Team Andor: M 57 - ziemlich nah dran!

  • Hallo Markus und Co,
    Theorie und Praxis sind oft weit voneinander entfernt. Ich schlage vor ihr schaut euch mal einen Stern im Lifebild an, viele Dinge sieht man sofort und viele Frager erübrigen sich dann.
    Z.B. -ein Stern wird nicht als Lichtpunkt mit gausscher Normalverteilung angezeigt. -siehst du den/die Beugungsringe, dann kannst du kaum undersampled sein. Du kannst dann aber abschätzen, wie viel du oversampled bist. Stellst du (etwas) unscharf, dann geht Licht vom zentralen Lichtpunkt in den 1. und 2. Beugungsring über, keineswegs wird das ganze unscharf. - ist das Seeing gut, so hast du mehr Licht im zentralen Lichtpunkt (Airyscheibchen), das gleiche gilt übrigens auch für Refraktoren, die haben quasi immer ein etwas besseres Seeing. Ist es schlecht, dann wirkt das wie ´unscharf gestellt´ (und das passt ja auch dann wieder) Und wenn man sich dann die Einzelbilder anschaut, dann erkennt man, dass das Licht keineswegs gleichmäßig in den Ringen verteilt ist, sondern sich in Sekundenbruchteilen ändert. Das kann man zwar mitteln (passiert bei 1 s sowieso), aber der Prozentsatz des Lichtes, das nicht im zentralen Airyscheibchen gehalten werden kann bleibt gleich. Also, der Begriff "Seeing einfrieren" muss etwas anders verstanden werden. Das selbe gilt übrigens auch für den Begriff "Lucky Imaging", denn i.d.R. ist es am besten man nutzt 100% der Bilder, zumindest bei einigermaßen gleichbleibender Qualität.
    Warum dann überhaupt Kurzzeitbelichtungen? Aus 2 Gründen: 1. keine (oder nur wenige) Montierungen laufen perfekt und es gibt außer dem Seeing noch andere Störeinflüsse, z.B. Wind, Schwingungen und das Guiden selber. (und da soll mir keiner einen Graphen zeigen, dass das Ding auf 0,5" genau geguidet hat,die Monti glaubt das, aber die Realität sieht anders aus)
    Der wichtigste Grund liegt aber im Seeing selber. Oben habe ich eine Form beschrieben, aber es gibt mindestens 2 verschiedene Auswirkungen. Ist das Sternscheibchen unscharf (s.o.), so kann ich mich dumm und dusselig belichten, da hilft nix. Zappelt es aber hin und her (die andere Form, und das kann bis zu ca. 5" betragen in 1 s), dann kann man sich freuen, denn DAS kann man mit Zeiten um 1 s und darunter einfrieren. Dummerweise mischen sich diese beiden Formen auch noch.
    Also, auf gutes Seeing warten müssen wir alle, ;)
    Soweit auf die Schnelle meine Erfahrungen. An die theor. Auflösungsgrenze sollte man dabei erst gar nicht denken, da kann man bei den Planetenfilmern die Parameter finden, und die sind noch mal etwas strenger.
    Ich kann jedem wirklich nur empfehlen sich so etwas mal anzuschauen, ganz nebenbei sieht man dann, wie stark dejustiert das Gerät ist und ob es schon richtig ausgekühlt ist, aber das ist wieder eine andere Baustelle.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo,
    man könnte auch diesbezüglich einen alten Thread von mir >>> http://www.astrotreff.de/topic…186392&SearchTerms=seeing exhumieren. Dort ist denke ich recht gut dargestellt, was das Seeing bewirkt.
    Bezüglich passendem Sampling gibt es übrigens mehrere Grundregeln. Der minimale Sterndurchmesser (FWHM) beträgt bei normalen Stacking etwa 2,5 multipliziert mit dem Sampling, also bei 1 "/Pixel Sampling schlussendlich etwa 2,5" FWHM. Dies definiert auch in etwa die Auflösung. Mit 1 "/Pixel ist man bei Kurzzeitbelichtungen mglw. schon undersampled und verschenkt Auflösung, wenn das kurzzeitige Seeing mal besser ist. Man kann diese Einschränkung auch austricksen, bspw. wenn man "Drizzelt", aber das ist ein eigenes Thema. Man sollte andereseits auch nicht zu stark "oversamplen", da sonst das wenige Licht auf zu viele Pixel verteilt wird und das Signal-Rauschverhältnis schlecht wird.
    Gruß Tino

