Webcam oder DSLR für Astrofotografie?

  • Hallo Freunde der wolkenlosen Nacht,


    ich möchte gern in die Astrofotografie einsteigen und möglichst Einsteigerfehler vermeiden. Ich habe mich im Netz ein bisschen belesen und stehe jetzt vor der Entscheidung: Webcam oder DSLR?
    So wie ich es verstanden nimmt eine Webcam lange Bildserien auf, während man mit einer DSLR mehrere langzeitbelichtete Einzelaufnahmen macht. Beide Varianten werden dann über eine Software gestackt. Hab ich das so richtig verstanden? Wenn ja, bedeutet dass das Nachführen bei einer Webcam einfacher ist, und mit einer DSLR schwieriger, weil es sehr präzise sein muss?
    Ich besitze übrigens ein 8" Newton auf einer NEQ6.


    Vielen Dank im Voraus,
    Daniel.

  • Hallo Daniel,


    mit einer Webcam hast du erst mal nur einen erheblich kleineren Bildausschnitt weil da ja auch ein deutlich kleinerer Chip verbaut ist. Großflächige Aufnahmen sind damit nicht möglich.


    Mit einer Webcam oder den "besseren" kleinen Astrovideokameras wie z.B. der ASI120 nimmt man Filme auf um z.B. daraus Einzelbilder der Planeten, des Mondes oder der Sonne zu machen. Dabei arbeitet man mit sehr kurzen Belichtungszeiten der einzelnen Frames dieses Videos.


    Bei solchen kurzen Belichtungszeiten hast du aber bei Deepsky nichts auf dem Chip. Einige User nutzen hier "kurze" Belichtungszeiten im Bereich größer 1s. Das dann auch teils nicht mehr als Video sondern als Einzelbilder.


    Bezüglich Nachführung- die muss auch bei vielen kurzbelichteten Einzelbildern weitgehend passen, ohne dieses würde die Stacking-SW auch Probleme bekommen.


    Gruß
    Stefan

  • Danke Stefan für die Antwort. Das hilft mir schon mal weiter.


    Ich hab aber gleich ne neue Frage. ;)
    Angenommen ich hätte ne Canon EOS 1100da für Deepsky Aufnahmen und ne ASI120 für Planeten....bräuchte ich da für jede Kamera eine andere Leitrohr-Guidingcam Kombination?

  • Hi Daniel,


    Kurzfassung: Kauf eine "Planetenkamera"; welche am geeignetsten wäre, müsste man noch erörtern.


    Langfassung: Es kommt darauf an, was dich interessiert. 'Planetenkameras' können naturgemäß Planeten sehr gut, aber ein wenig geht auch bei sehr hellen und kleinen DS-Objekten, wie z.B. Kugelsternhäufen. Manche Freaks machen damit auch noch weitaus mehr - aber das ist dann Kunst, die von Können kommt.
    Eine DSLR kann dagegen ausschließlich Langzeitbelichtungen [ja, theoretisch können einige auch pixelgerechtes Video, aber von der Qualität weit hinter einer uralten Webcam]. Damit kann man auch gut einsteigen, so ein Body kostet ja nicht viel. Gebraucht gehen astromodifizierte Bodys bei rund 200€ los, also fast geschenkt. Dann benötigt man aber noch geeignete Optiken. Vielleicht kannst Du auf dem Gebrauchtmarkt etwas interessantes entdecken, aber neu kosten gute Optiken etwa 500€ aufwärts. Also Optiken, die keinen Autoguider benötigen. MIT Autoguider stünden dir natürlich auch auch Apos oder dein Newton zzgl. Komakorrektor offen. Lustigerweise sind diese 'Planetenkameras' gleichzeitig Autoguider.
    Fazit: Wenn Du ein paar brauchbare Objektive bis 300mm hast, leg mit einer DSLR los und kauf dir später mal einen Autoguider für längere Brennweiten mit deinem Teleskop. Falls Du keine Objektive hast und die 'für Tagsüber' eh nicht anschaffen möchtest, dann kauf zuerst den Autoguider und nimm damit Planeten etc. auf.


    cs
    Jürgen

  • Hi Daniel,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Timi74</i>
    <br />Danke Stefan für die Antwort. Das hilft mir schon mal weiter.


