Gibt es "Live-Stacking"

  • Hi Mario,
    kann dir leider nicht weiterhelfen, da meine "Erfahrungen" dafür nicht ausreichen...
    Sorry


    Edit: freut mich aber, dass das Thema wieder aufgewärmt wird und lese gerne weiter mit!

  • Hallo Mario,


    ich bin seit einiger Zeit dabei mich in das Live-Stacking mit SharpCap einzuarbeiten und habe auch schon erste zarte Ergebnisse erzielen können. Meine bisherigen Erfahrungen will ich gern preis-
    geben, doch bin ich heute an einen Termin gebunden. Ich melde mich noch einmal am Abend.
    Bis dahin freundliche Grüße
    Klaus

  • Hi Joschi,


    das sieht ja schon sehr viel versprechend aus.
    Darf man fragen welche Kamera du verwendest?


    Und die noch wichtigere Frage:
    Ist das auch mit einer gut ausgerichteten EQ Plattform möglich?
    Hab gelesen Sharp Cap, gleicht im Live Modus Bildfehler zum Teil wieder aus (Bildrotationsfehler etc).

  • die Kamera ist eine ASI 178mm-c am TS APQ 65/420mm.
    An einer EQ Plattform müsste es auch gehen. Da kann man die Einzelbilder nur solange belichten, wie die Sterne am Rand rund bleiben.
    Ja Sharpcap gleicht Bildfelddrehung aus. Nur tritt dann das sogenannte Walking Pattern Noise auf, was nur mit Dithern zu beherrschen ist.
    Das gilt generell wenn eine Drift auftritt.


    VG Cl.-D.

  • Hallo liebe Live Stack Interessierte,


    hier der versprochene erste Erfahrungsbericht: Die Ausgangsfrage von Heinz im Februar 2019 war wohl, gibt es Lieve Stacking. Damals habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Doch heute kann ich sagen, ja es gibt echtes Live Stacking für Deep Sky! Vorwegnehmen möchte ich aber, dass ich auf dem Gebiet kein Profi bin und hier nur meine ersten (vielversprechenden) Erfahrungen preisgeben möchte. Dabei konzentriere ich mich ausschließlich auf das Deep Sky Live Stacking. EAA bleibt hier völlig außer acht.


    Bis vor einigen Jahren habe ich noch mit einer CCD-Kamera (Alccd8L) Objekte fotografiert. Nachdem ich mein ganzes Equipment abgespeckt und „altersgerecht“ neu definiert habe, arbeite ich seit ca. 3 Jahren mit einem Skywatcher Newton 150/750P auf einer NEQ-5 GoTo. Bis vor kurzem hatte ich für Aufnahmen eine Canon EOS 1000D astromodifiziert dran hängen und mit einem Sucherleitrohr und einer Alccd5L-IIc guide ich mit PHD2. Doch ich wollte wieder eine „richtige“ Astrokamera haben und kaufte vor einigen Monaten nach langen Vergleichen die ZWO ASI294MC Pro - eine moderne CMOS-Kamera mit einem hochempfindlichen Farbsensor. Auf die technischen Eigenschaften möchte ich nicht näher eingehen, die kann jeder nachlesen. Meine Kaufargumente waren unter anderem, dass durch die hohe Empfindlichkeit Nebel und Galaxien bereits nach wenigen Sekunden abgebildetet werden sollen - von Live Stacking wußte ich da noch nichts.
    Als Software zum Betreiben der Kamera bietet ZWO den Download von ASIStudio an, ein Programmpaket, das für Planetenaufnahmen (ASICap), Deep Sky Fotos (ASIimg) und für Live Stacking (ASILive) genutzt wrden kann. Es ist eine relativ einfache Software, die grundsätzlich gut funktioniert. Ich entschied mich aber für ein wesentlich komfortableres Programm und zwar SharpCap 3.2. Die knapp 12 € Jahresgebühr, waren mir die Pro-Version wert. Einziges Manko, es gibt keine deutsche Version. So habe ich mir die Mühe gemacht, über 100 wichtige Seiten des 203 Seiten umfassenden User Manuals 1:1 zu übersetzen. Es ist m. E. immer besser ein Handbuch in der Muttersprache zur Verfügung zu haben.


