Erdbeben auf Astroaufnahme

  • Hallo miteinander,


    ich bin gerade etwas betroffen. Habe die Nacht die Fotomaschinerie durchlaufen lassen und sichte morgens die Lights. Da fallen mir drei Light Frames mit extrem verwackelten Sternen auf, so als hätte jemand gegen die Montierung gestoßen. Beim Frühstück im Radio höre ich dann die Nachricht vom schweren Erdbeben in Mittelitalien. Zunächst habe ich noch nicht geschaltet, aber dann schwante mir etwas. Und tatsächlich: meine verwackelten Aufnahmen stammen zwischen 3.36 Uhr und 3.45 Uhr. Das Erdbeben in Italien fand um 3.30 Uhr statt. Bremen liegt etwa 2.000 Km entfernt. Bei einer Geschwindigkeit der Erdbebenwellen von ca. 5000 m/s kommt die Uhrzeit 3.36 Uhr genau hin. Ich bin absolut baff, dass ein Ereignis in so großer Entfernung hier in Norddeutschland eine Astroaufmahme beeinflussen kann. Die Erschütterungen müssen auch hier recht stark gewesen sein, um solche Verwackler zu produzieren.
    Hat von euch vielleicht noch jemand in der Nacht ein ähnliches Phänomen beobachtet? Die Nacht war ja bundesweit recht klar, da hat doch bestimmt noch jemand fotografiert.


    Viele Grüße
    Jens

  • Hallo Jens,
    ich halte das durchaus für plausibel. Hast du eine mobile Montierung verwendet oder war die fest irgendwo verbaut?
    Ich denke letzterer Fall sollte für Stöße bei einem Erdbeben empfindlicher sein.
    Welche Brennweite hast du verwendet?
    Grüße, Markus

  • Hmmm...
    ...zwar nicht um die genannte Zeit, aber kurz nach Mitternacht hatte ich in einer Aufnahme Dreifachsterne, wie ich sie sonst nieeee habe.
    Dachte es wäre eine Wolke gewesen. Da war aber keine...

  • Hallo Jens,
    ich kann mir das schon vorstellen. Das Fenrohr mit der Kamera ist schwer und träge. Durch die lange Brennweite ist die Anordnung auch auf leichte "Erdstöße" sehr empfindlich.


    zu
    ###############
    ie Erschütterungen müssen auch hier recht stark gewesen sein, um solche Verwackler zu produzieren.
    ################
    Stark genug jedenfalls. Ein leichtes Schwingen der Anordnung reicht da vermutlich schon.
    Ich hab das schon zweimal erlebt, dass der schwere Monitor ganz leicht zu schwingen begonnen hat. Einige Kollegen haben nichts bemerkt und ein paar schon. Das waren die Ausläufer eines Bebens.


    Ganz anders war es 1976. Damals war das Erdbeben in Oberitalien und war in München sehr deutlich zu spüren und zu sehen. Die Lampen haben begonnen hin- und herzuschwingen. Leider kann ich nichts zum heutigen Erdbeben in Bayern sagen, da ich zu der Zeit geschlafen hab.
    Servus,
    Roland

  • Moin Jens,
    auf meinen Aufnahmen mit dem TS65Q ist nichts zu erkennen, alle Bilder zu dem Zeitpunkt sind perfekt. Allerdings ist die Brennweite auch deutlich kürzer und er steht auf der EQ6 mehr als Bombenfest. Da stört nicht mal die Nachbarskatze die sich an den Beinen reibt.
    Vielleicht kann man ja irgendwie an Daten von deutschen Seismographen bekommen?


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">er steht auf der EQ6 mehr als Bombenfest.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dass ist ja gerade die Vorraussetzung [:D].

  • Moin Hans,
    das glaube ich nicht, wenn da ein Ruck durchgeht wackelt es vielleicht kurz aber es schwingt nichts nach(&lt;1sec) und den kurzen Ausreiser wird man bei F/6.5 und Iso200 nicht sehen. Ein Erdbeben das die kombination merklich beeinflusst wird man deutlicher merken.
    Interesant wären die Guiding Daten von meinem M-Gen, leider habe ich die nicht aufzeichnen lassen [:(]


    Gruß
    Stefan

  • Hm... Ich hatte ja auch nur den FSQ85 mit 450mm laufen. Meine EQ8 sitzt auf einer Betonsäule 1 m tief im Boden in einem Betonfundament. Wenn der Erdboden wackelt, dann könnte das schon übertragen werden. Aber die Wackler in den drei Bildern sind dermaßen groß, dass es schon einen sehr ordentlichen Stoß gegeben haben muss. Die Montierung und das Guiding lief seit 23 Uhr problemlos durch und auch nach dem Ereignis noch etwa 30 Minuten, bevor die Anlage automatisch abgeschaltet wurde. Sowohl davor als auch danach waren keine Störungen aufgetreten. Bei mir steht alles in einer abgeschlossenen Warte, zudem gibt es eine Kamera mit Bewegungsmelder. Da war also niemand der die Wackler manuell verursacht haben könnte. Mein Wolkensensor hat auch keine durchziehenden Wolken gemessen, die das Guiding durcheinandergebracht haben könnten.