    Ich hab aber gleich ne neue Frage. ;)
    Angenommen ich hätte ne Canon EOS 1100da für Deepsky Aufnahmen und ne ASI120 für Planeten....bräuchte ich da für jede Kamera eine andere Leitrohr-Guidingcam Kombination?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Für Planeten ist kein Guiding nötig und soweit aus der Bewerbung erkennbar hat die ASI120 einen ST4-Ausgang, damit könntest du diese also zum Guiden für Deepskyaufnahmen mit der DSLR nutzen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Daniel,


    guter Hinweis von Pascal und direkt im Vergleich ein Beitrag von mir, wo es um Aufnahmen vom Mond mit der ASI 120MC geht. http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=205944


    Was die Kaufentscheidung bei Dir mit beeinflussen sollte, ist die Tatsache, dass Du bei der ASI (oder anderen Planetenkameras) immer auch einen Rechner / Laptop benötigst, dafür aber weniger Zubehör. Bei einer DSLR kannst Du selbstredend ohne Rechner Fotos generieren, aber da benötigst Du so manchen Adapter (T2, etc....).


    Dann kommt noch dazu, dass Du bei Langzeitbelichtungen via DSLR eine ziemlich genau eingenordete Montierung benötigst und ab einer gewissen Belichtungszeit, diese dann auch geguidet. Da kommen dann immer mehr Kosten auf Dich zu. Die ASI verkraftet bei Mond-, Planetenaufnahmen, eine nicht perfekt eingenordete Montierung immer noch sehr gut.


    Wenn Dir also ein Laptop zur Verfügung steht, dann würde ich an Deiner Stelle mit der ASI http://www.teleskop-express.de…---Wetter---Deep-Sky.html oder etwas vergleichbaren beginnen und dann später nachrüsten, so habe ich es auch gemacht.


    Ich würde Dir auch noch gerne wärmstens folgendes Buch empfehlen: http://www.teleskop-express.de…und-Praxis---mit-DVD.html
    Nach dieser Lektüre weisst Du genau was Du möchtest und wie alles funktioniert :)


    In diesem Sinne, frohes Experimentieren,
    Sven

  • Danke Sven.


    Die ASI120 MC hatte ich ja auf meiner Liste. Die könnte ich dann als Planetenkamera oder als Guidingcam nutzen. Mit der DSLR bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich tendiere für eine Canon EOS 80D unmodifiziert. Ich möchte auch eine gute Kamera für normale Fotografie haben. Und die Ergebnisse mit nicht modifizierten DSLR´s finde ich gar nicht schlecht. Wenn ich will kann ich mir später immer noch eine zulegen.
    Kann mir jemand sagen wie ich herausbekommen was das passende Leitrohr für die Kombination 80D und ASI120 MC (als Gidingkamera) ist? Ich hab mal gelesen da gibt es ein Formel zur Berechnung aber die hab ich nicht verstanden, will es aber gern verstehen.

  • Hallo Daniel,


    eine 80d ist natürlich nicht gerade das günstigste Modell, aber auf jeden Fall eine sehr gute qualitative Wahl bei DSLR Kameras :)
    Mit der ASI liegt man für Planeten und Mond wirklich nicht falsch für den Preis. Das macht halt einfach Spaß, Aufnahmen mit ihr zu generieren und im nachhinein zu bearbeiten.


    Beim Guider kann ich Dir leider keine Infos geben, finde es aber auch interessant zu erfahren.


    Beste Grüße,
    Sven

  • Hallo Daniel,


    Guiding? Ganz einfach: Die Auflösung pro Pixel (X) entspricht in etwa der 206fachen Pixelgröße (p) in µm geteilt durch die Brennweite des Teleskops (f) in mm. Nimmst du also eine DSLR mit 4,3µm Pixeln an einem 80er ED mit 480mm Brennweite, dann bekommst du eine Auflösung von (206*4,3)/480 = 1,85"/Pixel. Mindestens die gleiche Auflösung solltest du mit deinem Leitrohr erreichen, besser höher. Wenn du also die ASI120MC mit den 3,75µm Pixeln nimmst, dann brauchst du ein Leitrohr mit mindestens (206*3,75)/1,85 = 418mm Brennweite.
    So weit zur Theorie, die Praxis sieht anders aus, da viele Guiderlösungen mitlerweile subpixelgenau arbeiten, so dass du durchaus mit einem 8x50Sucher und MGEN ein Teleskop mit 1.000 Brennweite nachführen kannst.


