer weise sphärisch werden soll. Dazu eignet sich der slitless- Foucaulttester bestens, insbesondere wenn man mit blauer LED arbeitet. Hier prüft man auf Null. Das erfordert keine umständliche Messarbeit. Wenn tatsächlich so weit kommt, dass man keine Fehler mehr sicher erkennen kann, dann liegt man mit Sicherheit besser als bei 1/20 lambda wave ptv. Das gelang auch relativ schnell. Auf die I- Meter Messung hab ich daher verzichtet. Da hier allein nur die Reflexion der Oberfläche wirkt, kann man auf da o. a. Interferenzfilter verzichten.
Bei der Gelegenheit noch das Ergebnis der Radiusmessung. Die soll- Pfeilhöhe beträgt hier 2,238 mm entsprechend einem soll- Radius R4 = 758 mm (gemäß Rechenprogramm) und ist- Durchmesser 116,5 mm. Bei Ende des Feinschliffs wurde eine Pfeilhöhe von 2,235 mm gemessen. Nach 30 Minuten Politur ergab sich nach Foucault ein Radius von 761 mm. lt. Pfeilhöhenmessung wäre der Radius 759 mm. Mit diesem Fehler kann man hier sehr gut leben. Es beweist, dass die einfach zu realisierende Messvorrichtung gemäß obigem Bild 4 gut geeignet ist. Im Verlaufe der Politur hat sich übrigens der Radius auf 758 mm vermindert. Bei der Radiusmessung im Foucaulttest kann man ca. +/- 1mm Fehler annehmen.
Zuletzt noch einiges zur Messung und Korrektur der Fläche mit dem Radius R5 = 1315 mm. Hier kann man prinzipiell den Foucault- Test im Abstand von fast genau 1955mm anwenden. Der Brennpunkt der Fläche mit R4 stört dabei nicht, weil der ganz woanders liegt.
Im Foucault- Test (blaue LED +Interferenzfilter!) konnte man leider ähnlich wie bei der Linse rotationssymmetrischen Schlieren sehen. Um das besser beurteilen zu können hab ich deshalb hier wieder auf das I- Meter zurückgegriffen und im CoC -Modus gemessen. Das ist zwar lange nicht so empfindlich AC oder gar wie der Foucault- Test, aber gerade das schont die Nerven, wenn man irgendwelche Restfehler nicht zu 100% beseitigen kann. Ich wusste ohnehin schon, dass Quarzglasrohlinge in garantierter Objektivscheibenqualität ein vermögen gekostet hätten. Kurz und gut, diese Fläche in Verbindung mit dem Glaskörper leistete Widerstand gegen Perfektion. Durch Lokalretousche hab ich das einigermaßen begradigen können, wie im folgenden J- Gramm dargestellt.
Bild 8
Die Auwertung aus 2 I- Grammen ergab Strehl = 0,96 ohne Abzüge. Damit bin ich vorerst zufrieden.
c) <b>Spiegel</b>
Wie bereits erwähnt hab ich dafür den ausgebohrten Kern aus meinem 12“ Quarzmonster verwendet. Dieser war bereit belegt und die Belegung ist auch auf dem Kern erhalten geblieben. Die nutzbare Fläche beträgt ca. 30 mm. Der ausgefranste Rand wurde schwarz abgeblendet. Im Verlaufe der Erprobung des Teleskops hab ich dann doch die Alu- Schicht abgeätzt und die Oberfläche versilbert. Die sieht jetzt aus wie neu.
Hier also die gesamte Optik einbaufertig
Bild 9
<b>Tubus</b>
Der besteht aus einem trapezförmigen Kasten. Für die Flächen wurde 3 mm Birkensperrholz verwendet. Die Ecken sind mit 10 x 10 mm Kiefernleisten verstärkt. Die Oberseite ist abschraubbar. Die Herstellung und der Einbau der Optik in justierbaren Fassungen aus gedrehten Sperrholzringen war ein ganzes Tagewerk. Auf Schwärzung der Innenflächen, Lackierung und kunstvolle Blendenanordnung hab ich bisher verzichtet.
Bild 10
Bild 11
<b>Erprobung terrestrisch</b>
Die begann am 16. 06 05. Da an diesem und an den darauf folgenden Tagen aber der Himmel total bedeckt war, musste ich mich mit terrestrischen Tests begnügen. Glüklicherweise hab ich dazu freie Sicht über mehrere km Entfernung von meiner Terasse aus, Sektor NW bis Ost. Hier der erste Aufbau, parallel mit einem einfachen Refraktor .
Bild 12
Es dauerte nicht lange um die Optik hinreichend zu kollimieren. Dann kam der entscheidende Augenblick: 32 mm Plössl- Oku rein und fokussiert auf eine Baumgruppe aus Laubbäumen im Abstand von 1,5 km. Es funktioniert tatsächlich! Zumindest sah man die Blätter in einer Hälfte des Gesichtsfeldes sauber ohne jeden Farbrand gegen den hellen Himmelshintergrund. Nach etwas Übung mit Verstellung von 9 möglichen Justierschrauben wurde das noch viel besser, allerdings deutlich durch Bodenthermik gestört. Immerhin lernte ich, dass zur Feinabstimmung die Kollimation des Spiegels am wichtigsten ist. Ein Kollimationsfehler beim Korrektor wirkt sich in erster Linie als Vignettierung im Gesichtsfeld aus, während die Kollimation der Linse nach Augenmaß ohne durchzusehen ausreichend erscheint.
