Hallo zusammen,
da hier Fragen aufkamen bezüglich langsamer Doublets mit vermindertem sekundärem Spektrum und der Spekulation welche Gläser da nun Verwendung finden könnten will ich mal etwas Licht ins Dunkel bringen.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=222058
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=222286&whichpage=2
Grundsätzlich sollte man bei Achromaten sehr vorsichtig sein mit Aussagen wie verbesserter Farbkorrektur oder der gleichem.
In der Regel sind das hier reine Marketing Sprüche ohne jeglichen Wert.
Also Vorsicht nur weil da sowas steht heißt das noch lange nicht das das sekundäre Spektrum tatsächlich vermindert ist.
In den meisten Fällen werden nach wie vor billige Standard Gläser verwendet und das sekundäre Spektrum der Glaspaarung ist so wie wir es immer schon von Standardgläsern kennen.
Was man da nun wie reduziert haben will bleibt das Geheimnis der Marketing Strategen.
Man versteckt sich dann auch gerne hinter geistigem Eigentum und das könne man nicht preisgeben. Das ist Humbug.
Es ist jedem der halbwegs was von Optik versteht möglich innerhalb kürzester Zeit die passenden Gläser zu finden und ein entsprechendes Design zu erstellen.
Also bloß nicht verrückt machen lassen von vollmundigem Marketing Getöse.
Insbesondere dann wenn keinerlei Information gegeben wird wie denn nun die verbesserte Farbkorrektur erreicht wurde.
Nichtssagende Begriffe wie LD oder sonst ein D sind reine Marketing Bezeichnungen und Kennzeichen keine Glasfamilie.
Darauf muss man nichts geben.
Die reine Fixierung auf die Dispersion ist ohnehin Unsinn denn das wirklich Entscheidende was solche Gläser besonders macht ist nicht die Dispersion sondern die relative Teildispersion.
Ein gewöhnliches Glas mit niedriger Dispersion nützt mir Garnichts wenn dessen relative Teildispersion nicht signifikant von der Normalgeraden abweicht.
Gläser deren relative Teildispersion von der Normalgeraden abweicht gibt es mit ganz unterschiedlicher Dispersion.
Ich kann daher auch ein solches Glas mit hoher Dispersion verwenden um den Farbfehler zu verkleinern.
Das ist zb. bei den Zeiss AS der Fall.
Der hier verwendete Kurzflint weist eine anomale relative Teildispersion auf und das ist das Entscheidende
Man kann auch statt des Kurzflint einige Lanthan Gläser zur Reduzierung des sekundären Spektrums verwenden.
Darauf könnte die im Link oben erwähne „Aufregung“ gründen.
Allerdings wäre LD hier die völlig falsche Bezeichnung für so ein hier infrage kommendes Lanthan Glas sondern eher HD also high Dispersion da solche Lanthan Gläser eine relativ hohe Dispersion aufweisen.
Das Problem ist allerding auch hier wie bei den Zeiss AS das solche Paarungen schnell zu spürbarer SA höherer Ordnung neigen die entweder wie bei den AS mittels Retusche korrigiert werden müsste oder man muss sich auf große Öffnungszahlen beschränken wo die Auswirkungen einer solchen Aberration dann auch ohne Retusche auf ein vernachlässigbares Maß reduziert werden.
Eine solche Optik mit einem durch ein Lanthan Glas reduziertem sekundärem Spektrum wäre zb. diese hier.
http://www.frtelescopes.com/frt127.html
Durch das Lanthan Glas wird der Farbfehler dieses N 12 Doublets auf das Level eines FH mit N 15,6 FH gesenkt.
Zeiss würde genau wie bei den AS Halb APO dazu sagen.
Im Falle des ftr127 sagt man wie man die Verbesserung erreicht hat und um wie viel man das sekundäre Spektrum mindern konnte.
Das ist wesentlich vertrauenserweckender als irgendwelche Nebulösen Sprüche.
Nicht desto Trotz Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser will ich mal von der theoretischen Seite prüfen inwieweit oben gemachte Versprechungen machbar sind.
Also hab ich mal so einen 127 N12 Lanthan halb APO gerechnet.
Ich verwende bei meinem Design die Glaspaarung H-BAK2 / H-LAF54.
Das H-BAK2 ist ein ganz normales Standardglas und das H-LAF54 ist ein Lanthan Glas hoher Dispersion.
Diese Kombination ergibt ein sekundäres Spektrum von f/2660 und das ist damit um Faktor 2660/1800= 1,47 geringer als eine Glaskombination aus 2 Standardgläsern.
Mit anderen Worten mein Design des 127 N12 erreicht die Korrektur des Farblängsfehlers eines klassischen FH 127 N 12x1,47 = N 17,6
Beim ftr127 verspricht man die eines FH mit N 15,6 und damit sicherlich nicht zu viel.
Das liegt also absolut im Bereich des Möglichen.
Hier auch mal Spots von meinem Design des Lanthan halb APOs im Vergleich mit denen eines klassischen FH mit gleichen Eckdaten also hier jeweils 127 N12
Dargestellt werden die 3 Wellenlängen F (486nm) e (546nm) und C (656nm)
Man kann auch noch andere Paarungen mit dem H-LAF54 wählen die noch ein deutlich kleineres sekundäres Spektrum der Glaspaarung ergeben.
Allerdings steigt dann die SA höherer Ordnung und man müsste wie bei den Zeiss AS eine Retusche zu deren Korrektur vornehmen oder mit noch größeren Öffnungszahlen oder kleinerer Öffnung arbeiten.
Ich wollte aber bewusst bei 127 N12 bleiben da schien mir H-BAK2 / H-LAF54 die vernünftigste Wahl.
Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen
Grüße Gerd