„Kurz“ vorweg: Nach meiner Beratungssession zu Atlanten mit euch habe ich mir den BAfK zueigen gemacht (Nachbars haben mir ein Laminiergerät ausgeliehen) und sämtliche Atlanten, Mondkarten, Kataloge und was es nicht alles gibt, studiert. Das Ergebnis ist Stand jetzt ein erweiterter Karbonstern-Index mit inzwischen schon 24 Aufsuchkarten (selbst erstellt), ein Doppelstern-Index und eben der BAfK. Auch wenn in dem dort, wo „freies Auge“ vermerkt ist, ich allenfalls mit dem Fernglas eine Chance habe, und dort, wo „Fernglas“ steht, nur mit meinen 6‘‘ etwas sichtbar wird. Trotzdem genug frisches Futter und eine Motivation für später mal *räusper* [:)]
Außerdem habe ich mir nun Nachschub an schwarzem Papier geholt und mein Zeichenequipment aufgebessert: Weiße DIN A6-Zuschnitte 130 g für draußen zum Krakeln, schwarze DIN A6-Zuschnitte für am Schreibtisch. Und endlich keine Zirkellöcher mehr in der Mitte dank Schablone zum Kreiszeichnen! Heute habe ich auch zum ersten Mal ausprobiert, den nicht ganz so schwarzen Hintergrund einheitlich zu „färben“, mit 25-25-25 als RGB-Ton. Der Unterschied ist fast zufriedenstellend, es ist mir noch nicht homogen genug und die Rottöne sind danach auch schwächer. Der Originalscan ist aber auch alles andere als homogen im Schwarzton, dann lieber erstmal so.
Nun zum eigentlichen Abend. Heute wollte ich auf Doppelsternjagd gehen und zeichnen. Alles war schön vorbereitet, doch Kind 2 wollte einfach nicht ins Bett. Mein Glück war, dass sie mit dem Papa einen Film angeschaut hat und ich nach draußen flitzen konnte. Also war klar, dass die Uhr tickt und ich nicht bis zum frostbedingten Ende draußen sitzen kann. Deshalb der Titel „effizient“ [:D]
Augenblicklich vergesse ich Zeit und alles um mich herum. Es geht los mit
1) 1 Ari (DS): Wo ist Aries denn überhaupt? Und wo ist Andromeda überhaupt? Im Sommer noch schön unten im Osten, verrenke ich jetzt den Kopf Richtung Zenit. Aaah, da. Gefunden. Der Doppelstern ist schnell gefunden und bei 27x im Übersichtsokular schon deutlich getrennt, sie sind ja doch recht weit auseinander. Bittesehr:
2) 88 Tau (DS): Weiter zu einem meiner neuen Lieblings-Sternbilder, dem Stier. 88 Tau ist schon mit bloßem Auge erkennbar, also leicht zu finden. Ein schöner Doppelstern, so ungleich und mit 30x deutlich getrennt:
3) 47 Tau (DS): Da ich ein wenig aus Bequemlichkeit in letzter Zeit quasi nur noch zwei Okulare nutze (sie sind zu meinen Lieblingen in der Kiste geworden – die zwei Skywatcher 6 und 25 mm mit immerhin 58° Sichtfeld) und allenfalls mal die Barlow dazustecke, schaue ich mir 47 Tau mit 30x Vergrößerung an (er war auch mit bloßem Auge schon erkennbar) und entdecke eine Formation, die ich „Wimpelfahne“ getauft habe. Der zweite helle Stern links unten hat nicht mehr aufs Bild gepasst, hätte aber auch meine Vorstellung einer Fahnenstange gestört Was ich nicht gesehen habe, ist, dass der Stern links unten im Dreieck der eigentliche Doppelstern ist, den ich vielleicht hätte trennen können mit mehr Vergrößerung. Nächstes Mal dann.
4) t Tau (DS): auch mit freiem Auge zu sehen und bei 30x deutlich getrennt, wenn auch nah beieinander stehend und auch ein eher ungleiches Paar:
5) Ein kleiner Schwenk zu NGC 1647, weil das in der Nähe liegt: Der Sternhaufen namens Pirate Moon ist recht schwach bis auf zwei sehr helle Sterne am Rand, und doch ist der Haufen in sich recht voll und bietet ein diffuses Funkeln. Ich mag ihn. Aber zeichnen wollte ich das nicht [:)]
6) Jeden Beobachtungsabend schaue ich hoffnungsvoll unterhalb der Zwillinge und links von Canis Minor den Horizont ab, ob nicht doch einmal ein Stern auftaucht. Heute war es soweit, da war etwas, grob gesagt „schräg links unterhalb von Prokyon“. Ich halte das Teleskop drauf und sehe etwas Orangefarbenes. Nanu. Was hab‘ ich denn da entdeckt? Ich habe Karkoschka befragt und bin skeptisch zu dem Schluss gekommen, dass es a Hydra sein könnte. Wie sich später am PC heraustellte, kann das aber gar nicht sein, weil der zu der Uhrzeit noch gar nicht aufgegangen war. Ich habe jetzt bestimmt 10 Minuten lang geforscht und schlussendlich haben mir die Koordinaten von beta Cnc, eingegeben im Chart Plotter von AAVSO mit entsprechendem Field of View und bis 10 mag Sterne bestätigt: Es war beta Cnc. Der ist auch in Stellarium leicht orange, aber nicht als Kohlenstoff- oder Karbonstern gelistet. Egal, einmal auf Papier verewigt:
7) Zwischendrin steuere ich – inzwischen auswendig – M35, M37 und M38 an und bin mächtig stolz darauf, dass das jetzt ohne Karte und Herumsuchen einfach so klappt. Ich kann mich an diesen Haufen aber auch einfach nicht sattsehen.
Außerdem besitzt der Orion eine magische Anziehungskraft. Er war vor gut 12 Jahren das erste Sternbild, das ich im Winter immer gesehen und erkannt habe, und es hält sich immer beständiger auf Platz 1 meiner Lieblingssternbilder, durch all das, was ich über ihn im letzten halben Jahr gelernt habe. Ich habe mich zwischendrin beinahe im Okularanblick verloren, denn ich habe mir in Ruhe die Gürtelsterne und ihre üppige Sternumgebung angeschaut sowie die Doppel- und Vielfachsterne oberhalb von M42. Einfach schön, wie viele Sterne dort funkeln. Übrigens heute auch im Auriga, das Bild im Okular erinnert mich an langzeitbelichtete Widefield-Aufnahmen, denn kaum ein Millimeter ist tiefschwarz. Ein ganzes Ameisenmeer im Bild, ich könnte ewig hineinstarren.
Und weil ich natürlich nicht anders kann, hängen auch schon wieder die Plejaden im Okular. Wer kann da schon widerstehen … Erstaunlich, dass mir dieses kleine, markante Gebilde noch nie zuvor in meinem Leben aufgefallen ist.
Und dann ruft es von drinnen „Mamaaaa?“ und ich packe meine Siebensachen zusammen. Wieder so ein wunderschöner Abend. Sogar noch Silvesterböller-frei, das wollte genutzt werden.
Hier noch ein Bild vom Karbonstern AC Per, das ich einen Abend zuvor gemacht hatte:
Macht’s gut, bis nächstes Jahr [:I]
LG
Sarah