    Viele Grüße
    Jens

  • Wenn von einem weit entfernten Erdbeben Schwingungen beobachtet werden, so ist das nicht ruckartig, sondern über mehrere Minuten schwingt der Boden ganz langsam hin und her. Die Auslenkungen dürften in N-Deutschland irgendwo bei einigen µm bis mehrere 10µm gewesen sein.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">schwingt der Boden ganz langsam hin und her.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Recht hast Du, Toni.
    Ich liebe es, wenn Leute hier ihren Senf dazugeben müssen, die keine Ahnung haben. Aber er hatte ja auch gesagt: "...das glaube ich nicht..."
    Nun ja, wer nicht weiß muss alles glauben.[:D]

  • Hallo,
    die Erdbeben, die ich in Bayern erlebt hab, waren nicht ruckartig. Zumindest hab ich keinen Ruck bemerkt sondern nur, dass beim 76ger Beben Lampen usw. wie von Geisterhand zu schwingen begonnen haben.
    Bei einer langbrennweitigen Aufnahmen hätte man da bestimmt auch deutlich etwas gesehen, wenn die Erde sich bewegt. Das war das starke Beben von 1976 in Friaul. Die letzten Beben waren deutlich schwächer und ich hab es am Computermonitor gesehen oder am Bürosessel, dass der leicht und minimal zum schwingen angefangen hat. Auch das hätte man bei einer langbrennweitigen Aufnahme gesehen.


    Das heutige Beben könnte natürlich anders gewesen sein. Wie auch immer, ich halte es für realistisch, dass man das bei einer Aufnahme merken kann. Gott sei Dank war das Beben weit weg.


    Viele Grüße,
    Roland

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Hallo,
    die Erdbeben, die ich in Bayern erlebt hab, waren nicht ruckartig. Zumindest hab ich keinen Ruck bemerkt sondern nur, dass beim 76ger Beben Lampen usw. wie von Geisterhand zu schwingen begonnen haben.
    Viele Grüße,
    Roland
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. ICh war 9 Jahre Alt und wir saßen zu der Zeit im Wohnzimmer, als ganz leicht die Weingläser im Schrank zu klirren angefangen hatten, und die Hängelampe leicht ins schwingen kam.



    Je weiter man weg ist von einem Epizentrum, umso Langwelliger werden die Schwingungen. Das wie in einem See, in dem man einen Stein wirft.
    Die wellen werden immer Flacher und langwelliger.
    Ich kann mir das gut vorstellen, dass man das auf den Bildern sieht.
    Und je fester die Montierung mit dem Boden verbunden ist, je weniger Schwingung kann Sie Dämpfen.
    Also ein Turm der in sich selber nicht schwingen kann, nimmt die Volle Bodenschwingung auf, ein Turm der Schwingen kann merkt sowas kaum weil er Dämpfend ist.


    Gruß Jogi

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Jogi</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Hallo,
    die Erdbeben, die ich in Bayern erlebt hab, waren nicht ruckartig. Zumindest hab ich keinen Ruck bemerkt sondern nur, dass beim 76ger Beben Lampen usw. wie von Geisterhand zu schwingen begonnen haben.
    Viele Grüße,
    Roland
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. ICh war 9 Jahre Alt und wir saßen zu der Zeit im Wohnzimmer, als ganz leicht die Weingläser im Schrank zu klirren angefangen hatten, und die Hängelampe leicht ins schwingen kam.



    Je weiter man weg ist von einem Epizentrum, umso Langwelliger werden die Schwingungen. Das wie in einem See, in dem man einen Stein wirft.
    Die wellen werden immer Flacher und langwelliger.
    Ich kann mir das gut vorstellen, dass man das auf den Bildern sieht.
    Und je fester die Montierung mit dem Boden verbunden ist, je weniger Schwingung kann Sie Dämpfen.
    Also ein Turm der in sich selber nicht schwingen kann, nimmt die Volle Bodenschwingung auf, ein Turm der Schwingen kann merkt sowas kaum weil er Dämpfend ist.


    Gruß Jogi
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Morgen,


    das bedeutet aber auch, dass die Schwingung recht gleichmässig ist. Das sollte sich doch anders verhalten als ein "gegen-das-Stativ-stossen"?


