Grüß Euch,
viele von Euch wissen ja, dass ich eine Schwäche für kleine Refraktoren mit langer Brennweite habe. Vor einigen Jahren hat mir der Thomas (Astrojensen) von seinem alten langbrennweitigen 85 mm Zeiss APO vorgeschwärmt. Da ist der Wunsch entstanden auch durch einen guten , langbrennweitigen APO mit möglichst kleinem Öffnungsverhältnis schauen zu können, wobei das Ganze idealerweise noch auf kleinen Montierungen wie z.B. der Celestron ADM ohne Probleme funktionieren soll. Wie Ralf Mündlein von AOM (Astro-Optik-Manufaktur) von der Planung einen Fluorite Dreilinsers mit 105mm und 1000 mm Öffnung geschrieben hat, war ich schon von Anfang an fasziniert. Ich habe mit mir gerungen, da ich ja schon zwei gute APOs im 4" Bereich habe. Das eine ist der Vixen Fl102s und das andere ist ein kurzer LZOS 100/800.
Ein in Deutschlang gefertigter APO mit knapp f/10 hat mich aber dann doch so weit fasziniert und gereizt, dass ich den Ralf (Ralf Mündlein) angeschrieben habe. Der Mailkontakt und später auch die Telefongespräche waren sehr freundlich und um es kurz zu machen, ich habe einen FLT 105 bei ihm bestellt.
Der Ralf hat mir angeboten, dass ich den Refraktor vorher testen kann und wenn er mir nicht gefällt, dass ich ihn nicht nehmen muss. Er hat auch angeboten, dass ich Vergleichsgeräte mitnehmen kann,
die man dann auf der optischen Bank am künstlichen Sterntest mit doppeltem Durchgang testen und vergleichen kann.
Am letzten Samstag war es dann endlich so weit. Ich bin aus dem Raum München zum Ralf nach Lindelbach gefahren. Das Wetter war soweit schön, aber irgendwie hab ich im Navi eine merkwürdige Route über romantische Straßen in Franken vorgeschlagen bekommen. Zwischendurch hat das Navi dann die Umgehungsstraßen noch nicht gekannt,
was dann zu ungewöhnlichen Kleinsstraßen geführt hat. Wenn man mal mit Freundin oder Frau einen schönen Nachmittagsausflug plant, dann lohnt es sich den Weg von Augsburg, über die B25 nach Lindelbach zu fahren ...
Ich bin gut angekommen und der Ralf hat mich schon erwartet. Nach dem Ausladen meiner beiden APOs hab ich dann einen Kaffee und von Ralfs Frau einen sehr feinen Apfelkuchen angeboten bekommen.
Nach einem gemeinsamen Ratsch sind wir zum Optiktestraum in den Keller gegangen. Da war der FLT 105/100 schon auf der optischen Bank.
Ich war fast sprachlos. Es war sofort zu sehen, dass alles wertig und mit viel Herzblut gefertig und zusammengestellt wurde. Das Objektiv besitzt eine hervorragende Vergütung,
auch die Fassung mit Zug- und Druckschrauben ist sehr sauber gefertigt. Dr. Pudenz hat die Optik gerechnet und Peter Große hat die Linsen in Handarbeit geschliffen. Die Planung und die mechanischen Arbeiten und das Zusammenbauen macht der Ralf. Der Tubus und der OAZ sind extern bestellt worden, aber alles sehr hochwertig und in guter Qualität. Der Ralf hat mir dann erzählt, dass eine Glassorte nicht mehr verfügbar war und deshalb eine Linse asphärisch geschliffen werden musste...
Mein voller Respekt an die ganze Gruppe um Ralf Mündlein, die diese Meisterstücke gefertigt und zusammengestellt haben. [:)]
Nun zum Vergleich: Auf der optischen Bank im doppelten Durchgang kann man das Gras wachsen hören. Auf bairisch "Do heart ma d' Flä/Flea huaschtn". Kleinigkeiten kann man bei jedem Instrument sehen. Mein LZOS 100/800 wurde von Wellenform für grün mit einem Strehl von 0,98 getestet. Ein Hauch Astigmatismus ist selbst bei den 0,98 Strehl auch dabei. Die sphärische Aberration ist für grün optimiert aber nicht für die anderen Wellenlängen und ein bisserl Farbfehler sieht man beim LZOS komischerweise auch, sowie einen Streulichtbereich von ca. 5-7 Beugungsscheibchen Durchmesser ...
Es ist nichts schlimmes und beim normalen Sterntest hab ich davon nichts gesehen.
Der FLT zeigt im doppelten ähnlich wie der sehr gute LZOS einen Hauch Astigmatismus, dafür keine Spur von Farbfehler weder im noch außerhalb des Fokus und keine sphärische Aberration.
Was auch auffallend ist, dass der Bereich in dem eine Spur Streulicht zu sehen ist deutlich kleiner ist (max. 1/3) und die Intensität extrem gering. Selbst neben dem hellen Teststern ist es somit fast
schwarz mit einem relativ schwachen Beugungsring. Das war weder beim Vixen Fl102s so noch beim LZOS 100/800 so. Laut Ralf ist der Strehl für Grün 0,968. Egal ob 0,96 oder 0,97 der Sterntest hat toll
ausgeschaut. Ich hab dann noch zwei andere FLTs gesehen.
Alle 3 FLT waren spitzenmäßig und hatten einen Strehl > 0,96. Einer hatte sogar 0,99 Strehl, aber in dem Bereich > 0,96 kann man nur sagen, einfach bärig.
Es war ein interessanter und schöner Nachmittag und bei der Heimfahrt hat es mich schon in den Fingern gejuckt bald mit dem FLT 105 zu beobachten.
Am 19. und 20. konnte ich dann den Mond beobachten. Die Abbildung war sehr schön. Am 19. sind allerdings nur kleine Wolkenlücken gewesen. Copernicus war sehr schon zu sehen,
aber auch ein Tag vor Vollmond konnte ich die Umrisse von noch Erastosthenes sehen.
Am 20. war ich dann mit dem optimierten Tal2 und dem FLT 105 draußen. Das in meinen Augen ruhigere und schönere Bild hat da der FLT gezeigt. Ich hab auch Fotos gemacht, wobei der FLT später dran war.
Ein paar Bilder folgen später.
Ich hab zwei unbearbeitete Einzelbilder aus astrobin gestellt.
Tal2:
https://www.astrobin.com/396664/?nc=user
https://www.astrobin.com/full/396664/0/?nc=user
https://www.astrobin.com/full/396664/0/?nc=Niklo&real=&mod=
FLT 105:
https://www.astrobin.com/396665/?nc=user
https://www.astrobin.com/full/396665/0/?nc=user
https://www.astrobin.com/full/396665/0/?nc=Niklo&real=&mod=
Servus,
Roland