Erster Versuch: Am Newton Tau verhindern

  • Gestern konnte ich zum ersten mal meine Ausrüstung kurz (AZ-EQ6 und 200/1000 Newton) testen.


    Nachdem ich die Montierung grob nach Norden ausgerichtet hatte, konnte ich bei einsetzender Dämmerung den Polarstern im Polsucher erkennen. Der Polarstern wurde dann entsprechend der Skala ausgerichtet und das Allignment an den Sternen ausgeführt. Die angefahrenen Sterne waren auch schon im Gesichtsfeld zu sehen und mussten nur minimal mit der Steuerung ausgerichtet werden.


    Alles in allem hat es gut geklappt. Was mir aber nach einsetzender Dunkelheit und Absinken der Temperaturen zu schaffen machte, war die starke Taubildung am Teleskop. Gegen halb 9 war alles mit Tauwasser bedeckt, so dass eine Beobachtung nicht mehr möglich war.


    Ich denke, der Tag war einfach schlecht gewählt?!
    (Wetter war die letzten Tage regnerisch und kalt) Gibt es Möglichkeiten dem entgegenzuwirken?


    Viele Grüße
    Chris



    <font color="limegreen">Betreff "Erster Versuch" erweitert, damit auch sachdienliche Hinweise kommen. Bitte um klingende Überschriften. Stathis</font id="limegreen">

  • Hallo Chris,


    erstmal schön, dass mit deinem Equipment alles gut geklappt hat!
    Da ist man auch gleich besser drauf, als wenn man von einem Problem zum nächsten stolpert. [:)]


    Seltsam, dass sich noch niemand von den "alten Hasen" auf deinen Hilferuf gemeldet hat.
    Werd deshalb mal den Anfang machen...


    Zurzeit ist das Wetter wirklich etwas sehr feucht und da kann einem schon die gute Laune vergehen.
    Aber es gibt für deinen Fall Taukappen, mit denen du deinen Tubus verlängern kannst.
    Verschiedene Heizbänder.
    Heizungen für den Sekundärspiegel.
    Es gibt auch Möglichkeiten, um den Hauptspiegel zu belüften.
    Mit einem Föhn kann man seine Okulare und den Sekundärspiegel trocknen und nachträglichen Tau für ein Weilchen unterdrücken bzw abwehren.


    Mit einer Taukappe ist man bei Newtons meistens schon ganz gut bedient, was Tauschutz angeht, weil die optischen Elemente durch den Tubus schon gut geschützt liegen.
    Es sei denn du hast stark Richtung Zenit beobachtet. Dann hilft die auch nicht so viel und du musst einen "aktiveren" Tauschutz einsetzen.

  • Hy Kai,


    danke dir für deine Antwort.
    Gestern war der Himmel das erste mal seit ca. 1 Woche etwas aufgelockert. Musste daher unbedingt alles testen. Jetzt habe ich das auch mit dem Alignment und Polausrichtung verstanden.. Nur Theorie ist auch nix ;)


    Zum Thema... Ja eine Taukappe werde ich mir wohl basteln. Gibt es eine grobe Formel für die Länge?
    Nächste mal nehme ich auch einen Föhn mit raus... Was wohl meine Frau dazu sagt ;)



    Gruß
    Chris

  • Hi Chris,


    Du beobachtest also im Garten? Dann geht das schon mit dem Fön, aber pass mit der Verlängerung und den Steckdosen auf, außerdem mit der Nässe allgemein (Fön ins Grass fallen lassen) - das verträgt sich meist nicht mit der Gesundheit!


    Hier lief mal ein Thread von mir zum Thema, letztes Jahr:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=190181


    Bisher war ich allerdings noch nicht unter starkem Taubefall. Aber es geht ja erst los mit der nassen Jahreszeit. Erfahrungsgemäß ist es am schlimmsten wenn es ein/zwei Tage zuvor noch geregnet hat. Auf Teleskoptreffen wurde auf Tauschutzverlängerungen aus Isomatte oder Moosgummi geschworen. Ich glaube so 1,5x Tubusdurchmesser.


