Meine selbstgebaute astronomische Uhr

  • Hallo zusammen,
    ich bin gebeten worden, hier über meine selbstgebaute astronomische Uhr zu berichten.


    Dann fang ich mal damit an. Hier zuerst einmal eine allgemeine Beschreibung.
    - Die Uhr besteht aus einem elliptischen Gehäuse mit den Maßen 90 x 50 x 12 cm (H x B x T).
    - Sie zeigt oben die aktuelle Mondphase, die mit einer sich drehenden Kugel dargestellt wird.
    - In der Mitte befindet sich ein Astrolabium mit Zeigern für Sonne, Mond, Mondknoten und den sichtbaren Planeten (Merkur bis Saturn). Unter den Zeigern befindet sich eine transparente Scheibe mit 240 Sternen in 30 Sternzeichen, der Ekliptik mit Sternzeichen und dem Zeiger für die Sternzeit. Das Ziffernblatt enthält die Längen- und Breitengrade in 5°-Schritten, die Bögen für die bürgerliche, die nautische und die astronomische Dämmerung, die Temporalen Stunden und die astrologischen Häuser.
    - Unten im Uhrgehäuse habe ich noch eine DCF77-gesteuerte Uhr eingebaut.
    - Oben links im Gehäuse ist ein LC-Display mit Tastatur ausschwenkbar angebracht. Damit können eine Menge zusätzlicher astronomischer Daten angezeigt werden und auch ein beliebiges Datum mit Uhrzeit eingeben werden, für das dann die astronomischen Anzeigen erfolgen.



    Alle Anzeigen in der astronomischen Uhr werden über Schrittmotoren, die über eine Platine von einem Mikrocomputer (C-Control II) angesteuert werden, bewegt. Zwischen den Schrittmotoren und den Anzeigen sind noch Untersetzungsgetriebe eingebaut, damit die Schrittweiten der Zeiger sehr klein bleiben.


    So, ich glaube, für den Anfang reicht das. Fragen beantworte ich gerne.
    Hier die ersten beiden Fotos:



    Ganze Uhr



    Astrolabium


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  • Wow!!
    Das ist ja ein schickes Teil! Respekt!
    Mit Sternzeichen meinst du bestimmt die Namen der Sternbilder.
    Und die vielen Zeiger stören sich nicht gegenseitig,bzw. laufen alle ohne zu Verklemmen?
    Wie bist du denn auf die Idee gekommen, so was zu bauen?
    Ich hab so etwas noch nie gesehen!


    Begeisterte Grüße
    Armin

  • Die Uhr läuft schon störungsfrei seit über 10 Jahren, die Zeiger laufen sauber aneinander vorbei.
    Auf die Idee bin ich gekommen, weil mich die astronomischen Uhren aus dem Mittelalter immer faszinierten. Mein Tipp, schau Dir mal eine Beschreibung der Uhr von Baldewein an.
    Und, der Begriff Sternzeichen ist schon richtig, es sind diejenigen, die Astrologen verwenden und schon deutlich gegen die entsprechenden Sternbilder verschoben sind.



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  • Hallo Dieter,
    wegen den "Sternzeichen" frage ich deshalb, weil es laut Astrologie nur 12 davon gibt, die den ursprünglichen, damaligen, auf der Ekliptik liegenden Sternbildern, entsprachen und denen Tierkreiszeichen zugeordnet wurden.
    Du schreibst von 30 Sternzeichen, jedoch ist z.B. der Orion oder Große Hund kein Sternzeichen. Sternzeichen ist ja nur eine willkürliche Zusammensetzung der Wörter STERNbild und TierkreisZEICHEN.
    Dies nur als Information am Rande.
    Viele Grüße
    Armin

  • Moin Dieter!


    &gt; Und, der Begriff Sternzeichen ist schon richtig, es sind diejenigen, die Astrologen verwenden


    Nö, auch bei den Astrologen gibt es keine "Sternzeichen", aber vielleicht in Horoskopen der gängigen Boulevardzeitschriften.
    Es gibt 88 <i>Stern</i>bilder und 12 Tierkreis<i>zeichen</i>, das war's. "Sternzeichen" ist eine vermurkste Zusammenziehung dieser beider Begriffe.

  • Ja, entschuldigt. Dass ich den falschen Begriff auch für die Sternbilder benutzt habe, das habe ich doch glatt übersehen.
    Aber ich muss zugeben, ich bin schon überrascht, dass dieser erste Beitrag von mir eine Diskussion über Sternzeichen und die Verwendung in Horoskopen auslöst.
    Ich hatte vor, hier noch eine Menge Einzelheiten der Uhr zu erläutern, aber das spare ich mir jetzt wohl besser.


