telepolis artikel: Sag mir, wo die Sterne wirklich

  • Das Thema "Unsere Wirklichkeit ist nicht Wirklich" ist klar interessant.


    Man darf einerseits die Psyche nicht ausser acht lassen aber andererseits auch das grundlegende Problem: Wir als Beobachter verändern durch unsere Beobachtung.


    Wenn man sich da zu sehr reindenkt, wird man wirr.


    Nur meine Gedanken dazu vorerst.


    Gruss, Willy

  • Hallo Willy,


    bravo, diese Idee hatte Heisenberg auch!
    Einstein verleugnete es in dem er sagte:
    "Gott würfelt nicht"
    Da war er vollkommen daneben!


    (Wir als Beobachter verändern durch unsere Beobachtung.)


    Denkt man es weiter kommt man zur Chaostheorie.
    Jede wirtschaftliche Vorhersage geht dadurch zum Teufel.


    MfG


    oldman

  • Hi!


    Beim Lesen des Artikels kamen mir zunächst 2 Gedanken:


    Erstens wissen Astronomen längst, dass unser Bild vom Sternhimmel insofern eine Illusion ist, als wir in die Vergangenheit sehen, je weiter wir schauen, d.h. die Objekte sind inzwischen, wo wir sie beobachten, schon anders und woanders als zu dem Zeitpunkt, wo das Licht sie verließ.


    Zweitens: Zwischen den Zeilen soll wohl angedeutet werden, dass diese Beugungseffekte und dadurch bedingte Ablenkung des Lichts unsere Beobachtung der kosmologischen Strukturen beeinflussen könnte. Dass also etwa die Galaxienverteilung im Raum vielleicht gar nicht die ist, die wir annehmen. Mein Einwand dazu: durch die Überlagerung der Eigenbewegungen der Objekte und der Störungen durch ein massives Objekt würden sich merkwürdige "krumme" Bewegungen der Objekte ergeben, die schon hätten bemerkt werden müssen. Außerdem müsste der Himmel voll von sichtbaren Gravitationslinsen sein.


    Wenn ich in der Vergangenheit Berichte über die Effekte von Schwarzen Löchern und ihre vermutete Anzahl sah oder las, kam mir das mit dem Einfluß auf unser Himmelsbild auch in den Sinn. Aber wenn ich schon daran denke, dann doch erst recht die "Profis". So neu kann die Theorie also nicht sein, oder sie wurde durch die Kenner längst verworfen.


    Zu den Aussagen von Willy und Oldman: ein Physiker würde das so nicht ausdrücken ("unsere W. ist nicht wirklich"). Nur der Laie denkt, dass sein sinnlicher Eindruck der Welt die Welt selber sei. Wir sehen durch unsere Beschränktheit als Menschen nie die "Wirklichkeit", sondern nur das, was uns der Stand von Technik und Denken gegenwärtig erlaubt zu sehen. So wie heutige (kurzsichtige) Menschen über das Weltbild der Antike lächeln (Erde als Scheibe usw.), so werden kommende Generationen auch über unsers lächeln!


    Zweitens geht mir nicht auf, was der Artikel zu tun haben soll mit der Aussage "Der B. verändert das Beobachtete", ganz zu schweigen davon, dass sich der Satz m.W. nur auf Vorgänge im Mikrokosmos bzw. Quantenbereich bezieht. Oder möchtest du etwa sagen, Oldman, dass dein Blick durchs Teleskop auf Saturn diesen verändert?? Aha! Daher kommt also in Wahrheit das Seeing! Saturn wabert so, weil ihn zu viele Hobbyastronomen grade beobachten! [:D]

  • Bei diesem Telepolis-Artikel krümmmen sich dem Physiker doch die Fußnägel hoch. Noch ein bißchen mehr Esoterik dazugemixt und schon ist dieses Gewirr aus nichtzusammenhängenden Dingen, Widersprüchen und falsch formulierten Sachverhalten als Titelgeschichte für PM geeignet [:(!]


    Nur einige wenige Beispiele, sonst würde es zu lang werden:


    Gleich im ersten Absatz geht es los:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was wäre, wenn alle Sterne am nächtlichen Sternhimmel in Wahrheit ganz woanders stünden, weil das von ihnen ausgesandte Licht während seiner Odyssee durchs All extrem stark gebeugt wurde?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wieso "alle" und wieso "gebeugt"? Beugung ist der Einfluß einer begrenzenden Öffnung auf die Ausbreitung einer Wellenfront. Im weiteren Text ist aber stets und ausschließlich von <i>Brechungs</i>effekten die Rede.


