Ich komme nicht mehr weiter und bin genervt

  • Hallo ihr lieben,


    oh, wer würde es glauben, bei meiner sonst so überschwänglichen Euphorie ... Ich bin genervt. So richtig. Der Beobachtungsabend heute war zu 80 % doof.


    Folgendes:
    Der Himmel klart nachmittags auf, ich nehme mir vor, heute Abend, wenn es so bleibt, das Fernglas mit rauszunehmen. Das Teleskop lass' ich drinnen, wird bestimmt eh nicht richtig klar.
    Die Kinder schlafen, ich schaue raus: wolkenlos. Na klasse. Wer hat das Teleskop nicht rausgestellt? Ich. Gut, dann ein Tischlein aufgestellt und das Stativ mit festgeknotetem FG rausgestellt. Funktioniert so mäßig. Es hält, lässt sich bewegen, wenn auch etwas umständlich und steif, aber dann rutscht es irgendwann weg. Naja, mit weniger Herumgefummele mal zum Starhopping dürfte es aber tun.
    Gefunden habe ich: ööhm. Ja, nichts Neues. Bin extra im Karkoschka die Messier-Liste durchgegangen und habe nur die ausgewählt, die die Würfelzahl 4,5 oder 6 haben (Sucher/Opernglas/freies Auge - 3 wäre Fernglas, aber da ich ein kleines habe, habe ich die mal weggelassen - wollte ja siegessicher sein). Das Ergebnis? M34 nicht, M36, M37 nicht, M15 sowieso nicht. Und so weiter.


    Also mal wieder: die üblichen Verdächtigen. Ich erfreue mich an den Plejaden, Hyaden, Mirfak, Cr399, Albireo und dem Milchstraßenband (natürlich nicht mit freiem Auge sichtbar, wo kämen wir da hin). Das sind dann übrigens die 20 %, die schön waren. Ach, und dass das Abblenden des 7x50-FG auf 28 mm eine kleine Verbesserung gebracht hat, war auch schön.


    Und immer wieder zwischendrin, ich habe mich wie vor 20 Jahren beim Fernsehgucken mit den Eltern beim Glücksrad gefühlt, geht hier ein Licht an, dort eins, mal die Haustürbeleuchtung, dann wieder 100 Watt in Nachbars Küche, noch ein Wohnzimmer dazu. Ich hatte schon die Decke mit draußen und überm Kopf, aber dann rutscht entweder die Decke weg, oder die Kapuze oder Wollmütze, oder sie hängt vorm Fernglas.


    Natürlich wäre es DER Abend gewesen, um Uranus zu suchen. Aber wer hatte sein Teleskop nicht rausgestellt? Ja, genau, das war ja ich. Zu schade, der Ost-Südost-Himmel war SO schön dunkelblau und voller toller Sterne zum Starhopping. Tja.


    Ich habe das Gefühl, ich habe im Sommer schon zu viele Objekte angeschaut und finde jetzt nichts Neues mehr an meinem Gurkenhimmel. Was macht frau denn da bloß [:(]


    Liebe Grüße
    Sarah

  • Hallo Sarah,


    so lange du M42 noch nicht gesehen hast, wartet noch ein ganz grosses Highlight auf dich.
    Dein Standort ist halt suboptimal. Irgendwann lässt dein Nachwuchs auch Touren zu einem besseren Himmel zu und dann sind die lichtschwachen Objekte im Karkoschka angesagt (ich weiss gerade nicht, ob das mit den schwarzen oder weissen Punkten sind).


    Gruss & CS
    Heinz

  • Hi,


    Sarah, letzten Samstag war den ganzen Tag blauer Himmel. Ich lade das ganze Equipment in s Auto und fahre 30km zum Beobachtungsplatz.
    Ich steige aus und es zieht sich in wenigen Minuten komplett zu........


    Ich kann mit >Dir fühlen....


    CS Frank

  • Hi Sarah,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe das Gefühl, ich habe im Sommer schon zu viele Objekte angeschaut und finde jetzt nichts Neues mehr an meinem Gurkenhimmel.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Der Winter hat M1, M34, M35, M36, M37, M45, M78, NGC 2264, NGC 2244, NGC 2392, NGC 1817, und er hat M42. Da wird auch für dich was dabei sein, gerade von den großen offenen Sternhaufen dürften dir im Winter einige zugänglich sein. [:)]


    Ansonsten wäre ein dunklerer Himmel der nächstbeste Schritt.