    Auch beim Kauf dieser Kamera war es wie jedes Mal: Wenn ein Amateur neues Equipment anschafft - es ist wochenlang kein Beobachtungswetter! Auch diesmal. So hatte ich wenigsten Zeit, mich in die Software einzuarbeiten. Dazu möchte ich bemerken, dass SharpCap Pro ein gewaltiges Astrofotowerkzeug ist, dessen Erschließung eine geraume Zeit braucht. Es gibt zahlreiche Tools und Einstellungsmöglichkeiten, die man sich allmählich erarbeiten muss.


    Wie funktioniert nun das Live Stacking? Da ich meine neue Kamera wegen dem ungünstigen Wetter nicht ausprobieren konnte, habe ich das Sensor-Analyse-Tool ausprobiert. Nach ca. 20 Minuten ist die Routine durchlaufen und die Sensordaten auf dem Noebook gespeichert. Überrascht hat mich, dass die von mir ermtittelten Sensordaten mit den in der Bedienungsanleitung sehr eng überein stimmten.


    Erste Beobachtungsnacht: Montierung eingenordet (Polsucherfernrohr), 3-Sterne-Alignment - erstes Objekt angefahren, zentriert und Kamera ans Teleskop befestigt - Fokussierung mit Tool von Sharpcap (dauert 5 Minuten). Das User Manual gibt dazu ausführliche Anleitungen.


    Nun kam die Frage, welche Kameraeinstellungen wähle ich? Auch dazu bietet das User Manual eine gute Anleitung. Besonders die Funktionen und Einstellungen des Histogramms werden ausführlich behandelt.
    Ein Smart Histogramm hilft nach Klick auf den Brain-Button bei der Auswahl der richtigen Kameraein-
    stellungen. Die Auswertung nach kurzer Integratinszeit, zeigt mehrere Möglichkeiten für die Kameraeinstellungen auf. Ich war überrascht, mit welch kurzen Belichtungszeiten (Bereich unter 30 Sekunden) Ergebnisse erzielt werden sollen. Es ist in der Tat so. Die neuen hochempfindlichen CMOS-Sensoren erlauben extrem kurze Belichtungszeiten Es sit aber auch möglich, nach bisherigen CCD-Erfahrungen zu fotografieren.


    Welche Erfahrungen habe ich bisher gemacht? Nachdem ich alle Einstellungsroutinen (ca. 40 Minuten) durchgeführt habe und das Ergebnis aus der Smart Histogramm Analyse auf dem Schirm ist, stelle ich Gain, die Belichtungszeit und Sensortemperatur ein und klicke auf Darks. Automaatisch erstellt SharpCap ein Masterdark, welches beim Live Stacking von den einzelnen Aufnahmen auch automatisch abgezogen wird. Gleichfalls kann man sofort Flats aufnehmen, bei denen gleichermaßen verfahren wird (mache ich aber z. Zt. noch nicht). Dann kann man sofort auf Live Stack klicken und kann auf dem Monitor beobachten, wie sich das Objekt der Begierde Stück für Stück regelrecht „herausschält“. Das ist sehr beeindruckend. Das Stacking kann im 16 oder 32 bit Format automatisch gespeichert werden. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass die Einstellung der Farbkanäle mir anfangs einiges Kopfzerbrechen bereitet hat, das ich nun weitestgehend lösen konnte.
    Nun habe ich noch nicht die ganz extrem kurzen Belichtungszeiten ausprobiert, aber 20 Sekunden pro Frame ist schon was. Darum hier zwei meiner letztens aufgenommenen Fotos zum Beweis:



    NGC 4565 am 23.04.2020 mit ASI294MC Pro 210x20 Sekunden Live Stack
    OHNE Guiding!



    NGC 3718 am 21.04.2020 mit ASI294MC Pro 80x45 Sekunden Live Stack
    mit PHD2 Guiding


    Alles mit 6" Newton 150/750!


    Es gibt also Live Stacking und so glaube ich, es wird die Zukunft für die Astrofotografie, bis es wieder noch etwas besseres gibt.


