C11 - Kollimation

  • Nach längerer Wartezeit traf vor einigen Tagen endlich mein C11 ein.
    Der Carbontubus ist mit 12.4kg etwas leichter als die Aluminiumvariante. Die Befestigung auf der NewAtlux wurde mit einer Baader Prismenschiene bewerkstelligt, da auch andere GP montierende Systeme verwendet werden sollen.



    Die Kollimation des C11s, über die man im Internet/newsgroups mitunter Horrorstories liest, wurde mit der line-of-sight methode bewerkstelligt. Damit versucht man die Spiegel und die Spiegelbilder der Blenden konzentrisch auszurichten. Ein C11 bietet hierzu "nur" die Möglichkeit, den Fangspiegel über drei Kreuzschrauben zu justieren. Eine Lageveränderung erreicht man durch das Lösen/Anziehen einer Schraube und die entgegenrichtete Bewegung der zwei gegenüberliegenden Schrauben. Hier genügen Drehungen von 5..10 Grad, um den Fangspiegel deutlich zu versetzen.


    Da diese Justage ein Hantieren mit einem Schraubenzieher dicht vor der Schmidtplatte bedeutet, ist Vorsicht geboten. Die älteren C11 Tuben haben hier Imbusschrauben, was aber auch nicht wirklich besser ist.


    Da ich von diesem Problem wusste, habe ich mir aus den USA sogenannte Bob Knobs bestellt (klappte sehr gut via PayPal). Diese Rändelschrauben ersetzen die Kreuzschrauben und haben den grossen Vorteil, dass man sie mit den Fingern, also werkzeugfrei bedienen kann. Diese Dinger sind eine Riesenerleichterung. Bei der Bestellung ist nur darauf zu achten, sie nicht über Zwischenhändler zu beziehen, das diese aus den 15$ mal eben 35$ machen!



    Zur Justage empfiehlt es sich, zu zweit zu arbeiten. Eine Person stellt sich 5 Meter vor den Tubus auf und blickt "einäugig" entlang der optischen Achse. Die zweite Person dreht die Knobs und nach 1..2 Minuten ist alles eingestellt.



    Diese Justage kann man auch allein durchführen, dann dauert es natürlich wg. des Hin-und-Herlaufens etwas länger. Es ist ratsam, das C11 auf den hellen Himmel blicken zu lassen, damit die Spiegelbilder hell erscheinen und sich von den dunklen Blenden deutlich absetzen.


    Trotz starkem Dunst und durchziehenden Wolken konnte ich am Abend die Justierung am Stern überprüfen. Das Ergebnis war wunderbar. Ein erster Blick durchs Okular zeigt einen defokussierten Stern als kreisrunde helle Scheibe mit einem dunklen Kreis, der Abschattung durch den Fangspiegel. Das Bild war exakt konzentrisch. Was auffiel, war das Tubus Seeing, das Schlieren erzeugte, die das runde Gesamtbild immer wieder deformierte. Und das obwohl der Tubus zur Aussenluft nur wenige Grad Temperaturdifferenz aufwies. Als ich eine Isomatte über den Tubus zog, konnte man mitverfolgen, wie die Seeing immer besser wurde.


    Ich habe dann ein kurzbrennweitiges Okular gewählt und die Sternabbildung intra/extrafokal betrachtet. Sehr schön, ein deutlicher Beugungsring, nicht deformiert, keine Fransen.


    Obwohl schon die ersten Schneeflocken tanzten, musste ich noch kurz auf Jupiter schwenken. Im Sucher war er schon mit einem Dunsthalo umgeben, aber der Anblick durchs C11 entschädigte. Die Wolkenbänder waren gut zu sehen, und an den Polkappen konnte man weitere Farbunterschiede erkennen. Die Monde zeigten ausserdem klare Grössenunterschiede - da kann man sich ja auf besseres Wetter freuen [:)]


    Michael

  • ersteinmal herzlichen Dank für diesen Beitrag!
    Er wird hoffentlich vielen C11-Besitzern nützen.
    Trotzdem ein paar Anmerkungen:


    01. Bevor man mit der4 Justage beginnt, sollte man auf die richtige
    Temperierung achten: Tubus senkrecht auskühlen lassen, ist ganz
    wichtig. Erst wenn das System ausgekühlt ist, stimmt die Justage
    wirklich, sonst verändert sich das wieder!
    02. Man schaut sich in einem kurzbrennweitigen Okular die defokussier-
    ten Sternscheibchen an. Dort, wo der Ring eine Verdickung aufweist,
    dort dreht man an der entsprechenden Stellschraube nach rechts,
    feinfühlig bitte. Natürlich prüft man das sowohl intra- wie extra-
    fokal. Mögliche Assymetrien muß man vermitteln. Falls Shiftig
    vorliegt, immer von einer Seite her fokussieren, auch nach der
    Justage.


    Am genauesten wird eine Justage natürlich am Planspiegel. Die Geräte
    sind aber recht justierstabil.


    Viel Erfolg und Freude mit dem Gerät, ich habe hier ein baugleiches
    und bin sehr zufrieden.


    Wolfgang Rohr

  • ... ich kann wolfgang rohr nur beipflichten.


    das direkte beobachten des tubusseeings ist wirklich "beeindruckend". bei sct's ist die temperierung das a und o einer guten justage. die "heizkörperfolie" sollte fast schon zur grundausstattung gehören.


    michael

  • Hallo Michael,
    Glückwunsch zu Deinem schönen C11! Die von Dir beschriebene (ich glaube, so ist sie auch in der Anleitung der Bonsknobs geschildert) Kollimationsmethode ist als erster Anhaltspunkt sicher gut. Die Feinjustage sollte aber dann doch am Stern (möglichst bis hinauf zu 500fach) erfolgen. Dank der ausreichend großen Rändelschrauben ist das dann aber auch keine "Horrorstory" mehr, Bedingung: kein Tubusseeing mehr & gutes seeing.
    Viel Spaß damit & freundliche Grüße: Uwe (zufriedener C11-Besitzer)

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