    Viele Grüße
    Dominik

  • (==&gt;)Dominik,


    Da ging es mir heute auch nicht besser. Am Nachmittag sah es danach aus, als würde hier der Nebel sich auflösen. Kurz die Sonne herausgekommen. An Abend kaum eine gute Sicht, eher nur die hellsten Sterne konnte man erkennen.

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
    :telescope: 150/750 mm Skywatcher Newton | :camera: Canon EOS 600d, Canon R7 + 14 mm Walimex, 24 mm Weitwinkel, 80 - 300 mm Tele, 16 - 55 mm Zoomobjektiv | Skywatcher Montierung HEQ-5 Pro SynScan GoTo

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    Gruß Manfred

  • Ich danke euch für eure aufmunternden Worte und dir, Dominik, für die Auflistung der vielen Objekte, die jetzt im Winter dran sind.
    Ich habe das Gefühl, dass gerade noch so eine Übergangszeit zwischen Spätsommer und Herbstende ist, in der noch dieselben Sternbilder an anderer Himmelsposition zu sehen sind, und die "neuen" Kandidaten erst nach 22 Uhr auftauchen. So lange bin ich eben selten wach, es wird noch ein paar Wochen dauern, bis die auch früher am Abend sichtbar werden.


    Vorhin wurde ich noch mit meinem ersten Nebel im Orion belohnt, ich habe eure Beiträge gelesen und bin dann nochmal raus auf die Terrasse gegangen. Es hat sich gelohnt!


    Ich glaube, dass ich, bis die Kinder im Alter für Ausflüge sind, mein Teleskop und den Nachthimmel so gut auswendig kenne, dass solche Teleskopabende irgendwo im Nirgendwo recht entspannt werden können. Ehrlich gesagt merke ich jetzt aber, dass ich mir unter dem Teleskophobby ein Gartenhobby vorgestellt habe und nun so langsam widerwillig die Einsicht gewinne, dass die schönsten Abende mal die 3/4/5 im Jahr werden, an denen ich raus ins Dunkle fahre. Und es daheim so ein "naja, daheim ist halt bequem, aber nicht umwerfend" wird. Aber da ich erst 4 von 12 Monaten Jahresverlauf ein Teleskop besitze, gibt es noch Vieles zu entdecken.


    Nicht mehr ganz so frustrierte Grüße
    Sarah

  • Hallo Sarah,


    solche Frustabende gehoeren dazu und sie machen die erfolgreichen Abende um so schoener. Stell Dir vor, Du waerest beispielsweise Sportlerin und Du wuerdest jeden Wettbewerb gewinnen ... waere auf Dauer doch recht langweilig. Und auch mal zu verlieren erlaubt das Gewinnen zu schaetzen.


    Soviel zum Emotionalen. Nun zum Technischen. Das Fernrohr war nicht draussen, und es jetzt rauszustellen haette eine Auskuehlzeit mit sich gebracht. Aber fuer viele Objekte wie die von Dir genannten offenen Sternhaufen haette die Auskuehlung nicht perfekt sein muessen. Denn diese Objekte kommen am besten bei niedriger Vergroesserung rueber.


    Dann der Standort mit Lichtverschmutzung. Meines Erachtens taugt der Feldstecher zum Schnellspechteln und als Hilfe, um schwaechere Objekte aufzufinden. Aber gerade am Vorstadthimmel wird es schnell langweilig, da die Auswahl und Aesthetik von Objekten doch arg begrenzt ist.


    Wie in jedem Hobby, klappt nicht immer alles und Du brauchst eine gewisse Frustrationstoleranz. Die wirklich hohe Schule hierin heisst "Astrofotografie", vielleicht noch getoppt von "Spiegelschleifen". [;)] Aber der Weg ist das Ziel. Und es ist wichtig, sich keinen Stress zu machen. Wir beobachten ja nicht zum Tagelohn, sondern nehmen nur ein entspanntes Sternenbad. Wenn es mal nicht so gut laeuft, wird es helfen, den naechsten gelungenen Bebachtungsabend so richtig schaetzen zu lernen.