    Gruß,
    Walter

  • Danke Walter!
    Genau ich beobachte im eigenen Garten / Feld in ländlicher Gegend.
    Moosgummi habe ich auch schon favorisiert. Lässt sich gut verarbeiten und hat eine isolierende Wirkung.


    Gruß
    Chris

  • Moin,
    es gibt Wetterlagen, da wird das Teleskop von außen klatschnass, dass es tropft. Na und ... wichtig ist, dass die Spiegel/Linsen trocken bleiben. Du hast einen 200er f/5 Newton.
    Mit einem Fön kommst Du aber nicht richtig an die Spiegelflächen. Meine Erfahrung ist, dass vorher aber Sucher/Telrad und Okulare beschlagen, bevor mein 8-Zöller zutaut.


    Erste Maßnahme: Nimm einen Sonnenschirm und schütze Deinen Arbeitstisch, wo der Okularkoffer etc. liegt. Im Garten alternativ den Sonnenschutz am Haus ausfahren ... Die Logik dahinter nenne ich "Prinzip Carport". Jede Art von Dach vermindert die Wärmeabstrahlung nach oben (in den klaren Himmel), Gegenstände kühlen langsamer ab und bleiben länger über dem Taupunkt. Selbst unterm Baum ist es besser (so langer der Blätter hat).


    Reicht das nicht, dann Okulare in die warme Wohnung/Garage stellen und nie offen am Teleskop (Okularhalter) abstellen ... Jackentasche am Körper ist besser.


    Telrad bei Nichtbenutzung einfach mit einem Zewa-Wischdings abdecken bzw. trockenwischen. Ich hab an meinem einen U-Bügel am Korpus, der in diesen Fällen das Zewa-Blatt hält, wenn ich das andere Ende übers Glas hinweg in das Guck-Dreieck knuddele.


    Weitergehende Maßnahmen erfordern Bastelei:
    Lüfter, Isolierung des Tubus, Fangspiegel-Isolierung/Heizung.


    und ...
    Fangspiegel (FS) neigen am Newton immer dann zum Zutauen, wenn sie rückseitig "offen" sind. Die GSO-/Galaxy-Dobson verbauen ja so Plastikgehäuse, in der die FS gehalten werden. Die tauen meist nicht zu, weil die zum Himmel zeigende Rückseite inkl. Rand dann isoliert ist. Direkt geklebte FS etc. sind dagegen oft nackt. Denen hilft oftmals schon ein 2mm-Moosgummi/Neopren-Jäckchen. Alternativ/zusätzlich eine Heizung oder Fön.


    Und manchmal hilft auch Geduld ... man wartet die erste Tauwelle ab und später in der Nacht wirds oft wieder besser.


    Nachtrag:
    Taubildung am Teleskop und am Zubehör ist ein difiziler Wettlauf aus Luftfeuchtigkeit und Wärmegleichgewicht der Teile.
    Bauteile verlieren Wärme unter die Lufttemperatur wegen Abstrahlung gen Himmel (sprich bei klarem Himmel gen Weltraum). Gen Boden ist die Abstrahlung dagegen eher im Gleichgewicht, denn der Boden strahlt selbst seine Wärme zum Bauteil, welcher sie von dort aufnimmt. Unterhalb der Lufttemperatur nimmt das Bauteil wiederum Wärme durch Kontakt mit der Luft wieder auf. Ohne Wind ist das oft zu wenig. Ergebnis: Das Bauteil ist kühler als die Luft, wird bei hoher Luftfeuchtigkeit zur Kältefalle und wird nass.


    Gegenmaßnahmen verfolgen verschiedene Ziele: Minderung des Wärmetransports zur Bauteiloberfläche (vornehmlich die zum Himmel zeigenden Flächen) durch Isolierung. Minderung der Abstrahlung indem man die Sicht des Bauteils zum Himmel verkleinert. Erhöhung der Luftbewegung, die unterkühlte Flächen wieder aufwärmt. Schaffung von Kältefallen, an der die Luftfeuchtigkeit auskondensiert, bevor sie die Optik trifft (findet z.B. im Tubus statt, wenn der Spiegel ein Tick wärmer ist, als der Tubus). Da geht es oft um Bruchteile eines Grads.


