Ultraleichter Nur-Newton

  • Ultraleichter Nur-Newton (Solo-Newton)


    Guten Tag, liebe Nachbarn


    ich habe jetzt provisorisch an meinem Reiseteleskop ein System erprobt, das mir schon lange im Kopf herumgeisterte… Bau eines 16 Zoll Teleskops (Optik schon gemacht), das die folgenden Anforderungen erfüllt:


    1. Einfache Herstellung
    2. Totalgewicht nicht über 9kg (Optik macht schon 6kg aus)
    3. Alles verstaubar in einem normalen Reisekoffer
    4. Funktionalität


    Ich glaube, es geht. - Wenn so abgespeckt werden will, muss man leider den Dobson verlassen und etwas Einbusse beim Beobachtungskomfort in Kauf nehmen. Die Idee des Dobsons ist fast heilig, so gut ist sie, aber:


    Grundsätzlich unterliegt auch der Dobson dem Fehler, dass es ungünstig ist, einen Spiegel in die Luft zu hängen, wenn man vom Boden aus beobachtet. Ein astronomischer Spiegel gehört entweder in den Lagrange-Punkt 2 oder, wenn das zu umständlich ist, dann direkt auf den Boden.


    Bild 1



    Wenn das Fernrohr direkt abgestellt wird, hat man die folgenden Vorteile:


    1. leichtere Konstruktion ist möglich.
    2. simplere Herstellung.
    3.bessere Statik, d.h. weniger Vibrationen etc.


    Im Prinzip sind es nur 2 Ideen, die man braucht um den Dobson zu ersetzen: Eine geeignete variable Stütze (1) und einen praxistauglichen Untersatz (2).


    1) Als Stütze dienen 2 oben verbundene gekreuzte Flachprofile. Die Höhenverstellung geht über den Abspreizwinkel, den Anstellwinkel (ist das einfachste und beste) und das Einschwenken des untersten Drittels der Profile.


    Bild 2


    Die Stütze lehnt sich an ein am Teleskop angebrachtes mittig platziertes Lauf-Rohr. Die Sicherung der Arretierung geschieht hier mit einer Wäscheklammer, geplant ist ein Zylinder mit Arretierungsschraube.


    Die Praxis hat mir gezeigt, dass das recht einfach funktioniert. Wenn man das Objekt gefunden hat, ist der Unterschied zum Dobson minim. Man ist ja beim Nachschubsen mit dem Dobson eher unterfordert als überfordert. Azimutal bewegt man hier einfach seitlich auf dem Verbindungsstück, das mit Teflon versehen ist und die Höhenverstellung geht über das Laufrohr. Da kein Hebel zwischen den Drehpunkten und dem Okular besteht, hat man ein erschütterungsfreies Bild. Die Nachführung geht sanfter als beim Dobson.


    2)Noch etwas Kopfzerbrechen bietet der Untersatz.
    Bild 3


    Wenn das Teleskop nicht mittig zur optischen Achse abgestellt wird, sondern die Pfoten am unteren Rand hat, zieht es nach unten bei tiefer Höhenlage, ab einem gewissen Punkt drängt es Richtung Zenit und beginnt zu taumeln. Positioniert man die Pfoten dagegen mittig, dann muss der Spiegelabstand zum Boden ungünstig gross sein. Aus diesem Grund kommen 4 Pfoten zum Einsatz. 2 am unteren Rand für tiefe Deklinationslagen, 2 auf der Linie etwas über der optischen Achse für die höheren Deklinationswerte.


    In der Praxis merkt man den Uebergang nicht. Durch Verstellen der Höhenschrauben bei den beiden hinteren Pfoten kann der Uebergang gewählt werden. Man kann es auch so einrichten, dass der labile Punkt noch im Bereich der unteren Pfoten ist. Dann hat man automatisch einen Abstellpunkt für das Teleskop, muss es nicht mit der Wäscheklammer fixieren oder gar ablegen, wenn man beide Hände freihaben will. Das Teleskop steht dann schräg in der Luft, auch ohne Abstützung.


