Parallelität Objektiv-Autoguider

  • Hallo zusammen,


    mal eine ganz blöde Frage... Muss das Autoguiding-Sucherfernrohr parallel zur optischen Achse der Haupt-Aufnahmeoptik ausgerichtet sein?


    Da sich beides um die gleiche Achse der Montierung dreht, müsste das doch egal sein? Oder habe ich etwas übersehen?


    Konkret würde ich auf meiner Skywatcher StarAdventurer gerne mit einem Objektiv fotografieren, das ich mangels passender Rohrschelle nicht um seine optische Achse drehen kann. Um den Bildausschnitt drehen zu können, müsste ich es auf einem Kugelkopf montieren.
    Aber Kamera + Objektiv + Sucherfernrohr + MGEN auf einer Prismenklemme auf einem Kugelkopf zu montieren, nur um beide Optiken parallel zu bekommen, das dürfte den Kugelkopf überlasten.
    Aber nur Kamera + Objektiv auf Kugelkopf und dann daneben Sucherfernrohr und MGEN, das zusammen nebeneinander auf einer Prismenklemme stelle ich mir leichter zu tragen vor.


    Vielen Dank schon mal für eure Einschätzungen! :)



    Clear skies


    Robin

  • Hallo Robin,


    Normalerweise sollten Objektiv und Leitrohr möglichst parallel sein, um Bildfelddrehung bei langen Belichtungszeiten zu vermeiden. Je genauer die Einnordung ist und so kürzer die Belichtungszeiten werden, um so geringer wird diese Drehung.
    Bei der SA guidest Du aber nur in einer Achse. Die Bildfelddrehung und Abweichungen in DE durch Einnordungsfehler kannst Du also sowieso nicht ausgleichen. Deshalb müssen Aufnahmeoptik und Guiderohr auch nicht parallel sein.


    Fazit: Du kannst das Leitrohr auf das untere Gewinde der L-Schiene setzen und auf einen Stern am Äquator guiden. Das wird von einigen Leuten so gemacht und funktioniert sehr gut.


    Edit: Welches Objektiv benutzt Du? Vielleicht kann man ja eine Stativschelle von einem anderen adaptieren.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    wobei: Die Bildfelddrehung durch Fehlausrichtung kannst Du auch mit zweiachsiger Nachführung nicht korrigieren, allenfalls etwas mildern, aufheben ließe sich der Effekt nur mit einem drehbaren Kameraflansch (Derotator), der entsprechend angesteuert wird. Bei Aufnahmen mit AltAz-Montierungen geht es ohne so ein Ding gar nicht.


    In meinen Augen der Casus Knacktus ist die Stabilität der Ausrichtung, d.h. die beiden unabhängig montierten Kameras dürfen sich nicht gegeneinander bewegen, damit Guiding und Imaging während einer Belichtung nicht driften. Das wäre vollkommen unauffangbar.


    CS
    Jörg

  • Hallo Robin,


    Die Bildfelddrehung passiert ja um den Nachführstern. Der Grad-Bogen den die Sterne machen hängt vom Polfehler und der Belichtungszeit ab. Je weiter der Nachführstern von der Fotomitte weg ist umso schlimmer erscheinen die Sternbögen. Wenn man bei der Polaufstellung leidlich aufgepasst hat und bei modernen Cameras nicht zu lange Belichtungszeiten nimmt (Ich denke hier an 1-2min Subexposures) sollte das alles kein Problem sein.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Gert,


    wie Marcus (Mettling) schon schrieb, führt der Star Adventurer nur in RA nach.
    Es kommt also nicht (wie bei zweiachsiger Nachführung) zu Bildfelddrehung um den Guidestern (Winkelgeschwindigkeit nur abhängig von der Polabweichung).


    Beim SA bekommst du stattdessen bei ungenauer Polausrichtung Strichspuren, und zwar unabhängig davon, wo dein Leitstern sitzt.


    Also Robin: möglichst gut ausrichten, die Position des Leitsterns ist egal.


    Das Polar Align von SharpCap (mit einem Sucher 180mm und z.B. der ASI120) mit seinem Plate Solving arbeitet meiner Meinung nach am Besten und auch sehr schnell.
    Damit kriege ich sensationell kleine Polfehler, so dass ich mit dem geguideten SA viele minutenlang punktförmig nachführen könnte (wenn es das Wetter zuliesse).