    Gruß

  • Hallo,


    alles was Kalle schreibt kann ich nur bestätigen!


    Dazu meine Erfahrungen der letzten Jahre von meiner G2-Seite, bei denen ich auch was über meinen Umgang mit Feuchtigkeit berichtete.


    Es gab mal eine Firma Astro Spiegel Optik Honigsee, die mit Schlierenfotografie die Qualität ihrer Spiegel auf Messen vorführte,
    dort habe ich auf dem Stand bei der Fotokina, mal einen 200mm Spiegel unter den Strahlenverlauf stellen lassen!
    Dort war dann diese "Luftlinse" die sich in Form wie eine Kerzenflamme darstellte sichtbar! ist also eine Tatsache!


    Die könnte man seitwärts wegsaugen, wird aber dann nur verbogen, ( ist also nicht besser als von hinten ) bis der Spiegel nichts mehr an Wärme nachliefert!
    Also heißt es doch, herstellen des thermischen Gleichgewichts des ganzen Tubus mit allen enthaltenen Teilen ist das wichtigste,
    dabei brauchen große dichte Teile, die längste Zeit, also Spiegel und Metallteile!


    Macht man das Waagerecht wird es unregelmäßig zwischen Tubusunter,- und Tubusoberseite geschehen!
    Stellt man den Tubus, wie schon genannt senkrecht, ist beste Temperaturanpassung möglich!
    Dem Spiegel kann man durch absaugen helfen, das schneller zuerreichen nach ca. 15 -30 Min, die Metallteile sind dann schon längst fertig!


    Beim Newton ist absaugen nach unten besser, da die kalte Luft von Weltraum sowieso nach unten fällt und man sonst dagegen anblasen muss! Man Zieht sich so, auch nicht noch extra Bodenfeuchtigkeit in den Tubus!


    Für einen geschlossenen SC ist es sowieso am besten, wenn Er Himmelwärts auskühlt natürlich mit leichter Taukappe, das verhindert die Nasen im defokussiertem Bild, wenn nicht von hinten abgesaugt wird brauch das eben mehr Zeit, ist bei frühem Aufbau, aber kein wirklicher Grund, das SC System als hierin Nachteilig zu bewerten!


    Bei Metalltuben in der kalten Jahreszeiten nach der Temperaturanpassung Isoliermantel ( aus Auto Sonnenschutz - Isomatten ) anlegen!


    Carbotuben in Sandwichs - Bauweise besonders Refraktoren, brauchen bei auch fast so lange wie ein SC!


    <font color="limegreen">Ich ziehe beim SC und Newton immer noch ein Tuch oder die Tubusmütze über die Frontöffnung, wenn am Abend noch zuviel Feuchtigkeit nach unten fällt, so bleibt die Schmidtplatte und Fangspiegel wasserfrei!


    An den wirklich Taunassen Herbsttagen bei vorher gutem Sonnenschein, stelle ich die Teleskope nur mit einer großen Stoffabdeckung raus, bis um ca. 21 - 22 Uhr alle Festigkeit, nach merklichem Temperaturabfall heruntergekommen ist!


    Und um diese Zeit sind auch Beobachtungen bei erträglicher Durchsicht erst richtig möglich!


    Danach habe ich keine wassertriefende Teleskope oder Montierungen, sonder nur ein Tuch ( hergestellt aus Bettbezug ) für den Trockner, dass nach der Beobachtung, nun wieder trocken gut zum wegpacken dient!


    Ich nahm dazu einen Plumeau oder Steppdecken Bezug, daraus konnte man gleich 2 Teleskopbezügen nähen, die unten an der Säule
    zugezogen werden können!
    Das ersparte zusätzlich Näharbeit, um aus einen großem Tuch erst einen Sack zu nähen und man kann Diese mit Reißverschluss versehen, so kann man einen Bezug sogar auch an der Montierung beim Betrieb belassen! </font id="limegreen">


    So ausgerüstet ist mein C8, das meist genutzte Teleskop, auch wenn ich mit dem 12" Dobson daneben, nach Allem nur damit sichtbarem schaue, alle Beobachtungen im Newton, die auch im C8 gehen können dort automatisch nachgeführt, entspannter beobachtet werden!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

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