    Freundliche Grüße Klaus

  • Wow das sieht echt super aus :)
    Danke für den ausführlichen Bericht.
    Das ist auf jedenfall auch mein Plan sobald das Budget dafür da ist.


    Ich muss jetzt nochmal fragen, da ich aktuell ein 8 Zoll Dobson besitze.
    Ist das auch mit einer guten EQ Plattform möglich, (Natürlich werden die Belichtungszeiten etwas kürzer sein)
    oder lieber das Geld sparen und irgendwann in eine GOTO Montierung stecken.


    Gruß Mario

  • Hallo Mario, Klaus,


    ich wollte bei Klaus' ausführlichem Bericht nicht dazwischenfahren. Klaus hat im wesentlichen gesagt, worauf es ankommt. Ich wollte nur zeigen, daß man mit Livestacking und kurzbelichteten Aufnahmen nicht auf kurze GESAMTbelichtungszeiten beschränkt ist und Livestacks bearbeiten kann wie "normale" Aufnahmen.
    Ich hatte das auch mal mit einer kleinen Alt/Az-Montierung probiert. Das geht durchaus mit unter 10 Sekunden-Belichtungen. Man muß nur entsprechend viel wegcroppen, da man im Gesamtstack doch eine deutliche Bildfeldrehung bekommt - also des Bildausschnitts, die einzelnen Sterne bleiben rund.
    Das Problem wird sein die EQ-Plattform ohne Nachführung auf einem Objekt zu halten, so daß sich der Bildausschnitt zu stark verschiebt und man am Ende noch weniger nutzbare Bildfläche hat.


    Gruß


    Heiko

  • Hallo Mario,
    zur EQ-Plattform kann ich leider keine Aussagen treffen, da ich die noch niemals im Original gesehen habe. Eins ist beim Live Stacking Bedingung: Das Teleskop (oder die Kamera) muss parallaktisch montiert
    sein. Ich weiß nicht, ob das auf die EQ-Plattform zutrifft. Was aber entfallen kann ist das Guiding. Es reicht eine gute Nachführung des Teleskops bzw. der Kamera. Den Rest erledigt das Live Stacking.
    Eine GoTo-Montierung kann ich Dir allerdings nur empfehlen. Die enorme Zeit zum Suchen eines Objektes, die ich früher aufgewendet habe, nutze ich lieber um Photonen zu sammeln. Der Tubus des 8" Dobson
    lässt sich doch sicher auch auf eine parallaktische Montierung packen (habe ich sogar vor etlichen Jahren einmal selbst gemacht).


    Viele Grüße und Cs Klaus

  • Hallo Zusammen,


    wie schaut es eigentlich mit so was aus:
    Lunatico Kamera Revolution Imager System R2 Color ?


    Soweit ich weiß wird dieses System oder ähnliche Systeme an Volkssternwarten verwendet um mehreren Besuchern gleichzeitig ein Himmelsobjekt zu zeigen, anstelle das jeder nur ein paar Sekunden einen Blick durch das Okular werfen kann.


    In wie weit da jetzt gespeichert werden kann oder auch nach bearbeitet werden kann weiß ich nicht.

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


    | Refraktor FH 120/600 | Refraktor FH 120/1000 | Celestron C8 SC XLT 203/2000 | iOptron AZ Pro GoTo | EQ-6 R | ZWO ASI224 |

  • Hallo Mathias,
    so ganz habe ich Deine Frage nicht verstanden. Soweit mir bekannt ist, stapelt die Lunatico 6 Bilder um sie auf dem Bildschirm sichtbar zu machen. Es handelt sich hier um ein Videosystem mit einem CCD-Chip.
    Das hat aber in keiner Weise mit dem "neuen" Live Stacking zu tun. Live Stacking funktioniert nur mit hochempfindlichen CMOS-Kameras, die ihre Daten per USB3 mit hoher Geschwindigkeit übertragen können.


    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus,


    Du hast doch meine Frage beantwortet.
    Das Lunatico ist ein reines Videosystem.


