Geldmittel für Profiastronomie

  • Nun hmm,
    ich frage mal anders herum: Welche Instanz soll denn bestimmen, ob Ausgaben/Investitionen in eine bestimmte Forschungsrichtung gut ist bzw. welche Forschung man bevorzugen soll? Das Problem: Man investiert Zeit und Geld für etwas, dessen Ergebnis man ja gerade nicht kennt. Jeder, der sich anmaßt das im Vorfeld zu wissen, ist entweder ein Hellseher (daran glaube ich aber nicht) oder einfach nur anmaßend/überheblich.


    Dann bleibt noch die Frage, ob man überhaupt Zeit und Geld dafür ausgeben soll. Nun ja, ohne Erforschung/Entwicklung würden die Menschen immer noch auf Bäume flüchten, wenn eine Großkatze in der Nähe ist. Feuer würden sie immer noch nicht beherrschen. Forschung im Sinne von "Einsatz der Hirnmasse" ist die Fortführung der Evolution. Und sei es nur, um sich an veränderte Umweltverhältnisse rechtzeitig anzupassen. "Neugier" ist eine Eigenschaft, die die Natur den Menschen (und auch anderen Tieren) mitgegeben hat, um zu überleben.


    Welchen Nutzen Astronomie aktuell liefert ist gar nicht die Frage. Selbst, wenn der Nutzen aktuell gleich null wäre. Wer weiß denn, ob das in 50 oder 500 Jahren nicht anders wäre.


    Historisch hatte Astronomie jedenfalls einen Nutzen.


    Einen "kalten Krieg" in einen Wettlauf zum Mond umzudeuten, das wird leider viel zu selten praktiziert. Wäre unterm Strich billiger und sinnstiftender.

  • Hallo zusammen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ich frage mal anders herum: Welche Instanz soll denn bestimmen, ob Ausgaben/Investitionen in eine bestimmte Forschungsrichtung gut ist bzw. welche Forschung man bevorzugen soll?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Im Normalfall bestimmen das die Bewilligungsausschüsse der großen Förderorganisationen, basierend auf Fachgutachten. Als Forscher stellt man einen Antrag, der genaue Angaben darüber enthalten muß, welchen Gegenstand man erforschen will, welche Ergebnisse man erwartet, welche Mittel man dafür benötigt (Geräte, Personal, Reisen, Kopierkosten nicht zu vergessen), wie lange man zur Durchführung des Projektes braucht - und natürlich wieviel Geld man benötigt. Wenn man da hineinschreibt, daß man nicht wisse, was bei alldem herauskommen soll, weil man ja kann Hellseher sei, dann spart man sich besser das Portogeld.


    Der Antrag wird von der Förderorganisation an internationale Fachgutachter weitergeleitet. Wenn die Fachgutachten positiv sind, heißt das aber noch nichts, denn als nächstes werden alle positiv begutachteten Anträge eingesammelt, es wird ausgerechnet, was deren Bewilligung kosten würde und das wird verglichen mit der Summe an Fördergeldern, die zur Verfügung steht. Meist reicht das Geld nur für einen Bruchteil der Anträge. Spätestens dann wird bestimmt, welche Forschung man bevorzugt und welche nicht. Da gibt es auch Trends und Moden, die man als Antragsteller natürlich auszunutzen versucht. Im negativen Fall bekommt man von der Förderorganisation einen freundlichen Brief des Inhaltes, daß das beantragte Projekt zwar für förderungswürdig gehalten werde, aufgrund begrenzter Fördermittel allerdings leider abgelehnt wurde. Die Ablehnungsquote liegt in meinem Bereich, je nachdem an welche Organisation man sich wendet, so zwischen 50% und 95%. Der Wettbewerb ist also beinhart. Entscheidungen müssen getroffen werden, und eine Entscheidung für eine Forschungsrichtung ist immer auch eine Entscheidung gegen drei andere.


    Ich nehme mal an, daß das bei der NASA (Budget 2016: 19 Milliarden USD) und bei der ESA (Budget 2016: 5,25 Milliarden Euro) so ähnlich läuft. Die werden ihr Geld wohl nicht einfach unter die Leute werfen.


    Die Gelder, die unsereins so beantragt, sind wirklich die sprichwörtlichen Peanuts. Im Vergleich dazu sind die Summen, die die Naturwissenschaftler im Bewilligungsfall einstreichen, gewaltig (von den Medizinern ganz zu schweigen). 1 Milliarde Euro für ein Teleskop! Und wenn einem dann mal wieder ein Antrag über 70.000 Euro, obwohl positiv begutachtet, aus Budgetgründen abgelehnt wurde, und gleichzeitig erfährt man, daß gerade 600 Millionen Euro an Fördergeldern auf der Marsoberfläche zerschellt sind, oder daß 220 Millionen Euro in einer Felsspalte auf Tschuri verschwunden sind, dann kommt man selbst als Sternfreund ins Grübeln.


    Je teurer die Projekte werden, desto politischer werden auch die Entscheidungen darüber, weil die Kosten jedes vorgegebene Budget sprengen. Die in jüngster Zeit zu beobachtende Liaison der NASA mit Hollywood dient meines Erachtens dem Zweck, gesellschaftliche Akzeptanz für eine bemannte Marsmission zu schaffen. Entscheiden werden darüber letzlich Politiker, und da sie wiedergewählt werden wollen, müssen sie auf ihre Wähler hören, die alle den „Marsianer“ gesehen haben und daher wissen, daß es auf jeden Fall ein happy end gibt.


    Übrigens: Wenn wir von jedem Erdbewohner 100 Euro verlangen würden, wären die Kosten für eine bemannte Marsmission voraussichtlich gedeckt. Ist das jetzt teuer oder billig?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Günther,
    ich kann deine Frage erstmal verstehen. Die Menschheit gibt viel sogar sehr viel Geld für Forschung aus. Zunächst denkt man,
    dass dieses Geld besser gebraucht werden kann. Jetzt stellen wir uns aber mal vor, Menschen hätten nicht mit Pilzen experimentiert oder mit Kautschuk oder mit Dampf.
    Wir hätten keinen Wohlstand, keine moderne Medizin, keine Autos, usw. Vielleicht ist es mit diesem Hintergrund leichter zu verstehen, warum man Geld für Forschung benötigt. Nämlich einfach, damit sich unsere Spezies weiterentwickelt und ihre Neugier befriedigt. Natürlich werden Milliarden von Euro vielleicht sinnlos versenkt. Aber das ist das Risiko der Wissenschaft. Die Vorteile überwiegen aber deutlich.

  • Hallo,
    gemerkt hab ich es schon, aber es stört mich nicht.
    Um an das Argument anzuknüpfen, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen: Gibt es z. B. für das VLT(I) eine - für Laien verständliche - Gegenüberstellung von dem, was man sich davon erwartet hat und dem, was erreicht werden konnte?
    Gruß
    Stefan

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