In den Abendstunden hatte sich die Bodenthermik weitgehend gelegt, so dass im vorläufig kollimierten Zustand beobachtet werden konnte. Das obige Oku hat ein freies Gesichtsfeld von 28 mm. Bei ca. 2 m Brennweite entspricht das einem Bildwinkel von 0,8°. Nur im Randbereich zeigten die Details Farbränder. Die Grenze war schwierig abzuschätzen. Dieser Farbfehler stammt nicht vom Okular, wie ein direkter Vergleich des selben Okulars im kleineren Refraktor sowie im 12“ Cassegrain lehrte. Bei Verwendung eines 20 mm Plössl waren absolut keine Farbsäume mehr erkennbar. Allerdings war das Bild wegen des bedeckten Himmels recht dunkel, so dass man daraus noch keine endgültige Beurteilung über die Farbreinheit abgeben konnte.
Der Spiegel hat gemäß Olsen einen Radius. Dessen Notwendigkeit leuchtete mir nicht ein. Also hab ich versuchsweise den Spiegel gegen einen Planspiegel ausgetauscht, zu meiner Verblüffung wurde das farbreine Gesichtsfeld dabei deutlich enger. Das muss ich unbedingt noch mal ausprobieren bei der
<b>Erprobung am Himmel</b>
Dazu war erstmals am 18.06.05 bei Tage Gelegenheit. Die Sonne schien vom blitzeblauen Himmel. Sie ist ja schließlich auch ein Stern, also auf zum solaren „Starterst“. Dazu hab ich es mir dank meines 12“ Coelostaten erst mal recht bequem gemacht.
Bild 13
Das Sonnenlicht wurde mit Baader Solarfolie ND 3,8 sowie mit einem Neutralfilter vor dem Okular auf angenehme Helligkeit angepasst. Erste Übung war natürlich die optimale Kollimation zur Minimierung des Farbfehlers. Am Ende fand ich mit dem 20 mm Oku, also bei 100x Vergr. keine Spur von Farbfehler an der Sonne, die aber bei diese Vergr. nicht voll ins Bildfeld passt. Am deutlichsten zeigt sich ein evtl vorhandener RFarbfehler am Sonnenrand. Hier war einfach ein scharfer Übergang von weiß nach dunkelgrau.
In der Zeit zwischen 17 bis 19 Uhr beruhigte sich die Atmosphäre derart, dass die Granulation ganz klar erkennbar herauskam. Ebenfalls sehr deutlich zeigten sich Strukturen in den Penumbrae der wenigen Sonnenflecke.
In der Nacht war der Mond das nächste Testobjekt. Auch hier zeigte sich mit 100x ein völlig farbreines Bild. Offensichtlich kann man die „Farbgebung“ wegen atmosphärischer Dispersion bei geringem Horizontabstand durch Feineinstellung der Kompensation am „Schupmann“ austrixen.
Nun beweisen diese Versuche noch nicht ob denn auch Koma und Asti genügend kompensiert sind. Dazu muss der life- Startest her (Labor- Startest ginge dafür zwar auch ist aber langweilig). Meiner Coelostat- Anordnung fehlt leider noch ein geeignetes Sucher- System zum auffinden von Sternen. Zwei Tage später war die „Schupmann- Expermentierkiste zu einem brauchbar parallaktisch montierten Teleskop mutiert.
Nee, eine Montierung schaff ich nicht innerhalb von zwei Tagen. Aber es machte kein Problem das Experiment auf meine „Opiskop“ Montierung anzupassen.
Bild 14
Obwohl der Himmel an diesem Abend stark verzirrt war nahm ich erst Jupiter ins Oku. Bei 100x absolut farbreines Bild. Einen Abend später bei klarem Himmel gegen 22 Uhr 30 hab ich bis 200x vergrößert. Auch diesmal keine Störungen wegen Fehlfarben, aber schlechtes seeing. Trotzdem waren zeitweise Details in den Hauptbänden erkennbar.
Nun zum Startest: Hellster Stern ist z. Zt. Wega, dazu noch sehr hoch stehend. Bei 200x sieht man eindeutig ein Beugungsscheibchen und seiing -abhängig ein bis zwei Beugungsringe, alles schön konzentrisch und keine Spur von Farbhof irgendwelcher Art. Bei extra/intrafokaler Einstellung sieht man die Unterkorrektur unzweifelhaft. Die war aber nach dem Einzeltest der Linse zu erwarten. Bei fokaler Einstellung und gezielter Verstellung der Kollimation gab es leichte Koma und gleichzeitig asymmetrische Farbverteilung in der Koma- Figur. Danach ist sicher, dass bei sauberer Kollimation sowohl Farbfehler als auch Koma wegfallen. Von Asti hab ich bisher nichts bemerkt.
Fazit.
1. Bezüglich Kompaktness bei gleichzeitig großem, nutzbaren Gesichtsfeld kann diese Art von Teleskop nicht an moderne APOs herankommen.
2. Farbreinheit und Kontrastwiedergabe sind nahe der optischen Achse wahrscheinlich unübertroffen gut. Wie die Sage sagt, ein hervorragendes Planetenteleskop.
3. Obiges war nur Übung. Ich werde ein größeres „Schupmann“ bauen!
4. Linsenschleifen + Prüfen geht fast so schnell wie Katzenmachen.
Gruß Kurt