    Ich würde gerne mal die drei Lights sehen, wenn das möglich ist.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Hallo Jogi,
    werden die Wellen in einem See, in den man einen Stein wirft, wirklich langwelliger?
    Ich bin kein Experte...ich dachte, daß nur die Amplitude, also die Höhe der Welle kleiner wird, wenn das Medium, hier Wasser, gleich bleibt.
    Bin aber wie gesagt, kein Fachmann.
    Viele Grüße
    Armin

  • Ich habe gestern Abend die Lights nochgmal gesichet und die Zeiten verglichen. Dabei bemerkte ich einen weiteren Wacklerframe so gegen 2.20 Uhr. Somit scheidet das Erdbeben wohl als Ursache definitiv aus. Nun würde mich trotzdem interessieren was die Ursache war.
    "Bewegungssensor mit Kamera", "abgeschlossene Warte"... kein Mensch oder warmblütiges Tier hat sich daran zu Schaffen gemacht, sonst hätte ich das auf Video. Wind? Vielleicht ein kurzzeitig hakendes Kabel, während sich die Monti weiterbewegte? Wir werden es wohl nie erfahren. Irgendwie bin ich aber auch erleichtert.


    Viele Grüße
    Jens

  • Hallo,
    zum Glück habe ich "Ich glaube" gesagt [:o)]
    Die beiden Erdbeben die ich hier im Reihn-Main Gebiet erlebt habe waren ruckartig, daher bin ich von einem kurzen Ruck ausgegangen.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: AS-Fan</i>
    werden die Wellen in einem See, in den man einen Stein wirft, wirklich langwelliger?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Wenn du einen unendlich langen Wellenzug hast, der aus Wellen <i>einer</i> bestimmten Wellenlänge besteht, dann behält dieser Wellenzug bei seiner Fortpflanzung stets genau diese Wellenlänge bei; er hat keinen Grund, seine Wellenlänge zu ändern. Seine <i>Fortpflanzungsgeschwindigkeit</i> hängt jedoch von der Wellenlänge ab, ist also für Wellenzüge verschiedener Wellenlänge auch verschieden.


    Wenn du einen Stein ins Wasser wirfst, dann erzeugst du eine Störung, die sich als Überlagerung vieler Wellen mit vielen verschiedenen Wellenlängen beschreiben lässt (Fourier-Zerlegung). Diese Wellen laufen um so schneller, je größer ihre Wellenlänge ist. Nachdem sich das ursprüngliche steinverursachte Chaos gelegt hat, besteht die Wellengruppe, die sich vom Ort des Einschlags entfernt, im Wesentlichen aus etwa sinusförmigen Wellen, so dass man den Verlauf der Wellenkämme bequem mit dem Auge verfolgen kann. Die schnelleren langwelligen Schwingungen laufen vorneweg, die langsameren kurzwelligen Schwingungen bilden das Schlusslicht.


    Die Gruppe als Ganzes ist jedoch eine Überlagerung all dieser Wellen. Wenn man also einen bestimmten Wellenkamm aus der Gruppe ins Auge fasst und weiterverfolgt, betrachtet man nicht eine individuelle langwellige oder kurzwellige Schwingung, sondern einen Wellenkamm, der sich aus der Überlagerung der verschiedenen, verschieden schnell laufenden Schwingungen ergibt. Rechnet man diese Überlagerung durch, stellt man fest, dass sich im Laufe der Zeit <i>von jedem</i> dieser Wellenkämme die jeweils benachbarten mehr und mehr entfernen; die Gruppe läuft auseinander. In diesem Sinne wird die laufende Welle, wenn man mit ihr mitläuft, immer langwelliger.


    Das heißt aber zunächst auch nur, dass an einem entfernten Ort zuerst die langwelligen Schwingungen eintreffen. Die kurzwelligen sind ja nach wie vor auch da, sie treffen lediglich später ein. Freilich werden die kurzwelligen Schwingungen auch stärker gedämpft, so dass nach einer Weile das Wellenpaket nur noch aus den langwelligen Komponenten ("Dünung") besteht. In diesem Sinne wird die ganze Gruppe durch Verlust der kürzeren Wellen im Laufe der Zeit ebenfalls langwelliger.


    Das obige gilt aber nur für "Schwerewellen", d.h. Wasserwellen, bei denen die Schwerkraft als "rücktreibende Kraft" wirkt, die einen Wellenberg wieder in die Wasseroberfläche zurückzieht und so die Schwingungsbewegung ermöglicht. Bei kleinen Wellen (Wellenlängen unter ca. 1 cm) dominiert die Oberflächenspannung als rücktreibende Kraft. Solche "Kapillarwellen" laufen um so schneller, je <i>kleiner</i> die Wellenlänge ist. Sie werden z.B. von Regentropfen erzeugt, und die von einem Tropfenaufprall ausgehende Wellengruppe hat daher die <i>kurzwelligen</i> Schwingungen vorneweg.


    Den Zusammenhang zwischen Wellenlänge und Fortpflanzungsgeschwindigkeit nennt man "Dispersionsrelation", und die oben beschriebenen Verhältnisse gelten für große bzw. kleine Wasserwellen. Erdbebenwellen sind (sowohl longitudinale als auch transversale) elastische Wellen eines Festkörpers, und um deren Fortpflanzung beurteilen zu können, müsste man etwas über ihre Dispersionsrelation und ihre Dämpfung wissen. Da bin ich im Augenblick überfragt.


    Tschau,
    Thomas

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