Messier 1 der Krebsnebel – 2007 und 2018

  • Moin zusammen,
    nach einer gefühlten Ewigkeit möchte ich einmal wieder eine Aufnahme zeigen.
    Einzelheiten zum Krebsnebel muss ich wohl kaum aufzählen.
    Wirklich Neues gibt’s auch nicht zu vermelden, nur, dass ich diesen SN-Überrest neu fotografiert habe.


    Durch das phantastische Ergebnis von Detlef Hartmann angeregt, wollte ich auch einmal sehen,
    was ich hinsichtlich der allmählichen Ausdehnung der Gasmassen von M1 deutlich machen kann,
    auch wenn ich dafür nur zwei Aufnahmen verwenden kann.
    Ich habe dazu eine frühere Aufnahme von 2007 mit dieser neuen überlagert und war überrascht,
    wie deutlich die Expansion bereits nach 10 Jahren erscheint.
    Jetzt mutig geworden, wollte ich auch messtechnisch an die Beurteilung der Aufnahmen gehen.
    Dazu habe ich das Bildfeld der Kamera-Optik berechnet und komme auf eine Bildfeldbreite von 36 Bogenminuten
    und damit auf einen Maßstab für die weitere Berechnung.
    Nachdem ich über eine ganze Reihe von Berechnungsschritten die Strecke der Ausbreitung in den Randbereichen des Krebsnebels bestimmen konnte,
    kam ich auf eine Strecke von 2,5 Bogensekunden.
    Ich hatte dazu einen markanten Knoten am Nordrand markiert und mit der Aufnahme von 2007 verglichen.
    Umgerechnet in km ergibt sich eine Expansion von 74,53 Milliarden km innerhalb von 10 Jahren.
    Klar, dass hier großzügig gerundet werden darf. Die Entfernung von M1 muss für dieses Vorgehen bekannt sein.
    Einheitliche Angaben gehen von 6300 bis 6500 Lichtjahren aus. Damit haben wir alle Daten,
    um auch auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu schließen.
    Der Wert, der sich dabei ergibt, beträgt 2363 km/s.
    Kann das stimmen?
    Nun, die Fachastronomie bietet Angaben zwischen 1500 km/s und 2600 km/s.
    Damit befinde ich mich mit meinen Ergebnissen in einem sehr akzeptablen Bereich.
    Natürlich ist das nichts Neues, es hat aber Spaß gemacht, diese Werte zu ermitteln.


    In diesen Veröffentlichungen finden sich Angaben zur Ausbreitungsgeschwindigkeit der Hülle von M1:
    Kapitel: The Linear Velocity, S61, S62
    (1996) https://www.hcs.harvard.edu/~jus/0302/bester.pdf
    (1991) http://adsabs.harvard.edu/full/1991ApJ...373L..59B
    Mag sein, dass es inzwischen auch neuere Angaben gibt.


    Daten zur Aufnahme:
    Messier 1-2018:
    Teleskop: 14“-Newton mit 1200 mm Brennweite
    Kamera: Atik 460 EXm
    Aufnahmen: L: 15x 10 min, R, G, B: je: 9x 10 min, Ha: 20x 10 min, [O-III]: 12x 10 min
    Gesamt: 12,3 h
    Größer: http://www.gwaquarius.de/M1_LRGB_Ha_gr.jpg
    Originalgröße: http://www.gwaquarius.de/M1_LRGB_Ha.jpg
    GIF-Animation: http://www.gwaquarius.de/M1_0718.gif


  • Mit einem Wort: Hammer! Das ist multitemporale Astrofotografie auf Profi-Niveau. Die Expansion wirkt schön plastisch. Auch interessant, dass die Bildqualität vor 10 Jahren schon so gut war wie heute. Danke für's Zeigen!


    Gruß, Marco

  • Super Gerald!
    Und wie von dir gewohnt, zusätzlich zum 1A-Bild auch in wissenschaftlicher Weise aufbereitet.
    Hätte ich nicht gedacht, daß man in nur 10 Jahren so einen Unterschied sehen kann.

  • Dietmar, Marco, Simon, Roland, Hannes, Rainer:
    Herzlichen Dank euch für diese netten Rückmeldungen!
    Nach dieser etwas längeren Pause tat es mir gut, mal wieder einzutauchen in diese Materie.
    Die, wie man sieht, in beständiger Veränderung ist.
    Wobei ja meistens ein einziges Menschenleben nicht ausreicht, diese Veränderungen auch wahrzunehmen.

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