Hallo Micha,
da stimme ich zu. Aber ich frage mich andererseits auch, wieweit ein Fall wie dieser überhaupt ein Herstellerproblem ist...
Ich stelle mir das so vor (reine Spekulation): die Linsen werden vermutlich gar nicht groß justiert, weil sie genügend genau aus der Massenfertigung kommen reicht es, sie mit einer Schablone in die Fassung zu legen und dann den Vorschraubring mit definiertem Druck leicht daraufzuschrauben. Der Hersteller in Übersee weiß aus Erfahrung wie fest bzw. locker es sein muß, um auch den Versand um die halbe Welt zu überstehen, und er weiß, dass die Abbildungseigenschaften wegen der minderwertigen Fassung und der fehlenden Justage eine gewisse größere Streubreite haben, als es die Optikqualität hergäbe, was ihm aber annehmbar scheint und tatsächlich brauchbare Ergebnisse bringt.
Jetzt kommt ein erfahrener Händler, erkennt, dass da mit perfekter Justage für einen guten Kunden noch etwas gehen könnte, justiert und setzt den Ring am Ende aber einen kleinen Tick zu leicht wieder auf. Im normalen Umgang reicht es zwar, aber der Paketbote hat keine Zeit und wird auch viel zu schlecht bezahlt um normal mit dem Paket umzugehen. Und mit einem "Rutsch"... wird von dem die Justage zum Bärendienst gemacht.
Ich weiß nicht ob es so war. Aber wenn es so war, was könnte der Hersteller tun? Er könnte die Linsen mit Klebetropfen fixieren - dann können Endanwender nichts verschlimmern, aber zerstörungsfrei vermutlich auch nichts mehr verbessern. Er kann wie vorgeschlagen Schrauben reinsetzen, muß dann aber damit rechnen, dass respektlose Kunden, verlockt vom niedrigen Preis und verführt von Selbstüberschätzung daran herumdrehen, und wenn es schief geht nix vom Muschelbruch oder Dejustage wissen wollen, da freut sich dann der Händler über die Retoure. Er kann für mehr Geld eine bessere Fassung verbauen, das schafft Respekt beim Kunden, der dann seine Finger davon lässt. Aber dann guckt der Einsteiger eben in die Röhre und schreit so lange nach billigem Ersatz bis ein anderer Hersteller das gleiche Spiel beginnt...
Ich will damit nicht sagen, wir lebten in der besten aller möglichen Welten. Aber man kann eben nicht alle Vorteile für sich haben. Wenn ich wenig Geld ausgeben will, aber dafür mit etwas Engagement kleine Schwächen an einem Produkt mit gutem Potential selber ausbügeln kann, ist mir das immer noch lieber, als gar kein günstiges Produkt kaufen zu können, oder nur ein minderwertiges ohne Potential, aus dem sich gar nichts weiter rausholen lässt.
Die Fassungen wie Du sie beschreibst werden vielfach verkauft und anscheinend auch erfolgreich benutzt, mancher Kunden nutzt auch ihr "Tuning"-Potential. Da wäre es doch schade, wenn Beschwerden in so einem Einzelfall allein dem Hersteller angelastet würden, obwohl sie in Wahrheit ihre Ursache in einer unglücklichen Verkettung von Umständen gehabt hätten. Und geradezu fatal wäre es, wenn der Hersteller womöglich Konsequenzen zöge, mit denen am Ende beinahe allen weniger gedient wäre...
Und wenn ich dann höre die Beschwerde käme auch noch von Kunden, die sonst Edelequipment einsetzen, dann weiß ich noch weniger ob mit der Empörung tatsächlich den Einsteiger-Interessenten gedient sein soll. Da habe ich dann fast schon den Verdacht, dass so jemanden der kleinste Anlass willkommen ist, um ein preiswertes Einsteiger-Produkt extrem viel schlechter zu machen als es ist, nur um die eigene historisch teurere Ausrüstung im Vergleich viel besser und "preiswürdiger" aussehen zu lassen. Weil man dafür mal viel mehr Geld hinlegen musste und sich nicht eingestehen mag, dass ein ähnliches oder sogar besseres Beobachtungsergebnis heute viel billiger zu haben ist. Wie gesagt, ist nur ein Verdacht...
Gruß,
Mathias[8D][8D]