Liebe Forengemeinde,
nach längerer Abstinenz mal wieder ein kleiner Beitrag von mir. In diesem soll es weniger um das direkte Nachbeobachten oder um Objektvorschläge für die nächste Sternführung gehen. Vielmehr möchte ich versuchen aufzuzeigen, was Visuell möglich ist, wenn die Kette "Teleskop-Standort-Beobachter" ausgereizt wird. Es soll sich aber niemand davon abhalten lassen selbst Auge anzulegen.
<b>IRAS 17423-1755 "Garden sprinkler"</b>
Beim ersten Objekt handelt es sich um einen Protoplanetarischen Nebel, Gebilde also, die eine Vorstufe eines PN darstellen. Dieser hat bereits begonnen im großen Stil bipolare Auswürfe zu produzieren, die vom sterbenden Stern selbst angeleuchtet werden.
Um zu sehen, um was es geht muss man zwingend die Hubble Aufnahme zu Rate ziehen, Amateuraufnahmen fand ich zu dem Objekt keine.
Mit knapp -18° Deklination normal zu tief stehend, um für die Detektion der Details hoch genug vergrößern zu können. Bei Ausnahmeseeing un d Vergrößerungen von knapp 1200x konnte dann aber tatsächlich die Form der Zentralregion und ein Jet visuell erfasst werden. Vom gegenläufigen Jet war nur eine diffuse Aufhellung zu erahnen, kein Wunder, leuchtet dieser fast ausschließlich im Halpha und im Röntgenbereich.
27", 1172x, fst 7m0+, Seeing II (Edelweißspitze)
<hr noshade size="1">
<b>IC 1182 in Abell 2151</b>
Extragalaktische Jets sind visuell ähnlich schwierig zugänglich. Bekanntestes (und wohl auch einfachstes) Beispiel ist der Jet von M 87. Doch es gibt mehr. In Mitten des Herkules Galaxienhaufens Abell 2151 befindet sich mit IC 1182 eine aktive Seyfert Typ II Galaxie (Mrk 298), die auf Grund einer Kollision zwei schwache Jets ausstößt. Glücklicherweise (aus visueller Sicht) klumpt der östliche Jet, sodass eine Möglichkeit besteht, diesen Klumpen nachzuweisen.
Um den ganzen Jet darzustellen, ist wieder größeres Geschütz erforderlich, diesmal das VLT mit 8,2m. Aber auch auf Amateuraufnahmen (B. Hubl) ist der Jet, bzw. der Knoten zu sehen.
Visuell befindet sich der Knoten am Limit für 27", taucht aber wiederholt fürt mehrere Beobachter unabhängig auf. Nicht zu halten. Im benachbarten 36" Teleskop (Trend geht zum Zweitteleskop) ist der Knoten indirekt sicher zu halten.
27", 586x, fst 7m0+, Seeing II-III (Edelweißspitze)
<hr noshade size="1">
<b>Arp 295 (VV 34)</b>
Als letztes Objekt wieder etwas mehr für den Genussmenschen. Gezeitenschweife zwischen Galaxien treten selten auf und sind meist äußerst schwach. Bekannteste Beispiele sind hier sicher "Keenan's system" (Arp 104) oder Arp 97. Erfahrungsgemäß kann eine Sichtung nur unter möglichst perfekter Durchsicht mit möglichst großer Öffnung glücken. Kann, muss aber nicht. So war die Brücke bei Arp 104 im 48" unter sehr guter Transparenz einfach sichtbar, im 27" blieb diese bei normaler Durchsicht abstinent.
Überraschenderweise zeigte sich die Brücke und der SW Auswurf von Arp 295 (siehe Aufnahme vom Capella Team) als machbar. Zusammen mit einem Mitbeobachter konnten sogar schwache Helligkeitsunterschiede innerhalb des Schweifes herausgearbeitet werden können. Dabei zeigt sich auch hier der Schweif deutlich breiter als auf Aufnahmen.
27", 366x, fst 7m0+, Seeing III (Edelweißspitze)
Auch wenn die Objekte zugegeben etwas exotisch daherkommen, hoffe ich doch gezeigt zu haben, das die visuelle Astronomie ein sehr weites Spektrum abdecken kann.
Viele Grüße, uwe