    Ich nutze z.B. ein 80/400 FH als Leitrohr und guide damit mein ACF bei voller Brennweite von 2.000mmm, also in deinem Fall würde ich mir keinen all zu großen Kopf machen sondern eher darauf achten, dass das Leitrohr ein recht schnelles Öffnungsverhältnis hat und keine all zu hohe Brennweite.

  • Hallo Markus,


    genau diese Formel meine ich. Bin gerade am Recherchieren welche Pixelgröße die Canon EOS 80D hat. Bin dabei auf 14,1µm² gestoßen. Muss ich davon noch die Wurzel ziehen? Also 3,75?


    Danke und Gruß, Daniel.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Timi74</i>
    <br />Hallo Markus,


    genau diese Formel meine ich. Bin gerade am Recherchieren welche Pixelgröße die Canon EOS 80D hat. Bin dabei auf 14,1µm² gestoßen. Muss ich davon noch die Wurzel ziehen? Also 3,75?


    Danke und Gruß, Daniel.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja!


    Sensor ist ein CMOS 22.3mm x14.9mm
    Dieser hat 24.2 Megapixel
    Die Pixelgröße beträgt 3.72µm
     
    Auflösungen ist (JPEG oder RAW)
    6000x3368(16:9) = max
    6000x4000(3:2)
    5328x4000(4:3)
    4000x4000(1:1)


    Gruß & CS
    Svend

  • Hallo Daniel,


    noch ein Tip zum Guiding mit ASI120....


    Hast du einen geradsichtigen 8x50 Sucher?
    (Wie Stefan schon erwähnte geht das auch!)


    Wenn ja wären dies hier ja eine einfache/günstige Lösung um die ASI daran zu adaptieren (falls du es noch nicht entdeckt hast):


    Wenn TS/GSO/Maede Sucher:
    http://www.teleskop-express.de…-Meade---Autoguiding.html


    Man muss ja nicht gleich ein ganzes Leitrohr etz. anschaffen,
    wenn schon etwas einfaches zu 80% für den Anfang vorhanden sein sollte.
    Aufrüßten für teuer Geld kannst du immer noch wenn du Erfahrung hast und weist was du willst/brauchst [:)]
    Für den Anfang reicht das so locker und du hast nur 27,- Euro (+Versand) zusätzlich investiert.


    Übrigens hat die ASI120MC ja ein T2 Gewinde und einen Chip Abstand von 14mm
    (also &lt; 20mm wie für den obigen Adapter gefordert).
    Also keine Sorge deshalb; das passt.


    Ich hab auch eine ASI120MC und mach damit alles mögliche.
    Auch bischen helle Deepsky Objekte(Ringnebel, Hantelnebel, usw) gehen damit ohne weiters für den Anfang auch ohne Guiding.
    Für erste Gehversuche brauchst du nicht gleich ´ne teure DSLR.


    Mit dem der ASI120 mitgelieferten 2,1mm/150° Objektiv hat man auch eine Menge Spaß auf normalem Fotostativ.


    Und das optional erhältliche ASI CS-Objektiv 2,8 mm - 12 mm, 1:1,4
    ist auch toll (würde ich gleich mit bestellen...bei dem Preis [;)] )


    http://www.teleskop-express.de…-8-mm---12-mm--1-1-4.html


    Kann ich nur empfehlen (z.B. für Meteoraufnahmen klasse.)


    Also:
    ASI besorgen (u.U. auch gleich noch das CS Objektiv dazu)
    FireCapture runterladen und Spaß haben.
    Der Rest ergibt sich.... EBV ist ein Thema für sich [:o)]
    Aber wir sind ja auch noch hier [:D]


    Gruß & CS
    Svend

  • Hallo zusammen,


    danke für die Tipps Svend. Also die ASI120MC steht bei mir mittlerweile auch schon auf dem Wunschzettel.


