Hallo zusammen,
langbrennweitige Übersichtsokulare waren bisher entweder preiswert, kompakt und am Rand ziemlich unscharf oder groß, klobig, schwer und teuer.
Das könnte sich jetzt vielleicht ändern oder zumindest scheint es einen vielversprechenden Schritt zu einem randscharfen, recht schlanken und damit sogar binotauglichen Okular zu geben. Bereits im Januar hatte APM im amerikanischen Forum Cloudy Nights (CN) verlauten lassen, dass sich ein derartiges Okular mit 30 mm Brennweite und 70 Grad Bildwinkel in der Entwicklung befindet. Jetzt ist es auf der Webseite offiziell angekündigt.
Dieses Okular wird erst durch ein neuartiges Design möglich.
Hier einige allgemeine Vorbemerkungen, bei großen Gesichtsfeldern ( > 70 Grad), vor allem in Kombination mit lichtstarken Teleskopen lassen sich die Bildfehler am Rand wie Bildfeldwölbung und Astigmatismus sehr viel besser korrigieren, wenn eine Barlow-Linse – häufig als Smyth Lens bezeichnet - integriert wird. Sie erzeugt Bildfehler mit negativem Vorzeichen, die die Fehler der folgenden Linsenelemente weitgehend kompensieren. Auf diesem bereits 1960 bei Zeiss von Köhler entwickelt Prinzip, das in ein 120 Grad Periskop-Okular einfloss, basieren fast alle modernen Super-Weitwinkelokulare wie Nagler, Ethos usw. Leider zahlt man einen erheblichen Preis, die interne Barlowlinse vergrößert das Bild, sodass das Strahlenbündel und damit die nachfolgen Linsenelemente einen deutlich größeren Durchmesser als bei einer einfachen Konstruktion wie Plössl, Erfle oder ähnlichen besitzen.
Der Bildwinkel wird durch die Größe der Barlow-Linse bestimmt, sie solle daher möglichst groß sein, die nachfolgenden Elemente müssen wie beim Nagler zu erkennen deutlich größer sein.
Das UF 30 mm beschreitet hier einen neuen, interessanten Weg:
die integrierte Barlow-Linse hat einen größeren Durchmesser als die direkt nachfolgen Elemente, vor allem die Feldblende. Auf diese Weise bleibt das Okular recht schlank. Es wirft natürlich die Frage auf, wie dann das eintretende Lichtbündel ohne Beschneidung durch das Okular laufen kann. Laut dem Designer, der sich auf CN dazu geäußert hat, besteht die Barlow-Linse aus einer positiven Linse aus sehr hoch brechendem Glas und einer negativen mit sehr kleinem Brechungsindex. Dadurch wird das Lichtbündel praktisch in der recht dicken Linsenkombination 'verschlankt' obwohl beide Linsen zusammen wie es sich für eine Barlow-Linse gehört vergrößern, vermutlich allerdings nur minimal. Glaubt man dem ersten Bericht auf CN (von Markus Ludes, also noch kein unabhängider Tester) so soll das Okular selbst an einem Newton bei f/5 sehr gute Randschärfe besitzen.
Kurzum, ich halte es für eine hochinteressante Konstruktion, bin gespannt, ob das Okular hält was es verspricht und werde es sobald die ersten Exemplare auf dem Markt sind testen.
Beste Grüße
Thomas
p.s. Die Angaben bei APM zum Durchmesser der Feldblenden (bei allen UF Okularen) finde ich ziemlich verwirrend, da hier die tatsächlichen Abmessungen der Blenden (physical field stop) angegeben sind, statt wie üblich die optisch relevanten Größen (effective field stop), aus denen man das tatsächliche Gesichtsfeld berechnen kann