    Edit:


    (i) Ich sehe gerade in Deiner Signatur, dass Du einen 7x50-Feldstecher hast und in der Naehe eines Flughafens wohnst. Da kannst Du die Austrittspupille nicht nutzen, und deshalb wohl auch die Abblendung. Wobei das nicht noetig ist, da die Abblendung ja sowieso an der Iris des Auges stattfindet. Der Feldstecher blendet also automatisch ab, weil das Auge nicht die Pupillengroesse bei voelliger Dunkelheit erreichen kann. Und selbst dann ertrinken die Sterne gern im aufgehellten Hintergrund.


    (ii) Bezueglich Frustrationstoleranz:


    Ich habe 1990 mal den Orionnebel bei minus 15 Grad Kaelte aufgenommen. 1/2 Stunde Belichtungszeit. Dann den Rest des Filmes mit Belanglosigkeiten vollgeknipst. Um dann ein schwarzes Dia mit einem schmalen Streifen perfekt nachgefuehrter Sterne zu erhalten, da sich der Kameraspiegel wegen der niedrigen Temperaturen nicht hochgeklappt hatte.


    Vor 3 Wochen habe ich meine Canon EOS40D gehimmelt, weil ich einen verbogenen Pin im CompactFlashkartenschacht geradegebogen hatte. Mit einem Metallschraubendreher. Ohne die Batterie rauszunehmen. Kurzschluss (obwohl abgeschaltet), Mainboard im Eimer. Das Ding hat mich 2009 siebenhundert englische Pfund gekostet! Zum Glueck konnte ich mir fuer 1/10 des Preises in der Bucht eine Ersatzkamera ersteigern.


    Vor ein paar Tagen 2 Stunden Californianebel im Perseus aufgenommen. Dunkler Fleck im Bild ... Fangspiegel muss beschlagen oder vereist gewesen sein. Daten unbrauchbar.


    Warum ich das schreibe?


    Um aufzuzeigen, dass Du nicht allein bist. Solche Rueckschlaege passieren halt manchmal, aber sie lassen die erfolgreichen Beobachtungen in einem besseren Licht erscheinen.

  • Hallo Sarah,


    den Uranus kannst du mit dem Fernglas einfacher finden als mit dem Teleskop. 5m8 ist ja fast gut freiäugig zu sehen. Das ist mir letzten Herbst, allerdings in der dunklen Lüneburger Heide gelungen.


    Helmut

  • Hallo Jürgen,


    ich danke dir für deine Erfahrungsberichte.
    Ich kann Frust schon recht intensiv erleben, aber auch bald wieder gehen lassen. Es hilft manchmal, wie gestern, es einfach mal auszusprechen und auf digitalem Weg motzig mit dem Fuß aufzustampfen :)


    Was du über das Fernglas sagst, vervollständigt nun mein Bild irgendwie. Ich glaube, dass ich falsche Erwartungen hatte, was so ein Feldstecher kann. Also an meinem Standort. Dass ich mit ihm hier Messier-Objekte jenseits der Plejaden und so erspähen werde, halte ich inzwischen für sehr unwahrscheinlich. Das war dann jetzt also ein Lernprozess. In Zukunft gibt es dann denke ich selten noch Enttäuschungen, wo ich nun herausgefunden habe, wo die Grenze des Machbaren ist.


    Gut, dass es euch gibt :)

  • Eigentlich warte ich hier an der Küste seit fast 3 Monaten mal auf eine anständig- klare Nacht! Und es bringt auch nichts, hier das ganze Zeugs aufzubauen, obwohl Montierung und Teleskop draußen unter einem Riesenkondom überwintern. Aber das Netzteil- alt- wie sein Besitzer also nicht Schalt, dafür schwer- der Telrad, der Sucher, der Polsucherausleger- und das alles " mal eben" einstellen- die Haushaltsleiter entführen, damit ich nötigenfalls die Kamera in 2m Höhe scharfstellen kann, was meistens suboptimal klappt. Die letzte klare Nacht hatten meine Nachbarbauern hier ihren Trecker- Großkampftag.Das war nach der Maissilage... Oder eher Nacht! Und die haben geile Scheinwerfer! Obwohl ich inner Wallachei wohne, auf einem Riesengrundstück- aber dann ist die Dunkeladaption futschikato! Irgendwann nach 23°°h haben die Jung´s dann aufgehört, aber der Mensch muß ja auch mal schlafen!

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