    Gruss
    Günter

  • Entweder mache ich jetzt einen Gedankenfehler oder Ihr.


    Bildfelddrehung entsteht, wenn die Montierung nicht eingenordet ist und hat nichts mit der Wahl des Guidingsterns (solange man nicht gerade den Polarstern wählt) zu tun.


    Nehmt folgendes Gedankenbeispiel: Die Aufnahme erfolgt per Weitwinkel und umfasst den gesamten sichtbaren Himmel mit dem Polarstern in der Bildmitte. Dann darf die Guidingkamera jeden Stern mit Ausnahme des Polarsterns nehmen um nachzuführen.


    Zwecks Vereinfachung habe ich Polarstern mit 'Pol' gleichgesetzt.


    Die Sache sieht anders aus, wenn man das Einnorden schlampig macht, weil man ja guidet. Dann minimiert man den Fehler der Bildfelddrehung, wenn man auf die Mitte der Aufnahme guidet. hmm, im Weitwinkelfall wär's noch nicht mal die Mitte, da dreht es sich so wenig, dass der Autoguider nichts mitkriegt, eher die Mitte zwischen Bildrand und Polachsenausrichtung. hmm, muss ich mir mal bei Gelegenheit noch mal aufmalen ...


    hmm, letztlich spielt auch eine Rolle, welcher Nachführfehler der Montierung größer ist. Falsche Ausrichtung oder fehlerhafte Nachführgeschwindigkeit. Als Extremfall könnte der Guider die komplette Nachführung übernehmen, indem er ausreichend 'Ticks' an die Nachführachse schickt. Bei modernen Montierungen mit Stepper dürfte der Nachführfehler aber recht klein ausfallen oder man hat 'lunar' anstelle von 'siderisch' eingestellt. [;)]

  • Hallo Kalle,



    Bei exakter Polausrichtung und Nachführung entsteht keine Bildfehldrehung.
    Dabei ist nur die Nachführung in RA nötig (wegen dem Schneckenfehler), DEC muss wegen exakter Polaustrichtung nicht korrigiert werden.


    Bei nicht exakter Polausrichtung und Nachführung entsteht Bildfelddrehung um den Leitstern.
    Dabei muss sowohl in RA als auch in DEC korrigiert werden.
    Die Drehwinkelgeschwindigkeit ist nur von dem Ausrichtungsfehler abhängig (nicht von der Brennweite, nicht von der Position des FOV).


    Das langbelichtete Ergebnis zeigt also einen punktförmigen Leitstern und darum angeodnete Kreisbögen, deren Länge nur vom Abstand vom Leitstern, von der Belichtungszeit und vom Polausrichtungsfehler abhängen.
    Bei einigermassen passender Polausrichtung und nicht zu langer Belichtung sind diese Kreisbögen meist kaum erkennbar, und wenn, dann nur weit weg vom Leitstern.


    Etwas anders sieht es beim Star Adventurer bei nicht exakter Polausrichtung aus.
    Da er nur in RA korrigiert, gibt es abhängig von der Position des FOV (bzw. des Leitsterns) und der Grösse und Richtung der Polabweichung mehr oder weniger lange Strichspuren.


    Aber, wie gesagt, mit penibler Polausrichtung ist auch das Guiden nur einer Achse beim SA sehr sinnvoll.




    ps:
    ich guide nicht, weil ich schlampig einnorde, sondern weil die von mir bezahlbare Montierung nun mal einen Schneckenfehler hat, der so nicht tolerierbar ist.
    Ich könnte beispielsweise meist die DEC-Korrektung selbst bei mehreren Minuten Belichtung ganz abschalten. Soviel zu schlampiger Polausrichtung.


    Für meinen SA hab' ich übrigens mit eine Arduino eine funktionierende DEC-Nachführung gebaut (war schneller als die Jungs von Teleskop-Austria). Der Aufwand lohnt aber nicht, da ich mit genauer Polausrichtung genasoweit komme.



    Gruss
    Günter

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure Kommentare. Dann kann ich es also wagen, das mal so zu probieren. :)
    Wollte ich eigentlich mit dem Setup schon seit einigen Monaten, aber das Wetter hatte nie gereicht. Dann mache ich es mal ohne Generalprobe demnächst im Urlaub so.


    Clear skies


    Robin

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