3 x Blutmond, an der EOS vergeigt


  • Blutmond Bild Nr. 1. Canon EOS 750 D mit RC8 Zoll 1625 mm, Standort Villingen-Schwenningen, Baden-Württemberg.


    Man muß dazu sagen: es war keineswegs wolkenfrei. Immer mal wieder schoben sich welche dazwischen. Bei Bild 1 der Schatten rechts ist eine solche.


    Zur Story:


    Natürlich waren wir beim Blutmond alle auf der Veranda. Grillfete anläßlich Blutmond. 12 Leute wieselten um das Teleskop herum und Ahh und Ohh.


    Ich hatte die EOS 750d neu, nämlich erst einige Tage in Betrieb, und kannt mich damit noch nicht richtig aus.


    Diese hat eine Live-View Funktion. Man schaltet das ein, sieht am Monitor das Sucherbild und kann dieses fokussieren. Funktioniert immer, vorher und nachher, nur genau als der Blutmond kam, am 27.7.18, funktionierte das nicht. Es tauchte einfach kein Sucher-Bild auf, und war daher auch nicht zu fokussieren. Statt dessen war nur das normale Menu zu sehen mit den Belichtungswerten, und mit dem Focus standen wir auf dem Schlauch.


    Hat jemand eine Idee, was mit der Canon los war? Ich bin da völlig ratlos, außer, klar, man hätte live-View ausschalten müssen und durch den Sucher fokussieren. Dieser Gedanke kam aber in der Aufregung mit den vielen Leuten auf der Terasse nicht rechtzeitig und erklärt auch nicht diese Fehlfunktion.


    Hier sind 3 Blutmonde von gestern in verschiedenen Phasen und man sieht zähneknirschend, alles paßt, nur die Schärfe liegt daneben.


    Xeno


    Bilder 2 und 3 chronologisch:



  • Hallo Xeno,


    ich vermute einfach die Belichtungszeit war zu lang für den Live-View der Canonsoftware. Beim normalen Mond bist du mit Sekundenbruchteilen dabei, aber beim Blutmond waren bei mir z.B. 5 Sekunden Belichtung notwendig. Also hatte ich deswegen auch kein Liveviewbild. Ich fokussiere daher immer an der Kamera und zwar am Bildschirm mit zehnfacher Vergrößerung und ca. 10-15 Sekunden Belichtungszeit eingestellt. Das ist für die Aufnahme dann viel zu lang, aber zum fokussieren gut. Nach dem Fokussieren geh ich mit der Belichtungszeit wieder runter. Dann passt beides. Normalerweise.


    Bei mir hat diesmal leider auch das nicht gut funktioniert, weil es so diesig war, dass ich trotz hoch eingesteller Belichtungszeit nur ein sehr flaues Bild auf dem Kameramonitor hatte. Und auch mit ausgeschaltetem Display konnt ich im Sucher kaum was erkennen. Und da ich auch nicht allein war, habe ich nicht angefangen, das Problem mit etwas mehr und Ruhe und Geduld anzugehen.


    Naja, die nächste Mofi kommt bestimmt und vielleicht ist die ja mal etwas später, also deutlich nach Mondaufgang.


    VG, Micha

  • Hallo Xeno,


    Sag hallo zu unser aller ständigen Begleiter bei der Astrofotografie: Herrn Murphy. [:D]


    Micha hat recht, der Mond war zu dunkel für das Lifeview. Such Dir stattdessen einen Stern, fokussiere Manuell darauf und dann schwenke auf den Mond. Und vergiss nicht die Nachführung, bei meinen nicht nachgeführten Bildern war der Mond immer unscharf. Die umstehenden Beobachter hat der Anblick auf dem Display dennoch gefreut.


    Dran bleiben, die nächste Mofi kommt bestimmt.
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    sehr guter Hinweis zunächst auf einen Stern zu fokussieren. Ist das so, dass bei einem fokussierten Stern der Mond auch im Fokus liegt? Vermutlich auch wegen Murphy habe ich immer gedacht, der Mond ist nicht so weit weg und braucht deswegen einen eigenen Fokus. Dann könnte man ja beim Mond auch die
    Bahtinov-Maske einsetzen (imo die genialste Erfindung nach dem Telrad).