    Dieter



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  • Hallo Dieter,
    ich wollte keine Diskussion über Astrologie auslösen, sondern nur die Begrifflichkeiten richtigstellen um Verwechslungen auszuschließen.
    Das sollte kein Angriff meinerseits sein!
    Es wäre schade, wenn du jetzt nichts mehr über das schöne Gerät schreibst!
    Also...ich hoffe du meldest dich wieder[;)]

  • Hallo Dieter,


    erst einmal meinen tiefen Respekt vor deiner Leistung, eine solche Kombination aus Astronomie, Mechanik und Elektronik anzufertigen. Sie hat mich sofort an die Astronomische Uhr in Prag erinnert, die vor etwas über 600 Jahren angefertigt wurde und vor der ich oft und staunend gestanden habe. Ich hänge sie hier einfach mal dran:





    Mich würde interessieren, an welchem Tag du das Foto gemacht hast, damit ich etwas zielgerichteter versuchen kann, sie zu verstehen und auch zu lesen.


    Und bitte - lass dich nicht davon erschrecken, dass jemand ein Stichwort aufnimmt und es detalliert diskutiert und dabei den eigentlichen Gegenstand, um den es gehen sollte, aus den Augen zu verlieren scheint. Das passiert hier halt dann und wann, das sollte man niemandem übel nehmen.


    Und dem Rest der Gemeinde sei gesagt, dass es bei älteren Herrschaften (ich denke, ich darf das so sagen, Dieter und ich scheinen vom selben Jahrgang zu sein) ab und zu mal vorkommt, dass man das nächste Wort schreiben möchte, dann aber plötzlich ein anderes dasteht, weil man schon an das nächste gedacht hat, ohne es zu bemerken.


    Dieter, ich bin hier schon länger dabei, aber an eine solche Uhr wie deine kann ich mich nicht erinnern. Allein deshalb solltest du weiter darüber berichten.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Ich auch (noch) ältere Herrschaft (68), beobachtender Astronom und Freund mechanischer Uhren finde diese astronomische Uhr auch großartig und bitte um weitere Einzelheiten

  • Hallo Dieter!<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Aber ich muss zugeben, ich bin schon überrascht, dass dieser erste Beitrag von mir eine Diskussion über Sternzeichen und die Verwendung in Horoskopen auslöst.
    Ich hatte vor, hier noch eine Menge Einzelheiten der Uhr zu erläutern, aber das spare ich mir jetzt wohl besser.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Bitte schreibe ruhig weiter! Dein Selbstbau verdient hier alle Achtung und ist ein sehr interessantes und wertvolles Thema! Mich interessiert vor allem die Steuerung. Werden die Planetenpositionen vorher berechnet oder läuft alles über mechanische Untersetzungen?


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Hallo Sternenfreunde,
    danke für den Beistand, aber ich glaube, es geht noch. Auch wenn ich die 60 längst überschritten habe.


    Zur astronomischen Uhr in Prag:
    Die unterscheidet sich von meiner durch die Konstruktion des Ziffernblattes (dem Tympanon). Es ist eine stereographische Nord-Projektion, bei meiner ist es eine stereographische Süd-Projektion.
    Außerdem zeigt die Uhr in Prag nur die Sonne, den Mond und den Ekliptikkreis mit Sternzeit an. Bei mir sind noch die Planeten Merkur bis Saturn und der Mondknoten zu sehen. Die Ekliptik ist auf einer transparenten Scheibe gedruckt, auf dem dann noch die besagten Sternbilder und der Pfeil für die Sternzeit zu sehen ist.


    Zur Steuerung:
    Die Uhr wird von einem Mikroprozessor gesteuert, der über einen DCF77-Empfänger die genaue Zeit, das Datum und das Winter-/Sommerzeitflag einliest. Mit diesen Daten berechnet das von mir geschriebene Programm im Minutentakt die Positionen aller Zeiger, der Mondphase und der Sternenscheibe. Die Abweichung liegt bei einer Bogenminute. Am Beginn der neuen Minute wird dann jeder Schrittmotor einzeln angesteuert. Dafür habe ich noch eine Elektronik gebaut, die den jeweils anzusteuernden Motor auswählt und den erforderlichen Strom zur Verfügung stellt. Die Zahnraduntersetzung ist so gewählt, dass die Auflösung pro Schritt 1/4 Grad beträgt.
    Bei Ausfall der Netzversorgung wird zuerst ein Programm gestartet, das alle Anzeigen mittels Laserlichtschranken in eine Startposition bringt. Dann wird das Datum und die Zeit eigelesen und die Anzeigen werden erneut in die richtige Position gebracht. Auch die Ansteuerung der Laser und der Fototransistoren ist auf der Elektronikplatine untergebracht. Ein Stromausfall ist somit überhaupt kein Problem für die Uhr.


    So das war's für heute, beim nächsten mal berichte ich über die zusätzlichen Anzeigen, die im LC-Display dargestellt werden.


