servus miteinander,
am letzten langen Wochenende vor dem Feiertag (Allerheiligen) war für mich Premiere: zum ersten Mal bin ich sowohl mit meiner Flatfield-Kamera als auch mit meinem 14.5“ Dobson zum Beobachten gewesen. Somit konnte ich visuell beobachten, während der MGEN treu meine Aufnahmen nachführte.
Ich bin etwas später weggekommen als ich geplant hatte, dennoch war die Nacht ja sehr lang, da erst kurz nach Neumond.
Beim ersten Blick an den Himmel war klar, dass es keine so gute Nacht wie im September geben würde – irgendwie lag noch eine Dunstschicht über mir, trotz der Höhe von 1100m, und obwohl im Flachland der Nebel bereits waberte und viel Licht gerade aus dem Münchener Raum wegschlucken würde.
Während ich noch aufbaute, tauchten auf der Straße weiter unten Lichter und Geräusche auf. Trotzdem es bereits stockfinstre Nacht und auch spürbar kühl war, kamen mal wieder Wanderer den Berg hoch. Und das bedeutet mittlerweile: Lichterflut ohne Ende. Denn heutzutage sind ja Stirnlampen für Wanderer dank der LED-Technik heller als früher ganze Flutlichter für Fußpilzstadien. Glücklicherweise waren sie bereits bei mir, bevor ich mit Aufbauen fertig war, und ließen sich auf den Handel ein: kein Licht gegen Durchs-Fernrohr-schauen.
Nachdem die erste Aufnahmeserie endlich lief, konnte ich den Dobson aufbauen und loslegen. Als ich dann die Sternatlanten und meine Beobachtungsnotizen samt Deep-Sky-Kataloge auspackte, entwickelte sich ein neuer Merksatz für die Zukunft. Er lautet: Leitz-Ordner muss man vor dem Einpacken auf Inhalt überprüfen. Ich hatte nämlich vom Schreibtisch meinen Ordner mit dem NGC-Katalog eingepackt. Beim Auspacken war’s aber nicht der NGC, sondern die gesammelten Schulaufgaben meiner Frau (Lehrerin) in den letzten 5 Jahren. Somit konnte ich zwar mir geometrische Tüftelaufgaben anschauen, wusste aber nicht, wie hell meine Objekte sein sollen. Aber irgendwie ging‘s dann doch.
Erste Objekte waren dann für die vom Berggipfel wieder zurückkommenden Wanderer (ohne Licht) M 15, h + chi Per, Andromedanebel samt Begleiter und der noch tief stehende Orion-Nebel.
Als die Nachtwanderer ins Tal abgezogen waren, legte ich los.
Erste Objekte waren nahe dem südöstlichen Eck der Andromeda mit Eta And:
- NGC 304: recht schwach, ziemlich klein, rund, mit sehr hellem sternförmigen Kern
- NGC 280: schwach, klein, rund, leicht helleres Zentrum; nahe einem schwachen Stern.
- NGC 326 (schon in den Fischen): schwach, klein, rund, etwas hellerer Kern, steht zwischen 3 recht hellen Sternen.
- NGC 354: schwach, klein, rund, sehr heller, sternförmiger Kern; ein Stern 13m steht am westlichen Rand der Galaxie; ein Stern 12m ist 2‘ östlich.
Dann schwenkte ich etwas höher in das Sternbild Dreieck. Dort hatte ich in der letzten Neumondperiode eine interessante Objektgruppe aufgenommen, die ich zwar schon fast komplett gesehen hatte (mit meinem alten C8!), aber diesmal hatte ich ja den 14-Zöller. Vor 5 Wochen hatte ich diese Gruppe auch fotografiert:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=201737
- Cr 21: hübscher Sternhaufen im Dreieck, nur Insidern bekannt; leitete mich zu einer Galaxiengruppe, deswegen war er mein Ausgangsobjekt dorthin. Der Sternhaufen ist links unten auf der Aufnahme zu sehen. Ziemlich hell, recht klein, aber sternreicher Eindruck; 13 Sterne 7m und schwächer.