    VG, Micha

  • Hallo Micha,


    die Fokusdifferenz x eines Objekts im Abstand d zum Sternfokus f (=Brennweite des Teleskops) ist x=f²/d.
    Bei einem Teleskop mit 1m Brennweite ist der Fokus eines 100m entfernten Objekts z.B. etwa (1m)²/100m=1cm weiter aussen als der Sternfokus.


    Beim Mond mit einem mittleren Abstand von 384000000m ist die Fokusdifferenz bei f=1m etwa x=2,6nm, also SEHR SEHR weit innerhalb der Fokustoleranz ft.


    Diese Fokustoleranz ft (=Schärfetoleranzbereich) ist abhängig vom Öffnungsverhältnis Ö des Teleskops (ergibt Öffnungswinkel des abbildenden Kegels) und der Pixelgrösse der abbildenden Kamera. Typisch sind Werte um 10-100µm. Bei einer Pixelgrösse vom 5.6µm und 1m Brennweite und Ö=4 ist die Fokustoleranz z.B. etwa ft=30µm. Die Fokusdifferenz des Mondes (=Unterschied zum Sternfokus) ist also SEHR VIEL KLEINER als die Fokustoleranz eines gut fokussierten Sterns und damit absolut vernachlässigbar.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Micha,


    Günter hat recht, Mond und Stern liegen für die Kamera im Unendlichen.
    Eine Bahtinovmaske funktioniert beim Mond aber nicht, Du brauchst eine punktförmige Lichtquelle. Aber Du kannst mit der Maske einen Stern fokussieren und dann auf den Mond schwenken.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • genau das meinte ich damit. Erst mit der Bahtinov auf den Stern und dann auf dem Mond... Wie sehe denn das aus, mit dem Mond [:D]


    Danke Günter, fürs vorrechnen. Wieder was gelernt. [:)]


    VG, Micha

  • O.K., dank der Antworten hier hab ich das PRoblem jetzt verstanden.


    Als erstes wird bei schwierigen Situationen der Live-View komplett abgeschaltet. Der kostet Strom, heizt die Kamera auf (zusätzliches Rauschen).


    Und zum Focussieren glaube ich, hab ich die Lösung gefunden:


    Seagull Winkelsucher für Canon/Nikon/Minolta etc. Der wird direkt vor den Sucher gesetzt. Mit Dioptrienausgleich.


    Kostet 70 Euro im Vergleich zum Original Canon Winkelsucher C, der 170 kostet (es gibt Leute, die bauen für 170 eine ganze Kamera).


    Vorteile:


    Dunkelt das Sucherfenster ab.


    Vergrößerung bis 3fach. Damit sollte man in der Lage sein, auch bei schwierigen Objekten zu focussieren.



    Gruß Xeno

  • Der Seagull Winkelsucher ist eingetroffen. Gleich mal getestet und ich bin sehr zufrieden damit.





    Man hat einen schön bequemen Einblick von oben oder schräg oben und die 3,3fache Vergrößerung.


    Das ist besser als über das Live-View und sehr viel besser, als wenn man sich in unbequemer Stellung an den Sucher quetschen muß.


    Damit sind die oben beschriebenen Schwierigkeiten beim Fokussieren mit der DSLR Geschichte.



    Gruß Xeno

  • Hi Xeno,


    das Teil nutze ich auch, gleicher Eindruck. Ist im Übrigen der gleiche Winkelsucher den es auch, ich glaube bei Teleskop Austria, für den Polsucher gibt.


    Leider alles Plastik (wer noch die Winkelsucher A von Canon oder den von Pentacon kennt wird sich schütteln), aber die Optik ist ok und die Möglichkeit, die Vergrößerung umzuschalten ist extrem hilfreich. Da man ihn gut fokussieren kann komme ich mit meinen krummen Augen auch damit zurecht.


    CS
    Jörg

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