Scheunenfund Weltblick 120/1000 !
Hallo Freunde,
eigentlich wollte ich euch diese Geschichte schon am Sonntag erzählen. Doch hielten mich diverse Besuchstermine und Einladungen an Ostern zurück, diese sensationelle Begebenheit niederzuschreiben.
Es geht um den sagenumwobenen Weltblick 120 mm Refraktor – ja, Ihr habt richtig gelesen: 120 mm ! Klar kennt man von Weltblick die typischen 60 mm Refraktoren, auch gab es mal 75 und 76 mm Refraktoren, sogar Unitron-Modelle wurden von Neckermann unter dem Weltblick-Label verkauft.....
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich erstmals auf Gerüchte um ein angebliches 120 mm Modell von Neckermann/Weltblick gestoßen bin.
Auf jeden Fall war es vor ein paar Jahren in einem indischen Astronomie-Forum als ich davon las.
Laut der indischen Kollegen wurde der Weltblick 120/1000 mm Achromat Refraktor am 01.04.2000 zum 50 jährigen Firmenjubiläum von Neckermann in einer Auflage von nur 20 Stück aufgelegt. Erstmals griff man hier auf eine Kooperation mit der Firma Syntha zurück.
Jahrelang blieb dieser Refraktor für mich ein Phantom.....ohne Unterlass schaltete ich in allen möglichen Kleinanzeigen-Portalen entsprechende Such-Anzeigen.
Nie kam jedoch ein Angebot – im Gegenteil: ich wurde mit Spott und Häme überschüttet. Einige ganz seriöse Sammler drohten mir sogar Schläge an, wenn ich diese unsinnigen Such-Anzeigen nicht löschen würde.....tja und dann......am 01.04. morgens um 7:30 Uhr klingelte das Telefon.
Es meldete sich ein gewisser Knut Jasmund, der mir in etwas schnoddrigem Slang sagte, dass er „da oben auf seinem Heuboden ein grau-weißes Guckrohr gefunden habe und da würde was von WELTLICK draufstehen.....und das Ding wäre groß !“
Ich war völlig elektrisiert und mit einem Schlag hellwach – ich fragte Knut, ob es da einen Sticker oder Aufkleber am Fernrohr gäbe und was denn daraufstünde. Knut : „ Jo warde mal mein Jung, ich geh da mal gucken....“ nach einer gefühlten Ewigkeit kam er an den Hörer zurück und sagte nur „jo, 120“ .
Mit einem undeutlichen Grunzen fragte ich ihn nach seiner Adresse, tankte den Wagen voll und fuhr sofort los nach Hagen. Nicht DAS große Hagen, nein sondern ein kleines verträumtes Dorf in Schleswig-Holstein. 4 Stunden war ich unterwegs, wobei ich den 3.2 Liter V6 Sauger freudig hochdrehen liess und diverse Blitzanlagen erfreute.
Endlich, da war der Hof ! Mit Elan schwang ich mich aus dem Coupe und meine Schuhe versanken mit einem schmatzenden Geräusch in einer Masse, die früher auch gern als das Gold des Landwirtes bezeichnet wurden – GÜLLE.
Egal - Schlamm und Kot-Spritzer hinter mir herschleudernd lief ich auf Knut Jasmund zu, der mich gerade noch auffangen konnte, als ich in einer besonders tiefen Gülle-Pfütze auszurutschen drohte.
Lachend führte er mich in die Scheune und auf den Heuboden.....und: da lag der Refraktor ! Zwar arg verschmutzt und offensichtlich auch schon mal nachlackiert., aber er war es tatsächlich ! Der Weltblick 120/1000 ! 18 Jahre hatte er hier gelegen – am 01.04.2000 hatte er das Licht der Welt erblickt und am 01.04.2018 fand ich ihn nun hier wieder !
Mit einem gutturalen Schrei sank ich in die Knie, wobei ich mit meinen Knien 2 Eier zerdrückte, die die Henne Berta hier grade 5 Minuten vorher gelegt hatte. Eiklar und Eigelb verschmierten sich auf dem Stoff meiner Hose zu einem harmonischen Orange-Ton....
Knut Jasmund stand etwas irritiert daneben und erzählte mir noch einiges über das „Guck-Rohr“ ( am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt – so einen extrem seltenen Refraktor nennt man doch nicht ein „Guck-Rohr“ ! ).
Auf jden Fall ging aus seinem unqualifiziertem Geblubber hervor, dass der gute Knut nicht gerade zu den Leuchten der Menschheit gehörte.
So hatte ich auch kein schlechtes Gewissen, als ich sah, wie er sich über den 50 DM-Schein freute, den ich ihm für den Refraktor in die Hand drückte.....
Um ihn kurz loszuwerden, fragte ich, ob er eine Tüte oder so etwas für den Refraktor hätte.....er verschwand um eine zu holen und ich stopfte mir schnell noch die Manteltaschen mit den restlichen, unversehrten Eiern von Henne Berta voll......
Als Knut mit einer Lidl-Tüte auf den Hof stürmte, sah ich ihn schon nur noch im Rückspiegel.
Fröhlich winkte ich ihm einen Abschiedsgruß zu...er kam noch zur Seitenscheibe gerannt und wollte mir für unterwegs ein Körbchen mit Eiern anbieten, was ich jedoch unter dem Vorwand keine Eier zu mögen ablehnte.......der Troll !
Zuhause habe ich den extrem seltenen Weltblick 120/1000 Refraktor dann ordentlich geputzt und zeige hier mal ein paar Bilder.....
Die Inder hatten Recht gehabt.......
Mit freundlichen Grüßen Michael