    Provisorisch habe ich als Untersatz einen Party-Teller genommen. Besser wäre ein Mensa-Servicetablar gewesen. Hier muss noch gedüftelt werden. Von der Durchbiegung her ist das System viel weniger empfindlich als ein Dobson-Untersatz. Auch die Probleme mit dem geeigneten Reibungswiderstand scheinen geringer zu sein. Teflon/Ebony wäre Luxus. Dagegen rutscht beim Gebrauch das Teleskop langsam aber sicher Richtung Tellerrand, sodass die hinteren Pfoten im Gras landen, wenn man das Teleskop aufrichten will……


    3) Für die Realisierung dieses Projektes braucht es noch viel Zeit, das muss noch ausreifen im Kopf bis man loslegen kann. Die Statik des Tubus ist eine andere, da die Kräfte anderswo angreifen. Vermutlich wähle ich eine zusätzliche Ebene wie Timm Klose es tut. Das gibt dann 16 gleichlange Stangen von etwa 80cm Länge und 8-10mm Querschnitt (gerade noch verstaubar im Reisekoffer) . Unten ein Quadrat mit 15-20mm/1mm Quadratrohren, mittig auch ein Quadrat mit 10-15mm/1mm Quadratrohen und oben ein 10-15mm starker Ring. Wenn ich den Hut und die Spiegellagerung habe, ist das Teleskop praktisch schon fertig….. Wenn einem der Reisekoffer geklaut wird, wäre der Verlust weniger schmerzvoll. (So ergangen vor Jahren in Sevilla am Flughafen, wo sich die Reihen am Förderband zu lichten begannen und ich plötzlich allein ohne meinen Koffer vor dem nun abgestellten Förderband dastand.)


    Gruss Emil

  • Hallo Emil,


    Ich fand diese Idee auch schon länger Interessant.


    Mel Bartels hat ein Bild von seinem 6" Reiseteleskop auf seiner Seite


    http://www.bbastrodesigns.com/6inchtravelscope.html


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">the design is inspired by mount designs going back to the mid-1800's by Bain, Sellers, Brett, and Holcomb<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich denke es ist wichtig, dass es bei einer einhändigen Bedienung bleibt und man nicht ständig das Gestell verrücken oder die Klammer neu platzieren muss.


    Bin gespannt, welche Erfahrungen du damit machst!


    Grüße


    Alex

  • Hallo Alex,


    danke für das Bild von Mel Bartels. Die Idee ist ja nichts Neues, es hängt alles von der Ausführung ab. Was Mel Bartels da zeigt, ist irgendwie schwach im Vergleich zu dem, was er sonst alles geboten hat. Oder aber man sieht zu wenig Details im Bild.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich denke es ist wichtig, dass es bei einer einhändigen Bedienung bleibt und man nicht ständig das Gestell verrücken oder die Klammer neu platzieren muss.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die einhändige Bedienung geht nicht gut, nur im Meridian und wenn der Ständer im 90° Winkel angestellt wird.
    Eine Hand ist am Fernrohr für das Azimut und die andere am Ständer für die Höhenverschiebung. Aber das ist kein Nachteil, geht sofort in Fleisch und Blut über. Wichtig ist, dass man jederzeit beide Hände freibekommt und deshalb ist der Laufzylinder mit Arretierschraube (im Bild provisorisch die Wäscheklammer) ganz wichtig. Er ist wegen der Schwerkraft automatisch immer am richtigen Ort und immer leicht zugänglich.
    das Verstellen des Ständers muss nicht laufend gemacht werden, eine Position reicht für die längere Beobachtung eines Objektes.


    Gut finde ich auch, dass man ein Objekt nicht sofort verliert, wenn es aus dem Gesichtsfeld rutscht beim Nachstellen des Ständers, denn in der azimutalen Richtung bleibt das Teleskop dann ja auf Kurs.



    Grüsse Emil

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