- NGC 684: schwach, klein, sehr länglich, mit recht hellem Kern. Etwa ein halbes Grad über Cr 21 gelegen.
- Ein Schwenk weiter nach Westen bringt mich zur Doppelgalaxie NGC 672/IC 1727. NGC 672 ist recht schwach, ziemlich groß, sehr länglich, und recht hell im Zentrum. IC 1727 ist etwas südwestlich davon, deutlich schwächer, aber kaum kleiner, ebenfalls deutlich länglich, aber diffus ohne zentrale Aufhellung. Ein toller Anblick !
Weiter ging es im Widder:
- NGC 722: der kleine Bruder von „Mirachs Geist“; sitzt 5‘ südlich vom hellen Stern Beta Ari, und ist nur zu erkennen, wenn der Stern aus dem Gesichtsfeld gestellt wird. Dann wird die schwache, kleine Galaxie sichtbar
- UGC 1275: ziemlich schwach, recht klein, leicht länglich, diffus.
- NGC 606: ziemlich schwach, klein, leicht länglich, etwas hellerer Kern, ein Stern 9m steht 4‘ nördlich.
- NGC 575: schwach, recht klein, rund; im Halo sind 2 sternförmige Kondensationen oder Sterne zu erkennen.
- NGC 925: ist das zweite Fotoobjekt der Nacht; im Fernrohr recht hell, sehr groß, deutlich länglich, etwas aufgehelltes Zentrum, mit zwei Sternen im nördlichen Teil des Halos. Die Aufnahme:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=202978
Dann ging ich in den Perseus, um zwei Gasnebel aufzusuchen:
- IC 348: schwacher Gasnebel knapp südlich omikron Per, als leichte Aufhellung um eine Gruppe hellerer Sterne sichtbar; ziemlich schwach, recht groß, diffus
Weiter östlich, knapp nördlich Zeta Per:
- NGC 1465: schwach, ziemlich klein, rund, sehr helles Zentrum
Dann kommen zwei Planetarische Nebel dran, die mich beide überrascht hatten, denn sie waren einfach zu sehen.
- IC 2003: ziemlich hell, klein, rund, helle Scheibe, nahe an einem Stern gelegen
-IC 351: zwei Grad nordwestlich von IC 2003 gelegen; hab ich lange gesucht, bis mir das „matschige“ Sternchen aufgefallen ist. Ebenfalls recht hell, klein, rund, scheibenförmig. Seltsam, dass diese beiden Objekte den NGC-Beobachtern nicht aufgefallen waren, so hell wie sie sind.
Der nächste Planetarische fiel dann deutlich größer aus:
- NGC 1514: im Stier gelegen; ziemlich schwach ohne Filter, aber sehr groß für einen Planetarischen, rund, deutlich strukturiert mit helleren und schwächeren Gebieten im Nebel; im Nebel erscheinen 2 Knoten nördlich und südlich des deutlich sichtbaren Zentralsterns; OIII-Filter bringt eine deutliche Verbesserung.
- Nochmals westlich geschwenkt zu NGC 1333, der bereits angesprochene zweite Nebel im Perseus: sehr schwach, recht groß, diffus, mit hellem Stern in der Mitte; der Südteil des Nebels ist der hellste Teil
Als nächstes kam eine Galaxiengruppe am nördlichen Rand des Walfischs, die mir bisher immer entgangen war:
- NGC 1024: schwach, klein, länglich, etwas helleres Zentrum
- NGC 1029: schwach, klein, länglich, sehr heller sternförmiger Kern
- NGC 1028: extrem schwach, klein, rund, diffus; habe ich lange gesucht, bis ich sie gefunden hatte.