    Das mit den Technologien von CCD und CMOS ist wohl auch Anwendungsabhängig.
    Da scheint es mir kein "schlechter" oder "besser" zu geben.
    Es ist wohl Sony zu verdanken das CMOS, was noch vor ein paar Jahren hinterher hinkte, mittlerweile zu CCD aufgeschlossen hat.
    Auch ist CMOS halt auch kostengünstiger herzustellen.
    ( https://abenteuer-astronomie.d…von-ccd-zu-cmos-sensoren/ )
    ( https://www.baader-planetarium…-nachteilen-im-vergleich/ )
    CMOS ist halt zum Standard avanciert.


    Ich verstehe Mario's Frage auch so, das er gerne, aus verschiedenen Gründen:
    ">>
    a) Möchte eben Himmel "schauen" und nicht "stundenlang" an der Bildbearbeitung hängen, um Bilder zu machen, die ich dann archiviere.
    b) Kindis/Nachbarn live beeindrucken, nicht erst Tage später
    c) Geständnis: sehe nicht mehr so gut (siehe (übertriebener) username)
    <<"
    das Beobachtete "live" und in Farbe auf dem PC/Notebook/Display sehen möchte.
    Mit Farbe ist natürlich nicht's bei rein visueller Beobachtung.


    Da scheint mir so ein Videosystem sinnvoller zu sein.
    Es scheint ja darum zu gehen real-time-mäßig und in Farbe zu beobachten
    ">>
    Das Ergebnis ist zwar mit echten Fotos nicht zu vergleichen, aber wohl wesentlich besser als nur visuell.
    <<"


    Wie so ein Videosystem Qualitativ zu bewerten ist, weiß ich leider nicht, da ich es noch nicht in Aktion gesehen habe.
    Preislich liegt z.B. das Lunatico bei ca. 500,-€.
    Wenn einem der 7" Monitor zu "popelig" ist kann man das wohl auch auf ein größeres Display schieben, was dann Kabeltechnisch zu lösen wäre.
    Vielleicht ist es auch möglich das Ganze auf's Notebook zu schieben, was auch wieder Kabeltechnisch zu lösen wäre.


    Für das "live-stacking" benötige man wohl ein Notebook (wenn vorhanden kein Problem), eine passende Kamera (welche wäre geeignet?) und die
    richtige Software, um auch nicht spezifische Kameras nutzen zu können.
    Ist Guiding notwendig?
    Die erwähnte Atik, die das "live-stacking" wohl integriert hat, kostet ja um die 1000,-€ oder die erwähnte Asi178 so um die 450,- bis 500,-€.


    Egal wofür ich mich letztendlich entscheiden will, abhängig von mir selbst und was ich mir erhoffe zu sehen, hab ich doch einiges an Equipment
    dabei und muss mich mit der Technik auseinander setzen.

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


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  • Hallo,


    nur um die Verwirrung komplett zu machen. Ich glaube in dem Themenkomplex werde oft viele Dinge durcheinander gebracht oder synonym verwendet. Z.B. Livestacking - Livestacking bedeutet für mich lediglich, daß Bilder "online", also direkt während oder kurz nach den Aufnahmen schon aufeinander registriert und gestackt werden inklusive Kalibrierung (Dark- oder Flatkorrektur). Dazu muß man sich das Bild auch nicht zwingend "Live" am Bildschirm anschauen wollen. Man kann kurzbelichtete- oder längerbelichtete Bilder nehmen. Bei längerbelichteten Bildern macht es halt nur bald nicht mehr soviel Sinn. Um aufs Guiding verzichten zu können, muß man kurze Belichtungen machen - je schlechter die Montierung umso kürzer. Die könnte man aber auch abspeichern und später registrieren. Man muß dazu nicht Livestacking machen, das geht halt nur oft zusammen.
    Was viele mit Livestacking gleichsetzen ist, denke ich, EAA, das heißt das Liveanschauen kurz vorher aufgenommener Bilder. Das wird meist mit Livestacking gemacht, man könnte da aber auch mit sehr empfindlichen Kameras aufgenommene Bilder oder restlichtverstärkte Bilder anschauen - ohne Livestacking.
    Man muß auch nicht zwingend eine parallaktische Montierung zum Livestacking nehmen. Solange das Stackingprogramm die Einzelbilder aufeinander registrieren kann funktioniert das. Über längere Zeit sieht man dann halt nur die Bildfelddrehung und wie der Bildausschnitt wandert, falls die Montierung nicht sauber nachführt.
    Man muß sich mit diesen Techniken befassen und dann entscheiden, was man eigentlich erreichen will.