  • Toller Beitrag Tino,
    ist mir wohl damals durch die Lappen gegangen, Danke dafür, anschaulicher geht es nicht.
    Dieses "Fähnchen" nach unten links könnte gut durch ein nicht perfekt (und das ist es eigentlich nie) ausgekühltes Gerät herrühren. Als Test könntest du mal die Lotrecht Position ermitteln.
    Ergänzend zu meinen Ausführungen noch: je nach Sampling und Seeing kann man die Beugungsringe oft nicht gut wahrnehmen z.B. hier in Tinos Bildern, also war das Seeing eher schlecht.
    Gruß,ralf

  • Hallo zusammen,


    (==>)Ralf: Wenn du schon die Planetenfilmer ansprichst... Wieso sollte ich da nicht an die theor. Auflösung meines Teleskops denken? Wenn ich diese Formel für die Brennweitenwahl bei Planetenvideos heranziehe:
    f = Pixelgröße in µm / (tan(theor. Auflösung des Teleskops in "/3600) x 500) dann lande ich bei einer theor. Auflösung des Teleskops von 0,5" und Pixeln mit 5,6µm bei einer Bildauflösung von gerade mal (gerundet) 0,25"/Pixel, liege also deutlich unter der theor. Auflösung des Teleskops und auch deutlich unter 1"/Pixel was Tino schon als grenzwertig bezeichnet hat.


    Wenn ich das jetzt mal auf mein vorh. Teleskop zurückführe, kann ich theor. 0,69" auflösen, mit 0,67x-Reducer und einer Kamera mit 5,8µm lande ich dann bei einer Auflösung von 0,9"/Pixel, was also nach Tino´s Aussage eher grenzwertig ist und im Gegensatz zu allen anderen Beispielen hier auch nicht an das theor. Auflösungsvermögen des Teleskops heranreicht. Wenn ich diese Erkenntnis richtig interpretiere, sollte eine Kamera mit 3,75µm entgegen meines Bauchgefühls doch besser geeignet sein.


    Na das Theorie und Praxis nicht immer nah beieinander liegen ist schon klar, aber ehe ich eine CCD-Kamera bestelle, versuche ich schon herauszufinden, welche technischen Parameter da zielführend sind, zumal ich im Liveview meiner DSLR die o.g. Beobachtungen auch nur bedingt nachvollziehen kann.

  • Hallo Markus,
    ja, da hast du natürlich grundsätzlich Recht. das mit der theor. Auflösungsgrenze hatte ich bezogen auf das Endergebnis, und da müsste man wirklich perfektes Seeing haben. Eine Kamera mit 3,75 µm Pixeln schadet sicher nicht, meine neue hat sogar nur 2,45 µm. Die Quanteneffizienz ist auch nicht automatisch schlechter bei kleinen Pixeln. Bei so kleinen Dimensionen spielen aber z.B. wieder andere Faktoren herein. Viele opt. Zusatz-Geräte sind nur bis etwa 5 µm korrigiert, (z.B. Reducer, Korrektoren, Barlows,) es gibt atmosphärische Refraktion und sicher auch noch weitere Störquellen. Die Planetenfilmer nutzen ja Zeiten um 30 MS und kürzer, zudem arbeiten sie i.d.R. monochrom, das ist noch mal ne ganz andere Nummer.
    Gruß,ralf

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