    Das setzt sich fort. Einerseits sagt der Bildtext zum ersten Bild ganz richtig:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der nur 4,39 Lichtjahre von der Erde entfernte Stern Alpha Centauri wird höchstwahrscheinlich an der "richtigen" Stelle am Firmament zu sehen sein, weil in Erdnähe keine Schwarzen Löcher existieren, die eine negative Refraktion verursachen könnten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Andererseits wird weiter unten schamlos konkludiert:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Denn der Stern würde am Firmament an einer völlig anderen Stelle erscheinen. <i>Alles</i>, was wir am Firmament sähen, befände sich in Wirklichkeit an einem anderen Punkt des Universums.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">(Hervorhebung von mir.) Hier wird munter und unzulässig verallgemeinert. Mit Wissenschaftjournalismus hat das nichts zu tun.


    Terminologische Sauberkeit ist dem Autor offenbar fremd:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was zunächst vorschnell als pure Fantasie abqualifiziert wurde, bewerkstelligte ein US-Physikerteam um Yong Zhang in Colorado (USA) im Oktober 2003. Es schaffte das vermeintlich Unmögliche und kreierte aus Yttrium, Vanadium und Sauerstoff eine Materialmischung, die bei Licht im Mikrowellenbereich negative Strahlenbrechung generierte.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">In dem in diesem Satz angegebenen Link heißt es: "they used a YVO4 bicrystal". Also eine Verbindung, keine "Materialmischung".


    Und im letzten Satz kommt dann auch noch der kleine Schuß Esoterik:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Solange Astronomen die Richtigkeit der Einstein'schen Gleichungen nicht immer wieder aufs Neue überprüfen, könne man eben nicht sicher sein, was die Sterne einem mitteilen wollen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Hier werden die Sterne auch noch im Sinne der Trivialastrologie zu handelnden Individuen. Sie wollen uns etwas mitteilen. Und die Astronomen (ausgerechnet die) müssen helfen, daß wir es richtig verstehen. Was'n Schmarrn. Wo war hier eigentlich das Lektorat?


    Gruß, mike

  • Mit E-Mail von heite 16:00 Uhr droht mir der Autor des obengenannten Telepolis-Artikels Klage "wegen übler Verleumdung" an, wenn ich "den Sachverhalt in den Foren nicht relativiere".


    Ich relativiere daher vorsichtshalber meinen obigen Beitrag, soweit er eine Aussage mit Bezug auf den Autor des Artikels enthält, wie folgt:


    Statt:
    "Terminologische Sauberkeit ist dem Autor offenbar fremd"
    ist zu lesen:
    "Mindestens an der folgenden Stelle läßt der Autor die gebotene terminologische Sauberkeit vermissen"


    Gruß, mike

  • Auweia, da liefert aber jemand ein ziemlich schwaches Bild ab: Welcher ernstzunehmende wissenschaftliche Autor würde sich einer solchen Klage bedienen, wenn seine Ergebnisse angezweifelt werden?


    Mit dieser Androhung steht die Ecke aus der der Autor des Artikels stammt für mich persönlich fest. Wer sowas nötig hat, hat die Grundprinzipien ernsthafter wissenschaftlicher Diskussion nicht verstanden...


    Gruß Andreas

  • Also ich würde in den Artikel nicht mehr hineingeheimnissen, als drinsteht. Die aufgeworfene Frage, inwieweit die Richtungsinformation der auf der Erde ankommenden Strahlung "unterwegs" verändert wurde, ist doch uralt, es gilt Abschätzungen vorzunehmen, wie häufig elektromagnetische Strahlung in Gegenden kommt, die die geradlininige Fortpflanzung unterbrechen. Dass dies vorkommt, beweisen ja die Gravitationslinsen. Es ist sicher hilfreich, sich Gedanken darüber zu machen, wie supermassive Objekte wie schwarze Löcher in diesem Zusammenhang wirken.


    Das hat allerdings vor allem mit fernen Objekten im extremeren z-Bereich zu tun und wohl kaum was mit den Sternen des Milchstrassensystems... Die stehen denke ich ziemlich sicher dort, wo wir sie vermuten...

  • Hallo Mike,


    &gt; Mit E-Mail von heite 16:00 Uhr droht mir der Autor des obengenannten
    &gt; Telepolis-Artikels Klage "wegen übler Verleumdung" an, wenn ich
    &gt; "den Sachverhalt in den Foren nicht relativiere".


    Bei den juristischen Begriffen scheint ihm auch etwas die "Terminologische Sauberkeit"
    abhanden gekommen zu sein, ich habe jedenfalls noch nie etwas von dem Straftatbestand
    "üble Verleumdung" gehört ;)


    Ciao, Heiner

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