    Gruß


    Heiko

  • Hallo Heiko,


    wie Du es beschreibst, hab ich mir das auch vorgestellt.
    Es werden Bilder mehr oder weniger live/zeitverzögert registriert und gestackt.
    Das was ich "normalerweise" im Nachhinein auf meinem PC mit AutoStacker oder ähnlicher Software mache und dann noch nach bearbeite.
    Ich kann also bereits während der Aufnahme zusehen wie das fertige Bild entsteht.
    Macht für mich auch nur Sinn bei kurzen Belichtungszeiten.
    ">>
    Bei Belichtungszeiten über 5-10 Sekunden (oder höher, je nach persönlicher Ungeduld) schwindet der Eindruck der "Unmittelbarkeit" der Beobachtung...
    <<"
    ( http://www.waloszek.de/astro_eaa_d.php )


    Was EAA/Video-Astronomie betrifft finde ich diese Erklärung gut:
    ">>
    Die elektronisch unterstützte Astronomie (Electronically Assisted Astronomy, EAA) ist ein neuer Zweig
    des Astronomie-Hobbys, der sich auf Echtzeit- (oder nahezu Echtzeit-) Beobachtung von astronomischen
    Objekten (normalerweise Deep Sky Objekte) mit Hilfe von elektronischen Geräten konzentriert.
    Typischerweise gibt es 3 Möglichkeiten: Videokameras, Live-Stacking und Bildverstärker.
    Video-Astronomie ist ein einfacher Weg zu EAA... ...
    <<"
    ( http://www.waloszek.de/astro_eaa_d.php )

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


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  • Hallo Mathias,
    Du hast mich mit der Nase noch einmal auf die Fragen von Heinz gestoßen. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich die Fragen richtig beantwortet habe. Vermutlich habe ich etwas oberflächlich gelesen und das neue Live Stacking im Hinterkopf gehabt. Vielleicht muss ich da noch mal etwas klar stellen: Um Publikum live am Teleskop zu beeidrucken, ist das von mir beschriebene Live Stacking wohl weder gedacht, noch geeignet. Natürlich sieht man auf dem Display vom ersten Frame an das Objekt und kann beobachten, wie Frame für Frame das Bild besser, deutlicher und auch heller wird. Ich sage immer, das Bild schält sich heraus. Beim Live Stacking kann das Bild auch sofort live debayert werden, d. h. es wird farbig. Aber damit habe ich persönlich ein Problem, da von Geburt an meine Augen einen Farbknacks haben. Ich bin zwar nicht farbblind, aber wie es die Mediziner nennen, farbuntüchtig. Das macht sich nachts oder bei Kunstlich bemerkbar. So macht mir auch die Bildbearbeitung Probleme. Erst wenn ich ein ausbelichtetes Farbbild in der Hand halten kann, sehe ich den Unterschied zum Monitor. Doch das nur nebenbei. Auch für das Live Stacking benötigt man viel Zeit, um viele Photonen zu sammeln. Inwiefern das besagte Videosystem Publikum live begeistern kann, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich es nicht kenne. Vor etlichen Jahren habe ich eine live Video-Beobachtung mit einer Mintron-Kamera erleben können, über die ich allerdings lächeln musste. Mit dem Auge am Teleskop habe ich mehr gesehen...
    Doch nun zu Deinen Fragen: Ja, für das Live Stacking braucht man ein Notebook, das unbedingt einen guten USB 3.0 Anschluss haben soll. Da mein Notebook in die Jahre gekommen war und nur USB 2.0 hatte, habe ich mir einen ausgezeichneten Leasing-Rückläufer für nicht mal 200 Euronen gekauft und bin voll damit zufrieden.
    Du hattest in Deinem Posting auf den Unterschied zwischen CCD und CMOS verwiesen. Nun ist es so, dass in den letzten Jahren die CMOS-Technologie, ich möchte sagen, revolutioniert wurde. Im Gegensatz zur klassischen CCD, bei der es darum geht möglichst lange zu belichten, kann man mit den neuen CMOS-Sensoren völlig neue Wege gehen. Hier gilt, dass es nicht darum geht möglichst lange zu belichten, sondern
    wie oft. Es wird hier ähnlich wie bei Planetenaufnahmen verfahren. Viele hundert Einzelbilder mit kurzen Belichtungszeiten werden gestacked. Die CMOS-Sensoren haben trotz der hohen Bildfrequenzen ein extrem geringes Ausleserauschen, das durch Kühlung nochmals verringert wird.