    Dieter


    <font color="yellow">wiederhergestellt nach Löschung</font id="yellow">

  • Ach ja, die Aufnahmen meiner Uhr sind vom 1. Mai 2010. Der Sonnenzeiger schneidet die Ekliptik an der Stelle, die zehn Tage nach dem Beginn des Sternzeichens Stier liegt.


    <font color="yellow">wiederhergestellt nach Löschung</font id="yellow">

  • Hallo Dieter,


    Das ist eine hochspannende Uhr. Dass Du das alles selbst gebaut hat nötigt mir höchsten Respekt ab.
    Ich bin Uhrmacher, deshalb interessiert mich das Thema natürlich ganz besonders, insbesondere die technische Ausführung.


    Wie hast Du das Zeigerwerk realisiert? Ich vermute mal, es handelt sich um sieben Rohre und eine Achse, die ineinander laufen und unten einzelne Zahnscheiben haben, in die die Motoren oder Getriebe eingreifen. Wie hast Du die gelagert? Und wie sieht die Konstruktion der Antriebe hinter dem Zifferblatt aus? Hast Du davon ein Bild?
    Hast Du die Zahnräder selbst hergestellt oder konntest Du auf fertige Getriebe zurück greifen?


    Aus welchen Materialien bestehen die Zeiger und das Zifferblatt? Hast Du die Druckvorlage selbst erstellt? Und die goldene Kugel oben, ist das eine Mondphasenanzeige mit einer halb schwarzen Kugel?


    Ich finde die Uhr toll und auch das Design gefällt mir. Selbstgebaute Teleskope sehen wir hier ja oft genug. Aber so etwas ausgefallenes und so toll ausgeführtes ist mir wirklich neu.


    Beeindruckt:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    zur Erläuterung mal hier eine Konstruktionszeichnung mit der Unter-Ziffernblatt-Anzeige, einmal als Draufsicht und einmal von der Seite. Dann noch ein Bild von der Uhr, als sie sich noch im Bau befand. Da bekommst Du einen Eindruck wie sie von innen aussieht.


    Die neun ineinander geschachtelten Achsen waren mal eine Teleskopantenne, die ich entsprechend gekürzt habe. Innerhalb der Rohre sind Metallfolien eingebracht, um das Spiel zu verringern. Oben und unten wird die ganze Konstruktion durch je ein Kugellager gehalten. Die Zahnräder habe ich als Rohlinge gekauft und sie entsprechend bearbeitet. Sie mussten in der Dicke verringert werden, sie wurden gespeicht und die Zähne habe ich nachgeschliffen.


    Die Zeiger bestehen aus Aluminium. Die Vorlage hierfür habe ich mit einem CAD-Programm erstellt, danach wurden sie mit einem Laser ausgeschnitten. Dann habe ich sie vernickelt, versilbert und schließlich vergoldet.


    Das Ziffernblatt und natürlich auch die Sternenscheibe habe ich erst einmal berechnet, dann mit CAD gezeichnet und dann ausgedruckt, das Ziffernblatt auf Karton und die Sternenscheibe auf Plexiglas. Die Mondphasenkugel besteht aus einer hohlen Messingkugel, die ich auf einer Hälfte geschwärzt habe.




    Noch weitere Fragen? Bitte stellen.


    Dieter


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  • Hallo Dieter,


    mir klappt auch gerade die Kinnlade runter! Tschuldige die Ausdrucksweise, aber das ist ein echt ungewöhnlicher Selbstbau für die Szene.
    Ich hab zunächst an eine Sternzeituhr gedacht oder so was beim Überfliegen der Thread Titel Seite.


    Ein paar Fragen, eher organisatorisch/logistisch hätte ich auch:


    - Wie lange hast Du für das Projekt gebraucht? Planung/Konzeption/Zeichnungen und Fertigung/Montage
    - Und in was programmiert?


    Und dumm gefragt, warum ist der Mondknoten so wichtig, wegen der Finsternisse?


    Warte gespannt auf die Beschreibung des Displays :-).


    schönen Dank und Gruß,
    Walter


    PS: Ach ja - Herzlich Willkommen bei uns im Forum! Und beobachtest Du auch mit Teleskop?

  • Dieter,


    wenn ich noch was fragen kann. Mit was bearbeitest Du das Messing? Hab da neulich was bohren wollen mit so Hausmittelchen, das scheint unheimlich gut zu gleiten, so daß man Mühe hat spanabhebend zu bearbeiten. Hast Du einen Spezial Bohrer, Säge, Feilen verwendet?

  • Hallo Dieter,


    Respekt! Was für eine Uhr! Klasse!
    Vielen Dank für`s Zeigen!


    Viele Grüße,
    Andreas


    Nachtrag: Mich würde interessieren, wie das montierte Radwerk aussieht.

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