BB: Erste DS-Verrenkungen mit 5" MakCass

  • Werte Freunde der Nacht,


    bisher ist mein kleiner 5" Skywatcher nur am Mond und den Planeten zum Einsatz gekommen.
    Da diese Gesellen aber vom nächstgelegensten Beobachtungsort der Welt, einem kleinen Vordach direkt links neben dem Computer mitten zwischen Bochum und Dortmund, zur Zeit leider unzugänglich sind, dachte ich mir: Probier doch mal, was sich mit dem Teil so an Deep Sky aus der Stadt raus machen läßt.


    Gegen 21.30 Uhr wurde also kurzerhand das ganze Geraffel (der Mak auf einer Astro-5) auf's Dach gewuchtet. Etwa eine Stunde später habe ich die obligatorische Abkühlphase für beendet erklärt und spornstreichs mit den Beobachtungen begonnen.


    Zunächst wollte ich mal sehen, wie der Sterntest bei dem Gerät aussieht. Da es noch recht dämmerig war und daher erst wenig Sterne zu erspähen, habe ich Vega angekurbelt: Mit dem 6mm Plössl (Gott, was ein elendes Einblickverhalten!) zeigten sich annehmbar konzentrische Beugungsringe sowohl extra- als auch intrafokal. Allerdings zeigte sich auch, daß das Seeing dann doch nicht das Gelbe vom Ei sein sollte. Vielleicht eine 6-7/10.


    Erstes Ziel war dann Eps Lyrae. Mit dem Seben Zoom-Okular waren alle vier Sterne zeitweise bei etwa 100-facher und permanent bei ca. 130-facher Vergrößerung getrennt.
    Um sicher zu gehen, daß ich mir das nicht nur eingebildet habe, wurde das Rohr auf Delta Cygni gerichtet. Dessen beide Komponenten sind mit 2.6" zwar recht weit auseinander, haben mit 2.9mag respektive 6.5mag aber recht unterschiedliche Helligkeiten - auflösen ließen sie sich dennoch.
    Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen:


    a) Der Mensch hat bei weitem zu wenig Gelenke und
    b) bei Teleskopen mit Heckeinblick empfiehlt sich dringendst die Anschaffung eines Zenitprismas.


    Nach einigen Minuten schmerzhaften Auflockerns konnte es dann weiter gehen. Auf der Suche nach einem weiteren Doppelstern in östlicher Richtung, diesmal mit geringerem Komponentenabstand und näher am Horizont bin ich im Karkoschka über Pi Aquilae gestolpert. Mit 1.4" Abstand stehen die Einzelsterne schon recht dicht beisammen, mit dem fiesen 6mm Plössl ließen sich die beiden aber doch recht ordentlich trennen.


    Da ich nun schonmal in der Gegend war, sollte als nächstes M71 dran glauben: Schon kniffliger - das Sternbild Sagitta war dank der umliegenden Straßenlaternen eigentlich nur durch heftiges Schielen auszumachen. Irgendwann war dann aber Delta Sagittae im Sucher und von dort zu M71 ist's ja nur ein Katzensprung. Wenig spektakulär flimmerte dann eine eher übersichtliche Ansammlung von Sternen im 25mm Plössl; viel erwartet hatte ich allerdings auch nicht.


    Also weiter im Text: Der Hantelnebel. Und da muß ich sagen, ich war positiv überrascht. Ich hätte gewettet, daß mit 5" und der hiesigen Lichtverschmutzung schon das Auffinden unmöglich ist. Stimmt aber nicht: Im Sucher fand sich M27 mittels indirektem Sehen ratzfatz, im 25mm Plössl konnte man durch leichtes Wackeln am Gerät sogar die Hantelform erahnen. Cool!


    Nächstes Ziel sollte M57 in der Leier werden, mit Stop-Over bei Albireo. Letzterer ist eine meiner Favoriten im 8" Dobson, da seine Farben so kräftig sind, daß selbst ich mit meiner Farbsehschwäche richtig Spaß an dem Gefunkel habe. Leider sammelt der 5-Zöller offenbar ein paar Photonen zu wenig; einen echten Farbunterschied konnte ich nicht erkennen.
    Was soll's - ab in die Leier. Und auch hier wurde ich wieder positiv überrascht. Der Ringnebel war tatsächlich als solcher zu erkennen! Zwar mit einigen Anstrengungen (wieder Wackeln am Gerät, heftigem Vorbeischielen und diabolischem Gefluche auf die blendenden Laternen), aber es ging. Hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht.


    Leider zogen nun die Wölkchen auf, mit denen ich eigentlich schon zum Ende der Abkühlphase gerechnet hatte.
    Da blieb nur noch ein Blick gen Cassiopeia. Die Sonne stand zwar grob in der Richtung nur knietief unterm Horizont, aber was soll's?
    Anvisieren wollte ich dort mal M103, NGC 663 und NGC 654.
    Nun, viel zu berichten gibt's da nicht mehr: Gefunden habe ich die Objekte (glaube ich), allerdings mehr als drei fröhliche Sternenflöckchen waren dank der Hintergrundbeleuchtung nicht zu sehen.


    Letzten Endes hat diese Tour, trotz kleiner Öffnung und aufgehelltem Stadthimmel, einen Mordsspaß bereitet. Ich hätte niemals gedacht, daß man von hier mit dem Gerät so viel sehen kann!


    Grüße und eine seelige Nachtruhe
    Jens

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!