    Die von Dir erwähnte Atik (Infinity) hat noch einen CCD-Chip. Aber auch sie benötigt für das Live Stacking ein Notebook! Da ich gerade bei Kameras bin - Du fragst, welche wäre geeignet? Das ist nicht leicht zu beantworten und darum möchte ich mich auch davor drücken, etwas zu empfehlen. Die von Dir erwähnte ASI178MC für den genannten Preis ist wohl die ungekühlte Variante. Die ASI178MC Cool koste wohl das Doppelte, meines Wissens ist sie aber nicht mehr neu zu bekommen. Als ich vor der Frage stand, welche Kamera zu kaufen, habe ich alle möglichen erhältlichen neuen Modell aufgelistet und alle verfügbaren technischen Daten verglichen. Wichtig ist vor allem, welcher Chip passt zu meinem Teleskop und was will ich fotografieren. So blieben für mich zwei Kameras übrig, die ASI294MC Pro und die ASI533MC Pro mit quadratischen Chip(beide gekühlt). Meine Wahl fiel auf die 294. Eine frei verfügbare Softwar von ZWO kann auf der Website herunter geladen werden. Sie beherrscht bereits das Live Stacking. Wesentlich komfortabler ist aber die
    Software SharpCap, worüber ich bereits berichtet habe. Bis man sie beherrscht, braucht man schon etwas Zeit und Übung - aber es lohnt sich!
    Zum Guiding: Wenn ich das Live Stacking richtig anwenden möchte, schlägt mir SharpCap u. a. den Gain, die Belichtungszeit, die erforderlichen Frames vor. Alles was ich unter 30 Sekunden Belichtungszeit
    fotografieren kann, benötigt kein Guiding! Allerdings ist da die Teleskopbrennweite ausschlaggebend. Mein Newton hat 750 mm BW und die wird auf 712,5 mm durch den Flattener reduziert. Da funktioniert das, wie beschrieben.


    Ich hoffe, ich konnte Dir hier weiter helfen.
    Schönen Abend, schönen Feiertag und freundliche Grüße
    Klaus

  • Hallo Klaus,


    besten Dank für Deine ausführliche Antwort, top!


    Ich wollt jetzt nicht Partei ergreifen für das eine oder das andere Verfahren.
    Da halte ich es mit Heiko: "Man muß sich mit diesen Techniken befassen und dann entscheiden, was man eigentlich erreichen will."


    Ich habe mich da an die erste Fragestellung von Mario gehalten.
    Da er wohl Probleme mit dem rein visuellen Beobachten auf Grund der Augen hat und da er schrieb "live" und "farbig".
    Mag sein das ich mich da ein bisschen zu sehr an den beiden Begriffen festgehalten habe.
    Deshalb habe ich dieses, oder eines von eine anderen Firma, Videosystem angesprochen und weil es mich auch interessiert.
    M.E. kommt das eigentlich dem Beschriebenen,
    "Möchte eben Himmel "schauen" und nicht "stundenlang"" und eben auch "Nachbarn live beeindrucken, nicht erst Tage später".
    Da kommt für mich persönlich das Videosystem dem Ganzen näher.


    Einfach so aus dem Gefühl heraus und dem was ich mit "Live-Video" verbinde.
    Leider kenne ich weder das eine noch das andere aus eigener Anschauung.


    Grundsätzlich, wie sooft, sollte man sich beides mal direkt anschauen, um heraus zu bekommen ob es das ist was man erreichen will.


