Hallo allerseits,
ich habe die letzten Schlechtwettertage damit verbracht ein neues Bild fertig zu stellen. Es handelt sich um die Zentralregion vom Irisnebel NGC7023.
Eine Detailansicht:
Und hier in groß mit weiteren Infos:
http://www.astrofototeam-niede…fotografien/99930_6_g.jpg
Eigentlich ist das ja ein Objekt für ein etwas größeres Kamerafeld wo sich die ganzen Staubregionen vom Hintergrund trennen. Hier habe ich mich allerdings nur auf das Zentrum konzentriert. Mein Ziel war es, wie fast immer ein möglichst scharfes Bild der Details hin zu bekommen. Zudem fand ich es sehr spannend und auch irgendwie schön, wie der Zentralstern seine nächste Umgebung anleuchtet und es nebenan ein Loch im Nebel gibt wo die Hintergrundsterne hindurch leuchten können.
Die technischen Daten: 15 mal 1000 Einzelbelichtungen a 2 s. Dazu noch 4 mal 1000 Belichtungen a 0,5 s fürs Zentrum und 5 mal 1000 Belichtungen a 4 s für die Farbe. Das ganze durch mein C11 mit Reducer auf f/5 gebracht ohne jeden Filter. Gestackt in AutoStakkert in 1000er Gruppen, (Verwendungsrate 100% bei Sigma Klipping) und dann (per Auge gewichtet) in PS zusammen gefügt. Der Nebel wurden geschärft mit iterativer PSF-Schärfung in Fitswork, Die Sterne wurden maskiert und von der Schärfung (etwas) verschont.
Insgesamt habe ich 3 Abende benötigt. 2 Abende waren wirklich klasse mit super Seeing. Hier nutzte ich die ASI178 MM für die Luminanz. Der 3. war da etwas mieser, den habe ich dann für die Farbe genutzt mit der ASI178 MC.
So weit, so gut. Der Zentralstern (SAO 19158) hat mich dann aber doch etwas genervt. Der ist mit ca. 7 mag einfach zu hell und hatte nach den „normalen“ Belichtungen einfach einen zu großen Durchmesser. Wenn ich schon nur 2 s belichte, dann dachte ich, dass ich die Sterne auch klein halten könnte, aber nein. Ich belichtete am 2. Tag deshalb besagte 0,5 s und, ich verringerte auch die Verstärkung (Gain) , damit die Umgebung des Sterns noch zu sehen ist. Dabei ist mir mal wieder folgendes klar geworden: Wir haben uns in der Fotografie längst daran gewöhnt, dass helle Sterne einen größeren Durchmesser haben als schwache. Eigentlich normal, möchte man meinen, auch in Sternkarten wird das ja so verwendet. Aber : eigentlich ist das ein Artefakt. Hervorgerufen durch Streuung in die Atmosphäre, Beugung und Streuung im Teleskop und Streuung auf dem Kamerachip. Genau das ist ja der Grund, warum sich „visuell“ so sehr von „fotografisch“ unterscheidet.
Ich wollte auf jeden Fall den hellen Flatschen so klein wie möglich halten um zu sehen, was es so in seiner nächsten Umgebung für Details gibt. Und siehe da, da gab es erstaunlich viele Details. Der Begriff Irisnebel bekam für mich eine ganz neue Bedeutung. Als ganzer Nebel mag er an eine große blaue Blume erinnern, als Detailbild, um den Zentralstern herum, erinnert der Nebel aber an die (blaue) Iris eines Auges. Apropos Farbe. Der Stern, der offensichtlich den ganzen Staub beleuchtet ist ein blau-weißer Stern. Wie kommt es aber dann zu der eher rötlich-braunen Färbung einiger Wolken? Die ´Astrofreunde Franken´ geben da Auskunft.
http://www.astrofreunde-franken.de/ngc7023.html
Es handelt sich nicht um H(a) Gebiete, sondern um Fluoreszenz von PAHs, aromatische Kohlenwasserstoffe und Bausteine des Lebens. Seitdem ich das weiß frage ich mich, ob es da eher riecht oder stinkt;-)
Mein Interesse richtete sich dann aber wieder auf die nächste Umgebung des hellen Sterns. Die Ringe um den Stern konnte ich schnell als Beugungsringe identifizieren. Eigentlich geil. Ich habe so gut wie noch nie Beugungsringe in Deep-Sky-Bildern ausmachen können. Klar, bei Planeten erreicht man (manchmal) die theoretische Auflösungsgrenze. Bei Deep-Sky-Bildern hatte ich immer einen Faktor 5 bis 10 im Kopf. Aber hier, dank des super Seeings an den 2 Tagen, erreichte ich eine Auflösung von ( mehr oder weniger überschlagen und geschätzt) knapp unter 1“. Also gerade mal Faktor 2.
Als nächstes ging es jetzt darum Vergleichsbilder zu finden. Puh, da gab es nicht mehr viele. Die üblichen Verdächtigen hatten sich doch stark auf die großflächigen Staubregionen konzentriert. An Tiefe konnte ich nicht mithalten, klar, aber die Details um den Zentralstern herum hatte bisher niemand abbilden können. Am Ende landet man natürlich, wie immer, bei Hubble. Aber: auch hier hat der Stern seine Spuren hinterlassen und einige Teile überstrahlt. Bei der Planung der Bilder wurde deshalb vermutlich sogar der Stern bewusst ausgeschlossen. Irgendwie wirkt das Hubble-Bild doch auch etwas improvisiert. Für mich aber der Quell einer diebischen Freude: auch hier gibt es überstrahlte Bereiche, die aber in meinem Bild zu erkennen sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/NGC_7023
Das Schöne hier im Forum ist ja, dass auch echte Profis hier mitmachen. Also habe ich mal kurz nachgefragt, ob es evtl. bodengebundene Bilder gibt, die die direkte Umgebung von SAO 19158 zeigen? Ergebnis:
„tut mir Leid, ich kann auch in unseren Archiven da nichts finden“ ( herzlichen Dank an Caro)
Mir aber tat das gar nicht Leid, ich hatte da wieder diese diebische Freude, dass ich Details aus der direkten Umgebung von SAO 19158 zeigen konnte die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte. (ok, mit einem gewissen Vorbehalt ;-)) aber spannend allemal.
Ich hoffe euch gefällt das Bild,
viele Grüße,
ralf