    Daniel, ich habe mir für erste Gehversuche im DeepSky bereich jetzt eine gebrauchte Astromodifizierte Canon 1100D geholt. Die bekommt man immer mal wieder auf dem Gebracuhtmarkt für ca. 200 Euro. Bei der 1000 Serie von Canon hat man zwar weniger Megapixel, dafür aber größere Pixel und dadurch ein ganz gutes Signal-Rausch-Verhältnis. Soll heißen, dass diese Serie garnicht so schlecht geeignet ist und eine günstige alternative für die Astrofotografie.


    Viele Grüße Pascal

  • Hallo zusammen,


    da die ASI120 einen CS Anschluss hat, passen mit Adapter (für 3€ bei eBay) auch Objektive mit C-Mount.
    Die gibt es in vielen Varianten mit teils sehr hoher Lichtstärke und Qualität gebraucht zu kaufen.
    Früher wurde dieser Anschluss für Fernseh- und 16mm-Kameras genutzt :)


    Einfach mal schauen. Der Adapter von CS- auf C-Mount ist rein mechanisch. Er ist nur ein Zwischenring der den Abstand der Objektive um 5,026mm erhöht.


    Ich möchte mir ein solches Objektiv holen und die Kamera dann bei Aufnahmen durch das Teleskop mitlaufen lassen (als Piggyback).
    Klar die Auflösung ist nicht die Wucht. Aber Aufwand, Gewicht und Kosten sind überschaubar. Zumal ich den Laptop eh zum Guiden brauche.


    Viel Grüße
    Michael

  • Wow so viele Antworten. :) Habt alle Dank.


    Ich habe als Sucher noch das SW Standardteil. Das ist ja glaube ich auch ein 8x50. Passt der Adapter da auch?
    Kann mir das gar nicht vorstellen.

  • (==&gt;) Sho:


    <i>"Warum eine Farbkamera?"</i>


    Weil man als Anfänger in der Astrofotografie sich damit viel leichter tut.
    Schwarz/Weiß ist zwar (vierfach?!) empfindlicher und somit auch als Guiding Cam noch besser geeignet,
    um einen Leitstern zu finden, wenn dieser nicht so Lichtstark ist,
    aber der Aufwand bei Aufnahmen als "Planeten Cam" ist unweit höher.
    Die LRGB´s müssen dann ja alle mit Farbfiltern einzeln nacheinander aufgenommen werden,
    was wiederum längere Aufnahmezeit und mehr Technik bedeutet.
    Die EBV ist dadurch auch viel aufwändiger.
    + eben die zusätzlichen kosten für LRGB Filtersatz, am besten auch Filterrad, etz. pp.
    Und durch die nun längere Gesamtaufnahmezeit musst du dann an z.B. Jupiter auch noch alles derotieren.
    Usw.
    Das möchtest du dir zu Anfang nicht antun; glaub mir. [B)]
    Farbcam ist schon viel einfacher. Erst lernt man gehen, dann laufen.


    (==&gt;)Daniel:


    <i>"Ich habe als Sucher noch das SW Standardteil. Das ist ja glaube ich auch ein 8x50. Passt der Adapter da auch?
    Kann mir das gar nicht vorstellen."</i>


    Nein, das tut er nicht.
    Wie auf der Seite zum verlinkten Adapter auch steht (und ich bereits schrieb) nur an TS/GSO/Maede 8x50 Sucher.
    Schau noch mal auf die Seite; da steht ein Hinweis dass er nicht für Skywatcher passt.
    Aber auch ein Verweis für passenden!


    (==&gt;)Wynnie:
    Das ja mal ein guter Tipp mit dem CS zu C Mount Adapter.
    Hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm.
    Es eröffnet ja ganz andere Möglichkeiten der Brennweitenwahl [:D]
    Allerdings macht das Nacharbeiten mit der Gewindelänge etwas Kopfzerbrechen. [|)]
    Aber es kommt ja auch auf die CAM an.
    Wie ist der der Chipabstand deiner QHY5?
    Und weist du noch wie viel Gewinde dran glauben musste?


    Gruß & CS
    Svend



    Edit: Fragen auf kursive Darstellung gestellt.

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