- NGC 1044: schwach, klein, länglich (die längliche Form kommt durch eine Begleitgalaxie zustande; NGC 1044 ist selbst rund), etwas hellerer Kern
- NGC 1046: ziemlich schwach, ziemlich klein, rund, etwas helleres Zentrum
- NGC 997: ziemlich schwach, klein, rund oder vielleicht auch leicht länglich (schwer zu sagen), etwas helleres Zentrum; ein Stern 9m steht 1‘ südlich
- NGC 998: sehr schwach, ziemlich klein, rund, etwas helleres Zentrum
- NGC 1026: schwach, klein, rund, recht helles Zentrum
- NGC 1107: schwach, recht klein, leicht länglich, sehr heller Kern
- NGC 975: schwach, ziemlich klein, rund, sehr heller Kern
- NGC 1116: sehr schwach, ziemlich klein, möglicherweise länglich?, recht helles Zentrum
- NGC 1115: extrem schwach, sehr klein, rund; hab ich bestimmt 5 Minuten gesucht, bis ich sie sicher gesehen hatte
- NGC 1117: sehr schwach, ziemlich klein, rund, dicht dran sitzt ein Sternchen (dachte ich), bis ich die Vergleichsaufnahme im DSS sah: das ist die Galaxie UGC 2337 ! Diese erschien jedoch sternförmig, und ich habe sie nicht als Galaxie erkannt.
Dann wollte ich einige Objekte im hohen Norden aufsuchen:
- NGC 40: Planetarischer Nebel im Cepheus, sehr nördlich gelegen; ziemlich hell, einfach zu finden, recht klein, rund, heller Zentralstern; das Zentrum ist nicht gleichförmig hell, sondern zeigt Hell-/Dunkel-Unterschiede
- NGC 188: Offener Sternhaufen, nicht weit vom Polarstern gelegen; recht schwach, groß, extrem sternreich: bestimmt 200 schwache Sterne; toller Anblick !
Auf dem Weg zur nächsten Galaxie lag „zufällig“
- NGC 2403: recht hell, sehr groß, länglich, etwas helleres Zentrum; ungleichmäßig helles Erscheinungsbild, aber ohne Spiralarm; im Galaxienhalo liegt der Knoten NGC 2404, etwas nordöstlich des Zentrums: recht hell, klein, rund
- NGC 2366: ziemlich schwach, sehr groß, sehr länglich, unregelmäßig hell
- NGC 2363: recht hell, klein, rund, etwas helleres Zentrum; dieses Objekt ist ebenfalls ein Gasknoten in der helleren Galaxie
- NGC 2600: recht schwach, recht klein, rund, etwas helleres Zentrum, oder auch mit stellaren Konzentrationen?, ein Stern 8m steht östlich
Ein Blick an den Himmel zeigte, wie weit die Zeit fortgeschritten war. Der Orion stand hoch im Süden. Ein kurzer Schwenk auf den Orionnebel: wie immer umwerfend, stark strukturiert; was mir aber heute sofort auffiel: das Trapez besteht aus 6 Sternen ! So deutlich hab ich dies noch nicht gesehen…..
Ein weiterer Schwenk brachte mich tief in den Süden, ins Sternbild Taube:
- NGC 2090: recht schwach, recht klein, länglich, diffus, mit einem sehr schwachen Stern nördlich. Stand halt bei -34° Deklination…
Den Abschluss machten dann zwei Sternhaufen, die wirklich tief standen:
- NGC 2298: Kugelsternhaufen im Puppis; recht hell, recht klein, rund, nur leicht aufgelöst/körnig. Deklination: -36°
- Collinder 140: der war noch südlicher, und zog genau entlang der Kante des Breitensteins (der Berg südlich von mir) entlang. Was für ein Anblick: die Bergkante, einzelne Bäume, und genau darüber dieser große Sternhaufen! Und der ist nicht irgendwie geformt, sondern sieht wie die südliche Variante des Kleiderbügel-Haufens Collinder 399 aus: sehr hell, sehr groß, recht sternreich, mit hellen Sternen.
Ein würdiger Abschluss dieser tollen Nacht, die um 4 Uhr morgens für mich endete.
Stefan