    Würde mir das gerne auch "antun", aber habe mir erst kürzlich eine C8 angeschafft, auf 2" umgerüstet und habe die Baustelle
    Astrospektroskopie aufgemacht und nu is der Geldbeutel leer [;)].

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


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  • Hi Leute ich nochmal,


    ich werde mein Equipment auf jedenfall längfristig auf Videoastronomie auslegen.
    Das ist nämlich genau mein Ding :D


    Wie siehts eigentlich mit der Laptop Systemvorraussetzung aus?
    Kann da von euch noch jemand was dazu sagen?


    Also USB 3.0 scheint ja schonmal von Vorteil zu sein.


    Ist eine dedizierte Grafikkarte zwingend notwendig,
    oder wird das Stacking haupsächlich über RAM und CPU verarbeitet?

  • Hallo Mario,


    wenn ich mir jetzt noch einen Rechner mit USB 2.0 anschaffe, dann weiß ich es nicht... [;)].
    USB 3.0 sollte mittlerweile überall Standard sein. Außerdem ist es Abwärtskompatibel.
    Zumal, wenn ich mich recht erinnere, das USB 4.0/USB4 dieses oder nächstes Jahr kommen soll.


    Eine dedizierte Grafikkarte hat immer Vorteile.
    Diese "Kuddelmuddel" "all in one Chips" konnte ich noch nie leiden [;)].
    Ja, macht den Rechner günstiger, aber es leidet die Rechenleistung, wenn die CPU dafür auch noch mit ackern muss.
    Eine aktuelle CPU und einen aktuellen Grafikchip.
    Ja, nach zwei Jahren ist das auch alt, aber warum dann ein System anschaffen, das schon zwei Jahre auf dem Buckel hat?


    Wie das jetzt rein programmiertechnisch gelöst worden ist, kann ich nicht sagen, da ich kein Programmierer bin.
    Von Haus aus ist jede Bild- und/oder Videoverarbeitung anspruchsvoll, was die Leistung eines Rechners angeht.
    Wenn dann noch "real-time" dazu kommt, erst recht.
    Welche Grafikchips/-karten jetzt aktuell sind weiß ich nicht, dafür bin ich zu lange (3 Jahre) aus der IT raus.
    Beobachte das Geschehen nur noch am Rande.


    Einen Rechner mit weniger als 8GB RAM würde ich mir, zumal mit Windows, nicht mehr anschaffen.
    Bei mir läuft einer auf 16GB und der andere auf 32GB, allerdings beide unter Linux.
    W10 ist auf einem parallel installiert und wird gelegentlich genutzt.
    Wenn Du unter W10 arbeitest denke daran dieses (vermaledeite) Auto-Update während deiner Video-Beobachtung abzustellen.
    Nicht's ist blöder als wenn plötzlich der Rechner nach seinen Windows-Updates einen Neustart hinlegt.
    Soweit ich mich erinnere bekommt man eine Nachricht reingereicht, aber achtet man dann im Geschehen darauf?
    Irgendwo kann man das über ein "Planen-Feature" einstellen.
    Hab ich schon "lustige" Sachen gelesen.


    Auch würde ich mit SSD einsteigen.
    Weniger Strom, leiser, schneller.
    So teuer sind die Teile auch nicht mehr in ansprechender Größe.


    Stromversorgung, kommt drauf an von wo du Beobachten möchtest.
    Garten, Terrasse und Balkon sollten da ja keine Probleme machen.
    Auf dem Acker sieht's anders aus.
    Du hast Dein GoTo das einen eigenen Stromanschluss braucht.
    Dein Notebook, ebenso einen eigenen Stromanschluss.
    Die Kamera, wird mit Strom (USB) vom Notebook versorgt.
    Was dann noch so dazu kommt, weiß ich nicht was Du vor hast. Taukappenheizung, Kaffewarmhalter [;)]... ...
    Ne, im Ernst, da wäre wohl ein Powrpack, fertig gekauft oder selbst was "basteln" angebracht.
    Das GoTo ist, denke ich mal, nicht das ausschlaggebende Moment.
    Das Notebook mit der Videoverarbeitung wird's sein.

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


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